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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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O ja! o ja! das will ich wol,
Es soll doch euch erlaubet sein, :,:
So lang das euer Willen mag seyn.
Er nahm schön Annelein bei der Hand,
Er führt es in eine Schlafkammer lang,
Er führt es vor ein schönes Bett,
Ob es die Nacht bei ihm schlafen wölt.
Der Herzog zog aus sein goldiges Schwerdt,
Er leit es zwischen beide Herz!
Das Schwerd soll weder hauen noch schneiden,
Das Annelein soll ein Mägedli bleiben.
Ach Annelein kehr dich umher!
Nun klag mir deinen Kummer schwer',
Klag mir alles was du weist,
Was du in deinem Herzen treist.
Sag, wer ist dein Vater? Sag' wer ist deine
Mutter?
"Der Herr König ist mein Vater, Frau Königin ist
meine Mutter,
Ich hab einen Bruder heißt Mannigfalt,
Gott weiß wohl wo er umherfahrt.
Und ist dein Vater ein König,
Und ist dein Mutter eine Königinn,
Hast du einen Bruder heist Mannigfalt;
Jezt hab ich mein Schwesterlein an meiner Hand.
Und wie es Morgens Tage ward
Frau Wirthin vor die Kammer trat:
O ja! o ja! das will ich wol,
Es ſoll doch euch erlaubet ſein, :,:
So lang das euer Willen mag ſeyn.
Er nahm ſchoͤn Annelein bei der Hand,
Er fuͤhrt es in eine Schlafkammer lang,
Er fuͤhrt es vor ein ſchoͤnes Bett,
Ob es die Nacht bei ihm ſchlafen woͤlt.
Der Herzog zog aus ſein goldiges Schwerdt,
Er leit es zwiſchen beide Herz!
Das Schwerd ſoll weder hauen noch ſchneiden,
Das Annelein ſoll ein Maͤgedli bleiben.
Ach Annelein kehr dich umher!
Nun klag mir deinen Kummer ſchwer',
Klag mir alles was du weiſt,
Was du in deinem Herzen treiſt.
Sag, wer iſt dein Vater? Sag' wer iſt deine
Mutter?
„Der Herr Koͤnig iſt mein Vater, Frau Koͤnigin iſt
meine Mutter,
Ich hab einen Bruder heißt Mannigfalt,
Gott weiß wohl wo er umherfahrt.
Und iſt dein Vater ein Koͤnig,
Und iſt dein Mutter eine Koͤniginn,
Haſt du einen Bruder heiſt Mannigfalt;
Jezt hab ich mein Schweſterlein an meiner Hand.
Und wie es Morgens Tage ward
Frau Wirthin vor die Kammer trat:
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[276/0288] O ja! o ja! das will ich wol, Es ſoll doch euch erlaubet ſein, :,: So lang das euer Willen mag ſeyn. Er nahm ſchoͤn Annelein bei der Hand, Er fuͤhrt es in eine Schlafkammer lang, Er fuͤhrt es vor ein ſchoͤnes Bett, Ob es die Nacht bei ihm ſchlafen woͤlt. Der Herzog zog aus ſein goldiges Schwerdt, Er leit es zwiſchen beide Herz! Das Schwerd ſoll weder hauen noch ſchneiden, Das Annelein ſoll ein Maͤgedli bleiben. Ach Annelein kehr dich umher! Nun klag mir deinen Kummer ſchwer', Klag mir alles was du weiſt, Was du in deinem Herzen treiſt. Sag, wer iſt dein Vater? Sag' wer iſt deine Mutter? „Der Herr Koͤnig iſt mein Vater, Frau Koͤnigin iſt meine Mutter, Ich hab einen Bruder heißt Mannigfalt, Gott weiß wohl wo er umherfahrt. Und iſt dein Vater ein Koͤnig, Und iſt dein Mutter eine Koͤniginn, Haſt du einen Bruder heiſt Mannigfalt; Jezt hab ich mein Schweſterlein an meiner Hand. Und wie es Morgens Tage ward Frau Wirthin vor die Kammer trat:

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/288>, abgerufen am 19.04.2024.