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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Die Braut ist krank, ist übel zu muth.
"Gemahli lieb Gemahli und Schatz,
Ich bitt eu um en einziges Gsatz,
Hab ich eu tödtli verwunde könnt,
Verzeihet mer das vor eurem End!"
""Gemahl, lieber Gemahl und Herr!
Bekümmeret eu do nit so sehr,
Es ist eu alles verziehe scho,
Nix Arges habet ihr mir getho.
Gemahl lieber Gemahl lond mi
Heut Nächte no ne Jungfrau sy.
Und diese Nacht alleini
Und fürderhi me keini! --
So lang mir Gott wills Lebe lo',
Für dos bin ih eu untertho. --""
-- -- -- -- --
-- -- -- -- -- -- *)
Sie kehrt si' gegen d' Wände,
Izt fallt sie schon ins Ende.
In Gott hätt sie ihrs Lebe frey.
Ist bliebe au e Jungfrau rei'.
Und wurd am Morge begrabe.
Ihr Vater wött sie begabe,
Hätt gmeint er käm zu einer Hochzeit
Izt kommt er zu einer Todenleich.
Der Vater erfraget alli Umständ,
Wie sie hai gnommen e seligs End.
Grof Friedrich sprach: "Ich armer Ma,

*) Die Sängerin, ein 76 jähriges Bauernweib, wußte sich hier einiger
Reimpaare nicht zu erinnern.

Die Braut iſt krank, iſt uͤbel zu muth.
„Gemahli lieb Gemahli und Schatz,
Ich bitt eu um en einziges Gſatz,
Hab ich eu toͤdtli verwunde koͤnnt,
Verzeihet mer das vor eurem End!“
„„Gemahl, lieber Gemahl und Herr!
Bekuͤmmeret eu do nit ſo ſehr,
Es iſt eu alles verziehe ſcho,
Nix Arges habet ihr mir getho.
Gemahl lieber Gemahl lond mi
Heut Naͤchte no ne Jungfrau ſy.
Und dieſe Nacht alleini
Und fuͤrderhi me keini! —
So lang mir Gott wills Lebe lo',
Fuͤr dos bin ih eu untertho. —““
— — — — —
— — — — — — *)
Sie kehrt ſi' gegen d' Waͤnde,
Izt fallt ſie ſchon ins Ende.
In Gott haͤtt ſie ihrs Lebe frey.
Iſt bliebe au e Jungfrau rei'.
Und wurd am Morge begrabe.
Ihr Vater woͤtt ſie begabe,
Haͤtt gmeint er kaͤm zu einer Hochzeit
Izt kommt er zu einer Todenleich.
Der Vater erfraget alli Umſtaͤnd,
Wie ſie hai gnommen e ſeligs End.
Grof Friedrich ſprach: „Ich armer Ma,

*) Die Saͤngerin, ein 76 jaͤhriges Bauernweib, wußte ſich hier einiger
Reimpaare nicht zu erinnern.
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[296/0308] Die Braut iſt krank, iſt uͤbel zu muth. „Gemahli lieb Gemahli und Schatz, Ich bitt eu um en einziges Gſatz, Hab ich eu toͤdtli verwunde koͤnnt, Verzeihet mer das vor eurem End!“ „„Gemahl, lieber Gemahl und Herr! Bekuͤmmeret eu do nit ſo ſehr, Es iſt eu alles verziehe ſcho, Nix Arges habet ihr mir getho. Gemahl lieber Gemahl lond mi Heut Naͤchte no ne Jungfrau ſy. Und dieſe Nacht alleini Und fuͤrderhi me keini! — So lang mir Gott wills Lebe lo', Fuͤr dos bin ih eu untertho. —““ — — — — — — — — — — — *) Sie kehrt ſi' gegen d' Waͤnde, Izt fallt ſie ſchon ins Ende. In Gott haͤtt ſie ihrs Lebe frey. Iſt bliebe au e Jungfrau rei'. Und wurd am Morge begrabe. Ihr Vater woͤtt ſie begabe, Haͤtt gmeint er kaͤm zu einer Hochzeit Izt kommt er zu einer Todenleich. Der Vater erfraget alli Umſtaͤnd, Wie ſie hai gnommen e ſeligs End. Grof Friedrich ſprach: „Ich armer Ma, *) Die Saͤngerin, ein 76 jaͤhriges Bauernweib, wußte ſich hier einiger Reimpaare nicht zu erinnern.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/308>, abgerufen am 19.04.2024.