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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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oft ein Ständchen mit Guitarren und Flöten und das
dauert oft bis nach Mitternacht, dabei tanzen sie um
einen großen Springbrunnen der vor unserm Hause auf
dem Markt steht; ja die Jugend kann sich aus allem
einen Genuß machen, die allgemeine Consternation über
Savigny's Abreise hat sich bald in ein Jubelfest ver-
wandelt; denn man hat beschlossen zu Pferd und zu
Wagen uns durch das Salzburgische zu begleiten, wer
sich kein Pferd verschaffen kann der geht zu Fuß vor-
aus; nun freuen sich alle gar sehr auf den Genuß die-
ser letzten Tage beim aufgehenden Frühling durch eine
herrliche Gegend mit ihrem geliebten Lehrer zu reisen;
auch ich erwarte mir schöne glückliche Tage, -- ach ich
glaub ich bin nah an dem Ziel wo mein Leben am
schönsten und herrlichsten ist. Sorgenfrei, voll süßem
Feuer der Frühlingslust, in Erwartung herrlicher Ge-
nüße, so klingen Ahnungstöne in meiner Brust, wenn
das wahr wird, so muß es gewiß wahr werden daß ich
Dich bald begegne; ja nach so vielem was ich erlebt
und Dir treulich mitgetheilt habe, wie kann es anders
sein da muß das Wiedersehen eine neue Welt in mir
erschaffen. Wenn alle freudigen Hoffnungen in die Wirk-
lichkeiten ausbrechen, wenn die Gegenwart die Finster-
niß der Ferne durch ihr Licht verscheucht, ach und mit

oft ein Ständchen mit Guitarren und Flöten und das
dauert oft bis nach Mitternacht, dabei tanzen ſie um
einen großen Springbrunnen der vor unſerm Hauſe auf
dem Markt ſteht; ja die Jugend kann ſich aus allem
einen Genuß machen, die allgemeine Conſternation über
Savigny's Abreiſe hat ſich bald in ein Jubelfeſt ver-
wandelt; denn man hat beſchloſſen zu Pferd und zu
Wagen uns durch das Salzburgiſche zu begleiten, wer
ſich kein Pferd verſchaffen kann der geht zu Fuß vor-
aus; nun freuen ſich alle gar ſehr auf den Genuß die-
ſer letzten Tage beim aufgehenden Frühling durch eine
herrliche Gegend mit ihrem geliebten Lehrer zu reiſen;
auch ich erwarte mir ſchöne glückliche Tage, — ach ich
glaub ich bin nah an dem Ziel wo mein Leben am
ſchönſten und herrlichſten iſt. Sorgenfrei, voll ſüßem
Feuer der Frühlingsluſt, in Erwartung herrlicher Ge-
nüße, ſo klingen Ahnungstöne in meiner Bruſt, wenn
das wahr wird, ſo muß es gewiß wahr werden daß ich
Dich bald begegne; ja nach ſo vielem was ich erlebt
und Dir treulich mitgetheilt habe, wie kann es anders
ſein da muß das Wiederſehen eine neue Welt in mir
erſchaffen. Wenn alle freudigen Hoffnungen in die Wirk-
lichkeiten ausbrechen, wenn die Gegenwart die Finſter-
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[173/0183] oft ein Ständchen mit Guitarren und Flöten und das dauert oft bis nach Mitternacht, dabei tanzen ſie um einen großen Springbrunnen der vor unſerm Hauſe auf dem Markt ſteht; ja die Jugend kann ſich aus allem einen Genuß machen, die allgemeine Conſternation über Savigny's Abreiſe hat ſich bald in ein Jubelfeſt ver- wandelt; denn man hat beſchloſſen zu Pferd und zu Wagen uns durch das Salzburgiſche zu begleiten, wer ſich kein Pferd verſchaffen kann der geht zu Fuß vor- aus; nun freuen ſich alle gar ſehr auf den Genuß die- ſer letzten Tage beim aufgehenden Frühling durch eine herrliche Gegend mit ihrem geliebten Lehrer zu reiſen; auch ich erwarte mir ſchöne glückliche Tage, — ach ich glaub ich bin nah an dem Ziel wo mein Leben am ſchönſten und herrlichſten iſt. Sorgenfrei, voll ſüßem Feuer der Frühlingsluſt, in Erwartung herrlicher Ge- nüße, ſo klingen Ahnungstöne in meiner Bruſt, wenn das wahr wird, ſo muß es gewiß wahr werden daß ich Dich bald begegne; ja nach ſo vielem was ich erlebt und Dir treulich mitgetheilt habe, wie kann es anders ſein da muß das Wiederſehen eine neue Welt in mir erſchaffen. Wenn alle freudigen Hoffnungen in die Wirk- lichkeiten ausbrechen, wenn die Gegenwart die Finſter- niß der Ferne durch ihr Licht verſcheucht, ach und mit

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/183>, abgerufen am 25.04.2024.