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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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Nur die Todten sollen sie mir ruhen lassen, und den
Beethoven, der gleich bei seiner Geburt auf ihr Erbtheil
Verzicht gethan hat. Das gilt aber alles nichts .....
Lieber Freund! wer Dich lieb hat wie ich, der singt Dich
im tiefsten Herzen, das kann aber keiner mit so breiten
Knochen und so langer Weste.

Schreib bald, schreib gleich, wenn Du wüßtest wie
in einem einzigen Wort von Dir oft ein schwerer Traum
gelöst wird! -- ruf mir nur zu: "Kind ich bin ja bei
Dir!" dann ist alles gut. Thu es.

Würde es Dich nicht interessiren Briefe, die Du an
Jugendfreunde geschrieben, wieder zu bekommen? --
schreib darüber, sie könnten Dich doch wohl um so leb-
hafter in die damalige Zeit versetzen, und derselben zum
Theil habhaft zu werden, wäre doch auch nicht unmög-
lich, antworte mir lieber Freund, unterdessen will ich
keinen Tag vergehen lassen, ohne an deiner Aufgabe zu
arbeiten.

Nur die Todten ſollen ſie mir ruhen laſſen, und den
Beethoven, der gleich bei ſeiner Geburt auf ihr Erbtheil
Verzicht gethan hat. Das gilt aber alles nichts .....
Lieber Freund! wer Dich lieb hat wie ich, der ſingt Dich
im tiefſten Herzen, das kann aber keiner mit ſo breiten
Knochen und ſo langer Weſte.

Schreib bald, ſchreib gleich, wenn Du wüßteſt wie
in einem einzigen Wort von Dir oft ein ſchwerer Traum
gelöſt wird! — ruf mir nur zu: „Kind ich bin ja bei
Dir!“ dann iſt alles gut. Thu es.

Würde es Dich nicht intereſſiren Briefe, die Du an
Jugendfreunde geſchrieben, wieder zu bekommen? —
ſchreib darüber, ſie könnten Dich doch wohl um ſo leb-
hafter in die damalige Zeit verſetzen, und derſelben zum
Theil habhaft zu werden, wäre doch auch nicht unmög-
lich, antworte mir lieber Freund, unterdeſſen will ich
keinen Tag vergehen laſſen, ohne an deiner Aufgabe zu
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[244/0254] Nur die Todten ſollen ſie mir ruhen laſſen, und den Beethoven, der gleich bei ſeiner Geburt auf ihr Erbtheil Verzicht gethan hat. Das gilt aber alles nichts ..... Lieber Freund! wer Dich lieb hat wie ich, der ſingt Dich im tiefſten Herzen, das kann aber keiner mit ſo breiten Knochen und ſo langer Weſte. Schreib bald, ſchreib gleich, wenn Du wüßteſt wie in einem einzigen Wort von Dir oft ein ſchwerer Traum gelöſt wird! — ruf mir nur zu: „Kind ich bin ja bei Dir!“ dann iſt alles gut. Thu es. Würde es Dich nicht intereſſiren Briefe, die Du an Jugendfreunde geſchrieben, wieder zu bekommen? — ſchreib darüber, ſie könnten Dich doch wohl um ſo leb- hafter in die damalige Zeit verſetzen, und derſelben zum Theil habhaft zu werden, wäre doch auch nicht unmög- lich, antworte mir lieber Freund, unterdeſſen will ich keinen Tag vergehen laſſen, ohne an deiner Aufgabe zu arbeiten.

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/254>, abgerufen am 23.04.2024.