Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

lich, hat aber einen anregenden kriegerischen Geist, also
unter gewissen Bedingungen, wenn zum Beispiel Du
jenes Banner wehen liesest, das St. Clair, Dir Glück
und Heil vertrauend, überantworten wollte, allen Phili¬
stern zum Trotz; dann magst Du Deiner Zunge den Zü¬
gel schießen lassen, bis dann aber, lasse Deinen Muth
nicht in vergeblichen Ausbrüchen verrauchen.

Adieu! Am Märchen schreib ich nicht. -- Der ver¬
gißt mit dem Pflug umzudrehen; über den Sternen die
er im Wasser blinken sieht. Leb wohl und gedenke
meiner
Karoline.

Die Ursache, warum der Streit angegangen war
über Dich, war ein Brief von Dir, den Du im achten
oder neunten Jahr, kurz vor Deines Vaters Tod aus dem
Kloster an ihn geschrieben hattest, und der Deinen Va¬
ter sehr gefreut haben soll, so daß er ihn in seiner
Krankheit oft gelesen, St. Clair hatte ihn vom Cle¬
mens, der ihn aufbewahrt, abgeschrieben, und sagte in
diesem Brief läge Deiner ganzen Anmuth Keim. Das
wollte die Lotte nicht zugeben, und meinte es sei lächer¬
lich nur ihn als Brief zu rühmen, der Clemens verdrehe
Dir den Kopf. Der Brief lautete wie folgt, da magst

lich, hat aber einen anregenden kriegeriſchen Geiſt, alſo
unter gewiſſen Bedingungen, wenn zum Beiſpiel Du
jenes Banner wehen lieſeſt, das St. Clair, Dir Glück
und Heil vertrauend, überantworten wollte, allen Phili¬
ſtern zum Trotz; dann magſt Du Deiner Zunge den Zü¬
gel ſchießen laſſen, bis dann aber, laſſe Deinen Muth
nicht in vergeblichen Ausbrüchen verrauchen.

Adieu! Am Märchen ſchreib ich nicht. — Der ver¬
gißt mit dem Pflug umzudrehen; über den Sternen die
er im Waſſer blinken ſieht. Leb wohl und gedenke
meiner
Karoline.

Die Urſache, warum der Streit angegangen war
über Dich, war ein Brief von Dir, den Du im achten
oder neunten Jahr, kurz vor Deines Vaters Tod aus dem
Kloſter an ihn geſchrieben hatteſt, und der Deinen Va¬
ter ſehr gefreut haben ſoll, ſo daß er ihn in ſeiner
Krankheit oft geleſen, St. Clair hatte ihn vom Cle¬
mens, der ihn aufbewahrt, abgeſchrieben, und ſagte in
dieſem Brief läge Deiner ganzen Anmuth Keim. Das
wollte die Lotte nicht zugeben, und meinte es ſei lächer¬
lich nur ihn als Brief zu rühmen, der Clemens verdrehe
Dir den Kopf. Der Brief lautete wie folgt, da magſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0228" n="212"/>
lich, hat aber einen anregenden kriegeri&#x017F;chen Gei&#x017F;t, al&#x017F;o<lb/>
unter gewi&#x017F;&#x017F;en Bedingungen, wenn zum Bei&#x017F;piel Du<lb/>
jenes Banner wehen lie&#x017F;e&#x017F;t, das St. Clair, Dir Glück<lb/>
und Heil vertrauend, überantworten wollte, allen Phili¬<lb/>
&#x017F;tern zum Trotz; dann mag&#x017F;t Du Deiner Zunge den Zü¬<lb/>
gel &#x017F;chießen la&#x017F;&#x017F;en, bis dann aber, la&#x017F;&#x017F;e Deinen Muth<lb/>
nicht in vergeblichen Ausbrüchen verrauchen.</p><lb/>
          <p>Adieu! Am Märchen &#x017F;chreib ich nicht. &#x2014; Der ver¬<lb/>
gißt mit dem Pflug umzudrehen; über den Sternen die<lb/>
er im Wa&#x017F;&#x017F;er blinken &#x017F;ieht. Leb wohl und gedenke<lb/>
meiner<lb/><hi rendition="#right">Karoline.</hi></p><lb/>
          <p>Die Ur&#x017F;ache, warum der Streit angegangen war<lb/>
über Dich, war ein Brief von Dir, den Du im achten<lb/>
oder neunten Jahr, kurz vor Deines Vaters Tod aus dem<lb/>
Klo&#x017F;ter an ihn ge&#x017F;chrieben hatte&#x017F;t, und der Deinen Va¬<lb/>
ter &#x017F;ehr gefreut haben &#x017F;oll, &#x017F;o daß er ihn in &#x017F;einer<lb/>
Krankheit oft gele&#x017F;en, St. Clair hatte ihn vom Cle¬<lb/>
mens, der ihn aufbewahrt, abge&#x017F;chrieben, und &#x017F;agte in<lb/>
die&#x017F;em Brief läge Deiner ganzen Anmuth Keim. Das<lb/>
wollte die Lotte nicht zugeben, und meinte es &#x017F;ei lächer¬<lb/>
lich nur ihn als Brief zu rühmen, der Clemens verdrehe<lb/>
Dir den Kopf. Der Brief lautete wie folgt, da mag&#x017F;t<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0228] lich, hat aber einen anregenden kriegeriſchen Geiſt, alſo unter gewiſſen Bedingungen, wenn zum Beiſpiel Du jenes Banner wehen lieſeſt, das St. Clair, Dir Glück und Heil vertrauend, überantworten wollte, allen Phili¬ ſtern zum Trotz; dann magſt Du Deiner Zunge den Zü¬ gel ſchießen laſſen, bis dann aber, laſſe Deinen Muth nicht in vergeblichen Ausbrüchen verrauchen. Adieu! Am Märchen ſchreib ich nicht. — Der ver¬ gißt mit dem Pflug umzudrehen; über den Sternen die er im Waſſer blinken ſieht. Leb wohl und gedenke meiner Karoline. Die Urſache, warum der Streit angegangen war über Dich, war ein Brief von Dir, den Du im achten oder neunten Jahr, kurz vor Deines Vaters Tod aus dem Kloſter an ihn geſchrieben hatteſt, und der Deinen Va¬ ter ſehr gefreut haben ſoll, ſo daß er ihn in ſeiner Krankheit oft geleſen, St. Clair hatte ihn vom Cle¬ mens, der ihn aufbewahrt, abgeſchrieben, und ſagte in dieſem Brief läge Deiner ganzen Anmuth Keim. Das wollte die Lotte nicht zugeben, und meinte es ſei lächer¬ lich nur ihn als Brief zu rühmen, der Clemens verdrehe Dir den Kopf. Der Brief lautete wie folgt, da magſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/228
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/228>, abgerufen am 25.04.2024.