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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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Wo verweiltet ihr des Südes Winde?
Schwelltet Nathos weiße Segel nicht?
Trugt ihn nicht zum heimathlichen Strande?
Lange blieb er in dem fremden Lande
Und der Tag der Rückkehr glänzt ihm nicht.
Schön, o König Ethas! warst du in der Fremde;
Wie des Morgens Strahl dem Angesicht.
Deine Locken, gleich dem Raben, düster
Deine Stimme, wie des Schilfs Geflüster
Wenn der Mittagswind sich leise wiegt.
Deine Seele glich der Sonne Scheiden,
Doch im Kampfe warst du fürchterlich.
Brausend wie die ungestümen Wogen
Wenn vom Nord die stürm'schen Winde zogen,
Stürztest du auf Caibars Krieger dich.
Auf Selamas grau bemoosten Mauern
Sah dich Collas Tochter, und sie sprach:
Warum eilst du so zum Kampf der Speere!
Zahlreich sind des düstern Caibars Heere.
Ach! und meiner Liebe Furcht ist wach.
Freuen wollt ich dein mich, deiner Siege
Aber Caibars Liebe läßt mich nicht.
So sprachst du. Jetzt haben dich die Wogen
Mädchen! und die Stürme dich betrogen,
Nacht umringt dein schönes Angesicht.
Wo verweiltet ihr des Südes Winde?
Schwelltet Nathos weiße Segel nicht?
Trugt ihn nicht zum heimathlichen Strande?
Lange blieb er in dem fremden Lande
Und der Tag der Rückkehr glänzt ihm nicht.
Schön, o König Ethas! warſt du in der Fremde;
Wie des Morgens Strahl dem Angeſicht.
Deine Locken, gleich dem Raben, düſter
Deine Stimme, wie des Schilfs Geflüſter
Wenn der Mittagswind ſich leiſe wiegt.
Deine Seele glich der Sonne Scheiden,
Doch im Kampfe warſt du fürchterlich.
Brauſend wie die ungeſtümen Wogen
Wenn vom Nord die ſtürm'ſchen Winde zogen,
Stürzteſt du auf Caibars Krieger dich.
Auf Selamas grau bemoosten Mauern
Sah dich Collas Tochter, und ſie ſprach:
Warum eilſt du ſo zum Kampf der Speere!
Zahlreich ſind des düſtern Caibars Heere.
Ach! und meiner Liebe Furcht iſt wach.
Freuen wollt ich dein mich, deiner Siege
Aber Caibars Liebe läßt mich nicht.
So ſprachſt du. Jetzt haben dich die Wogen
Mädchen! und die Stürme dich betrogen,
Nacht umringt dein ſchönes Angeſicht.
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[427/0443] Wo verweiltet ihr des Südes Winde? Schwelltet Nathos weiße Segel nicht? Trugt ihn nicht zum heimathlichen Strande? Lange blieb er in dem fremden Lande Und der Tag der Rückkehr glänzt ihm nicht. Schön, o König Ethas! warſt du in der Fremde; Wie des Morgens Strahl dem Angeſicht. Deine Locken, gleich dem Raben, düſter Deine Stimme, wie des Schilfs Geflüſter Wenn der Mittagswind ſich leiſe wiegt. Deine Seele glich der Sonne Scheiden, Doch im Kampfe warſt du fürchterlich. Brauſend wie die ungeſtümen Wogen Wenn vom Nord die ſtürm'ſchen Winde zogen, Stürzteſt du auf Caibars Krieger dich. Auf Selamas grau bemoosten Mauern Sah dich Collas Tochter, und ſie ſprach: Warum eilſt du ſo zum Kampf der Speere! Zahlreich ſind des düſtern Caibars Heere. Ach! und meiner Liebe Furcht iſt wach. Freuen wollt ich dein mich, deiner Siege Aber Caibars Liebe läßt mich nicht. So ſprachſt du. Jetzt haben dich die Wogen Mädchen! und die Stürme dich betrogen, Nacht umringt dein ſchönes Angeſicht.

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/443>, abgerufen am 25.04.2024.