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Allgemeine Zeitung. Nr. 60. Augsburg, 29. Februar 1840.

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ton gehalten, die ihn, für diesen Fall mindestens, ganz von den "gemeinen Leuten" scheidet und in der guten Meinung der Hochkirche wundersam hoch stellt. Die Times lobpreist seine parlamentarische Leistung als kraftvoll und verständig; wir finden sie nur vornehm und zimperlich. Sie war gewürzt mit ächt aristokratischer Verachtung der Armuth und Hülflosigkeit, und insofern wird man sie in den Tory-Coterien "very gentlemanly" finden. Wie nobel - nämlich nobel im Low life above stairs-Sinne des Worts (der Examiner dreht den Titel des bekannten Lustspiels von Townley: "High life below stairs - vornehmes Leben im Erdgeschoß" um) war nicht der Ton, in welchem der Hr. Minister von Thorogood sprach! Das ist, wie die Anekdotenbücher sagen, wohl alles "gewaltig grandios," originell ist es aber nicht. Wie säuberlich und complimentös geschah neulich der beiden Sheriffs Erwähnung! Aber freilich die Sheriffs sind reiche Leute, und Thorogood ist ein armer Schuhmacher. "Fünf Schilling sechs Pence sind keine erhebliche Summe." O nein, Mylord! für Ew. Lordschaft gewiß nicht; für einen armen Schuhmacher aber kann es eine recht erhebliche Summe seyn. Und dann wie consequent! Diese so unerhebliche Steuer soll doch wieder erheblich genug seyn, um durch die Aussicht auf deren Nichtzahlung gläubige Seelen aus dem Schafstall der Hochkirche zu verführen! Ja, wie leicht könnte der Erzbischof von Canterbury selbst ein Dissenter werden, um die fünf Schilling sechs Pence in der Tasche zu behalten! Lord Johns Eifer für die Kirche war die Seelenlust der Tories, und als sie ihm lauten Beifall riefen, da gerieth Mylord immer mehr ins Feuer, so daß er zuletzt seine Ueberzeugung aussprach, die englische Landeskirche sey auf gerechte, weise und billige Principien gegründet. Die herzogliche Familie Bedford hat von dieser "Weisheit, Gerechtigkeit und Billigkeit" freilich keinen Schaden gehabt; dennoch möchten wir Mylord gewarnt haben. Es gibt eine Fabel von einem Raben, einem Käse und einem Fuchs. Bei der ersten Note, die der Rabe anstimmt, ist Reinecke entzückt, er klappt die Pfoten zusammen, wedelt mit dem langen Schweif und ruft: "Bravo, bravissimo! welche Stimme! welche Ausführung! wie trefflich er das hohe C singt!" Der Rabe, der sich geschmeichelt fühlt, strengt, zu Reinecke's unendlichem Vergnügen, die heisere Kehle zu einem noch höheren Discant an; aber, alter Whig-Rabe, nimm dich in Acht, daß du den Käse nicht fallen läßt; er wankt in deinem Schnabel, und deine ganze Partei schüttert bei deinen melodischen Versuchen. Auch die Opposition schüttert, aber auf andere Weise: - deine Freunde von Furcht, deine Feinde von Gelächter." Den Dissentern räth der Examiner zu einer energischen Agitation, und hält ihnen das Beispiel der irischen Katholiken in der Zehntenfrage vor.

[630]

Lehranstalt für Jünglinge vom Schullehrer des 19ten Jahrhunderts.

In Verbindung mit dem Schullehrer des 19ten Jahrhunderts habe ich unweit Stuttgart eine Lehranstalt für Jünglinge errichtet, worin die Vorbereitungswissenschaften für Studirende in 2 Jahren, Sprachen aber: deutsch, französisch, lateinisch, griechisch, hebräisch, je in 6 Monaten a 2 Louisd'or gelehrt werden. Auch künftige Lehrer, Reallehrer, Gewerbs- und Kunstfreunde werden die angenehmste Befriedigung finden - wo nicht, so sind sie von allen Kosten frei.

Mezingen u. U. im Königreich Würtemberg, den 18 Februar 1840

Dr. Kloker.

[652-54]

Bekanntmachung.

[Tabelle]

Zur gänzlichen Vollendung der fast zur Hälfte des Weges schon im Fahrbetriebe befindlichen und zur andern Hälfte großentheils fertigen Eisenbahn von München nach Augsburg ist eine Vermehrung des Capitals von 1,100,000 fl. erforderlich, zu deren Aufbringung das Directorium mit Zustimmung des Verwaltungsrathes der Gesellschaft, die Negocirung eines Anlehens beschlossen und hiezu auch die statutengemäß nachgesuchte höchste Regierungs-Genehmigung bereits erhalten hat.

Um die ungestörte Fortsetzung des Bahnbaues, dessen Vollendung bei den dermaligen günstigen Witterungsverhältnissen in diesem Jahre noch mit Zuversicht erwartet werden kann, für alle Fälle sicher zu stellen, haben die Mitglieder der beiden Verwaltungs-Organe der Gesellschaft sich durch Subscription zur al pari Uebernahme des ganzen Anlehens vereinigt, sich aber gleichzeitig verbindlich erklärt, die Hälfte der von ihnen unterzeichneten Summen zu Gunsten jener übrigen Actionnäre der Gesellschaft zu überlassen, welche sich bei diesem nach 4 vom Hundert verzinslichen Anlehen zu betheiligen wünschen und sich dazu
bis längstens den 10 März d. J.
bei dem unterzeichneten Directorium, Promenadeplatz Nr. 18 dahier, oder bei dem Wechselhause der HH. Erzberger & Schmid in Augsburg, an welchen beiden Plätzen bereits Subscriptions-Listen aufliegen, gemeldet haben werden.

ton gehalten, die ihn, für diesen Fall mindestens, ganz von den „gemeinen Leuten“ scheidet und in der guten Meinung der Hochkirche wundersam hoch stellt. Die Times lobpreist seine parlamentarische Leistung als kraftvoll und verständig; wir finden sie nur vornehm und zimperlich. Sie war gewürzt mit ächt aristokratischer Verachtung der Armuth und Hülflosigkeit, und insofern wird man sie in den Tory-Coterien „very gentlemanly“ finden. Wie nobel – nämlich nobel im Low life above stairs-Sinne des Worts (der Examiner dreht den Titel des bekannten Lustspiels von Townley: „High life below stairs – vornehmes Leben im Erdgeschoß“ um) war nicht der Ton, in welchem der Hr. Minister von Thorogood sprach! Das ist, wie die Anekdotenbücher sagen, wohl alles „gewaltig grandios,“ originell ist es aber nicht. Wie säuberlich und complimentös geschah neulich der beiden Sheriffs Erwähnung! Aber freilich die Sheriffs sind reiche Leute, und Thorogood ist ein armer Schuhmacher. „Fünf Schilling sechs Pence sind keine erhebliche Summe.“ O nein, Mylord! für Ew. Lordschaft gewiß nicht; für einen armen Schuhmacher aber kann es eine recht erhebliche Summe seyn. Und dann wie consequent! Diese so unerhebliche Steuer soll doch wieder erheblich genug seyn, um durch die Aussicht auf deren Nichtzahlung gläubige Seelen aus dem Schafstall der Hochkirche zu verführen! Ja, wie leicht könnte der Erzbischof von Canterbury selbst ein Dissenter werden, um die fünf Schilling sechs Pence in der Tasche zu behalten! Lord Johns Eifer für die Kirche war die Seelenlust der Tories, und als sie ihm lauten Beifall riefen, da gerieth Mylord immer mehr ins Feuer, so daß er zuletzt seine Ueberzeugung aussprach, die englische Landeskirche sey auf gerechte, weise und billige Principien gegründet. Die herzogliche Familie Bedford hat von dieser „Weisheit, Gerechtigkeit und Billigkeit“ freilich keinen Schaden gehabt; dennoch möchten wir Mylord gewarnt haben. Es gibt eine Fabel von einem Raben, einem Käse und einem Fuchs. Bei der ersten Note, die der Rabe anstimmt, ist Reinecke entzückt, er klappt die Pfoten zusammen, wedelt mit dem langen Schweif und ruft: „Bravo, bravissimo! welche Stimme! welche Ausführung! wie trefflich er das hohe C singt!“ Der Rabe, der sich geschmeichelt fühlt, strengt, zu Reinecke's unendlichem Vergnügen, die heisere Kehle zu einem noch höheren Discant an; aber, alter Whig-Rabe, nimm dich in Acht, daß du den Käse nicht fallen läßt; er wankt in deinem Schnabel, und deine ganze Partei schüttert bei deinen melodischen Versuchen. Auch die Opposition schüttert, aber auf andere Weise: – deine Freunde von Furcht, deine Feinde von Gelächter.“ Den Dissentern räth der Examiner zu einer energischen Agitation, und hält ihnen das Beispiel der irischen Katholiken in der Zehntenfrage vor.

[630]

Lehranstalt für Jünglinge vom Schullehrer des 19ten Jahrhunderts.

In Verbindung mit dem Schullehrer des 19ten Jahrhunderts habe ich unweit Stuttgart eine Lehranstalt für Jünglinge errichtet, worin die Vorbereitungswissenschaften für Studirende in 2 Jahren, Sprachen aber: deutsch, französisch, lateinisch, griechisch, hebräisch, je in 6 Monaten à 2 Louisd'or gelehrt werden. Auch künftige Lehrer, Reallehrer, Gewerbs- und Kunstfreunde werden die angenehmste Befriedigung finden – wo nicht, so sind sie von allen Kosten frei.

Mezingen u. U. im Königreich Würtemberg, den 18 Februar 1840

Dr. Kloker.

[652-54]

Bekanntmachung.

[Tabelle]

Zur gänzlichen Vollendung der fast zur Hälfte des Weges schon im Fahrbetriebe befindlichen und zur andern Hälfte großentheils fertigen Eisenbahn von München nach Augsburg ist eine Vermehrung des Capitals von 1,100,000 fl. erforderlich, zu deren Aufbringung das Directorium mit Zustimmung des Verwaltungsrathes der Gesellschaft, die Negocirung eines Anlehens beschlossen und hiezu auch die statutengemäß nachgesuchte höchste Regierungs-Genehmigung bereits erhalten hat.

Um die ungestörte Fortsetzung des Bahnbaues, dessen Vollendung bei den dermaligen günstigen Witterungsverhältnissen in diesem Jahre noch mit Zuversicht erwartet werden kann, für alle Fälle sicher zu stellen, haben die Mitglieder der beiden Verwaltungs-Organe der Gesellschaft sich durch Subscription zur al pari Uebernahme des ganzen Anlehens vereinigt, sich aber gleichzeitig verbindlich erklärt, die Hälfte der von ihnen unterzeichneten Summen zu Gunsten jener übrigen Actionnäre der Gesellschaft zu überlassen, welche sich bei diesem nach 4 vom Hundert verzinslichen Anlehen zu betheiligen wünschen und sich dazu
bis längstens den 10 März d. J.
bei dem unterzeichneten Directorium, Promenadeplatz Nr. 18 dahier, oder bei dem Wechselhause der HH. Erzberger & Schmid in Augsburg, an welchen beiden Plätzen bereits Subscriptions-Listen aufliegen, gemeldet haben werden.

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[0478/0014] ton gehalten, die ihn, für diesen Fall mindestens, ganz von den „gemeinen Leuten“ scheidet und in der guten Meinung der Hochkirche wundersam hoch stellt. Die Times lobpreist seine parlamentarische Leistung als kraftvoll und verständig; wir finden sie nur vornehm und zimperlich. Sie war gewürzt mit ächt aristokratischer Verachtung der Armuth und Hülflosigkeit, und insofern wird man sie in den Tory-Coterien „very gentlemanly“ finden. Wie nobel – nämlich nobel im Low life above stairs-Sinne des Worts (der Examiner dreht den Titel des bekannten Lustspiels von Townley: „High life below stairs – vornehmes Leben im Erdgeschoß“ um) war nicht der Ton, in welchem der Hr. Minister von Thorogood sprach! Das ist, wie die Anekdotenbücher sagen, wohl alles „gewaltig grandios,“ originell ist es aber nicht. Wie säuberlich und complimentös geschah neulich der beiden Sheriffs Erwähnung! Aber freilich die Sheriffs sind reiche Leute, und Thorogood ist ein armer Schuhmacher. „Fünf Schilling sechs Pence sind keine erhebliche Summe.“ O nein, Mylord! für Ew. Lordschaft gewiß nicht; für einen armen Schuhmacher aber kann es eine recht erhebliche Summe seyn. Und dann wie consequent! Diese so unerhebliche Steuer soll doch wieder erheblich genug seyn, um durch die Aussicht auf deren Nichtzahlung gläubige Seelen aus dem Schafstall der Hochkirche zu verführen! Ja, wie leicht könnte der Erzbischof von Canterbury selbst ein Dissenter werden, um die fünf Schilling sechs Pence in der Tasche zu behalten! Lord Johns Eifer für die Kirche war die Seelenlust der Tories, und als sie ihm lauten Beifall riefen, da gerieth Mylord immer mehr ins Feuer, so daß er zuletzt seine Ueberzeugung aussprach, die englische Landeskirche sey auf gerechte, weise und billige Principien gegründet. Die herzogliche Familie Bedford hat von dieser „Weisheit, Gerechtigkeit und Billigkeit“ freilich keinen Schaden gehabt; dennoch möchten wir Mylord gewarnt haben. Es gibt eine Fabel von einem Raben, einem Käse und einem Fuchs. Bei der ersten Note, die der Rabe anstimmt, ist Reinecke entzückt, er klappt die Pfoten zusammen, wedelt mit dem langen Schweif und ruft: „Bravo, bravissimo! welche Stimme! welche Ausführung! wie trefflich er das hohe C singt!“ Der Rabe, der sich geschmeichelt fühlt, strengt, zu Reinecke's unendlichem Vergnügen, die heisere Kehle zu einem noch höheren Discant an; aber, alter Whig-Rabe, nimm dich in Acht, daß du den Käse nicht fallen läßt; er wankt in deinem Schnabel, und deine ganze Partei schüttert bei deinen melodischen Versuchen. Auch die Opposition schüttert, aber auf andere Weise: – deine Freunde von Furcht, deine Feinde von Gelächter.“ Den Dissentern räth der Examiner zu einer energischen Agitation, und hält ihnen das Beispiel der irischen Katholiken in der Zehntenfrage vor. [630] Lehranstalt für Jünglinge vom Schullehrer des 19ten Jahrhunderts. In Verbindung mit dem Schullehrer des 19ten Jahrhunderts habe ich unweit Stuttgart eine Lehranstalt für Jünglinge errichtet, worin die Vorbereitungswissenschaften für Studirende in 2 Jahren, Sprachen aber: deutsch, französisch, lateinisch, griechisch, hebräisch, je in 6 Monaten à 2 Louisd'or gelehrt werden. Auch künftige Lehrer, Reallehrer, Gewerbs- und Kunstfreunde werden die angenehmste Befriedigung finden – wo nicht, so sind sie von allen Kosten frei. Mezingen u. U. im Königreich Würtemberg, den 18 Februar 1840 Dr. Kloker. [652-54] Bekanntmachung. Zur gänzlichen Vollendung der fast zur Hälfte des Weges schon im Fahrbetriebe befindlichen und zur andern Hälfte großentheils fertigen Eisenbahn von München nach Augsburg ist eine Vermehrung des Capitals von 1,100,000 fl. erforderlich, zu deren Aufbringung das Directorium mit Zustimmung des Verwaltungsrathes der Gesellschaft, die Negocirung eines Anlehens beschlossen und hiezu auch die statutengemäß nachgesuchte höchste Regierungs-Genehmigung bereits erhalten hat. Um die ungestörte Fortsetzung des Bahnbaues, dessen Vollendung bei den dermaligen günstigen Witterungsverhältnissen in diesem Jahre noch mit Zuversicht erwartet werden kann, für alle Fälle sicher zu stellen, haben die Mitglieder der beiden Verwaltungs-Organe der Gesellschaft sich durch Subscription zur al pari Uebernahme des ganzen Anlehens vereinigt, sich aber gleichzeitig verbindlich erklärt, die Hälfte der von ihnen unterzeichneten Summen zu Gunsten jener übrigen Actionnäre der Gesellschaft zu überlassen, welche sich bei diesem nach 4 vom Hundert verzinslichen Anlehen zu betheiligen wünschen und sich dazu bis längstens den 10 März d. J. bei dem unterzeichneten Directorium, Promenadeplatz Nr. 18 dahier, oder bei dem Wechselhause der HH. Erzberger & Schmid in Augsburg, an welchen beiden Plätzen bereits Subscriptions-Listen aufliegen, gemeldet haben werden.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 60. Augsburg, 29. Februar 1840, S. 0478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_060_18400229/14>, abgerufen am 23.04.2024.