Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 93. Augsburg, 2. April 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Mehrheit von 1 Stimme verworfen worden war, worauf also die chinesische Regierung ihre strengern Maaßregeln gegen den Handel faßte. Da sich diese dennoch unzureichend erwiesen, ward im J. 1838 der Commissär Lin mit außerordentlichen Vollmachten bekleidet. In Folge davon sah Capitän Elliot sich gezwungen, die brittischen Kaufleute zur Auslieferung ihrer Opiumvorräthe, gegen Entschädigung, aufzufordern, und diese seyen, seines Wissens einer Parlamentsacte gemäß, verbunden gewesen, dem Handelsoberaufseher unbedingten Gehorsam zu leisten. Sir G. Staunton, vormals brittischer Resident in Canton, unterstützte diese Bemerkungen; Lord Sandon aber zeigte an, er werde am 26 März dem Haus eine Resolution vorschlagen, daß es den Fortbetrieb der Opiumsproduction von Seite der ostindischen Compagnie zum Zwecke der Einfuhr in China aufs stärkste mißbillige, und geneigt sey, die chinesische Regierung bei der Unterdrückung dieses schändlichen und verderblichen Gifthandels nach Kräften zu unterstützen. Er zweifle sehr, fügte der edle Lord hinzu, ob China nicht gerechtere Ursache zum Kriege mit England, als umgekehrt England zum Kriege mit China habe. Lord Palmerston versparte sich seine Bemerkungen über diese Sache bis zur bevorstehenden umfassendern Discussion. Ein abermaliger Antrag auf Freilassung des Advocatenschreibers Pearce wurde mit 98 gegen 56 Stimmen verworfen. Hr. Law Hodges wurde zur Einbringung einer Bill ermächtigt, welche die Verbesserung der Polizei-Constablermacht in England und Wales bezweckt. Hrn. Hume wurde die Vorlegung eines Verzeichnisses der nicht auf ihren Pfarreien wohnenden Geistlichen im Lande zugesagt.

Die Unterhaussitzung vom 25 war gänzlich der Discussion über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Parlamentswähler-Registratur in Irland gewidmet, welche, namentlich bei den liberalen irischen Mitgliedern, auf heftige Opposition stößt. Die Debatten wurden auf Lord Stanley's Wunsch, der von einem Trauerfall in seiner Familie betroffen worden, vertagt. Das Oberhaus hielt keine Sitzung.

Frankreich.

Ein Schreiben des Journal des Debats aus Toulon vom 21 März bestätigt die Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Der Kaiser habe den Emissären Abd-El-Kaders erlaubt, in allen Moscheen seines Reichs den "heiligen Krieg" zu predigen. Auf die Reclamationen des französischen Consuls in Tanger habe Muley-Abd-er-Rhaman anfangs ausweichend geantwortet, dann aber erklärt, er finde sich, um den Wünschen der wahren Gläubigen zu willfahren, in der Nothwendigkeit, den Franzosen Krieg zu erklären und sie in Verbindung mit Abd-El-Kader und dem Bey von Tunis aus dem Land zu jagen. Abd-El-Kader selbst soll nach Marokko gereist seyn, um sich mit dem Kaiser zu verständigen.

(Commerce.) Eine Stelle der Rede des Hrn. Berryer hat lebhaften Eindruck auf das Publicum und die Kammer gemacht, nämlich die, wo er von dem englischen Consul von Algier spricht. Die darauf folgende Erörterung hat die Debatten nicht mehr auf diesen Punkt zurückgeführt, er darf aber nicht außer Augen gelassen werden. "Ich könnte eine Frage stellen, sagte Hr. Berryer: es befindet sich ein englischer Consul zu Algier, und zwar mit denselben Vollmachten, die er vor zehn Jahren hatte, wo er bei dem Dey beglaubigt war, mit dem Exequatur, das die Anerkennung der Souveränetät des Dey's war; hat er aber von uns ein Exequatur erhalten? Dieß wäre eine Anerkennung der Souveränetät Frankreichs: nein, er hat es nicht erhalten." Das, was Hr. Berryer gesagt, haben wir selbst seiner Zeit gesagt, und das Ministerium hat damals Stillschweigen beobachtet. Wird es jetzt noch dabei beharren? Wir hoffen, daß dieß nicht der Fall seyn und England zu einer Erklärung gebracht werde. Frankreich kann unmöglich länger in Algier einen Consul dulden, der ihm trotzt, und der, man muß es sagen, seinen Charakter nur zu gebrauchen scheint, Intriguen anzuknüpfen, und durch seine seltsame Stellung gegen die Besitzergreifung der Regentschaft zu protestiren.

(Courrier francais.) Die englische Regierung hat sich entschlossen, die Handelsunterhandlungen wieder aufzunehmen. Hr. Porter wird heute (27) in Paris eintreffen. Es scheint gewiß, daß Hr. Guizot der französischen Regierung die von England gefaßte Entschließung, die Conferenzen, die durch eine zweimonatliche Unterbrechung compromittirt zu werden schienen, wieder anzuknüpfen, mitgetheilt hat.

Der Sieg des Ministeriums in der Deputirtenkammer gibt dem Journal des Debats zu folgenden Betrachtungen Stoff. "Am 25 Abends noch zweifelte das Ministerium an seiner Majorität. Es hatte der Linken in Hrn. Thiers' Rede sehr geschmeichelt; es hatte sich ein Ministerium der Opposition genannt, hatte sich als die Personificirung des parlamentarischen Princips und des Sieges dieses Princips dargestellt, und obwohl viel persönliche Prätension lag in der Art, wie der Conseilpräsident, aus seiner Person ein Nationalprincip machend, zur Linken sprach: "ihr müßt zufrieden seyn, weil ich Minister bin, weil die Krone gezwungen worden, mich zu berufen," konnte die Linke sich doch des Compliments freuen; denn man gab ihr die Ehre des Sieges; man rühmte sie, daß sie den Wagen des Siegers geschoben habe. Unglücklicherweise empörte der Weihrauch, den man der Linken streute, die Conservativen nur desto mehr; das Ministerium verlor im Centrum alles, was es auf der Linken gewann. Die ministerielle Majorität schwankte; man mußte demnach die beruhigen, welche beruhigt zu werden verlangten, so wie jene, welche nur beruhigt scheinen zu können wünschten. Diesem Werk wurde die Sitzung am 26 gewidmet. Gestern der Opposition anhängend, heute conservativ, seine Fahnen je nach den Umständen wechselnd, bald die eine in die Tasche steckend, bald die andere aufpflanzend - so ist das Ministerium. Hr. v. Jaubert war beauftragt, die Conservativen zu beruhigen. Wir wollen gegen Hrn. v. Jaubert gerecht seyn, obwohl er es nicht gegen Jedermann ist. Er hat im Ministerium den Verstand, den er als Deputirter hatte, behalten, er behielt auch die Festigkeit seines Charakters, und dadurch erreichte er seinen Zweck, dadurch erhob er wieder die Sache des Ministeriums, welche der Tag vorher sehr compromittirt hatte. In der Majorität des Ministeriums gehörten dreißig Stimmen dem Hrn. v. Jaubert, und diese dreißig Stimmen kommen, glauben wir, vom Centrum. Hr. v. Jaubert sprach freimüthig von seinen Sympathien für die Ordnung und die Erhaltung; er sagte sogar, daß er, bevor er ins Cabinet eingetreten, die Absichten des Hrn. Ministerpräsidenten mit gewissenhafter Aufmerksamkeit einer Prüfung unterworfen, und daß er nichts darin gefunden, was die Freunde der Ordnung beunruhigen könnte; kurz er hat, um die Sache richtig zu bezeichnen, bei den Conservativen für Hrn. Thiers Caution geleistet, dasselbe, was Hr. Barrot bei der Linken gethan. Diese vor der ganzen Kammer geleistete Caution gibt Hrn. v. Jaubert im Ministerium des Hrn. Thiers eine besondere Rolle. Einmal auf diesen Weg der Koketterie den Conservativen gegenüber gerathen, fuhr das Ministerium während der ganzen Sitzung in gleicher Weise fort. Auf die Aufforderung des Hrn. Chegaray, eines jener Männer

Mehrheit von 1 Stimme verworfen worden war, worauf also die chinesische Regierung ihre strengern Maaßregeln gegen den Handel faßte. Da sich diese dennoch unzureichend erwiesen, ward im J. 1838 der Commissär Lin mit außerordentlichen Vollmachten bekleidet. In Folge davon sah Capitän Elliot sich gezwungen, die brittischen Kaufleute zur Auslieferung ihrer Opiumvorräthe, gegen Entschädigung, aufzufordern, und diese seyen, seines Wissens einer Parlamentsacte gemäß, verbunden gewesen, dem Handelsoberaufseher unbedingten Gehorsam zu leisten. Sir G. Staunton, vormals brittischer Resident in Canton, unterstützte diese Bemerkungen; Lord Sandon aber zeigte an, er werde am 26 März dem Haus eine Resolution vorschlagen, daß es den Fortbetrieb der Opiumsproduction von Seite der ostindischen Compagnie zum Zwecke der Einfuhr in China aufs stärkste mißbillige, und geneigt sey, die chinesische Regierung bei der Unterdrückung dieses schändlichen und verderblichen Gifthandels nach Kräften zu unterstützen. Er zweifle sehr, fügte der edle Lord hinzu, ob China nicht gerechtere Ursache zum Kriege mit England, als umgekehrt England zum Kriege mit China habe. Lord Palmerston versparte sich seine Bemerkungen über diese Sache bis zur bevorstehenden umfassendern Discussion. Ein abermaliger Antrag auf Freilassung des Advocatenschreibers Pearce wurde mit 98 gegen 56 Stimmen verworfen. Hr. Law Hodges wurde zur Einbringung einer Bill ermächtigt, welche die Verbesserung der Polizei-Constablermacht in England und Wales bezweckt. Hrn. Hume wurde die Vorlegung eines Verzeichnisses der nicht auf ihren Pfarreien wohnenden Geistlichen im Lande zugesagt.

Die Unterhaussitzung vom 25 war gänzlich der Discussion über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Parlamentswähler-Registratur in Irland gewidmet, welche, namentlich bei den liberalen irischen Mitgliedern, auf heftige Opposition stößt. Die Debatten wurden auf Lord Stanley's Wunsch, der von einem Trauerfall in seiner Familie betroffen worden, vertagt. Das Oberhaus hielt keine Sitzung.

Frankreich.

Ein Schreiben des Journal des Débats aus Toulon vom 21 März bestätigt die Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Der Kaiser habe den Emissären Abd-El-Kaders erlaubt, in allen Moscheen seines Reichs den „heiligen Krieg“ zu predigen. Auf die Reclamationen des französischen Consuls in Tanger habe Muley-Abd-er-Rhaman anfangs ausweichend geantwortet, dann aber erklärt, er finde sich, um den Wünschen der wahren Gläubigen zu willfahren, in der Nothwendigkeit, den Franzosen Krieg zu erklären und sie in Verbindung mit Abd-El-Kader und dem Bey von Tunis aus dem Land zu jagen. Abd-El-Kader selbst soll nach Marokko gereist seyn, um sich mit dem Kaiser zu verständigen.

(Commerce.) Eine Stelle der Rede des Hrn. Berryer hat lebhaften Eindruck auf das Publicum und die Kammer gemacht, nämlich die, wo er von dem englischen Consul von Algier spricht. Die darauf folgende Erörterung hat die Debatten nicht mehr auf diesen Punkt zurückgeführt, er darf aber nicht außer Augen gelassen werden. „Ich könnte eine Frage stellen, sagte Hr. Berryer: es befindet sich ein englischer Consul zu Algier, und zwar mit denselben Vollmachten, die er vor zehn Jahren hatte, wo er bei dem Dey beglaubigt war, mit dem Exequatur, das die Anerkennung der Souveränetät des Dey's war; hat er aber von uns ein Exequatur erhalten? Dieß wäre eine Anerkennung der Souveränetät Frankreichs: nein, er hat es nicht erhalten.“ Das, was Hr. Berryer gesagt, haben wir selbst seiner Zeit gesagt, und das Ministerium hat damals Stillschweigen beobachtet. Wird es jetzt noch dabei beharren? Wir hoffen, daß dieß nicht der Fall seyn und England zu einer Erklärung gebracht werde. Frankreich kann unmöglich länger in Algier einen Consul dulden, der ihm trotzt, und der, man muß es sagen, seinen Charakter nur zu gebrauchen scheint, Intriguen anzuknüpfen, und durch seine seltsame Stellung gegen die Besitzergreifung der Regentschaft zu protestiren.

(Courrier français.) Die englische Regierung hat sich entschlossen, die Handelsunterhandlungen wieder aufzunehmen. Hr. Porter wird heute (27) in Paris eintreffen. Es scheint gewiß, daß Hr. Guizot der französischen Regierung die von England gefaßte Entschließung, die Conferenzen, die durch eine zweimonatliche Unterbrechung compromittirt zu werden schienen, wieder anzuknüpfen, mitgetheilt hat.

Der Sieg des Ministeriums in der Deputirtenkammer gibt dem Journal des Débats zu folgenden Betrachtungen Stoff. „Am 25 Abends noch zweifelte das Ministerium an seiner Majorität. Es hatte der Linken in Hrn. Thiers' Rede sehr geschmeichelt; es hatte sich ein Ministerium der Opposition genannt, hatte sich als die Personificirung des parlamentarischen Princips und des Sieges dieses Princips dargestellt, und obwohl viel persönliche Prätension lag in der Art, wie der Conseilpräsident, aus seiner Person ein Nationalprincip machend, zur Linken sprach: „ihr müßt zufrieden seyn, weil ich Minister bin, weil die Krone gezwungen worden, mich zu berufen,“ konnte die Linke sich doch des Compliments freuen; denn man gab ihr die Ehre des Sieges; man rühmte sie, daß sie den Wagen des Siegers geschoben habe. Unglücklicherweise empörte der Weihrauch, den man der Linken streute, die Conservativen nur desto mehr; das Ministerium verlor im Centrum alles, was es auf der Linken gewann. Die ministerielle Majorität schwankte; man mußte demnach die beruhigen, welche beruhigt zu werden verlangten, so wie jene, welche nur beruhigt scheinen zu können wünschten. Diesem Werk wurde die Sitzung am 26 gewidmet. Gestern der Opposition anhängend, heute conservativ, seine Fahnen je nach den Umständen wechselnd, bald die eine in die Tasche steckend, bald die andere aufpflanzend – so ist das Ministerium. Hr. v. Jaubert war beauftragt, die Conservativen zu beruhigen. Wir wollen gegen Hrn. v. Jaubert gerecht seyn, obwohl er es nicht gegen Jedermann ist. Er hat im Ministerium den Verstand, den er als Deputirter hatte, behalten, er behielt auch die Festigkeit seines Charakters, und dadurch erreichte er seinen Zweck, dadurch erhob er wieder die Sache des Ministeriums, welche der Tag vorher sehr compromittirt hatte. In der Majorität des Ministeriums gehörten dreißig Stimmen dem Hrn. v. Jaubert, und diese dreißig Stimmen kommen, glauben wir, vom Centrum. Hr. v. Jaubert sprach freimüthig von seinen Sympathien für die Ordnung und die Erhaltung; er sagte sogar, daß er, bevor er ins Cabinet eingetreten, die Absichten des Hrn. Ministerpräsidenten mit gewissenhafter Aufmerksamkeit einer Prüfung unterworfen, und daß er nichts darin gefunden, was die Freunde der Ordnung beunruhigen könnte; kurz er hat, um die Sache richtig zu bezeichnen, bei den Conservativen für Hrn. Thiers Caution geleistet, dasselbe, was Hr. Barrot bei der Linken gethan. Diese vor der ganzen Kammer geleistete Caution gibt Hrn. v. Jaubert im Ministerium des Hrn. Thiers eine besondere Rolle. Einmal auf diesen Weg der Koketterie den Conservativen gegenüber gerathen, fuhr das Ministerium während der ganzen Sitzung in gleicher Weise fort. Auf die Aufforderung des Hrn. Chégaray, eines jener Männer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0002" n="0738"/>
Mehrheit von 1 Stimme verworfen worden war, worauf also die chinesische Regierung ihre strengern Maaßregeln gegen den Handel faßte. Da sich diese dennoch unzureichend erwiesen, ward im J. 1838 der Commissär Lin mit außerordentlichen Vollmachten bekleidet. In Folge davon sah Capitän Elliot sich gezwungen, die brittischen Kaufleute zur Auslieferung ihrer Opiumvorräthe, gegen Entschädigung, aufzufordern, und diese seyen, seines Wissens einer Parlamentsacte gemäß, verbunden gewesen, dem Handelsoberaufseher unbedingten Gehorsam zu leisten. Sir G. <hi rendition="#g">Staunton</hi>, vormals brittischer Resident in Canton, unterstützte diese Bemerkungen; Lord <hi rendition="#g">Sandon</hi> aber zeigte an, er werde am 26 März dem Haus eine Resolution vorschlagen, daß es den Fortbetrieb der Opiumsproduction von Seite der ostindischen Compagnie zum Zwecke der Einfuhr in China aufs stärkste mißbillige, und geneigt sey, die chinesische Regierung bei der Unterdrückung dieses schändlichen und verderblichen Gifthandels nach Kräften zu unterstützen. Er zweifle sehr, fügte der edle Lord hinzu, ob China nicht gerechtere Ursache zum Kriege mit England, als umgekehrt England zum Kriege mit China habe. Lord <hi rendition="#g">Palmerston</hi> versparte sich seine Bemerkungen über diese Sache bis zur bevorstehenden umfassendern Discussion. Ein abermaliger Antrag auf Freilassung des Advocatenschreibers Pearce wurde mit 98 gegen 56 Stimmen verworfen. Hr. Law <hi rendition="#g">Hodges</hi> wurde zur Einbringung einer Bill ermächtigt, welche die Verbesserung der Polizei-Constablermacht in England und Wales bezweckt. Hrn. <hi rendition="#g">Hume</hi> wurde die Vorlegung eines Verzeichnisses der nicht auf ihren Pfarreien wohnenden Geistlichen im Lande zugesagt.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Unterhaussitzung</hi> vom 25 war gänzlich der Discussion über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Parlamentswähler-Registratur in Irland gewidmet, welche, namentlich bei den liberalen irischen Mitgliedern, auf heftige Opposition stößt. Die Debatten wurden auf Lord Stanley's Wunsch, der von einem Trauerfall in seiner Familie betroffen worden, vertagt. Das <hi rendition="#g">Oberhaus</hi> hielt keine Sitzung.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 28 März.</dateline>
          <p/><lb/>
          <p>Ein Schreiben des <hi rendition="#g">Journal des Débats</hi> aus <hi rendition="#b">Toulon</hi> vom 21 März bestätigt die Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Der Kaiser habe den Emissären Abd-El-Kaders erlaubt, in allen Moscheen seines Reichs den &#x201E;heiligen Krieg&#x201C; zu predigen. Auf die Reclamationen des französischen Consuls in Tanger habe Muley-Abd-er-Rhaman anfangs ausweichend geantwortet, dann aber erklärt, er finde sich, um den Wünschen der wahren Gläubigen zu willfahren, in der Nothwendigkeit, den Franzosen Krieg zu erklären und sie in Verbindung mit Abd-El-Kader und dem Bey von Tunis aus dem Land zu jagen. Abd-El-Kader selbst soll nach Marokko gereist seyn, um sich mit dem Kaiser zu verständigen.</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Commerce</hi>.) Eine Stelle der Rede des Hrn. Berryer hat lebhaften Eindruck auf das Publicum und die Kammer gemacht, nämlich die, wo er von dem englischen Consul von Algier spricht. Die darauf folgende Erörterung hat die Debatten nicht mehr auf diesen Punkt zurückgeführt, er darf aber nicht außer Augen gelassen werden. &#x201E;Ich könnte eine Frage stellen, sagte Hr. Berryer: es befindet sich ein englischer Consul zu Algier, und zwar mit denselben Vollmachten, die er vor zehn Jahren hatte, wo er bei dem Dey beglaubigt war, mit dem Exequatur, das die Anerkennung der Souveränetät des Dey's war; hat er aber von uns ein Exequatur erhalten? Dieß wäre eine Anerkennung der Souveränetät Frankreichs: <hi rendition="#g">nein</hi>, <hi rendition="#g">er hat es nicht erhalten</hi>.&#x201C; Das, was Hr. Berryer gesagt, haben wir selbst seiner Zeit gesagt, und das Ministerium hat damals Stillschweigen beobachtet. Wird es jetzt noch dabei beharren? Wir hoffen, daß dieß nicht der Fall seyn und England zu einer Erklärung gebracht werde. Frankreich kann unmöglich länger in Algier einen Consul dulden, der ihm trotzt, und der, man muß es sagen, seinen Charakter nur zu gebrauchen scheint, Intriguen anzuknüpfen, und durch seine seltsame Stellung gegen die Besitzergreifung der Regentschaft zu protestiren.</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Courrier français</hi>.) Die englische Regierung hat sich entschlossen, die Handelsunterhandlungen wieder aufzunehmen. Hr. Porter wird heute (27) in Paris eintreffen. Es scheint gewiß, daß Hr. Guizot der französischen Regierung die von England gefaßte Entschließung, die Conferenzen, die durch eine zweimonatliche Unterbrechung compromittirt zu werden schienen, wieder anzuknüpfen, mitgetheilt hat.</p><lb/>
          <p>Der Sieg des Ministeriums in der Deputirtenkammer gibt dem Journal <hi rendition="#g">des Débats</hi> zu folgenden Betrachtungen Stoff. &#x201E;Am 25 Abends noch zweifelte das Ministerium an seiner Majorität. Es hatte der Linken in Hrn. Thiers' Rede sehr geschmeichelt; es hatte sich ein Ministerium der Opposition genannt, hatte sich als die Personificirung des parlamentarischen Princips und des Sieges dieses Princips dargestellt, und obwohl viel persönliche Prätension lag in der Art, wie der Conseilpräsident, aus seiner Person ein Nationalprincip machend, zur Linken sprach: &#x201E;ihr müßt zufrieden seyn, weil ich Minister bin, weil die Krone gezwungen worden, mich zu berufen,&#x201C; konnte die Linke sich doch des Compliments freuen; denn man gab ihr die Ehre des Sieges; man rühmte sie, daß sie den Wagen des Siegers geschoben habe. Unglücklicherweise empörte der Weihrauch, den man der Linken streute, die Conservativen nur desto mehr; das Ministerium verlor im Centrum alles, was es auf der Linken gewann. Die ministerielle Majorität schwankte; man mußte demnach die beruhigen, welche beruhigt zu werden verlangten, so wie jene, welche nur beruhigt scheinen zu können wünschten. Diesem Werk wurde die Sitzung am 26 gewidmet. Gestern der Opposition anhängend, heute conservativ, seine Fahnen je nach den Umständen wechselnd, bald die eine in die Tasche steckend, bald die andere aufpflanzend &#x2013; so ist das Ministerium. Hr. v. Jaubert war beauftragt, die Conservativen zu beruhigen. Wir wollen gegen Hrn. v. Jaubert gerecht seyn, obwohl er es nicht gegen Jedermann ist. Er hat im Ministerium den Verstand, den er als Deputirter hatte, behalten, er behielt auch die Festigkeit seines Charakters, und dadurch erreichte er seinen Zweck, dadurch erhob er wieder die Sache des Ministeriums, welche der Tag vorher sehr compromittirt hatte. In der Majorität des Ministeriums gehörten dreißig Stimmen dem Hrn. v. Jaubert, und diese dreißig Stimmen kommen, glauben wir, vom Centrum. Hr. v. Jaubert sprach freimüthig von seinen Sympathien für die Ordnung und die Erhaltung; er sagte sogar, daß er, bevor er ins Cabinet eingetreten, die Absichten des Hrn. Ministerpräsidenten mit gewissenhafter Aufmerksamkeit einer Prüfung unterworfen, und daß er nichts darin gefunden, was die Freunde der Ordnung beunruhigen könnte; kurz er hat, um die Sache richtig zu bezeichnen, bei den Conservativen für Hrn. Thiers Caution geleistet, dasselbe, was Hr. Barrot bei der Linken gethan. Diese vor der ganzen Kammer geleistete Caution gibt Hrn. v. Jaubert im Ministerium des Hrn. Thiers eine besondere Rolle. Einmal auf diesen Weg der Koketterie den Conservativen gegenüber gerathen, fuhr das Ministerium während der ganzen Sitzung in gleicher Weise fort. Auf die Aufforderung des Hrn. Chégaray, eines jener Männer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0738/0002] Mehrheit von 1 Stimme verworfen worden war, worauf also die chinesische Regierung ihre strengern Maaßregeln gegen den Handel faßte. Da sich diese dennoch unzureichend erwiesen, ward im J. 1838 der Commissär Lin mit außerordentlichen Vollmachten bekleidet. In Folge davon sah Capitän Elliot sich gezwungen, die brittischen Kaufleute zur Auslieferung ihrer Opiumvorräthe, gegen Entschädigung, aufzufordern, und diese seyen, seines Wissens einer Parlamentsacte gemäß, verbunden gewesen, dem Handelsoberaufseher unbedingten Gehorsam zu leisten. Sir G. Staunton, vormals brittischer Resident in Canton, unterstützte diese Bemerkungen; Lord Sandon aber zeigte an, er werde am 26 März dem Haus eine Resolution vorschlagen, daß es den Fortbetrieb der Opiumsproduction von Seite der ostindischen Compagnie zum Zwecke der Einfuhr in China aufs stärkste mißbillige, und geneigt sey, die chinesische Regierung bei der Unterdrückung dieses schändlichen und verderblichen Gifthandels nach Kräften zu unterstützen. Er zweifle sehr, fügte der edle Lord hinzu, ob China nicht gerechtere Ursache zum Kriege mit England, als umgekehrt England zum Kriege mit China habe. Lord Palmerston versparte sich seine Bemerkungen über diese Sache bis zur bevorstehenden umfassendern Discussion. Ein abermaliger Antrag auf Freilassung des Advocatenschreibers Pearce wurde mit 98 gegen 56 Stimmen verworfen. Hr. Law Hodges wurde zur Einbringung einer Bill ermächtigt, welche die Verbesserung der Polizei-Constablermacht in England und Wales bezweckt. Hrn. Hume wurde die Vorlegung eines Verzeichnisses der nicht auf ihren Pfarreien wohnenden Geistlichen im Lande zugesagt. Die Unterhaussitzung vom 25 war gänzlich der Discussion über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Parlamentswähler-Registratur in Irland gewidmet, welche, namentlich bei den liberalen irischen Mitgliedern, auf heftige Opposition stößt. Die Debatten wurden auf Lord Stanley's Wunsch, der von einem Trauerfall in seiner Familie betroffen worden, vertagt. Das Oberhaus hielt keine Sitzung. Frankreich. _ Paris, 28 März. Ein Schreiben des Journal des Débats aus Toulon vom 21 März bestätigt die Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Der Kaiser habe den Emissären Abd-El-Kaders erlaubt, in allen Moscheen seines Reichs den „heiligen Krieg“ zu predigen. Auf die Reclamationen des französischen Consuls in Tanger habe Muley-Abd-er-Rhaman anfangs ausweichend geantwortet, dann aber erklärt, er finde sich, um den Wünschen der wahren Gläubigen zu willfahren, in der Nothwendigkeit, den Franzosen Krieg zu erklären und sie in Verbindung mit Abd-El-Kader und dem Bey von Tunis aus dem Land zu jagen. Abd-El-Kader selbst soll nach Marokko gereist seyn, um sich mit dem Kaiser zu verständigen. (Commerce.) Eine Stelle der Rede des Hrn. Berryer hat lebhaften Eindruck auf das Publicum und die Kammer gemacht, nämlich die, wo er von dem englischen Consul von Algier spricht. Die darauf folgende Erörterung hat die Debatten nicht mehr auf diesen Punkt zurückgeführt, er darf aber nicht außer Augen gelassen werden. „Ich könnte eine Frage stellen, sagte Hr. Berryer: es befindet sich ein englischer Consul zu Algier, und zwar mit denselben Vollmachten, die er vor zehn Jahren hatte, wo er bei dem Dey beglaubigt war, mit dem Exequatur, das die Anerkennung der Souveränetät des Dey's war; hat er aber von uns ein Exequatur erhalten? Dieß wäre eine Anerkennung der Souveränetät Frankreichs: nein, er hat es nicht erhalten.“ Das, was Hr. Berryer gesagt, haben wir selbst seiner Zeit gesagt, und das Ministerium hat damals Stillschweigen beobachtet. Wird es jetzt noch dabei beharren? Wir hoffen, daß dieß nicht der Fall seyn und England zu einer Erklärung gebracht werde. Frankreich kann unmöglich länger in Algier einen Consul dulden, der ihm trotzt, und der, man muß es sagen, seinen Charakter nur zu gebrauchen scheint, Intriguen anzuknüpfen, und durch seine seltsame Stellung gegen die Besitzergreifung der Regentschaft zu protestiren. (Courrier français.) Die englische Regierung hat sich entschlossen, die Handelsunterhandlungen wieder aufzunehmen. Hr. Porter wird heute (27) in Paris eintreffen. Es scheint gewiß, daß Hr. Guizot der französischen Regierung die von England gefaßte Entschließung, die Conferenzen, die durch eine zweimonatliche Unterbrechung compromittirt zu werden schienen, wieder anzuknüpfen, mitgetheilt hat. Der Sieg des Ministeriums in der Deputirtenkammer gibt dem Journal des Débats zu folgenden Betrachtungen Stoff. „Am 25 Abends noch zweifelte das Ministerium an seiner Majorität. Es hatte der Linken in Hrn. Thiers' Rede sehr geschmeichelt; es hatte sich ein Ministerium der Opposition genannt, hatte sich als die Personificirung des parlamentarischen Princips und des Sieges dieses Princips dargestellt, und obwohl viel persönliche Prätension lag in der Art, wie der Conseilpräsident, aus seiner Person ein Nationalprincip machend, zur Linken sprach: „ihr müßt zufrieden seyn, weil ich Minister bin, weil die Krone gezwungen worden, mich zu berufen,“ konnte die Linke sich doch des Compliments freuen; denn man gab ihr die Ehre des Sieges; man rühmte sie, daß sie den Wagen des Siegers geschoben habe. Unglücklicherweise empörte der Weihrauch, den man der Linken streute, die Conservativen nur desto mehr; das Ministerium verlor im Centrum alles, was es auf der Linken gewann. Die ministerielle Majorität schwankte; man mußte demnach die beruhigen, welche beruhigt zu werden verlangten, so wie jene, welche nur beruhigt scheinen zu können wünschten. Diesem Werk wurde die Sitzung am 26 gewidmet. Gestern der Opposition anhängend, heute conservativ, seine Fahnen je nach den Umständen wechselnd, bald die eine in die Tasche steckend, bald die andere aufpflanzend – so ist das Ministerium. Hr. v. Jaubert war beauftragt, die Conservativen zu beruhigen. Wir wollen gegen Hrn. v. Jaubert gerecht seyn, obwohl er es nicht gegen Jedermann ist. Er hat im Ministerium den Verstand, den er als Deputirter hatte, behalten, er behielt auch die Festigkeit seines Charakters, und dadurch erreichte er seinen Zweck, dadurch erhob er wieder die Sache des Ministeriums, welche der Tag vorher sehr compromittirt hatte. In der Majorität des Ministeriums gehörten dreißig Stimmen dem Hrn. v. Jaubert, und diese dreißig Stimmen kommen, glauben wir, vom Centrum. Hr. v. Jaubert sprach freimüthig von seinen Sympathien für die Ordnung und die Erhaltung; er sagte sogar, daß er, bevor er ins Cabinet eingetreten, die Absichten des Hrn. Ministerpräsidenten mit gewissenhafter Aufmerksamkeit einer Prüfung unterworfen, und daß er nichts darin gefunden, was die Freunde der Ordnung beunruhigen könnte; kurz er hat, um die Sache richtig zu bezeichnen, bei den Conservativen für Hrn. Thiers Caution geleistet, dasselbe, was Hr. Barrot bei der Linken gethan. Diese vor der ganzen Kammer geleistete Caution gibt Hrn. v. Jaubert im Ministerium des Hrn. Thiers eine besondere Rolle. Einmal auf diesen Weg der Koketterie den Conservativen gegenüber gerathen, fuhr das Ministerium während der ganzen Sitzung in gleicher Weise fort. Auf die Aufforderung des Hrn. Chégaray, eines jener Männer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_093_18400402
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_093_18400402/2
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 93. Augsburg, 2. April 1840, S. 0738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_093_18400402/2>, abgerufen am 23.04.2024.