Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Und thät sich doch nit bücken,
Ein alter Meister hochgeschorn
Der faßt da einen grimmen Zorn,
Und wollt darüber zücken.

Wo führt der Teufel den Bock daher,
Potz Elle, Fingerhut und Scheer,
Er kömmt mir recht und eben,
Gieng er nur besser her zu mir,
Ich wüsste schon ein Kunst dafür,
Wollt ihm ein Maultasch geben.
Der Geisbock hätt sehr feine Ohrn,
Vermerkte bald des Schneiders Zorn,
Hätt doch nichts zu bedeuten,
Er machet sich zugleich unnütz,
Und biet dem Schneider einen Trutz,
Gieng frisch ihm an die Seiten.
Der Schneider abet hielt sein Wort,
Es war grad an der Stiege dort,
Er griff den Bock beim Boschen,
Er stieß denselben hin und her,
Als wenns des Bocks sein Mutter wär,
Gab ihm eins an die Goschen.
Der Geißbock fiel die Stiegen ein,
Das mußt er also lassen sein
Und dürft sich nicht wohl rächen,
Gieng bald darvon in aller Still,
Gedacht der Schneider sind zu viel,
Sie dürften mich verstechen.

Und thaͤt ſich doch nit buͤcken,
Ein alter Meiſter hochgeſchorn
Der faßt da einen grimmen Zorn,
Und wollt daruͤber zuͤcken.

Wo fuͤhrt der Teufel den Bock daher,
Potz Elle, Fingerhut und Scheer,
Er koͤmmt mir recht und eben,
Gieng er nur beſſer her zu mir,
Ich wuͤſſte ſchon ein Kunſt dafuͤr,
Wollt ihm ein Maultaſch geben.
Der Geisbock haͤtt ſehr feine Ohrn,
Vermerkte bald des Schneiders Zorn,
Haͤtt doch nichts zu bedeuten,
Er machet ſich zugleich unnuͤtz,
Und biet dem Schneider einen Trutz,
Gieng friſch ihm an die Seiten.
Der Schneider abet hielt ſein Wort,
Es war grad an der Stiege dort,
Er griff den Bock beim Boſchen,
Er ſtieß denſelben hin und her,
Als wenns des Bocks ſein Mutter waͤr,
Gab ihm eins an die Goſchen.
Der Geißbock fiel die Stiegen ein,
Das mußt er alſo laſſen ſein
Und duͤrft ſich nicht wohl raͤchen,
Gieng bald darvon in aller Still,
Gedacht der Schneider ſind zu viel,
Sie duͤrften mich verſtechen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0373" n="334[361]"/>
              <l>Und tha&#x0364;t &#x017F;ich doch nit bu&#x0364;cken,</l><lb/>
              <l>Ein alter Mei&#x017F;ter hochge&#x017F;chorn</l><lb/>
              <l>Der faßt da einen grimmen Zorn,</l><lb/>
              <l>Und wollt daru&#x0364;ber zu&#x0364;cken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Wo fu&#x0364;hrt der Teufel den Bock daher,</l><lb/>
              <l>Potz Elle, Fingerhut und Scheer,</l><lb/>
              <l>Er ko&#x0364;mmt mir recht und eben,</l><lb/>
              <l>Gieng er nur be&#x017F;&#x017F;er her zu mir,</l><lb/>
              <l>Ich wu&#x0364;&#x017F;&#x017F;te &#x017F;chon ein Kun&#x017F;t dafu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Wollt ihm ein Maulta&#x017F;ch geben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Der Geisbock ha&#x0364;tt &#x017F;ehr feine Ohrn,</l><lb/>
              <l>Vermerkte bald des Schneiders Zorn,</l><lb/>
              <l>Ha&#x0364;tt doch nichts zu bedeuten,</l><lb/>
              <l>Er machet &#x017F;ich zugleich unnu&#x0364;tz,</l><lb/>
              <l>Und biet dem Schneider einen Trutz,</l><lb/>
              <l>Gieng fri&#x017F;ch ihm an die Seiten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Der Schneider abet hielt &#x017F;ein Wort,</l><lb/>
              <l>Es war grad an der Stiege dort,</l><lb/>
              <l>Er griff den Bock beim Bo&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;tieß den&#x017F;elben hin und her,</l><lb/>
              <l>Als wenns des Bocks &#x017F;ein Mutter wa&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Gab ihm eins an die Go&#x017F;chen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Der Geißbock fiel die Stiegen ein,</l><lb/>
              <l>Das mußt er al&#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein</l><lb/>
              <l>Und du&#x0364;rft &#x017F;ich nicht wohl ra&#x0364;chen,</l><lb/>
              <l>Gieng bald darvon in aller Still,</l><lb/>
              <l>Gedacht der Schneider &#x017F;ind zu viel,</l><lb/>
              <l>Sie du&#x0364;rften mich ver&#x017F;techen.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334[361]/0373] Und thaͤt ſich doch nit buͤcken, Ein alter Meiſter hochgeſchorn Der faßt da einen grimmen Zorn, Und wollt daruͤber zuͤcken. Wo fuͤhrt der Teufel den Bock daher, Potz Elle, Fingerhut und Scheer, Er koͤmmt mir recht und eben, Gieng er nur beſſer her zu mir, Ich wuͤſſte ſchon ein Kunſt dafuͤr, Wollt ihm ein Maultaſch geben. Der Geisbock haͤtt ſehr feine Ohrn, Vermerkte bald des Schneiders Zorn, Haͤtt doch nichts zu bedeuten, Er machet ſich zugleich unnuͤtz, Und biet dem Schneider einen Trutz, Gieng friſch ihm an die Seiten. Der Schneider abet hielt ſein Wort, Es war grad an der Stiege dort, Er griff den Bock beim Boſchen, Er ſtieß denſelben hin und her, Als wenns des Bocks ſein Mutter waͤr, Gab ihm eins an die Goſchen. Der Geißbock fiel die Stiegen ein, Das mußt er alſo laſſen ſein Und duͤrft ſich nicht wohl raͤchen, Gieng bald darvon in aller Still, Gedacht der Schneider ſind zu viel, Sie duͤrften mich verſtechen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/373
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 334[361]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/373>, abgerufen am 25.04.2024.