Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

scher Harttraber, ich fühl mich nicht bequem wenn ich
ihn reite, was kommt mir doch so viel in den Kopf
was ich selbst gar nicht wissen mag, -- könnt ich nur
immer von der Himmelsleiter des Übermuths herab un¬
ter die Philister speien. -- Gute Nacht -- das ist der
vierte Tag wo ich nichts von Dir weiß, jetzt wenn Mor¬
gen kein Brief kommt so frag Dich doch selber was
ich dann denken soll. --

An die Bettine.

Gestern Abend kam ich von Hanau, wo ich drei
Tage in prosaischen Geschäftsaufträgen verbrachte, Deine
zwei Briefe lagen auf meinem Kopfkissen, und einer
von Clemens der nach Dir frägt, weil er die ganze
Zeit nichts von Dir gehört habe, keine Antwort auf
mehrere Briefe. Er meint Du könntest krank sein, hast
Du ihm denn gar nicht geschrieben? -- versäume doch
nicht gleich zu schreiben, er frägt nach Deinen Studien
und meint Dein Generalbaß-Eifer von dem Du mit so
viel Begeistrung ihm geschrieben, sei wohl auch wieder
ins Stocken gerathen. Ich soll Dein faselig Wesen

13*

ſcher Harttraber, ich fühl mich nicht bequem wenn ich
ihn reite, was kommt mir doch ſo viel in den Kopf
was ich ſelbſt gar nicht wiſſen mag, — könnt ich nur
immer von der Himmelsleiter des Übermuths herab un¬
ter die Philiſter ſpeien. — Gute Nacht — das iſt der
vierte Tag wo ich nichts von Dir weiß, jetzt wenn Mor¬
gen kein Brief kommt ſo frag Dich doch ſelber was
ich dann denken ſoll. —

An die Bettine.

Geſtern Abend kam ich von Hanau, wo ich drei
Tage in proſaiſchen Geſchäftsaufträgen verbrachte, Deine
zwei Briefe lagen auf meinem Kopfkiſſen, und einer
von Clemens der nach Dir frägt, weil er die ganze
Zeit nichts von Dir gehört habe, keine Antwort auf
mehrere Briefe. Er meint Du könnteſt krank ſein, haſt
Du ihm denn gar nicht geſchrieben? — verſäume doch
nicht gleich zu ſchreiben, er frägt nach Deinen Studien
und meint Dein Generalbaß-Eifer von dem Du mit ſo
viel Begeiſtrung ihm geſchrieben, ſei wohl auch wieder
ins Stocken gerathen. Ich ſoll Dein faſelig Weſen

13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0307" n="291"/>
&#x017F;cher Harttraber, ich fühl mich nicht bequem wenn ich<lb/>
ihn reite, was kommt mir doch &#x017F;o viel in den Kopf<lb/>
was ich &#x017F;elb&#x017F;t gar nicht wi&#x017F;&#x017F;en mag, &#x2014; könnt ich nur<lb/>
immer von der Himmelsleiter des Übermuths herab un¬<lb/>
ter die Phili&#x017F;ter &#x017F;peien. &#x2014; Gute Nacht &#x2014; das i&#x017F;t der<lb/>
vierte Tag wo ich nichts von Dir weiß, jetzt wenn Mor¬<lb/>
gen kein Brief kommt &#x017F;o frag Dich doch &#x017F;elber was<lb/>
ich dann denken &#x017F;oll. &#x2014;</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>An die Bettine.<lb/></head>
          <p>Ge&#x017F;tern Abend kam ich von Hanau, wo ich drei<lb/>
Tage in pro&#x017F;ai&#x017F;chen Ge&#x017F;chäftsaufträgen verbrachte, Deine<lb/>
zwei Briefe lagen auf meinem Kopfki&#x017F;&#x017F;en, und einer<lb/>
von Clemens der nach Dir frägt, weil er die ganze<lb/>
Zeit nichts von Dir gehört habe, keine Antwort auf<lb/>
mehrere Briefe. Er meint Du könnte&#x017F;t krank &#x017F;ein, ha&#x017F;t<lb/>
Du ihm denn gar nicht ge&#x017F;chrieben? &#x2014; ver&#x017F;äume doch<lb/>
nicht gleich zu &#x017F;chreiben, er frägt nach Deinen Studien<lb/>
und meint Dein Generalbaß-Eifer von dem Du mit &#x017F;o<lb/>
viel Begei&#x017F;trung ihm ge&#x017F;chrieben, &#x017F;ei wohl auch wieder<lb/>
ins Stocken gerathen. Ich &#x017F;oll Dein fa&#x017F;elig We&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13*<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0307] ſcher Harttraber, ich fühl mich nicht bequem wenn ich ihn reite, was kommt mir doch ſo viel in den Kopf was ich ſelbſt gar nicht wiſſen mag, — könnt ich nur immer von der Himmelsleiter des Übermuths herab un¬ ter die Philiſter ſpeien. — Gute Nacht — das iſt der vierte Tag wo ich nichts von Dir weiß, jetzt wenn Mor¬ gen kein Brief kommt ſo frag Dich doch ſelber was ich dann denken ſoll. — An die Bettine. Geſtern Abend kam ich von Hanau, wo ich drei Tage in proſaiſchen Geſchäftsaufträgen verbrachte, Deine zwei Briefe lagen auf meinem Kopfkiſſen, und einer von Clemens der nach Dir frägt, weil er die ganze Zeit nichts von Dir gehört habe, keine Antwort auf mehrere Briefe. Er meint Du könnteſt krank ſein, haſt Du ihm denn gar nicht geſchrieben? — verſäume doch nicht gleich zu ſchreiben, er frägt nach Deinen Studien und meint Dein Generalbaß-Eifer von dem Du mit ſo viel Begeiſtrung ihm geſchrieben, ſei wohl auch wieder ins Stocken gerathen. Ich ſoll Dein faſelig Weſen 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/307
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/307>, abgerufen am 24.04.2024.