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Allgemeine Zeitung. Nr. 82. Augsburg, 22. März 1840.

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gesetzt; er hatte eine ähnliche Ordre erhalten, jedoch mit dem ausdrücklichen Beisatz, daß es ihm frei stehe, seine Entlassung anzunehmen oder nicht. Maroto nahm sie nicht an. Die Brigade Cuebillas rückte an und nahm den Grafen Negri gefangen. Die Truppen vereinigten sich mit dem Hauptcorps.

Maroto entließ den Grafen Negri und befahl ihm, in das königliche Hauptquartier zurückzukehren. Um 10 Uhr Nachts ließ sich der Christinische General Zabala anmelden, und es wurde eine Zusammenkunft mit dem General Espartero festgesetzt. Die Truppen setzten sich in Marsch nach Durango, an ihrer Spitze der General Maroto mit seinem Generalstab. Auf der Hälfte des Wegs, im Hause Artoain, trafen sich beide Obergenerale; es war 4 Uhr Morgens. Die Unterhandlungen drehten sich hauptsächlich um die Sicherstellung der Fueros der Provinzen. Espartero glaubte in dieser Beziehung nichts Bestimmtes versprechen zu können, machte aber große Zugeständnisse in Bezug auf die persönlichen Verhältnisse des Heeres. Maroto brach die Unterhandlungen ab, erklärend, daß die Feindseligkeiten in demselben Moment als wiedereröffnet angesehen werden müßten. "Wir wollen den Frieden nicht, um im ruhigen Besitz unserer militärischen Stellen zu bleiben, dieß würde schwarzer Egoismus seyn; wir wollen ihn zum Besten dieser Provinzen und der ganzen spanischen Nation; ohne die Fueros lassen wir uns auf nichts ein." Mit diesen Worten nahm er von Espartero Abschied. Augenblicklich wurden die nöthigen Befehle gegeben, und die Bataillone erhielten die Weisung, die Position von Elgeta zu nehmen, im Fall der Feind angriffe. Dieselben Officiere und Truppen, welche einen Moment vorher mit Sehnsucht aus dem Munde des Generals das theure Wort Frieden zu hören erwartet hatten, gehorchten nun freudig dem Aufruf zum neuen Kampfe!

Nach Elorrio zurückgekehrt, schreibt Maroto an den Kriegsminister, daß sich die Unterhandlungen mit dem Feinde zerschlagen hätten, und daß das Heer entschlossen sey, die Gegner mit den Waffen zu bekämpfen, wovon er Se. Maj. in Kenntniß zu setzen bitte. - Der Regen goß in Strömen. Die Truppen konnten die Position von Elgetta nicht länger halten, und marschirten nach Azpeytia und Ascoytia. An demselben Abend versammelten sich die Chefs in der Wohnung des Generals Maroto, und es wurde einstimmig beschlossen, den Feind anzugreifen. Es wurden die nöthigen Befehle gegeben, und das Heer setzte sich (um 4 Morgens am 27 August) in Marsch, um die Stellung von Descarga zu gewinnen, wo Espartero früher schon einmal geschlagen worden war.

Simon de la Torre hatte sich unterdessen mit dem General Espartero in Verbindung gesetzt; eben so der General Iturbe, beide im Namen ihrer respectiven Provinzen. Durch sie wurden dem General Maroto neue Vorschläge überbracht. Guipuzcoa und Vizcaya waren um jeden Preis zu dem Frieden entschlossen; nur die castilianische Division war indifferenter, zum Kampfe wie zum Frieden gleich bereit.

Im königlichen Hauptquartier hatten die Dinge eine eigene Wendung genommen: Ramirez de la Piscina, einer der ersten, welche sich für die Transaction ausgesprochen hatten, unterzeichnete ein Decret, worin Maroto abermals als Hochverräther und vogelfrei erklärt wurde. Die Generale, welche sich am meisten compromittirt hatten, schwiegen, und Eguia übernahm gar den Oberbefehl der Truppen. Im Heere war man noch in völliger Ungewißheit, aber entschlossen. General Zabala erschien abermals (29 August) in Zumararga, begleitet von dem Secretär Espartero's, Linage, und Onnate wurde als Zusammenkunftsort auserwählt. Von Seite der Christinos waren zugegen: die Generale des Geniecorps, der Artillerie, der Chef des Generalstabs nebst General Zabala und Oberst Linage; von Seite der Carlisten die Generale la Torre, Urbiztondo, Iturbe und einige andere. Es wurden die Artikel der Convention entworfen. Sie wurden von den Generalen und Chefs unterzeichnet, und Maroto mit den nöthigen Vollmachten versehen.

Maroto begab sich (30 August) in Begleitung seiner Adjutanten nach Bergara, wo Espartero sein Hauptquartier hatte. In der Nacht marschirten die Bataillone nach Apzoela, eine halbe Stunde vom Feinde entfernt. Es wurde in Schlachtordnung campirt und Alles zum Gefecht bereit gehalten; man ging zum Frieden wie zur Schlacht. Um 2 Uhr in der Nacht bemerkt man Bewegung; die Colonnen formiren sich und man nimmt gegen Descarga zu Position. Es war 4 Uhr Morgens. Da erscheint General Urbiztondo, das Heer bildet Marschcolonnen, und um 8 Morgens salutirt die Christinische Garde die Spitze des Carlistischen Heeres, das in die Ebene von Bergara einrückt. Es war geschehen. Wie zwei Ströme, die vom Gebirge stürzen und im Thale sich begegnen, strömten beide Heere in einander, und verschmolzen sich; in ihrem dunkeln Wellengrabe war Don Carlos' Krone für immer versunken.

Wäre Don Carlos in der Mitte des vereinigten Heeres gestanden, es würde einer der schönsten Momente der Geschichte Spaniens gewesen seyn - Spanien war glücklich und mit ihm versöhnt! Daß es nicht geschah, tragen die Männer die Schuld, die heute als Legitimisten glänzen wollen, und die am meisten dazu beigetragen hatten die Transaction vorzubereiten - sie, die das Ansehen von Don Carlos auf alle Weise geschmälert und untergraben hatten, und die, als der Friede unausbleiblich und der entscheidende Augenblick gekommen war, den König und das Heer verließen, und aus Schwäche und ehrgeizigen Absichten die allgemeine Sache verriethen. Zu klein, um das Große zu vollenden, lieferten sie sich mit Don Carlos den Franzosen aus. *)*)

Ostindien und China.

Der Krieg mit China ist endlich, wo nicht erklärt, doch fest beschlossen, denn daß die Chinesen die Vorschläge, welche ihnen von hier aus gemacht werden, annehmen sollten, ist nicht denkbar. Diese sind: Bezahlung des confiscirten Opiums, Entschädigung der englischen Kaufleute für ihren Verlust bei ihrer Vertreibung aus Canton, Aenderung der Reglements über fremden Handel und Zulassung eines englischen Residenten in Peking, um über die Ausführung des Vertrags zu wachen. Wie weit China im Stande ist der englischen Expeditionsarmee zu widerstehen, wie weit die tatarische Dynastie sich auf das Volk verlassen kann, wie weit das Elend, das die Blokade in allen Küstenprovinzen hervorbringen muß, zu Empörungen führen kann, sind Fragen, die Niemand beantworten kann, denn bis jetzt ist China nie in ernstlichem Krieg mit einer europäischen Macht gewesen. Daß aber der Krieg eine schreiende Ungerechtigkeit ist, daß man ihn allein und durchaus dem Nepotismus verdankt, welcher zu der Sendung des unfähigen Capitäns Elliot geführt hat, daß Indien und England durch die Unterbrechung des Handels viel leiden, daß die indischen Finanzen schlecht im Stande sind ihren Theil der Expedition zu bestreiten, und daß das Ganze ein großes Unglück ist, darüber ist keine Frage. Die Expedition soll aus 16,000

*) Der Hr. Correspondent der Allgem. Zeitg. unter dem Zeichen [irrelevantes Material] ersucht die Redaction, um mehrseitigen Irrungen vorzubeugen, daß er obigen Mittheilungen gänzlich fremd ist, was hiemit der Wahrheit gemäß geschieht.

gesetzt; er hatte eine ähnliche Ordre erhalten, jedoch mit dem ausdrücklichen Beisatz, daß es ihm frei stehe, seine Entlassung anzunehmen oder nicht. Maroto nahm sie nicht an. Die Brigade Cuebillas rückte an und nahm den Grafen Negri gefangen. Die Truppen vereinigten sich mit dem Hauptcorps.

Maroto entließ den Grafen Negri und befahl ihm, in das königliche Hauptquartier zurückzukehren. Um 10 Uhr Nachts ließ sich der Christinische General Zabala anmelden, und es wurde eine Zusammenkunft mit dem General Espartero festgesetzt. Die Truppen setzten sich in Marsch nach Durango, an ihrer Spitze der General Maroto mit seinem Generalstab. Auf der Hälfte des Wegs, im Hause Artoain, trafen sich beide Obergenerale; es war 4 Uhr Morgens. Die Unterhandlungen drehten sich hauptsächlich um die Sicherstellung der Fueros der Provinzen. Espartero glaubte in dieser Beziehung nichts Bestimmtes versprechen zu können, machte aber große Zugeständnisse in Bezug auf die persönlichen Verhältnisse des Heeres. Maroto brach die Unterhandlungen ab, erklärend, daß die Feindseligkeiten in demselben Moment als wiedereröffnet angesehen werden müßten. „Wir wollen den Frieden nicht, um im ruhigen Besitz unserer militärischen Stellen zu bleiben, dieß würde schwarzer Egoismus seyn; wir wollen ihn zum Besten dieser Provinzen und der ganzen spanischen Nation; ohne die Fueros lassen wir uns auf nichts ein.“ Mit diesen Worten nahm er von Espartero Abschied. Augenblicklich wurden die nöthigen Befehle gegeben, und die Bataillone erhielten die Weisung, die Position von Elgeta zu nehmen, im Fall der Feind angriffe. Dieselben Officiere und Truppen, welche einen Moment vorher mit Sehnsucht aus dem Munde des Generals das theure Wort Frieden zu hören erwartet hatten, gehorchten nun freudig dem Aufruf zum neuen Kampfe!

Nach Elorrio zurückgekehrt, schreibt Maroto an den Kriegsminister, daß sich die Unterhandlungen mit dem Feinde zerschlagen hätten, und daß das Heer entschlossen sey, die Gegner mit den Waffen zu bekämpfen, wovon er Se. Maj. in Kenntniß zu setzen bitte. – Der Regen goß in Strömen. Die Truppen konnten die Position von Elgetta nicht länger halten, und marschirten nach Azpeytia und Ascoytia. An demselben Abend versammelten sich die Chefs in der Wohnung des Generals Maroto, und es wurde einstimmig beschlossen, den Feind anzugreifen. Es wurden die nöthigen Befehle gegeben, und das Heer setzte sich (um 4 Morgens am 27 August) in Marsch, um die Stellung von Descarga zu gewinnen, wo Espartero früher schon einmal geschlagen worden war.

Simon de la Torre hatte sich unterdessen mit dem General Espartero in Verbindung gesetzt; eben so der General Iturbe, beide im Namen ihrer respectiven Provinzen. Durch sie wurden dem General Maroto neue Vorschläge überbracht. Guipuzcoa und Vizcaya waren um jeden Preis zu dem Frieden entschlossen; nur die castilianische Division war indifferenter, zum Kampfe wie zum Frieden gleich bereit.

Im königlichen Hauptquartier hatten die Dinge eine eigene Wendung genommen: Ramirez de la Piscina, einer der ersten, welche sich für die Transaction ausgesprochen hatten, unterzeichnete ein Decret, worin Maroto abermals als Hochverräther und vogelfrei erklärt wurde. Die Generale, welche sich am meisten compromittirt hatten, schwiegen, und Eguia übernahm gar den Oberbefehl der Truppen. Im Heere war man noch in völliger Ungewißheit, aber entschlossen. General Zabala erschien abermals (29 August) in Zumararga, begleitet von dem Secretär Espartero's, Linage, und Oñate wurde als Zusammenkunftsort auserwählt. Von Seite der Christinos waren zugegen: die Generale des Geniecorps, der Artillerie, der Chef des Generalstabs nebst General Zabala und Oberst Linage; von Seite der Carlisten die Generale la Torre, Urbiztondo, Iturbe und einige andere. Es wurden die Artikel der Convention entworfen. Sie wurden von den Generalen und Chefs unterzeichnet, und Maroto mit den nöthigen Vollmachten versehen.

Maroto begab sich (30 August) in Begleitung seiner Adjutanten nach Bergara, wo Espartero sein Hauptquartier hatte. In der Nacht marschirten die Bataillone nach Apzoela, eine halbe Stunde vom Feinde entfernt. Es wurde in Schlachtordnung campirt und Alles zum Gefecht bereit gehalten; man ging zum Frieden wie zur Schlacht. Um 2 Uhr in der Nacht bemerkt man Bewegung; die Colonnen formiren sich und man nimmt gegen Descarga zu Position. Es war 4 Uhr Morgens. Da erscheint General Urbiztondo, das Heer bildet Marschcolonnen, und um 8 Morgens salutirt die Christinische Garde die Spitze des Carlistischen Heeres, das in die Ebene von Bergara einrückt. Es war geschehen. Wie zwei Ströme, die vom Gebirge stürzen und im Thale sich begegnen, strömten beide Heere in einander, und verschmolzen sich; in ihrem dunkeln Wellengrabe war Don Carlos' Krone für immer versunken.

Wäre Don Carlos in der Mitte des vereinigten Heeres gestanden, es würde einer der schönsten Momente der Geschichte Spaniens gewesen seyn – Spanien war glücklich und mit ihm versöhnt! Daß es nicht geschah, tragen die Männer die Schuld, die heute als Legitimisten glänzen wollen, und die am meisten dazu beigetragen hatten die Transaction vorzubereiten – sie, die das Ansehen von Don Carlos auf alle Weise geschmälert und untergraben hatten, und die, als der Friede unausbleiblich und der entscheidende Augenblick gekommen war, den König und das Heer verließen, und aus Schwäche und ehrgeizigen Absichten die allgemeine Sache verriethen. Zu klein, um das Große zu vollenden, lieferten sie sich mit Don Carlos den Franzosen aus. *)*)

Ostindien und China.

Der Krieg mit China ist endlich, wo nicht erklärt, doch fest beschlossen, denn daß die Chinesen die Vorschläge, welche ihnen von hier aus gemacht werden, annehmen sollten, ist nicht denkbar. Diese sind: Bezahlung des confiscirten Opiums, Entschädigung der englischen Kaufleute für ihren Verlust bei ihrer Vertreibung aus Canton, Aenderung der Reglements über fremden Handel und Zulassung eines englischen Residenten in Peking, um über die Ausführung des Vertrags zu wachen. Wie weit China im Stande ist der englischen Expeditionsarmee zu widerstehen, wie weit die tatarische Dynastie sich auf das Volk verlassen kann, wie weit das Elend, das die Blokade in allen Küstenprovinzen hervorbringen muß, zu Empörungen führen kann, sind Fragen, die Niemand beantworten kann, denn bis jetzt ist China nie in ernstlichem Krieg mit einer europäischen Macht gewesen. Daß aber der Krieg eine schreiende Ungerechtigkeit ist, daß man ihn allein und durchaus dem Nepotismus verdankt, welcher zu der Sendung des unfähigen Capitäns Elliot geführt hat, daß Indien und England durch die Unterbrechung des Handels viel leiden, daß die indischen Finanzen schlecht im Stande sind ihren Theil der Expedition zu bestreiten, und daß das Ganze ein großes Unglück ist, darüber ist keine Frage. Die Expedition soll aus 16,000

*) Der Hr. Correspondent der Allgem. Zeitg. unter dem Zeichen [irrelevantes Material] ersucht die Redaction, um mehrseitigen Irrungen vorzubeugen, daß er obigen Mittheilungen gänzlich fremd ist, was hiemit der Wahrheit gemäß geschieht.
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[0653/0013] gesetzt; er hatte eine ähnliche Ordre erhalten, jedoch mit dem ausdrücklichen Beisatz, daß es ihm frei stehe, seine Entlassung anzunehmen oder nicht. Maroto nahm sie nicht an. Die Brigade Cuebillas rückte an und nahm den Grafen Negri gefangen. Die Truppen vereinigten sich mit dem Hauptcorps. Maroto entließ den Grafen Negri und befahl ihm, in das königliche Hauptquartier zurückzukehren. Um 10 Uhr Nachts ließ sich der Christinische General Zabala anmelden, und es wurde eine Zusammenkunft mit dem General Espartero festgesetzt. Die Truppen setzten sich in Marsch nach Durango, an ihrer Spitze der General Maroto mit seinem Generalstab. Auf der Hälfte des Wegs, im Hause Artoain, trafen sich beide Obergenerale; es war 4 Uhr Morgens. Die Unterhandlungen drehten sich hauptsächlich um die Sicherstellung der Fueros der Provinzen. Espartero glaubte in dieser Beziehung nichts Bestimmtes versprechen zu können, machte aber große Zugeständnisse in Bezug auf die persönlichen Verhältnisse des Heeres. Maroto brach die Unterhandlungen ab, erklärend, daß die Feindseligkeiten in demselben Moment als wiedereröffnet angesehen werden müßten. „Wir wollen den Frieden nicht, um im ruhigen Besitz unserer militärischen Stellen zu bleiben, dieß würde schwarzer Egoismus seyn; wir wollen ihn zum Besten dieser Provinzen und der ganzen spanischen Nation; ohne die Fueros lassen wir uns auf nichts ein.“ Mit diesen Worten nahm er von Espartero Abschied. Augenblicklich wurden die nöthigen Befehle gegeben, und die Bataillone erhielten die Weisung, die Position von Elgeta zu nehmen, im Fall der Feind angriffe. Dieselben Officiere und Truppen, welche einen Moment vorher mit Sehnsucht aus dem Munde des Generals das theure Wort Frieden zu hören erwartet hatten, gehorchten nun freudig dem Aufruf zum neuen Kampfe! Nach Elorrio zurückgekehrt, schreibt Maroto an den Kriegsminister, daß sich die Unterhandlungen mit dem Feinde zerschlagen hätten, und daß das Heer entschlossen sey, die Gegner mit den Waffen zu bekämpfen, wovon er Se. Maj. in Kenntniß zu setzen bitte. – Der Regen goß in Strömen. Die Truppen konnten die Position von Elgetta nicht länger halten, und marschirten nach Azpeytia und Ascoytia. An demselben Abend versammelten sich die Chefs in der Wohnung des Generals Maroto, und es wurde einstimmig beschlossen, den Feind anzugreifen. Es wurden die nöthigen Befehle gegeben, und das Heer setzte sich (um 4 Morgens am 27 August) in Marsch, um die Stellung von Descarga zu gewinnen, wo Espartero früher schon einmal geschlagen worden war. Simon de la Torre hatte sich unterdessen mit dem General Espartero in Verbindung gesetzt; eben so der General Iturbe, beide im Namen ihrer respectiven Provinzen. Durch sie wurden dem General Maroto neue Vorschläge überbracht. Guipuzcoa und Vizcaya waren um jeden Preis zu dem Frieden entschlossen; nur die castilianische Division war indifferenter, zum Kampfe wie zum Frieden gleich bereit. Im königlichen Hauptquartier hatten die Dinge eine eigene Wendung genommen: Ramirez de la Piscina, einer der ersten, welche sich für die Transaction ausgesprochen hatten, unterzeichnete ein Decret, worin Maroto abermals als Hochverräther und vogelfrei erklärt wurde. Die Generale, welche sich am meisten compromittirt hatten, schwiegen, und Eguia übernahm gar den Oberbefehl der Truppen. Im Heere war man noch in völliger Ungewißheit, aber entschlossen. General Zabala erschien abermals (29 August) in Zumararga, begleitet von dem Secretär Espartero's, Linage, und Oñate wurde als Zusammenkunftsort auserwählt. Von Seite der Christinos waren zugegen: die Generale des Geniecorps, der Artillerie, der Chef des Generalstabs nebst General Zabala und Oberst Linage; von Seite der Carlisten die Generale la Torre, Urbiztondo, Iturbe und einige andere. Es wurden die Artikel der Convention entworfen. Sie wurden von den Generalen und Chefs unterzeichnet, und Maroto mit den nöthigen Vollmachten versehen. Maroto begab sich (30 August) in Begleitung seiner Adjutanten nach Bergara, wo Espartero sein Hauptquartier hatte. In der Nacht marschirten die Bataillone nach Apzoela, eine halbe Stunde vom Feinde entfernt. Es wurde in Schlachtordnung campirt und Alles zum Gefecht bereit gehalten; man ging zum Frieden wie zur Schlacht. Um 2 Uhr in der Nacht bemerkt man Bewegung; die Colonnen formiren sich und man nimmt gegen Descarga zu Position. Es war 4 Uhr Morgens. Da erscheint General Urbiztondo, das Heer bildet Marschcolonnen, und um 8 Morgens salutirt die Christinische Garde die Spitze des Carlistischen Heeres, das in die Ebene von Bergara einrückt. Es war geschehen. Wie zwei Ströme, die vom Gebirge stürzen und im Thale sich begegnen, strömten beide Heere in einander, und verschmolzen sich; in ihrem dunkeln Wellengrabe war Don Carlos' Krone für immer versunken. Wäre Don Carlos in der Mitte des vereinigten Heeres gestanden, es würde einer der schönsten Momente der Geschichte Spaniens gewesen seyn – Spanien war glücklich und mit ihm versöhnt! Daß es nicht geschah, tragen die Männer die Schuld, die heute als Legitimisten glänzen wollen, und die am meisten dazu beigetragen hatten die Transaction vorzubereiten – sie, die das Ansehen von Don Carlos auf alle Weise geschmälert und untergraben hatten, und die, als der Friede unausbleiblich und der entscheidende Augenblick gekommen war, den König und das Heer verließen, und aus Schwäche und ehrgeizigen Absichten die allgemeine Sache verriethen. Zu klein, um das Große zu vollenden, lieferten sie sich mit Don Carlos den Franzosen aus. *) *) Ostindien und China. _ Calcutta, 16 Jan. Der Krieg mit China ist endlich, wo nicht erklärt, doch fest beschlossen, denn daß die Chinesen die Vorschläge, welche ihnen von hier aus gemacht werden, annehmen sollten, ist nicht denkbar. Diese sind: Bezahlung des confiscirten Opiums, Entschädigung der englischen Kaufleute für ihren Verlust bei ihrer Vertreibung aus Canton, Aenderung der Reglements über fremden Handel und Zulassung eines englischen Residenten in Peking, um über die Ausführung des Vertrags zu wachen. Wie weit China im Stande ist der englischen Expeditionsarmee zu widerstehen, wie weit die tatarische Dynastie sich auf das Volk verlassen kann, wie weit das Elend, das die Blokade in allen Küstenprovinzen hervorbringen muß, zu Empörungen führen kann, sind Fragen, die Niemand beantworten kann, denn bis jetzt ist China nie in ernstlichem Krieg mit einer europäischen Macht gewesen. Daß aber der Krieg eine schreiende Ungerechtigkeit ist, daß man ihn allein und durchaus dem Nepotismus verdankt, welcher zu der Sendung des unfähigen Capitäns Elliot geführt hat, daß Indien und England durch die Unterbrechung des Handels viel leiden, daß die indischen Finanzen schlecht im Stande sind ihren Theil der Expedition zu bestreiten, und daß das Ganze ein großes Unglück ist, darüber ist keine Frage. Die Expedition soll aus 16,000 *) Der Hr. Correspondent der Allgem. Zeitg. unter dem Zeichen _ ersucht die Redaction, um mehrseitigen Irrungen vorzubeugen, daß er obigen Mittheilungen gänzlich fremd ist, was hiemit der Wahrheit gemäß geschieht.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 82. Augsburg, 22. März 1840, S. 0653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_082_18400322/13>, abgerufen am 30.04.2024.