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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Von Kristallen eine Thür,
Und von Nägelein einen Riegel dafür;
Von Sammet und Seiden ein Bett,
Das ist ihr zarter Leib wohl werth.
Wir leben beide auf dieser Erden,
Ach, daß sie bald mein eigen möcht werden.
Eh ich meine Herzvielgeliebte wollt lassen,
Eh sollt mein Herz ein Pfeil durchstoßen;
Eh ich meine Herzallerliebste wollt meiden,
Eh sollt mein Herz eine Säge durchschneiden.
Es kann keiner seyn so behend,
Der von der Liebe könnt schreiben ein End;
Sie ist mein Morgen und Abendstern,
Meine Augen sehn sie allezeit gern;
Ich sitze beym Trinken oder Essen,
So kann ich meine Herzallerliebste nicht vergessen;
Wenn ich sie seh voll Freuden schweben,
So freuet sich mein ganzes Leben.
Herzallerliebste, ich laß nicht von dir ab,
Bis man mich träget ins kühle Grab.
Herz in Herz geschlossen,
Pfeil in Pfeil gestoßen,
Lieb in Lieb verpflicht,
Herzallerliebste verlaß mich nicht;
Denn mein Herz ist ein Diamant,
Dein und meine Liebe scheidet niemand.
Keine Rose, keine Nelke kann blühen so schön,
Als wenn zwey verliebte Seele beysammen thun stehn.
Keine Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß,
Als zärtliche Liebe von der niemand weiß.
Setz du mir einen Spiegel in Herze hinein,

Von Kriſtallen eine Thuͤr,
Und von Naͤgelein einen Riegel dafuͤr;
Von Sammet und Seiden ein Bett,
Das iſt ihr zarter Leib wohl werth.
Wir leben beide auf dieſer Erden,
Ach, daß ſie bald mein eigen moͤcht werden.
Eh ich meine Herzvielgeliebte wollt laſſen,
Eh ſollt mein Herz ein Pfeil durchſtoßen;
Eh ich meine Herzallerliebſte wollt meiden,
Eh ſollt mein Herz eine Saͤge durchſchneiden.
Es kann keiner ſeyn ſo behend,
Der von der Liebe koͤnnt ſchreiben ein End;
Sie iſt mein Morgen und Abendſtern,
Meine Augen ſehn ſie allezeit gern;
Ich ſitze beym Trinken oder Eſſen,
So kann ich meine Herzallerliebſte nicht vergeſſen;
Wenn ich ſie ſeh voll Freuden ſchweben,
So freuet ſich mein ganzes Leben.
Herzallerliebſte, ich laß nicht von dir ab,
Bis man mich traͤget ins kuͤhle Grab.
Herz in Herz geſchloſſen,
Pfeil in Pfeil geſtoßen,
Lieb in Lieb verpflicht,
Herzallerliebſte verlaß mich nicht;
Denn mein Herz iſt ein Diamant,
Dein und meine Liebe ſcheidet niemand.
Keine Roſe, keine Nelke kann bluͤhen ſo ſchoͤn,
Als wenn zwey verliebte Seele beyſammen thun ſtehn.
Keine Feuer, keine Kohle kann brennen ſo heiß,
Als zaͤrtliche Liebe von der niemand weiß.
Setz du mir einen Spiegel in Herze hinein,

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[55/0067] Von Kriſtallen eine Thuͤr, Und von Naͤgelein einen Riegel dafuͤr; Von Sammet und Seiden ein Bett, Das iſt ihr zarter Leib wohl werth. Wir leben beide auf dieſer Erden, Ach, daß ſie bald mein eigen moͤcht werden. Eh ich meine Herzvielgeliebte wollt laſſen, Eh ſollt mein Herz ein Pfeil durchſtoßen; Eh ich meine Herzallerliebſte wollt meiden, Eh ſollt mein Herz eine Saͤge durchſchneiden. Es kann keiner ſeyn ſo behend, Der von der Liebe koͤnnt ſchreiben ein End; Sie iſt mein Morgen und Abendſtern, Meine Augen ſehn ſie allezeit gern; Ich ſitze beym Trinken oder Eſſen, So kann ich meine Herzallerliebſte nicht vergeſſen; Wenn ich ſie ſeh voll Freuden ſchweben, So freuet ſich mein ganzes Leben. Herzallerliebſte, ich laß nicht von dir ab, Bis man mich traͤget ins kuͤhle Grab. Herz in Herz geſchloſſen, Pfeil in Pfeil geſtoßen, Lieb in Lieb verpflicht, Herzallerliebſte verlaß mich nicht; Denn mein Herz iſt ein Diamant, Dein und meine Liebe ſcheidet niemand. Keine Roſe, keine Nelke kann bluͤhen ſo ſchoͤn, Als wenn zwey verliebte Seele beyſammen thun ſtehn. Keine Feuer, keine Kohle kann brennen ſo heiß, Als zaͤrtliche Liebe von der niemand weiß. Setz du mir einen Spiegel in Herze hinein,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/67>, abgerufen am 25.04.2024.