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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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von Euch erzähl und auch daß Ihr mich gefangen
habt, wie in einem Hamen, daß ich lernen muß, und
daß Ihr der einzige Mensch seid vor dem ich Furcht
hab. -- "Wenn das nur wahr wär, sagte er, so wollt
ich noch strenger sein." -- Ach nein! zerreißt den Hamen
nicht, er ist gar fein gewebt laßt dem Fisch Platz daß
er ein Bischen schnalzen kann. -- Das macht ihm nun
so viel Vergnügen so ein Weilchen mit mir zu sprechen,
-- er sagte: "das ist alles gut, aber wir wollen einan¬
der nicht umsonst kennen gelernt haben, und Sie sollen
manchmal noch des alten Ephraim Spuren in Ihrem
Geist verfolgen wenn er schon lange nicht mehr lebt,"
-- wahrlich ich hatte auf der Zunge ihm zu sagen, daß
ich ihn unaussprechlich liebe und daß mir an seinem
Segen mehr gelegen sei als an der ganzen Welt; aber
ich schwieg still, was soll man so was sagen, er siehts
ja, und fühlts auch gewiß innerlich als Wahrheit. Ich
frag ihn alles, was mir in den Kopf kommt mir deucht
gar nicht das es möglich sei daß ihm sein Geist nicht
alles klar und deutlich mache, -- nur scheu ich mich ihm
zu sagen wie sehr ich ihm vertrau, gestern sprachen wir
vom Napoleon, ich sagte mit Euch wollt ich Schlachten
gewinnen! -- ich hab mir oft gedacht wenn ich Feldherr
wär und von meiner Gegenwart des Geistes alles ab¬

von Euch erzähl und auch daß Ihr mich gefangen
habt, wie in einem Hamen, daß ich lernen muß, und
daß Ihr der einzige Menſch ſeid vor dem ich Furcht
hab. — „Wenn das nur wahr wär, ſagte er, ſo wollt
ich noch ſtrenger ſein.“ — Ach nein! zerreißt den Hamen
nicht, er iſt gar fein gewebt laßt dem Fiſch Platz daß
er ein Biſchen ſchnalzen kann. — Das macht ihm nun
ſo viel Vergnügen ſo ein Weilchen mit mir zu ſprechen,
— er ſagte: „das iſt alles gut, aber wir wollen einan¬
der nicht umſonſt kennen gelernt haben, und Sie ſollen
manchmal noch des alten Ephraim Spuren in Ihrem
Geiſt verfolgen wenn er ſchon lange nicht mehr lebt,“
— wahrlich ich hatte auf der Zunge ihm zu ſagen, daß
ich ihn unausſprechlich liebe und daß mir an ſeinem
Segen mehr gelegen ſei als an der ganzen Welt; aber
ich ſchwieg ſtill, was ſoll man ſo was ſagen, er ſiehts
ja, und fühlts auch gewiß innerlich als Wahrheit. Ich
frag ihn alles, was mir in den Kopf kommt mir deucht
gar nicht das es möglich ſei daß ihm ſein Geiſt nicht
alles klar und deutlich mache, — nur ſcheu ich mich ihm
zu ſagen wie ſehr ich ihm vertrau, geſtern ſprachen wir
vom Napoleon, ich ſagte mit Euch wollt ich Schlachten
gewinnen! — ich hab mir oft gedacht wenn ich Feldherr
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[215/0229] von Euch erzähl und auch daß Ihr mich gefangen habt, wie in einem Hamen, daß ich lernen muß, und daß Ihr der einzige Menſch ſeid vor dem ich Furcht hab. — „Wenn das nur wahr wär, ſagte er, ſo wollt ich noch ſtrenger ſein.“ — Ach nein! zerreißt den Hamen nicht, er iſt gar fein gewebt laßt dem Fiſch Platz daß er ein Biſchen ſchnalzen kann. — Das macht ihm nun ſo viel Vergnügen ſo ein Weilchen mit mir zu ſprechen, — er ſagte: „das iſt alles gut, aber wir wollen einan¬ der nicht umſonſt kennen gelernt haben, und Sie ſollen manchmal noch des alten Ephraim Spuren in Ihrem Geiſt verfolgen wenn er ſchon lange nicht mehr lebt,“ — wahrlich ich hatte auf der Zunge ihm zu ſagen, daß ich ihn unausſprechlich liebe und daß mir an ſeinem Segen mehr gelegen ſei als an der ganzen Welt; aber ich ſchwieg ſtill, was ſoll man ſo was ſagen, er ſiehts ja, und fühlts auch gewiß innerlich als Wahrheit. Ich frag ihn alles, was mir in den Kopf kommt mir deucht gar nicht das es möglich ſei daß ihm ſein Geiſt nicht alles klar und deutlich mache, — nur ſcheu ich mich ihm zu ſagen wie ſehr ich ihm vertrau, geſtern ſprachen wir vom Napoleon, ich ſagte mit Euch wollt ich Schlachten gewinnen! — ich hab mir oft gedacht wenn ich Feldherr wär und von meiner Gegenwart des Geiſtes alles ab¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/229>, abgerufen am 24.04.2024.