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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Da es nun war die rechte Zeit,
Ein köstlich Wirtschaft war bereit,
Mit aller Sach' versehen wol,
Wie eins Fürstenhochzeit seyn soll.
Man sezt die Braut zum Tische,
Man gab ihr Wildpret und Fische,
Man schenkt ihr ein den besten Wein,
Die Braut die mocht nicht frölig seyn.
Sie mocht weder trinken noch essen,
Ihr's Unmuths konnt sie nicht vergessen,
Sie sprach: Ich wollt es wär die Zeit,
Daß mir das Bettlein würd berei't.
Das höret die übel Schwieger,
Sie redt gar bald hin wieder:
Hab ich das mein Tag nie gehört,
Das eine Braut zu Bett begehrt.
Ei schweig mein Mütterlein stille!
Hab daran kein'n Unwillen!
Sie redt es nicht aus falschem Grund,
Sie ist todtkrank zu dieser Stund.
Man leuchtet der Braut zu Bette
Vor Unmuth sie nichts red'te,
Mit brennenden Kerzen und Fakeln gut,
Sie war traurig und ungemuth.
Man leuchtet der Gräfin schlafen
Mit Rittern und mit Grafen,
Mit Ritter und mit Reitern,
Mit lauter Edelleuten.

Da es nun war die rechte Zeit,
Ein koͤſtlich Wirtſchaft war bereit,
Mit aller Sach' verſehen wol,
Wie eins Fuͤrſtenhochzeit ſeyn ſoll.
Man ſezt die Braut zum Tiſche,
Man gab ihr Wildpret und Fiſche,
Man ſchenkt ihr ein den beſten Wein,
Die Braut die mocht nicht froͤlig ſeyn.
Sie mocht weder trinken noch eſſen,
Ihr's Unmuths konnt ſie nicht vergeſſen,
Sie ſprach: Ich wollt es waͤr die Zeit,
Daß mir das Bettlein wuͤrd berei't.
Das hoͤret die uͤbel Schwieger,
Sie redt gar bald hin wieder:
Hab ich das mein Tag nie gehoͤrt,
Das eine Braut zu Bett begehrt.
Ei ſchweig mein Muͤtterlein ſtille!
Hab daran kein'n Unwillen!
Sie redt es nicht aus falſchem Grund,
Sie iſt todtkrank zu dieſer Stund.
Man leuchtet der Braut zu Bette
Vor Unmuth ſie nichts red'te,
Mit brennenden Kerzen und Fakeln gut,
Sie war traurig und ungemuth.
Man leuchtet der Graͤfin ſchlafen
Mit Rittern und mit Grafen,
Mit Ritter und mit Reitern,
Mit lauter Edelleuten.

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[291/0303] Da es nun war die rechte Zeit, Ein koͤſtlich Wirtſchaft war bereit, Mit aller Sach' verſehen wol, Wie eins Fuͤrſtenhochzeit ſeyn ſoll. Man ſezt die Braut zum Tiſche, Man gab ihr Wildpret und Fiſche, Man ſchenkt ihr ein den beſten Wein, Die Braut die mocht nicht froͤlig ſeyn. Sie mocht weder trinken noch eſſen, Ihr's Unmuths konnt ſie nicht vergeſſen, Sie ſprach: Ich wollt es waͤr die Zeit, Daß mir das Bettlein wuͤrd berei't. Das hoͤret die uͤbel Schwieger, Sie redt gar bald hin wieder: Hab ich das mein Tag nie gehoͤrt, Das eine Braut zu Bett begehrt. Ei ſchweig mein Muͤtterlein ſtille! Hab daran kein'n Unwillen! Sie redt es nicht aus falſchem Grund, Sie iſt todtkrank zu dieſer Stund. Man leuchtet der Braut zu Bette Vor Unmuth ſie nichts red'te, Mit brennenden Kerzen und Fakeln gut, Sie war traurig und ungemuth. Man leuchtet der Graͤfin ſchlafen Mit Rittern und mit Grafen, Mit Ritter und mit Reitern, Mit lauter Edelleuten.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/303>, abgerufen am 29.03.2024.