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Allgemeine Zeitung. Nr. 48. Augsburg, 17. Februar 1840.

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uns unter seinen Trümmern. Aufgeschreckt flohen wir aus unsern Wohnungen, und eilten in die benachbarten Orte; unser Dorf war nicht mehr. Die Morgenröthe sah unsre Heimath nicht wieder, nur die Augen, so hartes Mißgeschick zu beweinen, waren uns geblieben. Noch stand hin und wieder ein Haus und die Kirche, doch auch sie deutete auf baldigen Sturz. Hier in solchem Augenblick war es, wo unser verehrter Propst Filippo Alvigini ein Beispiel von Muth und Liebe gab. Nicht achtend das Leben und eigenes Gut, stürzt er sich mit Blitzesschnelle in die Kirche, zwischen den bebenden Mauern und unter dem Dach, das in Stücken auf den Altar fiel, genießt er die Hostie, und entzieht sich der drohenden Gefahr; hinter ihm stürzt die Kirche zusammen. Die Stufen des Thurmes, der schon hin und herschwankte, eilt er dann hinauf, läutet Sturm, um die benachbarten Ortschaften zur Hülfe aufzurufen, und läßt sich - die Treppe war unterdessen gefallen - an der Mauer herunter. Noch stand ein Theil der Sakristei; auch dahin wendet er sich, nimmt die heiligen Gefäße und das Archiv heraus, und kehrt zu seiner ohne ihn trostlosen Gemeinde zurück.

Deutschland.

In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde der Gesetzentwurf, den freiwilligen Eintritt in die Armee und die freie Wahl der Waffengattung betreffend, einstimmig angenommen. Die Modification der Kammer der Reichsräthe (daß für Ministerium "Staatsministerium" gesetzt werden solle) ward verworfen. - Es ist nunmehr entschieden, daß am Ludwigstage dieses Jahres (25 Aug.) die Eröffnung des neuen Universitätsgebäudes und zwar mit großer Feierlichkeit stattfindet; das dießjährige Sommersemester wird darum erst mit Anfang September geschlossen. - Zu den interessanten Fremden, die länger hier zu verweilen gedenken, gehört die Fürstin Radziwill, Gemahlin des aus der Geschichte des polnischen Aufstands bekannten, dermal in Rußland lebenden Generals Fürsten Radziwill. - Professor Dr. Phillips, der erst von einer langwierigen und lebensgefährlichen Krankheit genesen ist, gedenkt in kurzem eine Reise nach England zu unternehmen.

Nach dritthalbwöchigen Ferien hat gestern unsere Kammer der Abgeordneten wieder eine Sitzung gehalten. Die fünf neu gewählten Abgeordneten wurden darin verpflichtet und einige Berichte (von meist untergeordnetem Interesse) von den Ausschüssen erstattet. Doch bemerkt man darunter denjenigen, welcher eine von der Regierung angesonnene Bewilligung von 30,000 fl. zur Abhaltung der bei Heilbronn mit andern süddeutschen Staaten gemeinschaftlich beabsichtigten Militärmanöuvres im Herbste d. J. betrifft. Der Finanzausschuß hat sich bereits für diese Bewilligung ausgesprochen, und es unterliegt keinem Bedenken, daß sie durchgeht. Im Uebrigen aber ist in unseren ständischen Geschäften große Dürre. Der Bericht des Ausschusses über die definitive Ausscheidung der Domänen ist in der zweiten Kammer noch nicht erstattet. Da irgend bedeutendere Anträge einzelner Abgeordneten bis jetzt ebenso wenig vorliegen, auch die erwarteten Anträge der Regierung wegen Erweiterung des großherzoglichen Palastes hier und Herstellung des großherzoglichen Palastes in Mainz seither noch nicht an die Kammer gelangten, so ist auch von dieser Seite kein Stoff von Belang für Berathung da. Doch taucht nun von neuem die etwas in den Hintergrund getretene Nachricht auf, es würde doch noch im Laufe dieses Jahres der Strafgesetzesentwurf seinen Weg durch die Commission der Kammer und die beiden Kammern selbst nehmen. (Oeffentliche Mittheilung über die ständischen Verhandlungen.)

Die hiesige Allgem. Zeit. enthält ein Schreiben aus Breslau, worin abermals mit dem Ton der Gewißheit der Schleier gehoben werden will, der den Verfasser der europäischen Pentarchie noch bedeckt. Es heißt darin: "Mit vieler Zuverlässigkeit können wir als den Verfasser der "europäischen Pentarchie" den Grafen Adam Gurowski, Mitglied der Erziehungscommission in Warschan, bezeichnen. Aus einer deutsch-polnischen Familie stammend, hat er sich im Verlaufe der polnischen Revolution auf mehrfache Weise bemerklich gemacht. Der exaltirtesten Fraction angehörig, erbitterte er, ohne das Vertrauen dieser erwerben zu können, alle Meinungen wider sich. Von der Amnestie später Gebrauch machend, hat er seine gegenwärtige Stellung gewonnen. Das Buch selbst ist, in englischer Sprache verfaßt, nach Deutschland gekommen und erst hier übertragen worden. So eben ist eine neue Broschüre von ihm angekündigt: "La civilisation et la Russie." - Graf Adam Gurowski, der keine zehn Zeilen correct Deutsch schreiben kann, wird lächeln, daß ihm hier ein Meisterwerk der gewandtesten Dialektik zugeschrieben wird. Und vollends Englisch soll das Original geschrieben seyn. Der Verfasser der Pentarchie wird erstaunen über den Scharfsinn der bis jetzt aufgestellten Vermuthungen.

Das heute ausgegebene Stück der Gesetzsammlung enthält die Berufung der vertagten Ständeversammlung auf den 19 März. Sie werden diese merkwürdige Proclamation in der heutigen Zeitung finden. *) Es heißt darin, daß "zum Schutz der getreuen Unterthanen gegen die Zudringlichkeiten, womit unbefugte Personen sich zu dem Zweck der Verhinderung der Wahlen die verschiedensten Umtriebe erlaubt hätten, die geeigneten Maaßregeln getroffen seyen." Dieß hat wohl mit auf den Advocaten Detmold dahier Bezug, der, gleich dem Moor-Commissär Wehner zu Göttingen, auf seinen Wohnort confinirt worden ist, und Reisen nur in Begleitung von Gendarmen unternehmen darf.

Dänemark.

Die Regierung befindet sich in Verlegenheit Die Einschränkungen, welche der König aus eigenem Antriebe im Gratialwesen oder vielmehr Unwesen, wie einzelne Blätter bemerken, vorgenommen hat, so wie die Ersparnisse, die man im Militärwesen beabsichtigt und durch die Niedersetzung einer Commission bethätigt, zeigen hinreichend, daß man die Nothwendigkeit fühlt, eine andere Bahn als bisher zu betreten; allein die Regierung, wie sie einmal constituirt ist, kann ohne den Nachdruck, den ihr eine Ständeversammlung verleiht, keine Einschränkungen und Veränderungen im Finanzwesen vornehmen, die Millionen betragen. Das jährliche Deficit betrug schon vor vier Jahren zum mindesten anderthalb Millionen Thaler, und die Provincialstände haben im J. 1838 ausgesprochen, und zwar fast einstimmig, "daß Leute, die nicht ausschließlich zum Beamtenstande gehören, ernannt werden sollten, um an den Verhandlungen über den Zustand des Finanz- und Schuldenwesens Theil zu nehmen." Wer sollen diese Männer seyn. Die Antwort kann nicht anders ausfallen, als: die Stände, und zwar Reichsstände, nicht Provincialstände. Es ist dieß unter Anderm in einem Artikel der Kjöbenhavensposten sehr deutlich ausgesprochen. Dieser Artikel ist überschrieben: "Ueber die Bedeutung, welche die nächste Ständeversammlung für Dänemarks Zukunft haben wird," und weist nach, wie die Ständeversammlungen in den Jahren 1835 und 1838 sehr wenig reellen Einfluß

*) Wir werden das etwas umfangreiche Actenstück morgen liefern.

uns unter seinen Trümmern. Aufgeschreckt flohen wir aus unsern Wohnungen, und eilten in die benachbarten Orte; unser Dorf war nicht mehr. Die Morgenröthe sah unsre Heimath nicht wieder, nur die Augen, so hartes Mißgeschick zu beweinen, waren uns geblieben. Noch stand hin und wieder ein Haus und die Kirche, doch auch sie deutete auf baldigen Sturz. Hier in solchem Augenblick war es, wo unser verehrter Propst Filippo Alvigini ein Beispiel von Muth und Liebe gab. Nicht achtend das Leben und eigenes Gut, stürzt er sich mit Blitzesschnelle in die Kirche, zwischen den bebenden Mauern und unter dem Dach, das in Stücken auf den Altar fiel, genießt er die Hostie, und entzieht sich der drohenden Gefahr; hinter ihm stürzt die Kirche zusammen. Die Stufen des Thurmes, der schon hin und herschwankte, eilt er dann hinauf, läutet Sturm, um die benachbarten Ortschaften zur Hülfe aufzurufen, und läßt sich – die Treppe war unterdessen gefallen – an der Mauer herunter. Noch stand ein Theil der Sakristei; auch dahin wendet er sich, nimmt die heiligen Gefäße und das Archiv heraus, und kehrt zu seiner ohne ihn trostlosen Gemeinde zurück.

Deutschland.

In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde der Gesetzentwurf, den freiwilligen Eintritt in die Armee und die freie Wahl der Waffengattung betreffend, einstimmig angenommen. Die Modification der Kammer der Reichsräthe (daß für Ministerium „Staatsministerium“ gesetzt werden solle) ward verworfen. – Es ist nunmehr entschieden, daß am Ludwigstage dieses Jahres (25 Aug.) die Eröffnung des neuen Universitätsgebäudes und zwar mit großer Feierlichkeit stattfindet; das dießjährige Sommersemester wird darum erst mit Anfang September geschlossen. – Zu den interessanten Fremden, die länger hier zu verweilen gedenken, gehört die Fürstin Radziwill, Gemahlin des aus der Geschichte des polnischen Aufstands bekannten, dermal in Rußland lebenden Generals Fürsten Radziwill. – Professor Dr. Phillips, der erst von einer langwierigen und lebensgefährlichen Krankheit genesen ist, gedenkt in kurzem eine Reise nach England zu unternehmen.

Nach dritthalbwöchigen Ferien hat gestern unsere Kammer der Abgeordneten wieder eine Sitzung gehalten. Die fünf neu gewählten Abgeordneten wurden darin verpflichtet und einige Berichte (von meist untergeordnetem Interesse) von den Ausschüssen erstattet. Doch bemerkt man darunter denjenigen, welcher eine von der Regierung angesonnene Bewilligung von 30,000 fl. zur Abhaltung der bei Heilbronn mit andern süddeutschen Staaten gemeinschaftlich beabsichtigten Militärmanöuvres im Herbste d. J. betrifft. Der Finanzausschuß hat sich bereits für diese Bewilligung ausgesprochen, und es unterliegt keinem Bedenken, daß sie durchgeht. Im Uebrigen aber ist in unseren ständischen Geschäften große Dürre. Der Bericht des Ausschusses über die definitive Ausscheidung der Domänen ist in der zweiten Kammer noch nicht erstattet. Da irgend bedeutendere Anträge einzelner Abgeordneten bis jetzt ebenso wenig vorliegen, auch die erwarteten Anträge der Regierung wegen Erweiterung des großherzoglichen Palastes hier und Herstellung des großherzoglichen Palastes in Mainz seither noch nicht an die Kammer gelangten, so ist auch von dieser Seite kein Stoff von Belang für Berathung da. Doch taucht nun von neuem die etwas in den Hintergrund getretene Nachricht auf, es würde doch noch im Laufe dieses Jahres der Strafgesetzesentwurf seinen Weg durch die Commission der Kammer und die beiden Kammern selbst nehmen. (Oeffentliche Mittheilung über die ständischen Verhandlungen.)

Die hiesige Allgem. Zeit. enthält ein Schreiben aus Breslau, worin abermals mit dem Ton der Gewißheit der Schleier gehoben werden will, der den Verfasser der europäischen Pentarchie noch bedeckt. Es heißt darin: „Mit vieler Zuverlässigkeit können wir als den Verfasser der „europäischen Pentarchie“ den Grafen Adam Gurowski, Mitglied der Erziehungscommission in Warschan, bezeichnen. Aus einer deutsch-polnischen Familie stammend, hat er sich im Verlaufe der polnischen Revolution auf mehrfache Weise bemerklich gemacht. Der exaltirtesten Fraction angehörig, erbitterte er, ohne das Vertrauen dieser erwerben zu können, alle Meinungen wider sich. Von der Amnestie später Gebrauch machend, hat er seine gegenwärtige Stellung gewonnen. Das Buch selbst ist, in englischer Sprache verfaßt, nach Deutschland gekommen und erst hier übertragen worden. So eben ist eine neue Broschüre von ihm angekündigt: „La civilisation et la Russie.“ – Graf Adam Gurowski, der keine zehn Zeilen correct Deutsch schreiben kann, wird lächeln, daß ihm hier ein Meisterwerk der gewandtesten Dialektik zugeschrieben wird. Und vollends Englisch soll das Original geschrieben seyn. Der Verfasser der Pentarchie wird erstaunen über den Scharfsinn der bis jetzt aufgestellten Vermuthungen.

Das heute ausgegebene Stück der Gesetzsammlung enthält die Berufung der vertagten Ständeversammlung auf den 19 März. Sie werden diese merkwürdige Proclamation in der heutigen Zeitung finden. *) Es heißt darin, daß „zum Schutz der getreuen Unterthanen gegen die Zudringlichkeiten, womit unbefugte Personen sich zu dem Zweck der Verhinderung der Wahlen die verschiedensten Umtriebe erlaubt hätten, die geeigneten Maaßregeln getroffen seyen.“ Dieß hat wohl mit auf den Advocaten Detmold dahier Bezug, der, gleich dem Moor-Commissär Wehner zu Göttingen, auf seinen Wohnort confinirt worden ist, und Reisen nur in Begleitung von Gendarmen unternehmen darf.

Dänemark.

Die Regierung befindet sich in Verlegenheit Die Einschränkungen, welche der König aus eigenem Antriebe im Gratialwesen oder vielmehr Unwesen, wie einzelne Blätter bemerken, vorgenommen hat, so wie die Ersparnisse, die man im Militärwesen beabsichtigt und durch die Niedersetzung einer Commission bethätigt, zeigen hinreichend, daß man die Nothwendigkeit fühlt, eine andere Bahn als bisher zu betreten; allein die Regierung, wie sie einmal constituirt ist, kann ohne den Nachdruck, den ihr eine Ständeversammlung verleiht, keine Einschränkungen und Veränderungen im Finanzwesen vornehmen, die Millionen betragen. Das jährliche Deficit betrug schon vor vier Jahren zum mindesten anderthalb Millionen Thaler, und die Provincialstände haben im J. 1838 ausgesprochen, und zwar fast einstimmig, „daß Leute, die nicht ausschließlich zum Beamtenstande gehören, ernannt werden sollten, um an den Verhandlungen über den Zustand des Finanz- und Schuldenwesens Theil zu nehmen.“ Wer sollen diese Männer seyn. Die Antwort kann nicht anders ausfallen, als: die Stände, und zwar Reichsstände, nicht Provincialstände. Es ist dieß unter Anderm in einem Artikel der Kjöbenhavensposten sehr deutlich ausgesprochen. Dieser Artikel ist überschrieben: „Ueber die Bedeutung, welche die nächste Ständeversammlung für Dänemarks Zukunft haben wird,“ und weist nach, wie die Ständeversammlungen in den Jahren 1835 und 1838 sehr wenig reellen Einfluß

*) Wir werden das etwas umfangreiche Actenstück morgen liefern.
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[0382/0006] uns unter seinen Trümmern. Aufgeschreckt flohen wir aus unsern Wohnungen, und eilten in die benachbarten Orte; unser Dorf war nicht mehr. Die Morgenröthe sah unsre Heimath nicht wieder, nur die Augen, so hartes Mißgeschick zu beweinen, waren uns geblieben. Noch stand hin und wieder ein Haus und die Kirche, doch auch sie deutete auf baldigen Sturz. Hier in solchem Augenblick war es, wo unser verehrter Propst Filippo Alvigini ein Beispiel von Muth und Liebe gab. Nicht achtend das Leben und eigenes Gut, stürzt er sich mit Blitzesschnelle in die Kirche, zwischen den bebenden Mauern und unter dem Dach, das in Stücken auf den Altar fiel, genießt er die Hostie, und entzieht sich der drohenden Gefahr; hinter ihm stürzt die Kirche zusammen. Die Stufen des Thurmes, der schon hin und herschwankte, eilt er dann hinauf, läutet Sturm, um die benachbarten Ortschaften zur Hülfe aufzurufen, und läßt sich – die Treppe war unterdessen gefallen – an der Mauer herunter. Noch stand ein Theil der Sakristei; auch dahin wendet er sich, nimmt die heiligen Gefäße und das Archiv heraus, und kehrt zu seiner ohne ihn trostlosen Gemeinde zurück. Deutschland. _ München, 15 Febr. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde der Gesetzentwurf, den freiwilligen Eintritt in die Armee und die freie Wahl der Waffengattung betreffend, einstimmig angenommen. 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Da irgend bedeutendere Anträge einzelner Abgeordneten bis jetzt ebenso wenig vorliegen, auch die erwarteten Anträge der Regierung wegen Erweiterung des großherzoglichen Palastes hier und Herstellung des großherzoglichen Palastes in Mainz seither noch nicht an die Kammer gelangten, so ist auch von dieser Seite kein Stoff von Belang für Berathung da. Doch taucht nun von neuem die etwas in den Hintergrund getretene Nachricht auf, es würde doch noch im Laufe dieses Jahres der Strafgesetzesentwurf seinen Weg durch die Commission der Kammer und die beiden Kammern selbst nehmen. (Oeffentliche Mittheilung über die ständischen Verhandlungen.) _ Leipzig. Die hiesige Allgem. Zeit. enthält ein Schreiben aus Breslau, worin abermals mit dem Ton der Gewißheit der Schleier gehoben werden will, der den Verfasser der europäischen Pentarchie noch bedeckt. 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Der Verfasser der Pentarchie wird erstaunen über den Scharfsinn der bis jetzt aufgestellten Vermuthungen. _ Hannover, 12 Febr. Das heute ausgegebene Stück der Gesetzsammlung enthält die Berufung der vertagten Ständeversammlung auf den 19 März. Sie werden diese merkwürdige Proclamation in der heutigen Zeitung finden. *) Es heißt darin, daß „zum Schutz der getreuen Unterthanen gegen die Zudringlichkeiten, womit unbefugte Personen sich zu dem Zweck der Verhinderung der Wahlen die verschiedensten Umtriebe erlaubt hätten, die geeigneten Maaßregeln getroffen seyen.“ Dieß hat wohl mit auf den Advocaten Detmold dahier Bezug, der, gleich dem Moor-Commissär Wehner zu Göttingen, auf seinen Wohnort confinirt worden ist, und Reisen nur in Begleitung von Gendarmen unternehmen darf. Dänemark. _ Kopenhagen, 31 Jan. Die Regierung befindet sich in Verlegenheit Die Einschränkungen, welche der König aus eigenem Antriebe im Gratialwesen oder vielmehr Unwesen, wie einzelne Blätter bemerken, vorgenommen hat, so wie die Ersparnisse, die man im Militärwesen beabsichtigt und durch die Niedersetzung einer Commission bethätigt, zeigen hinreichend, daß man die Nothwendigkeit fühlt, eine andere Bahn als bisher zu betreten; allein die Regierung, wie sie einmal constituirt ist, kann ohne den Nachdruck, den ihr eine Ständeversammlung verleiht, keine Einschränkungen und Veränderungen im Finanzwesen vornehmen, die Millionen betragen. Das jährliche Deficit betrug schon vor vier Jahren zum mindesten anderthalb Millionen Thaler, und die Provincialstände haben im J. 1838 ausgesprochen, und zwar fast einstimmig, „daß Leute, die nicht ausschließlich zum Beamtenstande gehören, ernannt werden sollten, um an den Verhandlungen über den Zustand des Finanz- und Schuldenwesens Theil zu nehmen.“ Wer sollen diese Männer seyn. Die Antwort kann nicht anders ausfallen, als: die Stände, und zwar Reichsstände, nicht Provincialstände. Es ist dieß unter Anderm in einem Artikel der Kjöbenhavensposten sehr deutlich ausgesprochen. Dieser Artikel ist überschrieben: „Ueber die Bedeutung, welche die nächste Ständeversammlung für Dänemarks Zukunft haben wird,“ und weist nach, wie die Ständeversammlungen in den Jahren 1835 und 1838 sehr wenig reellen Einfluß *) Wir werden das etwas umfangreiche Actenstück morgen liefern.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 48. Augsburg, 17. Februar 1840, S. 0382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_048_18400217/6>, abgerufen am 28.03.2024.