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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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kenner wurden herbei gerufen, die artigen Balgenden zu
bewundern -- genug, es entstand ein Fest, als wenn
Du eben selbst wieder gekommen wärst. -- Du kommst
mir auch wieder in jedem deiner lieben Briefe und doch
immer neu und überraschend, so daß man glauben sollte,
von dieser Seite habe man Dich noch nicht gekannt;
und deine kleinen Abentheuer weißt Du so allerliebst zu
drehen, daß man gern der eifersüchtigen Grillen sich be-
giebt, die einem denn auch zuweilen anwandlen; blos
um das artige Ende des Spaßes mit zu erleben. So
war es mit der launigen Episode des Engländers, des-
sen ungeziemendes Wagniß den Beweis für sein schönes
sittliches Gefühl herbeiführen mußte. Ich bin Dir sehr
dankbar für solche Mittheilungen, die freilich nicht jedem
recht sein mögen; möge dein Vertrauen wachsen, das
mir so viel zubringt, was ich jetzt nicht mehr gerne ent-
behren mag; auch ein belobendes Wort muß ich Dir
hier sagen für die Art, wie Du dich mit meinem gnä-
digsten Herrn verständigt hast. Er konnte nicht um-
hin, auch dein diplomatisches Talent zu bewundern; du
bist allerliebst meine kleine Tänzerin, die einem mit
jeder Wendung unvermuthet den Kranz zuwirft. Und
nun hoffe ich bald Nachricht, wie Du mit der guten
Mutter lebst, wie Du ihrer pflegst, und welche schöne

ver-

kenner wurden herbei gerufen, die artigen Balgenden zu
bewundern — genug, es entſtand ein Feſt, als wenn
Du eben ſelbſt wieder gekommen wärſt. — Du kommſt
mir auch wieder in jedem deiner lieben Briefe und doch
immer neu und überraſchend, ſo daß man glauben ſollte,
von dieſer Seite habe man Dich noch nicht gekannt;
und deine kleinen Abentheuer weißt Du ſo allerliebſt zu
drehen, daß man gern der eiferſüchtigen Grillen ſich be-
giebt, die einem denn auch zuweilen anwandlen; blos
um das artige Ende des Spaßes mit zu erleben. So
war es mit der launigen Epiſode des Engländers, deſ-
ſen ungeziemendes Wagniß den Beweis für ſein ſchönes
ſittliches Gefühl herbeiführen mußte. Ich bin Dir ſehr
dankbar für ſolche Mittheilungen, die freilich nicht jedem
recht ſein mögen; möge dein Vertrauen wachſen, das
mir ſo viel zubringt, was ich jetzt nicht mehr gerne ent-
behren mag; auch ein belobendes Wort muß ich Dir
hier ſagen für die Art, wie Du dich mit meinem gnä-
digſten Herrn verſtändigt haſt. Er konnte nicht um-
hin, auch dein diplomatiſches Talent zu bewundern; du
biſt allerliebſt meine kleine Tänzerin, die einem mit
jeder Wendung unvermuthet den Kranz zuwirft. Und
nun hoffe ich bald Nachricht, wie Du mit der guten
Mutter lebſt, wie Du ihrer pflegſt, und welche ſchöne

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[168/0200] kenner wurden herbei gerufen, die artigen Balgenden zu bewundern — genug, es entſtand ein Feſt, als wenn Du eben ſelbſt wieder gekommen wärſt. — Du kommſt mir auch wieder in jedem deiner lieben Briefe und doch immer neu und überraſchend, ſo daß man glauben ſollte, von dieſer Seite habe man Dich noch nicht gekannt; und deine kleinen Abentheuer weißt Du ſo allerliebſt zu drehen, daß man gern der eiferſüchtigen Grillen ſich be- giebt, die einem denn auch zuweilen anwandlen; blos um das artige Ende des Spaßes mit zu erleben. So war es mit der launigen Epiſode des Engländers, deſ- ſen ungeziemendes Wagniß den Beweis für ſein ſchönes ſittliches Gefühl herbeiführen mußte. Ich bin Dir ſehr dankbar für ſolche Mittheilungen, die freilich nicht jedem recht ſein mögen; möge dein Vertrauen wachſen, das mir ſo viel zubringt, was ich jetzt nicht mehr gerne ent- behren mag; auch ein belobendes Wort muß ich Dir hier ſagen für die Art, wie Du dich mit meinem gnä- digſten Herrn verſtändigt haſt. Er konnte nicht um- hin, auch dein diplomatiſches Talent zu bewundern; du biſt allerliebſt meine kleine Tänzerin, die einem mit jeder Wendung unvermuthet den Kranz zuwirft. Und nun hoffe ich bald Nachricht, wie Du mit der guten Mutter lebſt, wie Du ihrer pflegſt, und welche ſchöne ver-

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/200>, abgerufen am 25.04.2024.