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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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hinausgreif und daß ich mehr weiß als viele denen
das Herz schon gepocht hat wie mir nicht. -- Einmal
erregt sich das Herzpochen durch Anlächeln -- das hab
ich aus eigner Wahrnehmung, gestern Abend erst auf
der Bank vor der Hofthür, da saß ich -- es war elf Uhr,
alles schlief, beim Nachbar brannte ein Nachtlämpchen.

Adieu, schlaf recht wohl, denn es ist elf Uhr, alles
schläft wieder, ich will wieder mich auf die Bank setzen
vor die Hofthür, es ist Vollmond, geht gleich auf, ich
will ihn steigen sehen. Gute Nacht.

An die Bettine.

Dein buntes Füllhorn fröhlicher Verschwendung er¬
löst mich vom Übel. -- Gedanken sind mir oft lästig
in der Nacht, die mir am Tage einen trüben Nachklang
geben, so wars heute! -- Dein jung frisch Leben, das
Schmettern und Tosen Deiner Begeisterung und beson¬
ders Dein Naturgenuß sind Balsamhauch für mich, laß
mirs gedeihen und schreib fort, auch Deine Dithyrambi¬
schen Ausschweifungen, die so plötzlich der Flamme be¬
raubt verkohlen, als habe sie ein muthwilliger Zugwind
ausgeblasen, sind mir gar lieb. -- -- Bleib mir zu

hinausgreif und daß ich mehr weiß als viele denen
das Herz ſchon gepocht hat wie mir nicht. — Einmal
erregt ſich das Herzpochen durch Anlächeln — das hab
ich aus eigner Wahrnehmung, geſtern Abend erſt auf
der Bank vor der Hofthür, da ſaß ich — es war elf Uhr,
alles ſchlief, beim Nachbar brannte ein Nachtlämpchen.

Adieu, ſchlaf recht wohl, denn es iſt elf Uhr, alles
ſchläft wieder, ich will wieder mich auf die Bank ſetzen
vor die Hofthür, es iſt Vollmond, geht gleich auf, ich
will ihn ſteigen ſehen. Gute Nacht.

An die Bettine.

Dein buntes Füllhorn fröhlicher Verſchwendung er¬
löſt mich vom Übel. — Gedanken ſind mir oft läſtig
in der Nacht, die mir am Tage einen trüben Nachklang
geben, ſo wars heute! — Dein jung friſch Leben, das
Schmettern und Toſen Deiner Begeiſterung und beſon¬
ders Dein Naturgenuß ſind Balſamhauch für mich, laß
mirs gedeihen und ſchreib fort, auch Deine Dithyrambi¬
ſchen Ausſchweifungen, die ſo plötzlich der Flamme be¬
raubt verkohlen, als habe ſie ein muthwilliger Zugwind
ausgeblaſen, ſind mir gar lieb. — — Bleib mir zu

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[194/0210] hinausgreif und daß ich mehr weiß als viele denen das Herz ſchon gepocht hat wie mir nicht. — Einmal erregt ſich das Herzpochen durch Anlächeln — das hab ich aus eigner Wahrnehmung, geſtern Abend erſt auf der Bank vor der Hofthür, da ſaß ich — es war elf Uhr, alles ſchlief, beim Nachbar brannte ein Nachtlämpchen. Adieu, ſchlaf recht wohl, denn es iſt elf Uhr, alles ſchläft wieder, ich will wieder mich auf die Bank ſetzen vor die Hofthür, es iſt Vollmond, geht gleich auf, ich will ihn ſteigen ſehen. Gute Nacht. An die Bettine. Dein buntes Füllhorn fröhlicher Verſchwendung er¬ löſt mich vom Übel. — Gedanken ſind mir oft läſtig in der Nacht, die mir am Tage einen trüben Nachklang geben, ſo wars heute! — Dein jung friſch Leben, das Schmettern und Toſen Deiner Begeiſterung und beſon¬ ders Dein Naturgenuß ſind Balſamhauch für mich, laß mirs gedeihen und ſchreib fort, auch Deine Dithyrambi¬ ſchen Ausſchweifungen, die ſo plötzlich der Flamme be¬ raubt verkohlen, als habe ſie ein muthwilliger Zugwind ausgeblaſen, ſind mir gar lieb. — — Bleib mir zu

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/210>, abgerufen am 29.03.2024.