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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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seitdem ich vom Tod weiß, so deucht mir die letzte Le¬
benszeit eines Menschen etwas heiliges, und wie ich
als Kind so gern Spielsachen, Dinge die ich liebte, in
die Erde vergraben hab, so möcht ich auch meine Ge¬
heimnisse mein Sehnen meine Gedanken und Ahnungen
gern in die Brust legen von Menschen die keine For¬
derungen mehr ans Irdische haben, und bald unter der
Erde sein werden, schreib mir doch darüber! auf der an¬
dern Seite reitzen mich die Briefe vom Christian auch
sehr, er freut sich drauf daß ich ein halb Jahr mit ihm
zusammen sein werd, wir sind zusammen in unserer
Kindheit gewesen und seitdem nicht wieder, er verspricht
mir so viel von meinem Dortsein, und was und wie
er mir alles lehren will, les die beiden Briefe von ihm
an mich, und schreib mir was Du willst das will ich thun.
-- Adieu und schreib recht bald.

Es ist hier alles beschäftigt mit dem Empfang von
Bonaparte, es wird ein großer Triumphbogen erbaut
auf dem Rabenstein wo der Galgen gestanden hat. --

ſeitdem ich vom Tod weiß, ſo deucht mir die letzte Le¬
benszeit eines Menſchen etwas heiliges, und wie ich
als Kind ſo gern Spielſachen, Dinge die ich liebte, in
die Erde vergraben hab, ſo möcht ich auch meine Ge¬
heimniſſe mein Sehnen meine Gedanken und Ahnungen
gern in die Bruſt legen von Menſchen die keine For¬
derungen mehr ans Irdiſche haben, und bald unter der
Erde ſein werden, ſchreib mir doch darüber! auf der an¬
dern Seite reitzen mich die Briefe vom Chriſtian auch
ſehr, er freut ſich drauf daß ich ein halb Jahr mit ihm
zuſammen ſein werd, wir ſind zuſammen in unſerer
Kindheit geweſen und ſeitdem nicht wieder, er verſpricht
mir ſo viel von meinem Dortſein, und was und wie
er mir alles lehren will, les die beiden Briefe von ihm
an mich, und ſchreib mir was Du willſt das will ich thun.
— Adieu und ſchreib recht bald.

Es iſt hier alles beſchäftigt mit dem Empfang von
Bonaparte, es wird ein großer Triumphbogen erbaut
auf dem Rabenſtein wo der Galgen geſtanden hat. —

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[58/0072] ſeitdem ich vom Tod weiß, ſo deucht mir die letzte Le¬ benszeit eines Menſchen etwas heiliges, und wie ich als Kind ſo gern Spielſachen, Dinge die ich liebte, in die Erde vergraben hab, ſo möcht ich auch meine Ge¬ heimniſſe mein Sehnen meine Gedanken und Ahnungen gern in die Bruſt legen von Menſchen die keine For¬ derungen mehr ans Irdiſche haben, und bald unter der Erde ſein werden, ſchreib mir doch darüber! auf der an¬ dern Seite reitzen mich die Briefe vom Chriſtian auch ſehr, er freut ſich drauf daß ich ein halb Jahr mit ihm zuſammen ſein werd, wir ſind zuſammen in unſerer Kindheit geweſen und ſeitdem nicht wieder, er verſpricht mir ſo viel von meinem Dortſein, und was und wie er mir alles lehren will, les die beiden Briefe von ihm an mich, und ſchreib mir was Du willſt das will ich thun. — Adieu und ſchreib recht bald. Es iſt hier alles beſchäftigt mit dem Empfang von Bonaparte, es wird ein großer Triumphbogen erbaut auf dem Rabenſtein wo der Galgen geſtanden hat. —

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/72>, abgerufen am 29.03.2024.