Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Höhnend naht ihr Caibar: "Mädchen sahst du
Nathos Land, in feines Blau gehüllt?
Oder Fingals dunkelbraune Hügel?
Ha! entrannst du auch des Sturmes Flügel,
Über Selma hätte meine Schlacht gebrüllt."
Caibar sprachs. Da rauscht ein Pfeil, getroffen
Sinkt sie, und ihr Schild stürzt vor sie hin.
Wie des Schnees Säule sank sie nieder,
Über Ethas schlummernden Gebieter
Spreiten sich die dunklen Locken hin.
Da versammelten die hundert Barden
Caibars, um Darthulas Grabmal sich,
Ihre Harfen rauschten um den Hügel,
Und es schwang sich des Gesanges Flügel,
Für der Mädchen Erins Schönste! dich!
Trauer schreitet an Selamas Strömen,
Schweigen wohnet in den Hallen nun.
Collas Tochter sank zum Schlafe nieder,
O wann grüßest du den Morgen wieder?
Schöngelockte! wirst du lange ruhn?
Weit entfernet ist dein Morgen, nimmer
Stehst du mehr in deiner Schönheit auf;
Ach die Sonne tritt nicht an dein Bette,
Spricht: "erwach aus deiner Ruhestätte!
Collas schöne Tochter! steig herauf!"
19
Höhnend naht ihr Caibar: „Mädchen ſahſt du
Nathos Land, in feines Blau gehüllt?
Oder Fingals dunkelbraune Hügel?
Ha! entrannſt du auch des Sturmes Flügel,
Über Selma hätte meine Schlacht gebrüllt.“
Caibar ſprachs. Da rauſcht ein Pfeil, getroffen
Sinkt ſie, und ihr Schild ſtürzt vor ſie hin.
Wie des Schnees Säule ſank ſie nieder,
Über Ethas ſchlummernden Gebieter
Spreiten ſich die dunklen Locken hin.
Da verſammelten die hundert Barden
Caibars, um Darthulas Grabmal ſich,
Ihre Harfen rauſchten um den Hügel,
Und es ſchwang ſich des Geſanges Flügel,
Für der Mädchen Erins Schönſte! dich!
Trauer ſchreitet an Selamas Strömen,
Schweigen wohnet in den Hallen nun.
Collas Tochter ſank zum Schlafe nieder,
O wann grüßeſt du den Morgen wieder?
Schöngelockte! wirſt du lange ruhn?
Weit entfernet iſt dein Morgen, nimmer
Stehſt du mehr in deiner Schönheit auf;
Ach die Sonne tritt nicht an dein Bette,
Spricht: „erwach aus deiner Ruheſtätte!
Collas ſchöne Tochter! ſteig herauf!“
19
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0449" n="433"/>
                <lg n="34">
                  <l>Höhnend naht ihr Caibar: &#x201E;Mädchen &#x017F;ah&#x017F;t du</l><lb/>
                  <l>Nathos Land, in feines Blau gehüllt?</l><lb/>
                  <l>Oder Fingals dunkelbraune Hügel?</l><lb/>
                  <l>Ha! entrann&#x017F;t du auch des Sturmes Flügel,</l><lb/>
                  <l>Über Selma hätte meine Schlacht gebrüllt.&#x201C;</l><lb/>
                </lg>
                <lg n="35">
                  <l>Caibar &#x017F;prachs. Da rau&#x017F;cht ein Pfeil, getroffen</l><lb/>
                  <l>Sinkt &#x017F;ie, und ihr Schild &#x017F;türzt vor &#x017F;ie hin.</l><lb/>
                  <l>Wie des Schnees Säule &#x017F;ank &#x017F;ie nieder,</l><lb/>
                  <l>Über Ethas &#x017F;chlummernden Gebieter</l><lb/>
                  <l>Spreiten &#x017F;ich die dunklen Locken hin.</l><lb/>
                </lg>
                <lg n="36">
                  <l>Da ver&#x017F;ammelten die hundert Barden</l><lb/>
                  <l>Caibars, um Darthulas Grabmal &#x017F;ich,</l><lb/>
                  <l>Ihre Harfen rau&#x017F;chten um den Hügel,</l><lb/>
                  <l>Und es &#x017F;chwang &#x017F;ich des Ge&#x017F;anges Flügel,</l><lb/>
                  <l>Für der Mädchen Erins Schön&#x017F;te! dich!</l><lb/>
                </lg>
                <lg n="37">
                  <l>Trauer &#x017F;chreitet an Selamas Strömen,</l><lb/>
                  <l>Schweigen wohnet in den Hallen nun.</l><lb/>
                  <l>Collas Tochter &#x017F;ank zum Schlafe nieder,</l><lb/>
                  <l>O wann grüße&#x017F;t du den Morgen wieder?</l><lb/>
                  <l>Schöngelockte! wir&#x017F;t du lange ruhn?</l><lb/>
                </lg>
                <lg n="38">
                  <l>Weit entfernet i&#x017F;t dein Morgen, nimmer</l><lb/>
                  <l>Steh&#x017F;t du mehr in deiner Schönheit auf;</l><lb/>
                  <l>Ach die Sonne tritt nicht an dein Bette,</l><lb/>
                  <l>Spricht: &#x201E;erwach aus deiner Ruhe&#x017F;tätte!</l><lb/>
                  <l>Collas &#x017F;chöne Tochter! &#x017F;teig herauf!&#x201C;</l><lb/>
                </lg>
                <fw place="bottom" type="sig">19<lb/></fw>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[433/0449] Höhnend naht ihr Caibar: „Mädchen ſahſt du Nathos Land, in feines Blau gehüllt? Oder Fingals dunkelbraune Hügel? Ha! entrannſt du auch des Sturmes Flügel, Über Selma hätte meine Schlacht gebrüllt.“ Caibar ſprachs. Da rauſcht ein Pfeil, getroffen Sinkt ſie, und ihr Schild ſtürzt vor ſie hin. Wie des Schnees Säule ſank ſie nieder, Über Ethas ſchlummernden Gebieter Spreiten ſich die dunklen Locken hin. Da verſammelten die hundert Barden Caibars, um Darthulas Grabmal ſich, Ihre Harfen rauſchten um den Hügel, Und es ſchwang ſich des Geſanges Flügel, Für der Mädchen Erins Schönſte! dich! Trauer ſchreitet an Selamas Strömen, Schweigen wohnet in den Hallen nun. Collas Tochter ſank zum Schlafe nieder, O wann grüßeſt du den Morgen wieder? Schöngelockte! wirſt du lange ruhn? Weit entfernet iſt dein Morgen, nimmer Stehſt du mehr in deiner Schönheit auf; Ach die Sonne tritt nicht an dein Bette, Spricht: „erwach aus deiner Ruheſtätte! Collas ſchöne Tochter! ſteig herauf!“ 19

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/449
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/449>, abgerufen am 25.04.2024.