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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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"Ich habe meine Seel und Leben
"Gott einzig in die Händ gegeben.



IV. Die Feder im Bart.
Nicht aber lang zu dieser Zeit
Im ganzen Land ist große Freud,
Der Herzog Heinrich ist zurück,
Und hat gestört der Freier Glück,
Und nach dem Meßhauß in der Stadt,
Er allen Adel zu sich bat.
Auch Thedel kam im neuen Kleid,
Der Herzog ihn erkannt von weit,
Auch gab ihm seine Gnad die Hand,
Und dankte ihm, wie allbebkannt.
Sie assen, tranken allzumal,
Und waren guter Ding im Saal,
Auch über Essen ward gesungen,
Darnach gerungen und gesprungen,
Getanzt, gefochten und tornirt,
Auf Trommel und auf Pfeif hofirt;
Herr Thedel wollt dabey stets seyn,
Und sollts ihm kosten Arm und Bein.
Im Rennen, Torniern und Stechen,
Im Schwerdt und Spieß zerbrechen
Ward keiner mehr gesehen,
Der ihn noch wollt bestehen.
Es rief ein jeder Edelmann,
Daß er das beste hab gethan.
Der Herzog gab ein Kleinod fein,

„Ich habe meine Seel und Leben
„Gott einzig in die Haͤnd gegeben.



IV. Die Feder im Bart.
Nicht aber lang zu dieſer Zeit
Im ganzen Land iſt große Freud,
Der Herzog Heinrich iſt zuruͤck,
Und hat geſtoͤrt der Freier Gluͤck,
Und nach dem Meßhauß in der Stadt,
Er allen Adel zu ſich bat.
Auch Thedel kam im neuen Kleid,
Der Herzog ihn erkannt von weit,
Auch gab ihm ſeine Gnad die Hand,
Und dankte ihm, wie allbebkannt.
Sie aſſen, tranken allzumal,
Und waren guter Ding im Saal,
Auch uͤber Eſſen ward geſungen,
Darnach gerungen und geſprungen,
Getanzt, gefochten und tornirt,
Auf Trommel und auf Pfeif hofirt;
Herr Thedel wollt dabey ſtets ſeyn,
Und ſollts ihm koſten Arm und Bein.
Im Rennen, Torniern und Stechen,
Im Schwerdt und Spieß zerbrechen
Ward keiner mehr geſehen,
Der ihn noch wollt beſtehen.
Es rief ein jeder Edelmann,
Daß er das beſte hab gethan.
Der Herzog gab ein Kleinod fein,
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[313/0325] „Ich habe meine Seel und Leben „Gott einzig in die Haͤnd gegeben. IV. Die Feder im Bart. Nicht aber lang zu dieſer Zeit Im ganzen Land iſt große Freud, Der Herzog Heinrich iſt zuruͤck, Und hat geſtoͤrt der Freier Gluͤck, Und nach dem Meßhauß in der Stadt, Er allen Adel zu ſich bat. Auch Thedel kam im neuen Kleid, Der Herzog ihn erkannt von weit, Auch gab ihm ſeine Gnad die Hand, Und dankte ihm, wie allbebkannt. Sie aſſen, tranken allzumal, Und waren guter Ding im Saal, Auch uͤber Eſſen ward geſungen, Darnach gerungen und geſprungen, Getanzt, gefochten und tornirt, Auf Trommel und auf Pfeif hofirt; Herr Thedel wollt dabey ſtets ſeyn, Und ſollts ihm koſten Arm und Bein. Im Rennen, Torniern und Stechen, Im Schwerdt und Spieß zerbrechen Ward keiner mehr geſehen, Der ihn noch wollt beſtehen. Es rief ein jeder Edelmann, Daß er das beſte hab gethan. Der Herzog gab ein Kleinod fein,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/325>, abgerufen am 29.03.2024.