Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840.

Bild:
erste Seite

Südamerika.

Es sind uns von mehreren Punkten der Provinz Buenos-Ayres sowohl, als aus der Stadt selbst so wichtige Nachrichten zugekommen, daß wir, obschon wir bis jetzt deren Wahrheit in ihrem ganzen Umfange noch nicht verbürgen können, Ihnen solche doch möglichst schnell mittheilen. Bereits vorgestern wurde dem hier residirenden französischen Admiral von dem Commandanten der Blokadeschiffe von Buenos-Ayres die Mittheilung, daß laut bei ihm aus der Stadt eingegangenen Communicationen im Süden der Provinz Buenos-Ayres von Seite des dort stationirten Militärs und bewaffneter Gauchos eine Empörung gegen die Autorität des Generals Rosas ausgebrochen sey, und die Einwohner von Buenos-Ayres in einem äußerst aufgeregten Zustand sich befanden. Uebereinstimmend mit dieser Nachricht aus dem Süden war die Aussage einiger Contrebandisten, die hier mit kleinen Fahrzeugen am selbigen Tag von Ensenada eintrafen; die größte Wahrscheinlichkeit aber erlangt diese Nachricht durch ein so eben hier aus dem Salado eingekommenes Fahrzeug, dessen Passagiere dasselbe Ereigniß nicht allein einstimmig bestätigen, sondern noch hinzufügen, wie in fast allen Theilen der Provinz das Landvolk zu den Waffen gegriffen, wie dessen Anzahl bereits auf 3000 Mann angewachsen, und man sich eines bedeutenden Waffen- und Pulverdepots, circa 40 Leguas von Buenos-Ayres entfernt, bemächtigt habe, sich auch in vollem Marsch auf diese Stadt selbst befinde. Ist diese Nachricht, wie wir selbst daran keinen Zweifel zu hegen wagen, völlig wahr, so ist Rosas gestürzt, denn im Landvolk fand er bisher seinen einzigen Anhaltspunkt, in der Stadt selbst bedurfte es seit mehr als sechs Monaten nur eines Funkens, um die Empörung anzufachen. - Wir hoffen Ihnen mit unserm nächsten die Aufhebung der Blokade berichten zu können.

Portugal.

Durch ein Decret der Königin ist der Bischof Coadjutor von Coimbra zum Patriarchen von Lissabon ernannt.

Großbritannien.

Die gestern erwarteten Londoner Journale vom 25 Januar sind uns heute (1 Febr.) zugekommen. Die Parlamentsverhandlungen vom 24, deren Anfang wir vorgestern nach einem stenographischen Auszug mittheilten, liegen nun ausführlich vor uns. Aus Lord J. Russells Rede, womit er im Unterhaus den Apanagevorschlag für Prinz Albert motivirte, tragen wir zur Ergänzung hier Folgendes nach. Bei Aufführung der Präcedentien für den vorliegenden Fall äußerte er: "Als Königin Anna den Thron bestieg, war das Friedensbudget des Landes ungefähr 2,000,000 Pf. St.; davon wurden 700,000 Pf. als Civilliste der Königin angewiesen, welche ihrerseits 100,000 Pf. jährlich von dieser Summe ihrem Gemahl, dem Prinzen Georg von Dänemark, zuwandte. Eine spezielle Vorsorge für den Prinzen war damals noch nicht getroffen; im Jahr 1702 aber setzte das Parlament 50,000 Pf. jährlich eigens für denselben aus, wovon die eine Hälfte auf die Staatscasse, die andere auf die Postgefälle übernommen wurde. Dieß ist eigentlich der für unsere Frage am meisten analoge Fall in der Geschichte brittischer Fürstenhäuser. Die im Jahr 1816 getroffene Uebereinkunft, wo Prinz Leopold die muthmaßliche Thronerbin heirathete, aber natürlich noch keine Gewißheit vorlag, daß Prinzessin Charlotte, selbst wenn sie ihren Vater überlebte, als Königin auf den Thron gelangen würde, war eine Apanage von 60,000 Pf. St. jährlich für beide Ehegatten, wovon dann 50,000 Pf. dem Prinzen Leopold als Wittwergehalt angewiesen wurden. Die besondere Civilliste-Committee im J. 1831 empfahl, 110,000 Pf. St. auf die Privatbörse Ihrer Maj. des Königs Wilhelm und der Königin Adelheid, für erstern 60,000, für letztere 50,000 Pf. St., zu bewilligen, und diese Resolution wurde vom Parlament angenommen. So scheint 50,000 Pf. durchschnittlich die Summe zu seyn, die früher königlichen Ehegatten oder Gattinnen angewiesen wurde, und diese Summe ist es daher, die wir auch dem Prinzen Albert als Apanage zu bewilligen vorschlagen." In der angeführten Stelle, womit Lord J. Russell die Einrede Hrn. Hume's anticipirte, war noch bemerkt, wenn auch das Land von einem theilweisen Nothstande gedrückt, und die dermalige Finanzlage nicht die erfreulichste sey, so seyen doch die großen Hülfsquellen des Staats noch so ungeschwächt, daß der Erfüllung dieser Pflicht höchster Convenienz nichts im Wege stehen könne. Da Hr. Hume auf sein angekündetes Amendement verzichtete, kam es zu keiner Debatte, und die vorgeschlagene ministerielle Resolution wurde genehmigt. Eine darauf gebaute Bill sollte dann am 27 ins Haus gebracht werden.


Südamerika.

Es sind uns von mehreren Punkten der Provinz Buenos-Ayres sowohl, als aus der Stadt selbst so wichtige Nachrichten zugekommen, daß wir, obschon wir bis jetzt deren Wahrheit in ihrem ganzen Umfange noch nicht verbürgen können, Ihnen solche doch möglichst schnell mittheilen. Bereits vorgestern wurde dem hier residirenden französischen Admiral von dem Commandanten der Blokadeschiffe von Buenos-Ayres die Mittheilung, daß laut bei ihm aus der Stadt eingegangenen Communicationen im Süden der Provinz Buenos-Ayres von Seite des dort stationirten Militärs und bewaffneter Gauchos eine Empörung gegen die Autorität des Generals Rosas ausgebrochen sey, und die Einwohner von Buenos-Ayres in einem äußerst aufgeregten Zustand sich befanden. Uebereinstimmend mit dieser Nachricht aus dem Süden war die Aussage einiger Contrebandisten, die hier mit kleinen Fahrzeugen am selbigen Tag von Ensenada eintrafen; die größte Wahrscheinlichkeit aber erlangt diese Nachricht durch ein so eben hier aus dem Salado eingekommenes Fahrzeug, dessen Passagiere dasselbe Ereigniß nicht allein einstimmig bestätigen, sondern noch hinzufügen, wie in fast allen Theilen der Provinz das Landvolk zu den Waffen gegriffen, wie dessen Anzahl bereits auf 3000 Mann angewachsen, und man sich eines bedeutenden Waffen- und Pulverdepots, circa 40 Leguas von Buenos-Ayres entfernt, bemächtigt habe, sich auch in vollem Marsch auf diese Stadt selbst befinde. Ist diese Nachricht, wie wir selbst daran keinen Zweifel zu hegen wagen, völlig wahr, so ist Rosas gestürzt, denn im Landvolk fand er bisher seinen einzigen Anhaltspunkt, in der Stadt selbst bedurfte es seit mehr als sechs Monaten nur eines Funkens, um die Empörung anzufachen. – Wir hoffen Ihnen mit unserm nächsten die Aufhebung der Blokade berichten zu können.

Portugal.

Durch ein Decret der Königin ist der Bischof Coadjutor von Coimbra zum Patriarchen von Lissabon ernannt.

Großbritannien.

Die gestern erwarteten Londoner Journale vom 25 Januar sind uns heute (1 Febr.) zugekommen. Die Parlamentsverhandlungen vom 24, deren Anfang wir vorgestern nach einem stenographischen Auszug mittheilten, liegen nun ausführlich vor uns. Aus Lord J. Russells Rede, womit er im Unterhaus den Apanagevorschlag für Prinz Albert motivirte, tragen wir zur Ergänzung hier Folgendes nach. Bei Aufführung der Präcedentien für den vorliegenden Fall äußerte er: „Als Königin Anna den Thron bestieg, war das Friedensbudget des Landes ungefähr 2,000,000 Pf. St.; davon wurden 700,000 Pf. als Civilliste der Königin angewiesen, welche ihrerseits 100,000 Pf. jährlich von dieser Summe ihrem Gemahl, dem Prinzen Georg von Dänemark, zuwandte. Eine spezielle Vorsorge für den Prinzen war damals noch nicht getroffen; im Jahr 1702 aber setzte das Parlament 50,000 Pf. jährlich eigens für denselben aus, wovon die eine Hälfte auf die Staatscasse, die andere auf die Postgefälle übernommen wurde. Dieß ist eigentlich der für unsere Frage am meisten analoge Fall in der Geschichte brittischer Fürstenhäuser. Die im Jahr 1816 getroffene Uebereinkunft, wo Prinz Leopold die muthmaßliche Thronerbin heirathete, aber natürlich noch keine Gewißheit vorlag, daß Prinzessin Charlotte, selbst wenn sie ihren Vater überlebte, als Königin auf den Thron gelangen würde, war eine Apanage von 60,000 Pf. St. jährlich für beide Ehegatten, wovon dann 50,000 Pf. dem Prinzen Leopold als Wittwergehalt angewiesen wurden. Die besondere Civilliste-Committee im J. 1831 empfahl, 110,000 Pf. St. auf die Privatbörse Ihrer Maj. des Königs Wilhelm und der Königin Adelheid, für erstern 60,000, für letztere 50,000 Pf. St., zu bewilligen, und diese Resolution wurde vom Parlament angenommen. So scheint 50,000 Pf. durchschnittlich die Summe zu seyn, die früher königlichen Ehegatten oder Gattinnen angewiesen wurde, und diese Summe ist es daher, die wir auch dem Prinzen Albert als Apanage zu bewilligen vorschlagen.“ In der angeführten Stelle, womit Lord J. Russell die Einrede Hrn. Hume's anticipirte, war noch bemerkt, wenn auch das Land von einem theilweisen Nothstande gedrückt, und die dermalige Finanzlage nicht die erfreulichste sey, so seyen doch die großen Hülfsquellen des Staats noch so ungeschwächt, daß der Erfüllung dieser Pflicht höchster Convenienz nichts im Wege stehen könne. Da Hr. Hume auf sein angekündetes Amendement verzichtete, kam es zu keiner Debatte, und die vorgeschlagene ministerielle Resolution wurde genehmigt. Eine darauf gebaute Bill sollte dann am 27 ins Haus gebracht werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0001" n="0257"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Südamerika.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>*</byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Montevideo,</hi> 9 Nov.</dateline>
          <p> Es sind uns von mehreren Punkten der Provinz Buenos-Ayres sowohl, als aus der Stadt selbst so wichtige Nachrichten zugekommen, daß wir, obschon wir bis jetzt deren Wahrheit in ihrem ganzen Umfange noch nicht verbürgen können, Ihnen solche doch möglichst schnell mittheilen. Bereits vorgestern wurde dem hier residirenden französischen Admiral von dem Commandanten der Blokadeschiffe von Buenos-Ayres die Mittheilung, daß laut bei ihm aus der Stadt eingegangenen Communicationen im Süden der Provinz Buenos-Ayres von Seite des dort stationirten Militärs und bewaffneter Gauchos eine Empörung gegen die Autorität des Generals Rosas ausgebrochen sey, und die Einwohner von Buenos-Ayres in einem äußerst aufgeregten Zustand sich befanden. Uebereinstimmend mit dieser Nachricht aus dem Süden war die Aussage einiger Contrebandisten, die hier mit kleinen Fahrzeugen am selbigen Tag von Ensenada eintrafen; die größte Wahrscheinlichkeit aber erlangt diese Nachricht durch ein so eben hier aus dem Salado eingekommenes Fahrzeug, dessen Passagiere dasselbe Ereigniß nicht allein einstimmig bestätigen, sondern noch hinzufügen, wie in fast allen Theilen der Provinz das Landvolk zu den Waffen gegriffen, wie dessen Anzahl bereits auf 3000 Mann angewachsen, und man sich eines bedeutenden Waffen- und Pulverdepots, circa 40 Leguas von Buenos-Ayres entfernt, bemächtigt habe, sich auch in vollem Marsch auf diese Stadt selbst befinde. Ist diese Nachricht, wie wir selbst daran keinen Zweifel zu hegen wagen, völlig wahr, so ist Rosas gestürzt, denn im Landvolk fand er bisher seinen einzigen Anhaltspunkt, in der Stadt selbst bedurfte es seit mehr als sechs Monaten nur eines Funkens, um die Empörung anzufachen. &#x2013; Wir hoffen Ihnen mit unserm nächsten die Aufhebung der Blokade berichten zu können.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Portugal.</hi> </head><lb/>
        <p>Durch ein Decret der Königin ist der Bischof Coadjutor von Coimbra zum Patriarchen von Lissabon ernannt.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 25 Jan.</dateline><lb/>
          <p>Die gestern erwarteten Londoner Journale vom 25 Januar sind uns heute (1 Febr.) zugekommen. Die Parlamentsverhandlungen vom 24, deren Anfang wir vorgestern nach einem stenographischen Auszug mittheilten, liegen nun ausführlich vor uns. Aus Lord J. <hi rendition="#g">Russells</hi> Rede, womit er im <hi rendition="#g">Unterhaus</hi> den Apanagevorschlag für Prinz Albert motivirte, tragen wir zur Ergänzung hier Folgendes nach. Bei Aufführung der Präcedentien für den vorliegenden Fall äußerte er: &#x201E;Als Königin Anna den Thron bestieg, war das Friedensbudget des Landes ungefähr 2,000,000 Pf. St.; davon wurden 700,000 Pf. als Civilliste der Königin angewiesen, welche ihrerseits 100,000 Pf. jährlich von dieser Summe ihrem Gemahl, dem Prinzen Georg von Dänemark, zuwandte. Eine spezielle Vorsorge für den Prinzen war damals noch nicht getroffen; im Jahr 1702 aber setzte das Parlament 50,000 Pf. jährlich eigens für denselben aus, wovon die eine Hälfte auf die Staatscasse, die andere auf die Postgefälle übernommen wurde. Dieß ist eigentlich der für unsere Frage am meisten analoge Fall in der Geschichte brittischer Fürstenhäuser. Die im Jahr 1816 getroffene Uebereinkunft, wo Prinz Leopold die muthmaßliche Thronerbin heirathete, aber natürlich noch keine Gewißheit vorlag, daß Prinzessin Charlotte, selbst wenn sie ihren Vater überlebte, als Königin auf den Thron gelangen würde, war eine Apanage von 60,000 Pf. St. jährlich für beide Ehegatten, wovon dann 50,000 Pf. dem Prinzen Leopold als Wittwergehalt angewiesen wurden. Die besondere Civilliste-Committee im J. 1831 empfahl, 110,000 Pf. St. auf die Privatbörse Ihrer Maj. des Königs Wilhelm und der Königin Adelheid, für erstern 60,000, für letztere 50,000 Pf. St., zu bewilligen, und diese Resolution wurde vom Parlament angenommen. So scheint 50,000 Pf. durchschnittlich die Summe zu seyn, die früher königlichen Ehegatten oder Gattinnen angewiesen wurde, und diese Summe ist es daher, die wir auch dem Prinzen Albert als Apanage zu bewilligen vorschlagen.&#x201C; In der angeführten Stelle, womit Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> die Einrede Hrn. Hume's anticipirte, war noch bemerkt, wenn auch das Land von einem theilweisen Nothstande gedrückt, und die dermalige Finanzlage nicht die erfreulichste sey, so seyen doch die großen Hülfsquellen des Staats noch so ungeschwächt, daß der Erfüllung dieser Pflicht höchster Convenienz nichts im Wege stehen könne. Da Hr. <hi rendition="#g">Hume</hi> auf sein angekündetes Amendement verzichtete, kam es zu keiner Debatte, und die vorgeschlagene ministerielle Resolution wurde genehmigt. Eine darauf gebaute Bill sollte dann am 27 ins Haus gebracht werden.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0257/0001] Südamerika. *Montevideo, 9 Nov. Es sind uns von mehreren Punkten der Provinz Buenos-Ayres sowohl, als aus der Stadt selbst so wichtige Nachrichten zugekommen, daß wir, obschon wir bis jetzt deren Wahrheit in ihrem ganzen Umfange noch nicht verbürgen können, Ihnen solche doch möglichst schnell mittheilen. Bereits vorgestern wurde dem hier residirenden französischen Admiral von dem Commandanten der Blokadeschiffe von Buenos-Ayres die Mittheilung, daß laut bei ihm aus der Stadt eingegangenen Communicationen im Süden der Provinz Buenos-Ayres von Seite des dort stationirten Militärs und bewaffneter Gauchos eine Empörung gegen die Autorität des Generals Rosas ausgebrochen sey, und die Einwohner von Buenos-Ayres in einem äußerst aufgeregten Zustand sich befanden. Uebereinstimmend mit dieser Nachricht aus dem Süden war die Aussage einiger Contrebandisten, die hier mit kleinen Fahrzeugen am selbigen Tag von Ensenada eintrafen; die größte Wahrscheinlichkeit aber erlangt diese Nachricht durch ein so eben hier aus dem Salado eingekommenes Fahrzeug, dessen Passagiere dasselbe Ereigniß nicht allein einstimmig bestätigen, sondern noch hinzufügen, wie in fast allen Theilen der Provinz das Landvolk zu den Waffen gegriffen, wie dessen Anzahl bereits auf 3000 Mann angewachsen, und man sich eines bedeutenden Waffen- und Pulverdepots, circa 40 Leguas von Buenos-Ayres entfernt, bemächtigt habe, sich auch in vollem Marsch auf diese Stadt selbst befinde. Ist diese Nachricht, wie wir selbst daran keinen Zweifel zu hegen wagen, völlig wahr, so ist Rosas gestürzt, denn im Landvolk fand er bisher seinen einzigen Anhaltspunkt, in der Stadt selbst bedurfte es seit mehr als sechs Monaten nur eines Funkens, um die Empörung anzufachen. – Wir hoffen Ihnen mit unserm nächsten die Aufhebung der Blokade berichten zu können. Portugal. Durch ein Decret der Königin ist der Bischof Coadjutor von Coimbra zum Patriarchen von Lissabon ernannt. Großbritannien. London, 25 Jan. Die gestern erwarteten Londoner Journale vom 25 Januar sind uns heute (1 Febr.) zugekommen. Die Parlamentsverhandlungen vom 24, deren Anfang wir vorgestern nach einem stenographischen Auszug mittheilten, liegen nun ausführlich vor uns. Aus Lord J. Russells Rede, womit er im Unterhaus den Apanagevorschlag für Prinz Albert motivirte, tragen wir zur Ergänzung hier Folgendes nach. Bei Aufführung der Präcedentien für den vorliegenden Fall äußerte er: „Als Königin Anna den Thron bestieg, war das Friedensbudget des Landes ungefähr 2,000,000 Pf. St.; davon wurden 700,000 Pf. als Civilliste der Königin angewiesen, welche ihrerseits 100,000 Pf. jährlich von dieser Summe ihrem Gemahl, dem Prinzen Georg von Dänemark, zuwandte. Eine spezielle Vorsorge für den Prinzen war damals noch nicht getroffen; im Jahr 1702 aber setzte das Parlament 50,000 Pf. jährlich eigens für denselben aus, wovon die eine Hälfte auf die Staatscasse, die andere auf die Postgefälle übernommen wurde. Dieß ist eigentlich der für unsere Frage am meisten analoge Fall in der Geschichte brittischer Fürstenhäuser. Die im Jahr 1816 getroffene Uebereinkunft, wo Prinz Leopold die muthmaßliche Thronerbin heirathete, aber natürlich noch keine Gewißheit vorlag, daß Prinzessin Charlotte, selbst wenn sie ihren Vater überlebte, als Königin auf den Thron gelangen würde, war eine Apanage von 60,000 Pf. St. jährlich für beide Ehegatten, wovon dann 50,000 Pf. dem Prinzen Leopold als Wittwergehalt angewiesen wurden. Die besondere Civilliste-Committee im J. 1831 empfahl, 110,000 Pf. St. auf die Privatbörse Ihrer Maj. des Königs Wilhelm und der Königin Adelheid, für erstern 60,000, für letztere 50,000 Pf. St., zu bewilligen, und diese Resolution wurde vom Parlament angenommen. So scheint 50,000 Pf. durchschnittlich die Summe zu seyn, die früher königlichen Ehegatten oder Gattinnen angewiesen wurde, und diese Summe ist es daher, die wir auch dem Prinzen Albert als Apanage zu bewilligen vorschlagen.“ In der angeführten Stelle, womit Lord J. Russell die Einrede Hrn. Hume's anticipirte, war noch bemerkt, wenn auch das Land von einem theilweisen Nothstande gedrückt, und die dermalige Finanzlage nicht die erfreulichste sey, so seyen doch die großen Hülfsquellen des Staats noch so ungeschwächt, daß der Erfüllung dieser Pflicht höchster Convenienz nichts im Wege stehen könne. Da Hr. Hume auf sein angekündetes Amendement verzichtete, kam es zu keiner Debatte, und die vorgeschlagene ministerielle Resolution wurde genehmigt. Eine darauf gebaute Bill sollte dann am 27 ins Haus gebracht werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_033_18400202
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_033_18400202/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840, S. 0257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_033_18400202/1>, abgerufen am 29.03.2024.