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Allgemeine Zeitung. Nr. 23. Augsburg, 23. Januar 1840.

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thun? Sie müssen die Cultur ihrer Väter wieder aufnehmen, sie zu der ihrigen machen, und sie weiter fördern. Nichts frommt ihnen die Sonne der Freiheit, wenn sie nicht den Samen der Weisheit und Bildung, die früher unter ihnen gedieh, in den Boden legen. Ein bißchen Pariser "Civilisation" ist in diesen Ländern nur Unkraut. Blicken Sie jetzt auf Griechenland. Es gibt kein Beispiel in der Geschichte, daß ein Volk mit solchem Erfolg, mit so schnellem Fortschritt sich eine neue, wenigstens ihm neu gewordene Cultur angeeignet. Die altgriechische Cultur hatte sich im Laufe der Zeiten mit der christlichen Bildung verschmolzen, und die aus dieser Verbindung entstandene Einheit ist wohl unbestritten heute vorzugsweise in Deutschland zu finden. Darum war es ein mehr und mehr sich offenbarendes Glück für Griechenland, daß ein deutscher Prinz König, Vermittler zwischen Europa und Griechenland geworden. Das Volk, durch Nationalität und Sprache für die altgriechische Cultur, durch das Christenthum für seine neue Gestalt und Bedeutung empfänglich, ist freilich vor allen andern ehemals dem Sultan völlig unterthänigen Staaten sehr bevorzugt; allein es benutzt auch diesen Vorzug mit der ganzen Kraft einer jugendlich frischen Nation. Wie wenige Männer waren in Griechenland selbst zur Zeit des Interregnums zwischen der Präsidentschaft und dem Königthum, welche man zu den Gebildeten zählen konnte! Kapodistrias hatte eine Menge Schulhäuser gebaut, eine Menge Lancasterschulen eingerichtet, und es war ihm zuletzt vor der altgriechischen Cultur, die ihm selbst fehlte, so bange geworden, daß er in der hellenischen Schule in Aegina, der damaligen höchsten Bildungsanstalt in Griechenland einen Dialog des Platon zu lesen verbot, in welchem von der Gerechtigkeit die Rede war. Jetzt ist in Athen eine Universität mit einer großen Zahl griechischer, zum Theil ausgezeichneter und in Europa bekannter Lehrer; Athen besitzt ein vortreffliches Gymnasium; Athen besitzt in dem großen Kreis seiner Verwaltungs- und Justizbeamten eine Menge in und durch Europa gebildeter Männer, welche in jeder europäischen Hauptstadt rücksichtlich der Bildung ihren Rang behaupten würden. Rechnen Sie dazu die Aerzte, die Rechtsanwälte, einzelne Militärs, die im Auslande ihre Schule machten, Männer vom Handelsstande, die aus andern europäischen Staaten in ihr natürliches Vaterland einwanderten, und andere, welche von diesem neuen Mittelpunkt griechischer Cultur angezogen wurden. Rechnen Sie ferner hinzu die fremden Gesandten und Consuln, und die große Zahl reisender und ansässiger Fremden und die verhältnißmäßig kleine Zahl angestellter Ausländer! Man muß wissen, wie es früher, wie es noch im Jahre 1832 in Griechenland aussah, um diesen Kreis von Bildung und Gebildeten mit dem früheren Zustand vergleichen zu können, um zu wissen und einzugestehen, daß diese glückliche und man darf sagen beispiellose Veränderung sich an den Namen Otto, an die Gegenwart dieses deutschen Königs in Griechenland knüpft. Was auch die, welche das Gute zu finden wissen, ja was immer selbst die Tadler tadeln mögen - die Hand auf's Herz - wer unter ihnen, der es mit Griechenland wohl meint, wollte riskiren, bis in den Anfang des Jahres 1833 zurückzugehen, und einen andern König aus einer andern Nation nach Griechenland führen?

(Beschluß folgt.)

Großbritannien.

Canada.

Nachdem, wie gemeldet (s. Nr. 20 der Allgem. Ztg.), Hr. Poulett Thomson, Generalstatthalter der brittisch-nordamerikanischen Colonien, das Parlament von Ober-Canada (jenes von Unter-Canada ist bekanntlich noch suspendirt) am 3 December in Person eröffnet, und hier besonders hervorgehoben, wie die brittische Regierung fest entschlossen sey, die Canadas als einen integrirenden Bestandtheil des brittischen Reichs zu behaupten, wie eine neue Empörung zwar kaum zu befürchten sey, sollte sie aber ja stattfinden, gewiß, wie die beiden vorigen, au dem ritterlichen Muthe der loyalen Einwohner scheitern würde: - übermachte Se. Excellenz unterm 7 Dec. derselben Legislatur folgende, die legislative Wiedervereinigung der beiden Provinzen Ober- und Nieder-Canada betreffende Botschaft: "C. Poulett Thomson; in Gemäßheit der in seiner Rede vom Thron (sic!) ausgedrückten Absicht wünscht nunmehr der Generalstatthalter der Beachtung des Assemblyhauses den Plan der Wiedervereinigung dieser Provinz mit Nieder-Canada vorzulegen, wie solche von Ihrer Maj. in Ihrer huldvollen Botschaft an beide Häuser des Reichsparlaments vom 3 Mai 1839 anempfohlen worden. Seit mehreren Jahren nahm der Zustand der Canadas die Aufmerksamkeit des Reichsparlaments sehr in Anspruch. Daß sie zufrieden und blühend seyen, daß die Bande, die diese Provinzen mit dem Mutterlande verknüpfen, mehr und mehr gefestigt werden, daß ihre Verwaltung im Einklang mit den Wünschen des Volks geführt werde, das ist der feurige Wunsch jedes brittischen Staatsmanns, und die Erfahrung der letzten Jahre bezeugt mehr als zur Genüge, daß das Reichsparlament zur Erreichung dieses Zwecks weder Zeit und Fleiß gespart, noch Ausgaben gescheut hat. Die Ereignisse in Nieder-Canada sind bekannt. Dort ist die Verfassung suspendirt, aber mittlerweile sind die Vollmachten des Gouvernements nicht groß genug, um solche bleibende Gesetze zu schaffen, wie sie zum allgemeinen Besten erforderlich wären. In dieser Provinz sind die Finanzen zerrüttet, öffentliche Verbesserungen gehemmt, der Geist der Privatunternehmungen gelähmt, der Strom der Einwanderung, so wesentlich für die Wohlfahrt des Landes und die Verbindung mit Britannien, hat zu fließen aufgehört, während das allgemeine Verwaltungssystem für ungenügend erklärt ist. Nach aufmerksamster und sorgfältigster Erwägung der Lage dieser Provinzen und ihrer beiderseitigen Bedrängnisse sind Ihrer Majestät Räthe zu dem Schlusse gelangt, daß durch deren Wiedervereinigung allein diese Bedrängnisse gehoben werden können. Während der letzten Session des Reichsparlaments unterließ man es allerdings, eine alsbaldige Gesetzgebung in dieser Hinsicht zu betreiben; aber die Zögerung desselben entsprang aus keinem Zweifel hinsichtlich des Princips der Maaßregel oder ihrer Nothwendigkeit. Sie entsprang einzig aus dem Wunsche des Parlaments, sich vollständiger über die Ansichten der Legislatur von Ober-Canada zu unterrichten und überhaupt Data zu sammeln, mit deren Kenntniß die Details der Maaßregel den Einwohnern beider Provinzen genehmer gemacht werden könnten. Jetzt ist die Zeit gekommen, über die hinaus eine Beilegung der Sache nicht verschoben werden kann. In Nieder-Canada ist es unerläßlich, einen sichern und praktikablen Rückweg zu einer constitutionellen Regierung anzubahnen, und insoweit man die Gesinnungen der dortigen Einwohner kennen lernen konnte, findet der Plan der Wiedervereinigung Beifall. In Ober-Canada ist es nicht minder nöthig, daß die Provinz in den Stand gesetzt werde, ihre Finanzverlegenheiten zu schlichten und ihre natürlichen Hülfsquellen weiter zu entwickeln. Diese obere Provinz ist zur Zeit


thun? Sie müssen die Cultur ihrer Väter wieder aufnehmen, sie zu der ihrigen machen, und sie weiter fördern. Nichts frommt ihnen die Sonne der Freiheit, wenn sie nicht den Samen der Weisheit und Bildung, die früher unter ihnen gedieh, in den Boden legen. Ein bißchen Pariser „Civilisation“ ist in diesen Ländern nur Unkraut. Blicken Sie jetzt auf Griechenland. Es gibt kein Beispiel in der Geschichte, daß ein Volk mit solchem Erfolg, mit so schnellem Fortschritt sich eine neue, wenigstens ihm neu gewordene Cultur angeeignet. Die altgriechische Cultur hatte sich im Laufe der Zeiten mit der christlichen Bildung verschmolzen, und die aus dieser Verbindung entstandene Einheit ist wohl unbestritten heute vorzugsweise in Deutschland zu finden. Darum war es ein mehr und mehr sich offenbarendes Glück für Griechenland, daß ein deutscher Prinz König, Vermittler zwischen Europa und Griechenland geworden. Das Volk, durch Nationalität und Sprache für die altgriechische Cultur, durch das Christenthum für seine neue Gestalt und Bedeutung empfänglich, ist freilich vor allen andern ehemals dem Sultan völlig unterthänigen Staaten sehr bevorzugt; allein es benutzt auch diesen Vorzug mit der ganzen Kraft einer jugendlich frischen Nation. Wie wenige Männer waren in Griechenland selbst zur Zeit des Interregnums zwischen der Präsidentschaft und dem Königthum, welche man zu den Gebildeten zählen konnte! Kapodistrias hatte eine Menge Schulhäuser gebaut, eine Menge Lancasterschulen eingerichtet, und es war ihm zuletzt vor der altgriechischen Cultur, die ihm selbst fehlte, so bange geworden, daß er in der hellenischen Schule in Aegina, der damaligen höchsten Bildungsanstalt in Griechenland einen Dialog des Platon zu lesen verbot, in welchem von der Gerechtigkeit die Rede war. Jetzt ist in Athen eine Universität mit einer großen Zahl griechischer, zum Theil ausgezeichneter und in Europa bekannter Lehrer; Athen besitzt ein vortreffliches Gymnasium; Athen besitzt in dem großen Kreis seiner Verwaltungs- und Justizbeamten eine Menge in und durch Europa gebildeter Männer, welche in jeder europäischen Hauptstadt rücksichtlich der Bildung ihren Rang behaupten würden. Rechnen Sie dazu die Aerzte, die Rechtsanwälte, einzelne Militärs, die im Auslande ihre Schule machten, Männer vom Handelsstande, die aus andern europäischen Staaten in ihr natürliches Vaterland einwanderten, und andere, welche von diesem neuen Mittelpunkt griechischer Cultur angezogen wurden. Rechnen Sie ferner hinzu die fremden Gesandten und Consuln, und die große Zahl reisender und ansässiger Fremden und die verhältnißmäßig kleine Zahl angestellter Ausländer! Man muß wissen, wie es früher, wie es noch im Jahre 1832 in Griechenland aussah, um diesen Kreis von Bildung und Gebildeten mit dem früheren Zustand vergleichen zu können, um zu wissen und einzugestehen, daß diese glückliche und man darf sagen beispiellose Veränderung sich an den Namen Otto, an die Gegenwart dieses deutschen Königs in Griechenland knüpft. Was auch die, welche das Gute zu finden wissen, ja was immer selbst die Tadler tadeln mögen – die Hand auf's Herz – wer unter ihnen, der es mit Griechenland wohl meint, wollte riskiren, bis in den Anfang des Jahres 1833 zurückzugehen, und einen andern König aus einer andern Nation nach Griechenland führen?

(Beschluß folgt.)

Großbritannien.

Canada.

Nachdem, wie gemeldet (s. Nr. 20 der Allgem. Ztg.), Hr. Poulett Thomson, Generalstatthalter der brittisch-nordamerikanischen Colonien, das Parlament von Ober-Canada (jenes von Unter-Canada ist bekanntlich noch suspendirt) am 3 December in Person eröffnet, und hier besonders hervorgehoben, wie die brittische Regierung fest entschlossen sey, die Canadas als einen integrirenden Bestandtheil des brittischen Reichs zu behaupten, wie eine neue Empörung zwar kaum zu befürchten sey, sollte sie aber ja stattfinden, gewiß, wie die beiden vorigen, au dem ritterlichen Muthe der loyalen Einwohner scheitern würde: – übermachte Se. Excellenz unterm 7 Dec. derselben Legislatur folgende, die legislative Wiedervereinigung der beiden Provinzen Ober- und Nieder-Canada betreffende Botschaft: „C. Poulett Thomson; in Gemäßheit der in seiner Rede vom Thron (sic!) ausgedrückten Absicht wünscht nunmehr der Generalstatthalter der Beachtung des Assemblyhauses den Plan der Wiedervereinigung dieser Provinz mit Nieder-Canada vorzulegen, wie solche von Ihrer Maj. in Ihrer huldvollen Botschaft an beide Häuser des Reichsparlaments vom 3 Mai 1839 anempfohlen worden. Seit mehreren Jahren nahm der Zustand der Canadas die Aufmerksamkeit des Reichsparlaments sehr in Anspruch. Daß sie zufrieden und blühend seyen, daß die Bande, die diese Provinzen mit dem Mutterlande verknüpfen, mehr und mehr gefestigt werden, daß ihre Verwaltung im Einklang mit den Wünschen des Volks geführt werde, das ist der feurige Wunsch jedes brittischen Staatsmanns, und die Erfahrung der letzten Jahre bezeugt mehr als zur Genüge, daß das Reichsparlament zur Erreichung dieses Zwecks weder Zeit und Fleiß gespart, noch Ausgaben gescheut hat. Die Ereignisse in Nieder-Canada sind bekannt. Dort ist die Verfassung suspendirt, aber mittlerweile sind die Vollmachten des Gouvernements nicht groß genug, um solche bleibende Gesetze zu schaffen, wie sie zum allgemeinen Besten erforderlich wären. In dieser Provinz sind die Finanzen zerrüttet, öffentliche Verbesserungen gehemmt, der Geist der Privatunternehmungen gelähmt, der Strom der Einwanderung, so wesentlich für die Wohlfahrt des Landes und die Verbindung mit Britannien, hat zu fließen aufgehört, während das allgemeine Verwaltungssystem für ungenügend erklärt ist. Nach aufmerksamster und sorgfältigster Erwägung der Lage dieser Provinzen und ihrer beiderseitigen Bedrängnisse sind Ihrer Majestät Räthe zu dem Schlusse gelangt, daß durch deren Wiedervereinigung allein diese Bedrängnisse gehoben werden können. Während der letzten Session des Reichsparlaments unterließ man es allerdings, eine alsbaldige Gesetzgebung in dieser Hinsicht zu betreiben; aber die Zögerung desselben entsprang aus keinem Zweifel hinsichtlich des Princips der Maaßregel oder ihrer Nothwendigkeit. Sie entsprang einzig aus dem Wunsche des Parlaments, sich vollständiger über die Ansichten der Legislatur von Ober-Canada zu unterrichten und überhaupt Data zu sammeln, mit deren Kenntniß die Details der Maaßregel den Einwohnern beider Provinzen genehmer gemacht werden könnten. Jetzt ist die Zeit gekommen, über die hinaus eine Beilegung der Sache nicht verschoben werden kann. In Nieder-Canada ist es unerläßlich, einen sichern und praktikablen Rückweg zu einer constitutionellen Regierung anzubahnen, und insoweit man die Gesinnungen der dortigen Einwohner kennen lernen konnte, findet der Plan der Wiedervereinigung Beifall. In Ober-Canada ist es nicht minder nöthig, daß die Provinz in den Stand gesetzt werde, ihre Finanzverlegenheiten zu schlichten und ihre natürlichen Hülfsquellen weiter zu entwickeln. Diese obere Provinz ist zur Zeit

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[0179/0011] thun? Sie müssen die Cultur ihrer Väter wieder aufnehmen, sie zu der ihrigen machen, und sie weiter fördern. Nichts frommt ihnen die Sonne der Freiheit, wenn sie nicht den Samen der Weisheit und Bildung, die früher unter ihnen gedieh, in den Boden legen. Ein bißchen Pariser „Civilisation“ ist in diesen Ländern nur Unkraut. Blicken Sie jetzt auf Griechenland. Es gibt kein Beispiel in der Geschichte, daß ein Volk mit solchem Erfolg, mit so schnellem Fortschritt sich eine neue, wenigstens ihm neu gewordene Cultur angeeignet. Die altgriechische Cultur hatte sich im Laufe der Zeiten mit der christlichen Bildung verschmolzen, und die aus dieser Verbindung entstandene Einheit ist wohl unbestritten heute vorzugsweise in Deutschland zu finden. Darum war es ein mehr und mehr sich offenbarendes Glück für Griechenland, daß ein deutscher Prinz König, Vermittler zwischen Europa und Griechenland geworden. Das Volk, durch Nationalität und Sprache für die altgriechische Cultur, durch das Christenthum für seine neue Gestalt und Bedeutung empfänglich, ist freilich vor allen andern ehemals dem Sultan völlig unterthänigen Staaten sehr bevorzugt; allein es benutzt auch diesen Vorzug mit der ganzen Kraft einer jugendlich frischen Nation. Wie wenige Männer waren in Griechenland selbst zur Zeit des Interregnums zwischen der Präsidentschaft und dem Königthum, welche man zu den Gebildeten zählen konnte! Kapodistrias hatte eine Menge Schulhäuser gebaut, eine Menge Lancasterschulen eingerichtet, und es war ihm zuletzt vor der altgriechischen Cultur, die ihm selbst fehlte, so bange geworden, daß er in der hellenischen Schule in Aegina, der damaligen höchsten Bildungsanstalt in Griechenland einen Dialog des Platon zu lesen verbot, in welchem von der Gerechtigkeit die Rede war. Jetzt ist in Athen eine Universität mit einer großen Zahl griechischer, zum Theil ausgezeichneter und in Europa bekannter Lehrer; Athen besitzt ein vortreffliches Gymnasium; Athen besitzt in dem großen Kreis seiner Verwaltungs- und Justizbeamten eine Menge in und durch Europa gebildeter Männer, welche in jeder europäischen Hauptstadt rücksichtlich der Bildung ihren Rang behaupten würden. Rechnen Sie dazu die Aerzte, die Rechtsanwälte, einzelne Militärs, die im Auslande ihre Schule machten, Männer vom Handelsstande, die aus andern europäischen Staaten in ihr natürliches Vaterland einwanderten, und andere, welche von diesem neuen Mittelpunkt griechischer Cultur angezogen wurden. Rechnen Sie ferner hinzu die fremden Gesandten und Consuln, und die große Zahl reisender und ansässiger Fremden und die verhältnißmäßig kleine Zahl angestellter Ausländer! Man muß wissen, wie es früher, wie es noch im Jahre 1832 in Griechenland aussah, um diesen Kreis von Bildung und Gebildeten mit dem früheren Zustand vergleichen zu können, um zu wissen und einzugestehen, daß diese glückliche und man darf sagen beispiellose Veränderung sich an den Namen Otto, an die Gegenwart dieses deutschen Königs in Griechenland knüpft. Was auch die, welche das Gute zu finden wissen, ja was immer selbst die Tadler tadeln mögen – die Hand auf's Herz – wer unter ihnen, der es mit Griechenland wohl meint, wollte riskiren, bis in den Anfang des Jahres 1833 zurückzugehen, und einen andern König aus einer andern Nation nach Griechenland führen? (Beschluß folgt.) Großbritannien. Canada. Nachdem, wie gemeldet (s. Nr. 20 der Allgem. Ztg.), Hr. Poulett Thomson, Generalstatthalter der brittisch-nordamerikanischen Colonien, das Parlament von Ober-Canada (jenes von Unter-Canada ist bekanntlich noch suspendirt) am 3 December in Person eröffnet, und hier besonders hervorgehoben, wie die brittische Regierung fest entschlossen sey, die Canadas als einen integrirenden Bestandtheil des brittischen Reichs zu behaupten, wie eine neue Empörung zwar kaum zu befürchten sey, sollte sie aber ja stattfinden, gewiß, wie die beiden vorigen, au dem ritterlichen Muthe der loyalen Einwohner scheitern würde: – übermachte Se. Excellenz unterm 7 Dec. derselben Legislatur folgende, die legislative Wiedervereinigung der beiden Provinzen Ober- und Nieder-Canada betreffende Botschaft: „C. Poulett Thomson; in Gemäßheit der in seiner Rede vom Thron (sic!) ausgedrückten Absicht wünscht nunmehr der Generalstatthalter der Beachtung des Assemblyhauses den Plan der Wiedervereinigung dieser Provinz mit Nieder-Canada vorzulegen, wie solche von Ihrer Maj. in Ihrer huldvollen Botschaft an beide Häuser des Reichsparlaments vom 3 Mai 1839 anempfohlen worden. Seit mehreren Jahren nahm der Zustand der Canadas die Aufmerksamkeit des Reichsparlaments sehr in Anspruch. Daß sie zufrieden und blühend seyen, daß die Bande, die diese Provinzen mit dem Mutterlande verknüpfen, mehr und mehr gefestigt werden, daß ihre Verwaltung im Einklang mit den Wünschen des Volks geführt werde, das ist der feurige Wunsch jedes brittischen Staatsmanns, und die Erfahrung der letzten Jahre bezeugt mehr als zur Genüge, daß das Reichsparlament zur Erreichung dieses Zwecks weder Zeit und Fleiß gespart, noch Ausgaben gescheut hat. Die Ereignisse in Nieder-Canada sind bekannt. Dort ist die Verfassung suspendirt, aber mittlerweile sind die Vollmachten des Gouvernements nicht groß genug, um solche bleibende Gesetze zu schaffen, wie sie zum allgemeinen Besten erforderlich wären. In dieser Provinz sind die Finanzen zerrüttet, öffentliche Verbesserungen gehemmt, der Geist der Privatunternehmungen gelähmt, der Strom der Einwanderung, so wesentlich für die Wohlfahrt des Landes und die Verbindung mit Britannien, hat zu fließen aufgehört, während das allgemeine Verwaltungssystem für ungenügend erklärt ist. Nach aufmerksamster und sorgfältigster Erwägung der Lage dieser Provinzen und ihrer beiderseitigen Bedrängnisse sind Ihrer Majestät Räthe zu dem Schlusse gelangt, daß durch deren Wiedervereinigung allein diese Bedrängnisse gehoben werden können. Während der letzten Session des Reichsparlaments unterließ man es allerdings, eine alsbaldige Gesetzgebung in dieser Hinsicht zu betreiben; aber die Zögerung desselben entsprang aus keinem Zweifel hinsichtlich des Princips der Maaßregel oder ihrer Nothwendigkeit. Sie entsprang einzig aus dem Wunsche des Parlaments, sich vollständiger über die Ansichten der Legislatur von Ober-Canada zu unterrichten und überhaupt Data zu sammeln, mit deren Kenntniß die Details der Maaßregel den Einwohnern beider Provinzen genehmer gemacht werden könnten. Jetzt ist die Zeit gekommen, über die hinaus eine Beilegung der Sache nicht verschoben werden kann. In Nieder-Canada ist es unerläßlich, einen sichern und praktikablen Rückweg zu einer constitutionellen Regierung anzubahnen, und insoweit man die Gesinnungen der dortigen Einwohner kennen lernen konnte, findet der Plan der Wiedervereinigung Beifall. In Ober-Canada ist es nicht minder nöthig, daß die Provinz in den Stand gesetzt werde, ihre Finanzverlegenheiten zu schlichten und ihre natürlichen Hülfsquellen weiter zu entwickeln. Diese obere Provinz ist zur Zeit

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 23. Augsburg, 23. Januar 1840, S. 0179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_023_18400123/11>, abgerufen am 27.04.2024.