Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 68. Augsburg, 8. März 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

um das Amt zu erlangen. Aber Peel kennt seine Partei; zu überlisten ist er nicht, und eben die zu vollkommene Kenntniß aller möglichen Verschmitztheiten ist vielleicht ein Fehler seines Geistes. Er weiß, daß die Tories ihm abgeneigt sind, wenn nicht ihn geradezu hassen und daß sie nur durch die Nothwendigkeit an ihn gefesselt sind. Jetzt in der Oppositionsstellung hängen sie von ihm ab; übernähme er die Regierung, dann würde er - das weiß er aus reichlicher Erfahrung - von ihnen abhängen. Ist es nun zu verwundern, daß ein Mann, mit einer solchen Aussicht vor Augen, keine besondere Begierde nach der Regierungsgewalt zeigt, ja seinem Gelangen dazu, wenn er schon in der Vorhalle steht, selbst Hindernisse in den Weg legt? Das Pferd läßt sich ans Wasser führen, aber zum Trinken läßt es sich nicht zwingen. Die Reize des Amtes haben, in Sir Roberts Augen, an gewissen Accessorien des Amtes ein leidiges Gegengewicht, und Peel mag sich wohl besinnen, ehe er mit einer so empörungssüchtigen Mannschaft an Bord das Staatsschiff auf seinem gefährlichen Laufe zu steuern unternimmt. In allem diesem glauben wir auch den Grund zu sehen, warum Peel im Mai vorigen Jahrs so unbillige Forderungen hinsichtlich des weiblichen Theils der königlichen Hofhaltung stellte: er wollte sich Hindernisse in den Weg legen. Was soll man aber von einer Partei denken, deren Führer sich vor ihr selbst fürchten muß? Das Toryhaus ist, wie das Haus Beelzebub, in sich selbst uneins, und wüthet gegen seinen Schlußstein."

Donne übergab der Akademie das im Ganzen ziemlich günstige Resultat der Anwendung des Sonnenmikroskops und des Ory-hydrogen-Gases bei Untersuchung mikroskopisch kleiner Gegenstände der feinern Anatomie. Mittelst der Flamme des genannten Gases ist es Donne neuerdings gelungen, Lichtbilder hervorzubringen. Dasselbe hatte Daguerre schon mittelst der Argandischen Lampe, Soleil und Bayard mit anderer Beleuchtung, jedoch fruchtlos versucht, indem sie das Licht an einer Büste oder dergleichen sich reflectiren ließen. Donne ließ nunmehr das Drummond'sche Licht direct mit dem durchsichtigen Gegenstande durch das Mikroskop auf die jodirte Silberplatte einwirken, und erhielt so getreue Copien der Objecte, obgleich das Licht acht verschiedene Gläser zu passiren hatte.

Biot übergab Papier-Lichtbilder von dem Engländer Talbot. Bei dieser Gelegenheit beschrieb Pelletier eine Bereitungsart solchen Lichtpapiers. Ein Papierbogen wird zuerst in eine Kochsalzauflösung getaucht und sodann in eine Solution salpetersauren Silbers. So entsteht eine leichte Schicht Chlorsilber, welche dem Licht etwas ausgesetzt eine gräuliche Färbung annimmt. Nunmehr von neuem in eine Jodkali-Auflösung gebracht, nimmt das Papier, noch feucht, in der camera obscura die Lichteindrücke auf und wird endlich mit unter-schwefelichtsaurem Natrum gewaschen. Verignon bereitet es auf eine andere Weise. Zuerst taucht man weißes Papier in Wasser, worin etwas Salzsäure gelöst ist. Getrocknet kommt es in eine Auflösung von Salmiak und Bromnatrium. Nunmehr neuerdings getrocknet und in eine salpetersaure Silberauflösung gebracht, bildet sich eine Lage Chlor- und Bromsilbers. Endlich, mit einer schwachen Bromnatriumlösung befeuchtet, producirt sich das Lichtbild in der camera obscura binnen zwölf Minuten und wird wie obiges behandelt.

Eine lebhafte Discussion zieht sich schon mehrere Monate zwischen zweien der ersten Chemiker fort, nämlich Dumas und Pelouze, denen sich selbst Berzelius beigesellte. Indem nämlich Dumas die Essigsäure mit Chlor behandelte, entdeckte er eine Säure, welche er Chloressigsäure nannte. Durch die Einwirkung von Alkalien auf die Essigsäure erhielt er (zugleich mit Persoz in Straßburg) eine Art Kohlenwasserstoffgas, und durch Einwirkung auf Chloressigsäure Chloroform. Ließ er endlich auf die zwei letztgenannten Verbindungen - Kohlenwasserstoffgas und Chloroform - Chlor einwirken, so war das Product dasselbe, nämlich Kohlenchlorüre. Dumas wie Persoz erklärten sich diesen Vorgang durch eine Substitution des Chlors für Hydrogen, indem nämlich, statt eines Antheils von letzterm, ein Antheil Chlor dem Körper sich mittheile, ohne daß bald der Zustand seiner Molecule, bald seine chemische Reaction eine Aenderung erlitte, und namentlich, schlossen sie, gehöre die Essig- und Chloressigsäure, sowie Chloroform und das aus der Essigsäure gewonnene Kohlenwasserstoffgas, demselben chemischen Typus an. Berzelius dagegen stellte sich die Chloressigsäure als eine Doppelverbindung von Kleesäure und Kohlenchlorüre dar. Ebenso griffen Pelouze und Millon die Behauptungen von Dumas lebhaft an, und wollten im Gegentheil in dem genannten Vorgange eine Decomposition erblicken, und beriefen sich hiebei auf die bekannten Einwirkungen der Alkalien auf Ameisen-, Benzoesäure etc., sowie auf ihre neuesten Versuche mit wasserfreiem Baryt und Barythydrat. Aber auch Dumas führte zur Unterstützung seiner Behauptungen sowohl die Erfahrungen Regnaults, als eine Reihe eigner, ganz neuer Versuche über die Substitution von Chlor für Hydrogen an, und gab endlich am 3 Februar eine ausführliche Erklärung über den streitigen Punkt ab. Das Gesetz, daß ein Körper eines seiner Elemente abgeben und ein anderes, Antheil für Antheil, an seine Stelle, unbeschadet seiner chemischen Reaction etc., aufnehmen könne, gibt ihm die Basis einer natürlichen Cassification der organischen Substanzen. In diesem System bilden solche Stoffe, welche bei der genannten Substitution in der Gruppirung ihrer Molecule sich gleich bleiben, natürliche Familien, wie z. B. Alkohol, Essigsäure und Chloressigsäure zu derselben gehören, während diejenigen Körper, welche ihren chemischen Charakter dabei beibehalten, ihm die Genera bilden, unter deren eines Essig- und Chloressigsäure sich reiht. Gegen diese Neuerungen nun protestirte Pelouze in der Sitzung vom 17 Februar in einer eben so langen Rede, und suchte das ganze Gesetz der Substitutionen auf die alte Lehre von den Aequivalenten zurückzuführen.

Valz übersandte der Akademie die in Marseille angestellten meteorologischen Beobachtungen, und meldete, daß am 26 September 1839 ein Regen 25 Minuten 44 Millimeter Wasser gegeben habe, was um so merkwürdiger ist, als das Jahr, in welchem in so kurzer Zeit eine solche enorme Menge Wasser fiel, trockner war, als je eines in den südlichen Departements beobachtet wurde.

Robiquet gab ein sehr günstiges Gutachten ab über die Erfindung von Menotti, mittelst einer Seife jeden beliebigen Stoff wasserdicht zu machen, ohne zugleich der Luft ihren Durchgang zu versperren. Biot theilte ein neues Instrument mit (Saccharimeter), um in jedem Syrup die Quantität krystallisirbaren Zuckers zu bestimmen. Es gründet sich darauf, daß der krystallisirbare Zucker den rothen Strahl des polarisirten Lichts nach rechts abweichen macht, und dieß um so stärker, jemehr Zucker in der Auflösung vorhanden ist. Bontemps, Chef der Glasfabrik zu Choisy le Roy, gab Aufschlüsse über die Bereitung des Flint- und Kronglases. Zur Bereitung des erstern hält er folgende Mischung für die beste: Feinen Sand 100 Kilogramme, Mennige 100 Kilogr., kohlensaures Kali 30 Kilogr.

um das Amt zu erlangen. Aber Peel kennt seine Partei; zu überlisten ist er nicht, und eben die zu vollkommene Kenntniß aller möglichen Verschmitztheiten ist vielleicht ein Fehler seines Geistes. Er weiß, daß die Tories ihm abgeneigt sind, wenn nicht ihn geradezu hassen und daß sie nur durch die Nothwendigkeit an ihn gefesselt sind. Jetzt in der Oppositionsstellung hängen sie von ihm ab; übernähme er die Regierung, dann würde er – das weiß er aus reichlicher Erfahrung – von ihnen abhängen. Ist es nun zu verwundern, daß ein Mann, mit einer solchen Aussicht vor Augen, keine besondere Begierde nach der Regierungsgewalt zeigt, ja seinem Gelangen dazu, wenn er schon in der Vorhalle steht, selbst Hindernisse in den Weg legt? Das Pferd läßt sich ans Wasser führen, aber zum Trinken läßt es sich nicht zwingen. Die Reize des Amtes haben, in Sir Roberts Augen, an gewissen Accessorien des Amtes ein leidiges Gegengewicht, und Peel mag sich wohl besinnen, ehe er mit einer so empörungssüchtigen Mannschaft an Bord das Staatsschiff auf seinem gefährlichen Laufe zu steuern unternimmt. In allem diesem glauben wir auch den Grund zu sehen, warum Peel im Mai vorigen Jahrs so unbillige Forderungen hinsichtlich des weiblichen Theils der königlichen Hofhaltung stellte: er wollte sich Hindernisse in den Weg legen. Was soll man aber von einer Partei denken, deren Führer sich vor ihr selbst fürchten muß? Das Toryhaus ist, wie das Haus Beelzebub, in sich selbst uneins, und wüthet gegen seinen Schlußstein.“

Donné übergab der Akademie das im Ganzen ziemlich günstige Resultat der Anwendung des Sonnenmikroskops und des Ory-hydrogen-Gases bei Untersuchung mikroskopisch kleiner Gegenstände der feinern Anatomie. Mittelst der Flamme des genannten Gases ist es Donné neuerdings gelungen, Lichtbilder hervorzubringen. Dasselbe hatte Daguerre schon mittelst der Argandischen Lampe, Soleil und Bayard mit anderer Beleuchtung, jedoch fruchtlos versucht, indem sie das Licht an einer Büste oder dergleichen sich reflectiren ließen. Donné ließ nunmehr das Drummond'sche Licht direct mit dem durchsichtigen Gegenstande durch das Mikroskop auf die jodirte Silberplatte einwirken, und erhielt so getreue Copien der Objecte, obgleich das Licht acht verschiedene Gläser zu passiren hatte.

Biot übergab Papier-Lichtbilder von dem Engländer Talbot. Bei dieser Gelegenheit beschrieb Pelletier eine Bereitungsart solchen Lichtpapiers. Ein Papierbogen wird zuerst in eine Kochsalzauflösung getaucht und sodann in eine Solution salpetersauren Silbers. So entsteht eine leichte Schicht Chlorsilber, welche dem Licht etwas ausgesetzt eine gräuliche Färbung annimmt. Nunmehr von neuem in eine Jodkali-Auflösung gebracht, nimmt das Papier, noch feucht, in der camera obscura die Lichteindrücke auf und wird endlich mit unter-schwefelichtsaurem Natrum gewaschen. Vérignon bereitet es auf eine andere Weise. Zuerst taucht man weißes Papier in Wasser, worin etwas Salzsäure gelöst ist. Getrocknet kommt es in eine Auflösung von Salmiak und Bromnatrium. Nunmehr neuerdings getrocknet und in eine salpetersaure Silberauflösung gebracht, bildet sich eine Lage Chlor- und Bromsilbers. Endlich, mit einer schwachen Bromnatriumlösung befeuchtet, producirt sich das Lichtbild in der camera obscura binnen zwölf Minuten und wird wie obiges behandelt.

Eine lebhafte Discussion zieht sich schon mehrere Monate zwischen zweien der ersten Chemiker fort, nämlich Dumas und Pelouze, denen sich selbst Berzelius beigesellte. Indem nämlich Dumas die Essigsäure mit Chlor behandelte, entdeckte er eine Säure, welche er Chloressigsäure nannte. Durch die Einwirkung von Alkalien auf die Essigsäure erhielt er (zugleich mit Persoz in Straßburg) eine Art Kohlenwasserstoffgas, und durch Einwirkung auf Chloressigsäure Chloroform. Ließ er endlich auf die zwei letztgenannten Verbindungen – Kohlenwasserstoffgas und Chloroform – Chlor einwirken, so war das Product dasselbe, nämlich Kohlenchlorüre. Dumas wie Persoz erklärten sich diesen Vorgang durch eine Substitution des Chlors für Hydrogen, indem nämlich, statt eines Antheils von letzterm, ein Antheil Chlor dem Körper sich mittheile, ohne daß bald der Zustand seiner Molecule, bald seine chemische Reaction eine Aenderung erlitte, und namentlich, schlossen sie, gehöre die Essig- und Chloressigsäure, sowie Chloroform und das aus der Essigsäure gewonnene Kohlenwasserstoffgas, demselben chemischen Typus an. Berzelius dagegen stellte sich die Chloressigsäure als eine Doppelverbindung von Kleesäure und Kohlenchlorüre dar. Ebenso griffen Pelouze und Millon die Behauptungen von Dumas lebhaft an, und wollten im Gegentheil in dem genannten Vorgange eine Decomposition erblicken, und beriefen sich hiebei auf die bekannten Einwirkungen der Alkalien auf Ameisen-, Benzoesäure etc., sowie auf ihre neuesten Versuche mit wasserfreiem Baryt und Barythydrat. Aber auch Dumas führte zur Unterstützung seiner Behauptungen sowohl die Erfahrungen Regnaults, als eine Reihe eigner, ganz neuer Versuche über die Substitution von Chlor für Hydrogen an, und gab endlich am 3 Februar eine ausführliche Erklärung über den streitigen Punkt ab. Das Gesetz, daß ein Körper eines seiner Elemente abgeben und ein anderes, Antheil für Antheil, an seine Stelle, unbeschadet seiner chemischen Reaction etc., aufnehmen könne, gibt ihm die Basis einer natürlichen Cassification der organischen Substanzen. In diesem System bilden solche Stoffe, welche bei der genannten Substitution in der Gruppirung ihrer Molecule sich gleich bleiben, natürliche Familien, wie z. B. Alkohol, Essigsäure und Chloressigsäure zu derselben gehören, während diejenigen Körper, welche ihren chemischen Charakter dabei beibehalten, ihm die Genera bilden, unter deren eines Essig- und Chloressigsäure sich reiht. Gegen diese Neuerungen nun protestirte Pelouze in der Sitzung vom 17 Februar in einer eben so langen Rede, und suchte das ganze Gesetz der Substitutionen auf die alte Lehre von den Aequivalenten zurückzuführen.

Valz übersandte der Akademie die in Marseille angestellten meteorologischen Beobachtungen, und meldete, daß am 26 September 1839 ein Regen 25 Minuten 44 Millimeter Wasser gegeben habe, was um so merkwürdiger ist, als das Jahr, in welchem in so kurzer Zeit eine solche enorme Menge Wasser fiel, trockner war, als je eines in den südlichen Departements beobachtet wurde.

Robiquet gab ein sehr günstiges Gutachten ab über die Erfindung von Menotti, mittelst einer Seife jeden beliebigen Stoff wasserdicht zu machen, ohne zugleich der Luft ihren Durchgang zu versperren. Biot theilte ein neues Instrument mit (Saccharimeter), um in jedem Syrup die Quantität krystallisirbaren Zuckers zu bestimmen. Es gründet sich darauf, daß der krystallisirbare Zucker den rothen Strahl des polarisirten Lichts nach rechts abweichen macht, und dieß um so stärker, jemehr Zucker in der Auflösung vorhanden ist. Bontemps, Chef der Glasfabrik zu Choisy le Roy, gab Aufschlüsse über die Bereitung des Flint- und Kronglases. Zur Bereitung des erstern hält er folgende Mischung für die beste: Feinen Sand 100 Kilogramme, Mennige 100 Kilogr., kohlensaures Kali 30 Kilogr.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0010" n="0538"/>
um das Amt zu <hi rendition="#g">erlangen</hi>. Aber Peel kennt seine Partei; zu überlisten ist er nicht, und eben die zu vollkommene Kenntniß aller möglichen Verschmitztheiten ist vielleicht ein Fehler seines Geistes. Er weiß, daß die Tories ihm abgeneigt sind, wenn nicht ihn geradezu hassen und daß sie nur durch die Nothwendigkeit an ihn gefesselt sind. Jetzt in der Oppositionsstellung hängen sie von ihm ab; übernähme er die Regierung, dann würde <hi rendition="#g">er</hi> &#x2013; das weiß er aus reichlicher Erfahrung &#x2013; von <hi rendition="#g">ihnen</hi> abhängen. Ist es nun zu verwundern, daß ein Mann, mit einer solchen Aussicht vor Augen, keine besondere Begierde nach der Regierungsgewalt zeigt, ja seinem Gelangen dazu, wenn er schon in der Vorhalle steht, selbst Hindernisse in den Weg legt? Das Pferd läßt sich ans Wasser führen, aber zum Trinken läßt es sich nicht zwingen. Die Reize des Amtes haben, in Sir Roberts Augen, an gewissen Accessorien des Amtes ein leidiges Gegengewicht, und Peel mag sich wohl besinnen, ehe er mit einer so empörungssüchtigen Mannschaft an Bord das Staatsschiff auf seinem gefährlichen Laufe zu steuern unternimmt. In allem diesem glauben wir auch den Grund zu sehen, warum Peel im Mai vorigen Jahrs so unbillige Forderungen hinsichtlich des weiblichen Theils der königlichen Hofhaltung stellte: er <hi rendition="#g">wollte</hi> sich Hindernisse in den Weg legen. Was soll man aber von einer Partei denken, deren Führer sich vor ihr selbst fürchten muß? Das Toryhaus ist, wie das Haus Beelzebub, in sich selbst uneins, und wüthet gegen seinen Schlußstein.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Verhandlungen der Pariser Akademie im Februar</hi>.</hi> </dateline>
          <p/><lb/>
          <p>Donné übergab der Akademie das im Ganzen ziemlich günstige Resultat der Anwendung des Sonnenmikroskops und des Ory-hydrogen-Gases bei Untersuchung mikroskopisch kleiner Gegenstände der feinern Anatomie. Mittelst der Flamme des genannten Gases ist es Donné neuerdings gelungen, Lichtbilder hervorzubringen. Dasselbe hatte Daguerre schon mittelst der Argandischen Lampe, Soleil und Bayard mit anderer Beleuchtung, jedoch fruchtlos versucht, indem sie das Licht an einer Büste oder dergleichen sich reflectiren ließen. Donné ließ nunmehr das Drummond'sche Licht direct mit dem durchsichtigen Gegenstande durch das Mikroskop auf die jodirte Silberplatte einwirken, und erhielt so getreue Copien der Objecte, obgleich das Licht acht verschiedene Gläser zu passiren hatte.</p><lb/>
          <p>Biot übergab Papier-Lichtbilder von dem Engländer Talbot. Bei dieser Gelegenheit beschrieb Pelletier eine Bereitungsart solchen Lichtpapiers. Ein Papierbogen wird zuerst in eine Kochsalzauflösung getaucht und sodann in eine Solution salpetersauren Silbers. So entsteht eine leichte Schicht Chlorsilber, welche dem Licht etwas ausgesetzt eine gräuliche Färbung annimmt. Nunmehr von neuem in eine Jodkali-Auflösung gebracht, nimmt das Papier, noch feucht, in der camera obscura die Lichteindrücke auf und wird endlich mit unter-schwefelichtsaurem Natrum gewaschen. Vérignon bereitet es auf eine andere Weise. Zuerst taucht man weißes Papier in Wasser, worin etwas Salzsäure gelöst ist. Getrocknet kommt es in eine Auflösung von Salmiak und Bromnatrium. Nunmehr neuerdings getrocknet und in eine salpetersaure Silberauflösung gebracht, bildet sich eine Lage Chlor- und Bromsilbers. Endlich, mit einer schwachen Bromnatriumlösung befeuchtet, producirt sich das Lichtbild in der camera obscura binnen zwölf Minuten und wird wie obiges behandelt.</p><lb/>
          <p>Eine lebhafte Discussion zieht sich schon mehrere Monate zwischen zweien der ersten Chemiker fort, nämlich Dumas und Pelouze, denen sich selbst Berzelius beigesellte. Indem nämlich Dumas die Essigsäure mit Chlor behandelte, entdeckte er eine Säure, welche er Chloressigsäure nannte. Durch die Einwirkung von Alkalien auf die Essigsäure erhielt er (zugleich mit Persoz in Straßburg) eine Art Kohlenwasserstoffgas, und durch Einwirkung auf Chloressigsäure Chloroform. Ließ er endlich auf die zwei letztgenannten Verbindungen &#x2013; Kohlenwasserstoffgas und Chloroform &#x2013; Chlor einwirken, so war das Product dasselbe, nämlich Kohlenchlorüre. Dumas wie Persoz erklärten sich diesen Vorgang durch eine Substitution des Chlors für Hydrogen, indem nämlich, statt eines Antheils von letzterm, ein Antheil Chlor dem Körper sich mittheile, ohne daß bald der Zustand seiner Molecule, bald seine chemische Reaction eine Aenderung erlitte, und namentlich, schlossen sie, gehöre die Essig- und Chloressigsäure, sowie Chloroform und das aus der Essigsäure gewonnene Kohlenwasserstoffgas, demselben chemischen Typus an. Berzelius dagegen stellte sich die Chloressigsäure als eine Doppelverbindung von Kleesäure und Kohlenchlorüre dar. Ebenso griffen Pelouze und Millon die Behauptungen von Dumas lebhaft an, und wollten im Gegentheil in dem genannten Vorgange eine Decomposition erblicken, und beriefen sich hiebei auf die bekannten Einwirkungen der Alkalien auf Ameisen-, Benzoesäure etc., sowie auf ihre neuesten Versuche mit wasserfreiem Baryt und Barythydrat. Aber auch Dumas führte zur Unterstützung seiner Behauptungen sowohl die Erfahrungen Regnaults, als eine Reihe eigner, ganz neuer Versuche über die Substitution von Chlor für Hydrogen an, und gab endlich am 3 Februar eine ausführliche Erklärung über den streitigen Punkt ab. Das Gesetz, daß ein Körper eines seiner Elemente abgeben und ein anderes, Antheil für Antheil, an seine Stelle, unbeschadet seiner chemischen Reaction etc., aufnehmen könne, gibt ihm die Basis einer natürlichen Cassification der organischen Substanzen. In diesem System bilden solche Stoffe, welche bei der genannten Substitution in der Gruppirung ihrer Molecule sich gleich bleiben, natürliche Familien, wie z. B. Alkohol, Essigsäure und Chloressigsäure zu derselben gehören, während diejenigen Körper, welche ihren chemischen Charakter dabei beibehalten, ihm die Genera bilden, unter deren eines Essig- und Chloressigsäure sich reiht. Gegen diese Neuerungen nun protestirte Pelouze in der Sitzung vom 17 Februar in einer eben so langen Rede, und suchte das ganze Gesetz der Substitutionen auf die alte Lehre von den Aequivalenten zurückzuführen.</p><lb/>
          <p>Valz übersandte der Akademie die in Marseille angestellten meteorologischen Beobachtungen, und meldete, daß am 26 September 1839 ein Regen 25 Minuten 44 Millimeter Wasser gegeben habe, was um so merkwürdiger ist, als das Jahr, in welchem in so kurzer Zeit eine solche enorme Menge Wasser fiel, trockner war, als je eines in den südlichen Departements beobachtet wurde.</p><lb/>
          <p>Robiquet gab ein sehr günstiges Gutachten ab über die Erfindung von Menotti, mittelst einer Seife jeden beliebigen Stoff wasserdicht zu machen, ohne zugleich der Luft ihren Durchgang zu versperren. Biot theilte ein neues Instrument mit (Saccharimeter), um in jedem Syrup die Quantität krystallisirbaren Zuckers zu bestimmen. Es gründet sich darauf, daß der krystallisirbare Zucker den rothen Strahl des polarisirten Lichts nach rechts abweichen macht, und dieß um so stärker, jemehr Zucker in der Auflösung vorhanden ist. Bontemps, Chef der Glasfabrik zu Choisy le Roy, gab Aufschlüsse über die Bereitung des Flint- und Kronglases. Zur Bereitung des erstern hält er folgende Mischung für die beste: Feinen Sand 100 Kilogramme, Mennige 100 Kilogr., kohlensaures Kali 30 Kilogr.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0538/0010] um das Amt zu erlangen. Aber Peel kennt seine Partei; zu überlisten ist er nicht, und eben die zu vollkommene Kenntniß aller möglichen Verschmitztheiten ist vielleicht ein Fehler seines Geistes. Er weiß, daß die Tories ihm abgeneigt sind, wenn nicht ihn geradezu hassen und daß sie nur durch die Nothwendigkeit an ihn gefesselt sind. Jetzt in der Oppositionsstellung hängen sie von ihm ab; übernähme er die Regierung, dann würde er – das weiß er aus reichlicher Erfahrung – von ihnen abhängen. Ist es nun zu verwundern, daß ein Mann, mit einer solchen Aussicht vor Augen, keine besondere Begierde nach der Regierungsgewalt zeigt, ja seinem Gelangen dazu, wenn er schon in der Vorhalle steht, selbst Hindernisse in den Weg legt? Das Pferd läßt sich ans Wasser führen, aber zum Trinken läßt es sich nicht zwingen. Die Reize des Amtes haben, in Sir Roberts Augen, an gewissen Accessorien des Amtes ein leidiges Gegengewicht, und Peel mag sich wohl besinnen, ehe er mit einer so empörungssüchtigen Mannschaft an Bord das Staatsschiff auf seinem gefährlichen Laufe zu steuern unternimmt. In allem diesem glauben wir auch den Grund zu sehen, warum Peel im Mai vorigen Jahrs so unbillige Forderungen hinsichtlich des weiblichen Theils der königlichen Hofhaltung stellte: er wollte sich Hindernisse in den Weg legen. Was soll man aber von einer Partei denken, deren Führer sich vor ihr selbst fürchten muß? Das Toryhaus ist, wie das Haus Beelzebub, in sich selbst uneins, und wüthet gegen seinen Schlußstein.“ Verhandlungen der Pariser Akademie im Februar. Donné übergab der Akademie das im Ganzen ziemlich günstige Resultat der Anwendung des Sonnenmikroskops und des Ory-hydrogen-Gases bei Untersuchung mikroskopisch kleiner Gegenstände der feinern Anatomie. Mittelst der Flamme des genannten Gases ist es Donné neuerdings gelungen, Lichtbilder hervorzubringen. Dasselbe hatte Daguerre schon mittelst der Argandischen Lampe, Soleil und Bayard mit anderer Beleuchtung, jedoch fruchtlos versucht, indem sie das Licht an einer Büste oder dergleichen sich reflectiren ließen. Donné ließ nunmehr das Drummond'sche Licht direct mit dem durchsichtigen Gegenstande durch das Mikroskop auf die jodirte Silberplatte einwirken, und erhielt so getreue Copien der Objecte, obgleich das Licht acht verschiedene Gläser zu passiren hatte. Biot übergab Papier-Lichtbilder von dem Engländer Talbot. Bei dieser Gelegenheit beschrieb Pelletier eine Bereitungsart solchen Lichtpapiers. Ein Papierbogen wird zuerst in eine Kochsalzauflösung getaucht und sodann in eine Solution salpetersauren Silbers. So entsteht eine leichte Schicht Chlorsilber, welche dem Licht etwas ausgesetzt eine gräuliche Färbung annimmt. Nunmehr von neuem in eine Jodkali-Auflösung gebracht, nimmt das Papier, noch feucht, in der camera obscura die Lichteindrücke auf und wird endlich mit unter-schwefelichtsaurem Natrum gewaschen. Vérignon bereitet es auf eine andere Weise. Zuerst taucht man weißes Papier in Wasser, worin etwas Salzsäure gelöst ist. Getrocknet kommt es in eine Auflösung von Salmiak und Bromnatrium. Nunmehr neuerdings getrocknet und in eine salpetersaure Silberauflösung gebracht, bildet sich eine Lage Chlor- und Bromsilbers. Endlich, mit einer schwachen Bromnatriumlösung befeuchtet, producirt sich das Lichtbild in der camera obscura binnen zwölf Minuten und wird wie obiges behandelt. Eine lebhafte Discussion zieht sich schon mehrere Monate zwischen zweien der ersten Chemiker fort, nämlich Dumas und Pelouze, denen sich selbst Berzelius beigesellte. Indem nämlich Dumas die Essigsäure mit Chlor behandelte, entdeckte er eine Säure, welche er Chloressigsäure nannte. Durch die Einwirkung von Alkalien auf die Essigsäure erhielt er (zugleich mit Persoz in Straßburg) eine Art Kohlenwasserstoffgas, und durch Einwirkung auf Chloressigsäure Chloroform. Ließ er endlich auf die zwei letztgenannten Verbindungen – Kohlenwasserstoffgas und Chloroform – Chlor einwirken, so war das Product dasselbe, nämlich Kohlenchlorüre. Dumas wie Persoz erklärten sich diesen Vorgang durch eine Substitution des Chlors für Hydrogen, indem nämlich, statt eines Antheils von letzterm, ein Antheil Chlor dem Körper sich mittheile, ohne daß bald der Zustand seiner Molecule, bald seine chemische Reaction eine Aenderung erlitte, und namentlich, schlossen sie, gehöre die Essig- und Chloressigsäure, sowie Chloroform und das aus der Essigsäure gewonnene Kohlenwasserstoffgas, demselben chemischen Typus an. Berzelius dagegen stellte sich die Chloressigsäure als eine Doppelverbindung von Kleesäure und Kohlenchlorüre dar. Ebenso griffen Pelouze und Millon die Behauptungen von Dumas lebhaft an, und wollten im Gegentheil in dem genannten Vorgange eine Decomposition erblicken, und beriefen sich hiebei auf die bekannten Einwirkungen der Alkalien auf Ameisen-, Benzoesäure etc., sowie auf ihre neuesten Versuche mit wasserfreiem Baryt und Barythydrat. Aber auch Dumas führte zur Unterstützung seiner Behauptungen sowohl die Erfahrungen Regnaults, als eine Reihe eigner, ganz neuer Versuche über die Substitution von Chlor für Hydrogen an, und gab endlich am 3 Februar eine ausführliche Erklärung über den streitigen Punkt ab. Das Gesetz, daß ein Körper eines seiner Elemente abgeben und ein anderes, Antheil für Antheil, an seine Stelle, unbeschadet seiner chemischen Reaction etc., aufnehmen könne, gibt ihm die Basis einer natürlichen Cassification der organischen Substanzen. In diesem System bilden solche Stoffe, welche bei der genannten Substitution in der Gruppirung ihrer Molecule sich gleich bleiben, natürliche Familien, wie z. B. Alkohol, Essigsäure und Chloressigsäure zu derselben gehören, während diejenigen Körper, welche ihren chemischen Charakter dabei beibehalten, ihm die Genera bilden, unter deren eines Essig- und Chloressigsäure sich reiht. Gegen diese Neuerungen nun protestirte Pelouze in der Sitzung vom 17 Februar in einer eben so langen Rede, und suchte das ganze Gesetz der Substitutionen auf die alte Lehre von den Aequivalenten zurückzuführen. Valz übersandte der Akademie die in Marseille angestellten meteorologischen Beobachtungen, und meldete, daß am 26 September 1839 ein Regen 25 Minuten 44 Millimeter Wasser gegeben habe, was um so merkwürdiger ist, als das Jahr, in welchem in so kurzer Zeit eine solche enorme Menge Wasser fiel, trockner war, als je eines in den südlichen Departements beobachtet wurde. Robiquet gab ein sehr günstiges Gutachten ab über die Erfindung von Menotti, mittelst einer Seife jeden beliebigen Stoff wasserdicht zu machen, ohne zugleich der Luft ihren Durchgang zu versperren. Biot theilte ein neues Instrument mit (Saccharimeter), um in jedem Syrup die Quantität krystallisirbaren Zuckers zu bestimmen. Es gründet sich darauf, daß der krystallisirbare Zucker den rothen Strahl des polarisirten Lichts nach rechts abweichen macht, und dieß um so stärker, jemehr Zucker in der Auflösung vorhanden ist. Bontemps, Chef der Glasfabrik zu Choisy le Roy, gab Aufschlüsse über die Bereitung des Flint- und Kronglases. Zur Bereitung des erstern hält er folgende Mischung für die beste: Feinen Sand 100 Kilogramme, Mennige 100 Kilogr., kohlensaures Kali 30 Kilogr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_068_18400308
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_068_18400308/10
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 68. Augsburg, 8. März 1840, S. 0538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_068_18400308/10>, abgerufen am 29.04.2024.