Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Sein Blick folgt ihr zum Hochzeitstanze
Durch all der Tänzer bunte Reihn,
Erstirbet bald in ihrem Glanze
Lebt auf im milden Augenschein.
So wird er seines Schauens Beute,
Und seiner Augen süße Weide
Bringt bald dem Herzen bittres Leiden.
So hat er Monde sich verzehret,
In seines eignen Herzens Gluth;
Hat Töne seinem Schmerz verwehret,
Gestählt in der Entsagung Muth;
Dann könnt er vor'gen Muth verachten
Und leben nur im tiefen Schmachten,
Die Anmuthsvolle zu betrachten.
Mit Philipp war, an heil'ger Stätte,
Am Tag den Seelen fromm geweiht,
Sein Hof versammelt zum Gebete
Das Seelen aus der Qual befreit;
Da flehen Juans heiße Blicke:
Daß sie ihn einmal nur beglücke!
Erzwingen will ers vom Geschicke.
Sie senkt das Haupt mit stillen Sinnen
Und hebt es dann zum Himmel auf;
Da flammt in ihm ein kühn Beginnen,
Er steigt voll Muth zum Altar auf.
19*
Sein Blick folgt ihr zum Hochzeitstanze
Durch all der Tänzer bunte Reihn,
Erſtirbet bald in ihrem Glanze
Lebt auf im milden Augenſchein.
So wird er ſeines Schauens Beute,
Und ſeiner Augen ſüße Weide
Bringt bald dem Herzen bittres Leiden.
So hat er Monde ſich verzehret,
In ſeines eignen Herzens Gluth;
Hat Töne ſeinem Schmerz verwehret,
Geſtählt in der Entſagung Muth;
Dann könnt er vor'gen Muth verachten
Und leben nur im tiefen Schmachten,
Die Anmuthsvolle zu betrachten.
Mit Philipp war, an heil'ger Stätte,
Am Tag den Seelen fromm geweiht,
Sein Hof verſammelt zum Gebete
Das Seelen aus der Qual befreit;
Da flehen Juans heiße Blicke:
Daß ſie ihn einmal nur beglücke!
Erzwingen will ers vom Geſchicke.
Sie ſenkt das Haupt mit ſtillen Sinnen
Und hebt es dann zum Himmel auf;
Da flammt in ihm ein kühn Beginnen,
Er ſteigt voll Muth zum Altar auf.
19*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0451" n="435"/>
                <lg n="3">
                  <l>Sein Blick folgt ihr zum Hochzeitstanze</l><lb/>
                  <l>Durch all der Tänzer bunte Reihn,</l><lb/>
                  <l>Er&#x017F;tirbet bald in ihrem Glanze</l><lb/>
                  <l>Lebt auf im milden Augen&#x017F;chein.</l><lb/>
                  <l>So wird er &#x017F;eines Schauens Beute,</l><lb/>
                  <l>Und &#x017F;einer Augen &#x017F;üße Weide</l><lb/>
                  <l>Bringt bald dem Herzen bittres Leiden.</l><lb/>
                </lg>
                <lg n="4">
                  <l>So hat er Monde &#x017F;ich verzehret,</l><lb/>
                  <l>In &#x017F;eines eignen Herzens Gluth;</l><lb/>
                  <l>Hat Töne &#x017F;einem Schmerz verwehret,</l><lb/>
                  <l>Ge&#x017F;tählt in der Ent&#x017F;agung Muth;</l><lb/>
                  <l>Dann könnt er vor'gen Muth verachten</l><lb/>
                  <l>Und leben nur im tiefen Schmachten,</l><lb/>
                  <l>Die Anmuthsvolle zu betrachten.</l><lb/>
                </lg>
                <lg n="5">
                  <l>Mit Philipp war, an heil'ger Stätte,</l><lb/>
                  <l>Am Tag den Seelen fromm geweiht,</l><lb/>
                  <l>Sein Hof ver&#x017F;ammelt zum Gebete</l><lb/>
                  <l>Das Seelen aus der Qual befreit;</l><lb/>
                  <l>Da flehen Juans heiße Blicke:</l><lb/>
                  <l>Daß &#x017F;ie ihn <hi rendition="#g">einmal</hi> nur beglücke!</l><lb/>
                  <l>Erzwingen will ers vom Ge&#x017F;chicke.</l><lb/>
                </lg>
                <lg n="6">
                  <l>Sie &#x017F;enkt das Haupt mit &#x017F;tillen Sinnen</l><lb/>
                  <l>Und hebt es dann zum Himmel auf;</l><lb/>
                  <l>Da flammt in ihm ein kühn Beginnen,</l><lb/>
                  <l>Er &#x017F;teigt voll Muth zum Altar auf.</l><lb/>
                </lg>
                <fw place="bottom" type="sig">19*<lb/></fw>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[435/0451] Sein Blick folgt ihr zum Hochzeitstanze Durch all der Tänzer bunte Reihn, Erſtirbet bald in ihrem Glanze Lebt auf im milden Augenſchein. So wird er ſeines Schauens Beute, Und ſeiner Augen ſüße Weide Bringt bald dem Herzen bittres Leiden. So hat er Monde ſich verzehret, In ſeines eignen Herzens Gluth; Hat Töne ſeinem Schmerz verwehret, Geſtählt in der Entſagung Muth; Dann könnt er vor'gen Muth verachten Und leben nur im tiefen Schmachten, Die Anmuthsvolle zu betrachten. Mit Philipp war, an heil'ger Stätte, Am Tag den Seelen fromm geweiht, Sein Hof verſammelt zum Gebete Das Seelen aus der Qual befreit; Da flehen Juans heiße Blicke: Daß ſie ihn einmal nur beglücke! Erzwingen will ers vom Geſchicke. Sie ſenkt das Haupt mit ſtillen Sinnen Und hebt es dann zum Himmel auf; Da flammt in ihm ein kühn Beginnen, Er ſteigt voll Muth zum Altar auf. 19*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/451
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/451>, abgerufen am 25.04.2024.