Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Rothe Haar die Leut nicht schänden,
S'ist, daß mich die Leute kennen,
Hab ich dann schon rothe Haar, rothe Haar,
Leid ich d'rum noch kein Gefahr.

Hab ich schon ein schieles Aug, schieles Aug,
Krieg ich doch ein schöne Frau.
Mancher hat zwey schöne Augen,
Muß doch durch die Brille schauen,
Wann ich schon ein wenig schiel, wenig schiel,
Brauche ich doch keine Brill.
Hab ich schon ein stumpfe Nas, stumpfe Nas,
Bin ich doch ein schlauer Haas.
Kann doch schön die Teller lecken,
Bleibt mir keiner am Näschen stecken,
Hab ich schon ein stumpfe Nas, stumpfe Nas,
Bin ich doch ein schlauer Haas.
Hab ich schon ein krummen Fuß, krummen Fuß,
Weiß ich, daß ich hüpfen muß,
Mancher hat fein grade Glieder,
Hinkt und hüpft doch hin und wieder,
Hab ich einen krummen Fuß, krummen Fuß,
Weiß ich, daß ich hüpfen muß.
Leb ich schon inkognito, inkognito,
Scher ich mich auch nichts darum,
Gut gelebt und seelig gestorben,
Ist dem Teufel die Rechnung verdorben,
Leb ich schon inkognito, inkognito,
Scher ich mich auch nichts darum.


Rothe Haar die Leut nicht ſchaͤnden,
S'iſt, daß mich die Leute kennen,
Hab ich dann ſchon rothe Haar, rothe Haar,
Leid ich d'rum noch kein Gefahr.

Hab ich ſchon ein ſchieles Aug, ſchieles Aug,
Krieg ich doch ein ſchoͤne Frau.
Mancher hat zwey ſchoͤne Augen,
Muß doch durch die Brille ſchauen,
Wann ich ſchon ein wenig ſchiel, wenig ſchiel,
Brauche ich doch keine Brill.
Hab ich ſchon ein ſtumpfe Nas, ſtumpfe Nas,
Bin ich doch ein ſchlauer Haas.
Kann doch ſchoͤn die Teller lecken,
Bleibt mir keiner am Naͤschen ſtecken,
Hab ich ſchon ein ſtumpfe Nas, ſtumpfe Nas,
Bin ich doch ein ſchlauer Haas.
Hab ich ſchon ein krummen Fuß, krummen Fuß,
Weiß ich, daß ich huͤpfen muß,
Mancher hat fein grade Glieder,
Hinkt und huͤpft doch hin und wieder,
Hab ich einen krummen Fuß, krummen Fuß,
Weiß ich, daß ich huͤpfen muß.
Leb ich ſchon inkognito, inkognito,
Scher ich mich auch nichts darum,
Gut gelebt und ſeelig geſtorben,
Iſt dem Teufel die Rechnung verdorben,
Leb ich ſchon inkognito, inkognito,
Scher ich mich auch nichts darum.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0409" n="397"/>
              <l>Rothe Haar die Leut nicht &#x017F;cha&#x0364;nden,</l><lb/>
              <l>S'i&#x017F;t, daß mich die Leute kennen,</l><lb/>
              <l>Hab ich dann &#x017F;chon rothe Haar, rothe Haar,</l><lb/>
              <l>Leid ich d'rum noch kein Gefahr.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Hab ich &#x017F;chon ein &#x017F;chieles Aug, &#x017F;chieles Aug,</l><lb/>
              <l>Krieg ich doch ein &#x017F;cho&#x0364;ne Frau.</l><lb/>
              <l>Mancher hat zwey &#x017F;cho&#x0364;ne Augen,</l><lb/>
              <l>Muß doch durch die Brille &#x017F;chauen,</l><lb/>
              <l>Wann ich &#x017F;chon ein wenig &#x017F;chiel, wenig &#x017F;chiel,</l><lb/>
              <l>Brauche ich doch keine Brill.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Hab ich &#x017F;chon ein &#x017F;tumpfe Nas, &#x017F;tumpfe Nas,</l><lb/>
              <l>Bin ich doch ein &#x017F;chlauer Haas.</l><lb/>
              <l>Kann doch &#x017F;cho&#x0364;n die Teller lecken,</l><lb/>
              <l>Bleibt mir keiner am Na&#x0364;schen &#x017F;tecken,</l><lb/>
              <l>Hab ich &#x017F;chon ein &#x017F;tumpfe Nas, &#x017F;tumpfe Nas,</l><lb/>
              <l>Bin ich doch ein &#x017F;chlauer Haas.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Hab ich &#x017F;chon ein krummen Fuß, krummen Fuß,</l><lb/>
              <l>Weiß ich, daß ich hu&#x0364;pfen muß,</l><lb/>
              <l>Mancher hat fein grade Glieder,</l><lb/>
              <l>Hinkt und hu&#x0364;pft doch hin und wieder,</l><lb/>
              <l>Hab ich einen krummen Fuß, krummen Fuß,</l><lb/>
              <l>Weiß ich, daß ich hu&#x0364;pfen muß.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Leb ich &#x017F;chon inkognito, inkognito,</l><lb/>
              <l>Scher ich mich auch nichts darum,</l><lb/>
              <l>Gut gelebt und &#x017F;eelig ge&#x017F;torben,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t dem Teufel die Rechnung verdorben,</l><lb/>
              <l>Leb ich &#x017F;chon inkognito, inkognito,</l><lb/>
              <l>Scher ich mich auch nichts darum.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0409] Rothe Haar die Leut nicht ſchaͤnden, S'iſt, daß mich die Leute kennen, Hab ich dann ſchon rothe Haar, rothe Haar, Leid ich d'rum noch kein Gefahr. Hab ich ſchon ein ſchieles Aug, ſchieles Aug, Krieg ich doch ein ſchoͤne Frau. Mancher hat zwey ſchoͤne Augen, Muß doch durch die Brille ſchauen, Wann ich ſchon ein wenig ſchiel, wenig ſchiel, Brauche ich doch keine Brill. Hab ich ſchon ein ſtumpfe Nas, ſtumpfe Nas, Bin ich doch ein ſchlauer Haas. Kann doch ſchoͤn die Teller lecken, Bleibt mir keiner am Naͤschen ſtecken, Hab ich ſchon ein ſtumpfe Nas, ſtumpfe Nas, Bin ich doch ein ſchlauer Haas. Hab ich ſchon ein krummen Fuß, krummen Fuß, Weiß ich, daß ich huͤpfen muß, Mancher hat fein grade Glieder, Hinkt und huͤpft doch hin und wieder, Hab ich einen krummen Fuß, krummen Fuß, Weiß ich, daß ich huͤpfen muß. Leb ich ſchon inkognito, inkognito, Scher ich mich auch nichts darum, Gut gelebt und ſeelig geſtorben, Iſt dem Teufel die Rechnung verdorben, Leb ich ſchon inkognito, inkognito, Scher ich mich auch nichts darum.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/409
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/409>, abgerufen am 19.04.2024.