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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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dieser Göttin einen vollen strömenden Gottesdienst aus
meiner Brust zu halten, daß ich nicht dran dachte ans
Belauschen und hab recht geschmettert. -- Der Hof¬
mann sagt es war zum Verwundern. -- Nun ich mein
der Clemens zieht immer das Register der Kinderstimm
aus meiner Brust. -- In Frankfurt, in der Gesellschaft
beim Primas, da prädominirt die quarrende Engels¬
stimm. Bei dir da muß ich immer das Gewalts-Po¬
saunenregister mit Gewalt mit der sanften vox humana
unterdrücken.

An die Bettine.

Mit dem Clemens versteh ich Dich, oder ahne
doch wie es zusammenhängt, ich hab auch gar nicht
die Idee, daß es anders sein solle, nur über das was
er von Dir sagt, wie er Dich ausspricht, und das ge¬
schieht oft, ist mir manchmal so wunderlich zu Muth,
weil er ganz prophetisch Dich durchsieht, andre Leute
sagen er schneide auf, und das ist auch eigentlich so,
aber er trifft die Wahrheit wie ich unter allen allein
es am Besten weiß. -- Dann um seine Extravaganz
zu beweisen, fällt wohl alles hinter seinem Rücken über

dieſer Göttin einen vollen ſtrömenden Gottesdienſt aus
meiner Bruſt zu halten, daß ich nicht dran dachte ans
Belauſchen und hab recht geſchmettert. — Der Hof¬
mann ſagt es war zum Verwundern. — Nun ich mein
der Clemens zieht immer das Regiſter der Kinderſtimm
aus meiner Bruſt. — In Frankfurt, in der Geſellſchaft
beim Primas, da prädominirt die quarrende Engels¬
ſtimm. Bei dir da muß ich immer das Gewalts-Po¬
ſaunenregiſter mit Gewalt mit der ſanften vox humana
unterdrücken.

An die Bettine.

Mit dem Clemens verſteh ich Dich, oder ahne
doch wie es zuſammenhängt, ich hab auch gar nicht
die Idee, daß es anders ſein ſolle, nur über das was
er von Dir ſagt, wie er Dich ausſpricht, und das ge¬
ſchieht oft, iſt mir manchmal ſo wunderlich zu Muth,
weil er ganz prophetiſch Dich durchſieht, andre Leute
ſagen er ſchneide auf, und das iſt auch eigentlich ſo,
aber er trifft die Wahrheit wie ich unter allen allein
es am Beſten weiß. — Dann um ſeine Extravaganz
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[207/0223] dieſer Göttin einen vollen ſtrömenden Gottesdienſt aus meiner Bruſt zu halten, daß ich nicht dran dachte ans Belauſchen und hab recht geſchmettert. — Der Hof¬ mann ſagt es war zum Verwundern. — Nun ich mein der Clemens zieht immer das Regiſter der Kinderſtimm aus meiner Bruſt. — In Frankfurt, in der Geſellſchaft beim Primas, da prädominirt die quarrende Engels¬ ſtimm. Bei dir da muß ich immer das Gewalts-Po¬ ſaunenregiſter mit Gewalt mit der ſanften vox humana unterdrücken. An die Bettine. Mit dem Clemens verſteh ich Dich, oder ahne doch wie es zuſammenhängt, ich hab auch gar nicht die Idee, daß es anders ſein ſolle, nur über das was er von Dir ſagt, wie er Dich ausſpricht, und das ge¬ ſchieht oft, iſt mir manchmal ſo wunderlich zu Muth, weil er ganz prophetiſch Dich durchſieht, andre Leute ſagen er ſchneide auf, und das iſt auch eigentlich ſo, aber er trifft die Wahrheit wie ich unter allen allein es am Beſten weiß. — Dann um ſeine Extravaganz zu beweiſen, fällt wohl alles hinter ſeinem Rücken über

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/223>, abgerufen am 29.03.2024.