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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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II. Das schwarze Pferd.
Des Junker Thedels fromme Eltern
Entschlafen sind in Gott dem Herren,
Sie liessen ihm Lotter das Haus,
Unter dem Barenberg siehts heraus.
Von ungefähr ging er einmal
Mit seinem Schreiber in das Thal,
Zur wilden Hayd, genant die Haard,
Da man viel Wildes wird gewahr,
Sie wollten Hasen, Füchse fangen,
Von Reutern bald die Felder klangen.
Der Thedel sah da viel Bekannte,
All gute Freund vom Vaterlande,
All die gestorben lange Zeit,
Er war von ihnen nicht sehr weit.
Vor ihnen reitet schwarz ein Mann,
Mit einer grossen schwarzen Fahn,
Auf einem feinen schwarzen Pferd,
Das trabt daher seltsam Geberd.
Herr Thedel war ganz unerschrocken
Die Springschnur gab und auch die Klocken
Dem Schreiber sein, zu dem er sprach:
"Stell du die Garn all fein gemach,
"Der Reiter will ich nehmen wahr,
"Ein Wunder ich vielleicht erfahr!
Im Hinterhalt er droben sah,
Fünf Reiter, kam ein Reiter nach,
Derselbe saß bey seiner Reis,
Auf einer schwarz dreybeingen Geis,
Derselbe sprach: "Gevatter mein,
II. Das ſchwarze Pferd.
Des Junker Thedels fromme Eltern
Entſchlafen ſind in Gott dem Herren,
Sie lieſſen ihm Lotter das Haus,
Unter dem Barenberg ſiehts heraus.
Von ungefaͤhr ging er einmal
Mit ſeinem Schreiber in das Thal,
Zur wilden Hayd, genant die Haard,
Da man viel Wildes wird gewahr,
Sie wollten Haſen, Fuͤchſe fangen,
Von Reutern bald die Felder klangen.
Der Thedel ſah da viel Bekannte,
All gute Freund vom Vaterlande,
All die geſtorben lange Zeit,
Er war von ihnen nicht ſehr weit.
Vor ihnen reitet ſchwarz ein Mann,
Mit einer groſſen ſchwarzen Fahn,
Auf einem feinen ſchwarzen Pferd,
Das trabt daher ſeltſam Geberd.
Herr Thedel war ganz unerſchrocken
Die Springſchnur gab und auch die Klocken
Dem Schreiber ſein, zu dem er ſprach:
„Stell du die Garn all fein gemach,
„Der Reiter will ich nehmen wahr,
„Ein Wunder ich vielleicht erfahr!
Im Hinterhalt er droben ſah,
Fuͤnf Reiter, kam ein Reiter nach,
Derſelbe ſaß bey ſeiner Reis,
Auf einer ſchwarz dreybeingen Geis,
Derſelbe ſprach: „Gevatter mein,
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[304/0316] II. Das ſchwarze Pferd. Des Junker Thedels fromme Eltern Entſchlafen ſind in Gott dem Herren, Sie lieſſen ihm Lotter das Haus, Unter dem Barenberg ſiehts heraus. Von ungefaͤhr ging er einmal Mit ſeinem Schreiber in das Thal, Zur wilden Hayd, genant die Haard, Da man viel Wildes wird gewahr, Sie wollten Haſen, Fuͤchſe fangen, Von Reutern bald die Felder klangen. Der Thedel ſah da viel Bekannte, All gute Freund vom Vaterlande, All die geſtorben lange Zeit, Er war von ihnen nicht ſehr weit. Vor ihnen reitet ſchwarz ein Mann, Mit einer groſſen ſchwarzen Fahn, Auf einem feinen ſchwarzen Pferd, Das trabt daher ſeltſam Geberd. Herr Thedel war ganz unerſchrocken Die Springſchnur gab und auch die Klocken Dem Schreiber ſein, zu dem er ſprach: „Stell du die Garn all fein gemach, „Der Reiter will ich nehmen wahr, „Ein Wunder ich vielleicht erfahr! Im Hinterhalt er droben ſah, Fuͤnf Reiter, kam ein Reiter nach, Derſelbe ſaß bey ſeiner Reis, Auf einer ſchwarz dreybeingen Geis, Derſelbe ſprach: „Gevatter mein,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/316>, abgerufen am 29.03.2024.