Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

vergangne Zeiten zwischen Euch beiden wieder aufer-
stehen.

Der lieben Meline Mützchen ist auch angekommen.
Ich darf's nicht laut sagen; es steht aber niemand so
gut als ihr. Freund Stollen's Attention auf dem blauen
Papier hat Dir doch Freude gemacht. Adieu mein ar-
tig Kind! schreibe bald, daß ich wieder was zu über-
setzen habe.

An Goethe.


Freundlicher Mann! Du bist zu gut, Du nimmst
alles, was ich Dir im heiteren Übermuth biete, als
wenn es noch so viel Werth habe; aber ich fühl's recht
in deinem freundlichen Herabneigen, daß Du mir gut
bist, wie dem Kind, das Gras und Kräuter bringt und
meint, es habe einen auserlesenen Strauß zusammen ge-
sucht; dem lächelt man auch so zu und sagt; wie schön
ist dein Strauß, wie angenehm duftet er, er soll mir
blühen in meinem Garten, hier unter mein Fenster will
ich ihn pflanzen; und doch sind es nur wurzellose Feld-
blumen, die bald welken. Ich aber sehe mit Lust, wie

I. 8

vergangne Zeiten zwiſchen Euch beiden wieder aufer-
ſtehen.

Der lieben Meline Mützchen iſt auch angekommen.
Ich darf's nicht laut ſagen; es ſteht aber niemand ſo
gut als ihr. Freund Stollen's Attention auf dem blauen
Papier hat Dir doch Freude gemacht. Adieu mein ar-
tig Kind! ſchreibe bald, daß ich wieder was zu über-
ſetzen habe.

An Goethe.


Freundlicher Mann! Du biſt zu gut, Du nimmſt
alles, was ich Dir im heiteren Übermuth biete, als
wenn es noch ſo viel Werth habe; aber ich fühl's recht
in deinem freundlichen Herabneigen, daß Du mir gut
biſt, wie dem Kind, das Gras und Kräuter bringt und
meint, es habe einen auserleſenen Strauß zuſammen ge-
ſucht; dem lächelt man auch ſo zu und ſagt; wie ſchön
iſt dein Strauß, wie angenehm duftet er, er ſoll mir
blühen in meinem Garten, hier unter mein Fenſter will
ich ihn pflanzen; und doch ſind es nur wurzelloſe Feld-
blumen, die bald welken. Ich aber ſehe mit Luſt, wie

I. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0201" n="169"/>
vergangne Zeiten zwi&#x017F;chen Euch beiden wieder aufer-<lb/>
&#x017F;tehen.</p><lb/>
          <p>Der lieben Meline Mützchen i&#x017F;t auch angekommen.<lb/>
Ich darf's nicht laut &#x017F;agen; es &#x017F;teht aber niemand &#x017F;o<lb/>
gut als ihr. Freund Stollen's Attention auf dem blauen<lb/>
Papier hat Dir doch Freude gemacht. Adieu mein ar-<lb/>
tig Kind! &#x017F;chreibe bald, daß ich wieder was zu über-<lb/>
&#x017F;etzen habe.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <opener>
            <salute>An Goethe.</salute><lb/>
            <dateline> <hi rendition="#et">G. 17. September.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Freundlicher Mann! Du bi&#x017F;t zu gut, Du nimm&#x017F;t<lb/>
alles, was ich Dir im heiteren Übermuth biete, als<lb/>
wenn es noch &#x017F;o viel Werth habe; aber ich fühl's recht<lb/>
in deinem freundlichen Herabneigen, daß Du mir gut<lb/>
bi&#x017F;t, wie dem Kind, das Gras und Kräuter bringt und<lb/>
meint, es habe einen auserle&#x017F;enen Strauß zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
&#x017F;ucht; dem lächelt man auch &#x017F;o zu und &#x017F;agt; wie &#x017F;chön<lb/>
i&#x017F;t dein Strauß, wie angenehm duftet er, er &#x017F;oll mir<lb/>
blühen in meinem Garten, hier unter mein Fen&#x017F;ter will<lb/>
ich ihn pflanzen; und doch &#x017F;ind es nur wurzello&#x017F;e Feld-<lb/>
blumen, die bald welken. Ich aber &#x017F;ehe mit Lu&#x017F;t, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">I.</hi> 8</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0201] vergangne Zeiten zwiſchen Euch beiden wieder aufer- ſtehen. Der lieben Meline Mützchen iſt auch angekommen. Ich darf's nicht laut ſagen; es ſteht aber niemand ſo gut als ihr. Freund Stollen's Attention auf dem blauen Papier hat Dir doch Freude gemacht. Adieu mein ar- tig Kind! ſchreibe bald, daß ich wieder was zu über- ſetzen habe. An Goethe. G. 17. September. Freundlicher Mann! Du biſt zu gut, Du nimmſt alles, was ich Dir im heiteren Übermuth biete, als wenn es noch ſo viel Werth habe; aber ich fühl's recht in deinem freundlichen Herabneigen, daß Du mir gut biſt, wie dem Kind, das Gras und Kräuter bringt und meint, es habe einen auserleſenen Strauß zuſammen ge- ſucht; dem lächelt man auch ſo zu und ſagt; wie ſchön iſt dein Strauß, wie angenehm duftet er, er ſoll mir blühen in meinem Garten, hier unter mein Fenſter will ich ihn pflanzen; und doch ſind es nur wurzelloſe Feld- blumen, die bald welken. Ich aber ſehe mit Luſt, wie I. 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/201
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/201>, abgerufen am 14.10.2024.