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Allgemeine Zeitung. Nr. 105. Augsburg, 14. April 1840.

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Seewesen verliert an ihm einen seiner ausgezeichnetsten Officiere, und das Land einen seiner eifrigsten Vertheidiger. Die glorreiche Waffenthat von Ancona, welche Gegenadmiral Gallois im Verein mit dem Obristen Combes vollführte, ist einer der zahlreichen Ansprüche dieses tapfern Seemanns auf die öffentliche Theilnahme.

Hr. Martin (von Straßburg) hat wegen seiner angegriffenen Gesundheit Urlaub von der Kammer erhalten, und ist am 8 April nach dem südlichen Frankreich abgereist.

(Presse.) Wir können versichern, daß das Ministerium unverzüglich einen neuen Supplementarcredit von 30 Millionen verlangen wird. Der größte Theil davon wird für die Expeditionen in Afrika bestimmt, welche bereits 20 Millionen verschlungen haben, die der Kammer demnächst zur Bewilligung vorgelegt werden. Der Rest des verlangten Credits wird für die Blokade von Buenos-Ayres und für die Vollendung verschiedener Heerstraßen verwendet werden.

(Journal des Debats.) Der vom Ministerium in der Deputirtenkammer vorgelegte Gesetzesentwurf ist eine offene Demonstration zu Gunsten der Eisenbahnen. Er zeugt von dem festen Wunsch, das Land mit jenen schönen Communicationswegen auszustatten, so wie durch entschiedene Aufmunterung den Geist der Association zu wecken, damit er dem Staat einen Theil der schweren Last, die ihm die öffentlichen Arbeiten auferlegen, mittragen helfe. Ein guter Wille, der durch ein neues Unternehmen, das 24 Millionen kostet, und durch einen Zuschuß von 32 Millionen für begonnene Unternehmungen sich bethätigt, kann nicht wohl mehr in Zweifel gezogen werden. Bei diesem Charakter hat der Gesetzesentwurf Anspruch auf gute Aufnahme. Wenn wir uns in dieser Weise aussprechen, wollen wir uns übrigens keineswegs zu Vertheidigern aller Verfügungen jenes Gesetzesentwurfs aufwerfen. Derselbe besteht hauptsächlich und wesentlich in einer völligen Abänderung der den Eisenbahncompagnien im Jahre 1838 auferlegten verderblichen Bedingungen und in dem Antrag, eine Summe von nahe an sechzig Millionen für die Eisenbahnen zu verwenden. Hierin liegt in unsern Augen der Grund des Entwurfs, ja der ganze Entwurf, und in diesem Sinne geben wir demselben Beifall. Indessen theilen wir über einen Punkt von Wichtigkeit die Ansicht des Ministeriums keineswegs, nämlich über die beste Art, jene Millionen zu verwenden und besonders über die Bedingungen, unter welchen der Schatz den Eisenbahngesellschaften Zuschüsse machen sollte. In dieser Beziehung läßt der ministerielle Plan Manches zu wünschen übrig. Es wäre daher gut, denselben einer Revision zu unterwerfen, welche mehr als je im Recht der Kammern liegt, da man uns so oft sagt, das goldene Zeitalter des parlamentarischen Systems leuchte endlich über dem Lande.

Ein anderes Journal sagt, daß der von Hrn. v. Jaubert eingereichte Entwurf noch nicht den ganzen Gedanken des Cabinets über die Eisenbahnen, selbst nicht für die gegenwärtige Session, enthalte. Das Ministerium wolle eifrig Unterhandlungen fortsetzen, wodurch das Land mit großen und wichtigen Linien ausgestattet werden soll, und es lasse sich hoffen, daß diese noch vor dem Auseinandergehen der Kammern zum Abschluß kommen werden.

(Commerce.) Die Bonapartistische Verschwörung hat eine Entwickelung erhalten, die das Publicum nicht mehr überraschen wird. Nach einer höchst ausgedehnten Instruction, nach zahllosen Verhören und Hausdurchsuchungen in allen Theilen des Königreichs, ist nun zu Gunsten der Angeschuldigten ein Erkenntniß der Einstellung weiterer gerichtlicher Einschreitung erfolgt, und alle Angeschuldigten wurden, wenn wir gut unterrichtet sind, seit gestern (7) in Freiheit gesetzt. Man erzählt bereits befremdliche Umstände über diese mysteriöse Angelegenheit, und spricht von merkwürdigen Enthüllungen, die wohl nicht lange mehr auf sich warten lassen werden.

Die Zuchtpolizei von Versailles fällte am 7 April ein Urtheil in zwei Duellgeschichten. In ersterer ward Hr. Desrenaudes, Postinspector, zu einmonatlichem Gefängniß und 100 Fr. Geldbuße, Hr. Audry, Bureauchef bei den Finanzen, zu viermonatlichem Gefängniß und 200 Fr. Geldbuße, und ihre Zeugen Dubost, Choquet, Defosses Chaumel und Verdier jeder zu sechstägigem Gefängniß und 50 Fr. Geldbuße, und alle solidarisch in die Kosten verurtheilt. Bei der zweiten Duellsache zwischen den HH. v. St. Pierre und dem Marquis v. Rovigo ward der letztere zu achtmonatlicher Haft und 500 Fr. Geldbuße, Hr. Alberic von St. Pierre zu einmonatlicher Haft und 50 Fr. Geldbuße, und von den Zeugen der Baron v. Bazancourt zu sechsmonatlicher Haft und 400 Fr. Geldbuße, Hr. St. Pierre Bruver und Macarthy-Macteig zu sechstätiger Haft und 50 Fr. Geldbuße, so wie alle Angeklagten solidarisch in die Kosten verurtheilt.

Das Cabinet hat gestern mit Beistand seiner Alliirten verschiedener Farben wieder einen Sieg davon getragen durch die Wahl des Hrn. Berger zum Secretär an die Stelle des Hrn. v. Maleville. Der Candidat des Restes der 221, Hr. Quesnault, ist zu unbeliebt in den andern Theilen der Kammer; sonst würden die vorgestern getheilten Stimmen sich nicht auf Hrn. Berger vereinigt haben, der mit den frühern Ministerien nie auf feindseligem Fuße stand. - Heute ließen sich die verschiedenen Redner für und wider die Motion des Hrn. v. Remilly einschreiben: einige Deputirte hatten sich schon um 5 Uhr Morgens eingefunden, damit sie vor 6 Uhr anwesend seyen. Vier Redner sind für die Motion eingeschrieben: sie gehören alle der Opposition an, mit Ausnahme des Hrn. v. Janvier. Gegen den Entwurf sind eingeschrieben: Hr. Liadieres (Adjutant des Königs), Latournelle, Generalprocurator am Appellhofe zu Orleans und de l'Espee (auch Beamter). Je weiter die Verhandlungen über diesen Punkt vorangehen, desto mehr zeigt sich, daß die Linke keineswegs ganz für die Motion stimmen wird, sie zählt zu viele Mitglieder, die ihren Weg noch zu machen haben: andere besitzen durch die Zahl ihrer Dienstjahre wirklich Rechte auf Beförderung, und wollen auf diese Rechte nicht verzichten; mehrere derselben beabsichtigen Amendements vorzuschlagen, um im neuen Gesetze Ausnahmen für Fälle wie die ihrigen aufstellen zu lassen. Hr. Thiers ist gegen die Motion; er wird alle Kraft anwenden, um den ersten Artikel zu beseitigen, dagegen ist er mit dem Grundsatz einverstanden, daß die Zahl der Fälle einer Incompatibilität zwischen dem Amte der Deputirten und andern Aemtern vermehrt werden müsse, und insofern wird er nicht ganz dem zweiten Artikel entgegen seyn; er wird die Vorlegung eines Gesetzesentwurfs in diesem letzten Sinne versprechen, und ich habe Ursache zu glauben, daß auf den Grund dieses Versprechens die Motion keine weitere Wirkung haben, sondern entweder im Laufe der Debatten zurückgenommen oder am Schlusse derselben verworfen werden wird.

Belgien.

(Commerce.) Briefe aus Brüssel vom 7 April bestätigen, daß König Leopold am Tage zuvor Hrn. Lebeau zu sich berufen. Er rieth dem König, sich bei den HH. Devaux und d'Huart Raths zu erholen, welche an der Discussion, in Folge deren das Ministerium sich zurückziehen mußte, den größten Antheil genommen, während Hr. Lebeau sich begnügte, bloß sein

Seewesen verliert an ihm einen seiner ausgezeichnetsten Officiere, und das Land einen seiner eifrigsten Vertheidiger. Die glorreiche Waffenthat von Ancona, welche Gegenadmiral Gallois im Verein mit dem Obristen Combes vollführte, ist einer der zahlreichen Ansprüche dieses tapfern Seemanns auf die öffentliche Theilnahme.

Hr. Martin (von Straßburg) hat wegen seiner angegriffenen Gesundheit Urlaub von der Kammer erhalten, und ist am 8 April nach dem südlichen Frankreich abgereist.

(Presse.) Wir können versichern, daß das Ministerium unverzüglich einen neuen Supplementarcredit von 30 Millionen verlangen wird. Der größte Theil davon wird für die Expeditionen in Afrika bestimmt, welche bereits 20 Millionen verschlungen haben, die der Kammer demnächst zur Bewilligung vorgelegt werden. Der Rest des verlangten Credits wird für die Blokade von Buenos-Ayres und für die Vollendung verschiedener Heerstraßen verwendet werden.

(Journal des Débats.) Der vom Ministerium in der Deputirtenkammer vorgelegte Gesetzesentwurf ist eine offene Demonstration zu Gunsten der Eisenbahnen. Er zeugt von dem festen Wunsch, das Land mit jenen schönen Communicationswegen auszustatten, so wie durch entschiedene Aufmunterung den Geist der Association zu wecken, damit er dem Staat einen Theil der schweren Last, die ihm die öffentlichen Arbeiten auferlegen, mittragen helfe. Ein guter Wille, der durch ein neues Unternehmen, das 24 Millionen kostet, und durch einen Zuschuß von 32 Millionen für begonnene Unternehmungen sich bethätigt, kann nicht wohl mehr in Zweifel gezogen werden. Bei diesem Charakter hat der Gesetzesentwurf Anspruch auf gute Aufnahme. Wenn wir uns in dieser Weise aussprechen, wollen wir uns übrigens keineswegs zu Vertheidigern aller Verfügungen jenes Gesetzesentwurfs aufwerfen. Derselbe besteht hauptsächlich und wesentlich in einer völligen Abänderung der den Eisenbahncompagnien im Jahre 1838 auferlegten verderblichen Bedingungen und in dem Antrag, eine Summe von nahe an sechzig Millionen für die Eisenbahnen zu verwenden. Hierin liegt in unsern Augen der Grund des Entwurfs, ja der ganze Entwurf, und in diesem Sinne geben wir demselben Beifall. Indessen theilen wir über einen Punkt von Wichtigkeit die Ansicht des Ministeriums keineswegs, nämlich über die beste Art, jene Millionen zu verwenden und besonders über die Bedingungen, unter welchen der Schatz den Eisenbahngesellschaften Zuschüsse machen sollte. In dieser Beziehung läßt der ministerielle Plan Manches zu wünschen übrig. Es wäre daher gut, denselben einer Revision zu unterwerfen, welche mehr als je im Recht der Kammern liegt, da man uns so oft sagt, das goldene Zeitalter des parlamentarischen Systems leuchte endlich über dem Lande.

Ein anderes Journal sagt, daß der von Hrn. v. Jaubert eingereichte Entwurf noch nicht den ganzen Gedanken des Cabinets über die Eisenbahnen, selbst nicht für die gegenwärtige Session, enthalte. Das Ministerium wolle eifrig Unterhandlungen fortsetzen, wodurch das Land mit großen und wichtigen Linien ausgestattet werden soll, und es lasse sich hoffen, daß diese noch vor dem Auseinandergehen der Kammern zum Abschluß kommen werden.

(Commerce.) Die Bonapartistische Verschwörung hat eine Entwickelung erhalten, die das Publicum nicht mehr überraschen wird. Nach einer höchst ausgedehnten Instruction, nach zahllosen Verhören und Hausdurchsuchungen in allen Theilen des Königreichs, ist nun zu Gunsten der Angeschuldigten ein Erkenntniß der Einstellung weiterer gerichtlicher Einschreitung erfolgt, und alle Angeschuldigten wurden, wenn wir gut unterrichtet sind, seit gestern (7) in Freiheit gesetzt. Man erzählt bereits befremdliche Umstände über diese mysteriöse Angelegenheit, und spricht von merkwürdigen Enthüllungen, die wohl nicht lange mehr auf sich warten lassen werden.

Die Zuchtpolizei von Versailles fällte am 7 April ein Urtheil in zwei Duellgeschichten. In ersterer ward Hr. Desrenaudes, Postinspector, zu einmonatlichem Gefängniß und 100 Fr. Geldbuße, Hr. Audry, Bureauchef bei den Finanzen, zu viermonatlichem Gefängniß und 200 Fr. Geldbuße, und ihre Zeugen Dubost, Choquet, Defossés Chaumel und Verdier jeder zu sechstägigem Gefängniß und 50 Fr. Geldbuße, und alle solidarisch in die Kosten verurtheilt. Bei der zweiten Duellsache zwischen den HH. v. St. Pierre und dem Marquis v. Rovigo ward der letztere zu achtmonatlicher Haft und 500 Fr. Geldbuße, Hr. Alberic von St. Pierre zu einmonatlicher Haft und 50 Fr. Geldbuße, und von den Zeugen der Baron v. Bazancourt zu sechsmonatlicher Haft und 400 Fr. Geldbuße, Hr. St. Pierre Bruver und Macarthy-Macteig zu sechstätiger Haft und 50 Fr. Geldbuße, so wie alle Angeklagten solidarisch in die Kosten verurtheilt.

Das Cabinet hat gestern mit Beistand seiner Alliirten verschiedener Farben wieder einen Sieg davon getragen durch die Wahl des Hrn. Berger zum Secretär an die Stelle des Hrn. v. Maleville. Der Candidat des Restes der 221, Hr. Quesnault, ist zu unbeliebt in den andern Theilen der Kammer; sonst würden die vorgestern getheilten Stimmen sich nicht auf Hrn. Berger vereinigt haben, der mit den frühern Ministerien nie auf feindseligem Fuße stand. – Heute ließen sich die verschiedenen Redner für und wider die Motion des Hrn. v. Remilly einschreiben: einige Deputirte hatten sich schon um 5 Uhr Morgens eingefunden, damit sie vor 6 Uhr anwesend seyen. Vier Redner sind für die Motion eingeschrieben: sie gehören alle der Opposition an, mit Ausnahme des Hrn. v. Janvier. Gegen den Entwurf sind eingeschrieben: Hr. Liadieres (Adjutant des Königs), Latournelle, Generalprocurator am Appellhofe zu Orleans und de l'Espée (auch Beamter). Je weiter die Verhandlungen über diesen Punkt vorangehen, desto mehr zeigt sich, daß die Linke keineswegs ganz für die Motion stimmen wird, sie zählt zu viele Mitglieder, die ihren Weg noch zu machen haben: andere besitzen durch die Zahl ihrer Dienstjahre wirklich Rechte auf Beförderung, und wollen auf diese Rechte nicht verzichten; mehrere derselben beabsichtigen Amendements vorzuschlagen, um im neuen Gesetze Ausnahmen für Fälle wie die ihrigen aufstellen zu lassen. Hr. Thiers ist gegen die Motion; er wird alle Kraft anwenden, um den ersten Artikel zu beseitigen, dagegen ist er mit dem Grundsatz einverstanden, daß die Zahl der Fälle einer Incompatibilität zwischen dem Amte der Deputirten und andern Aemtern vermehrt werden müsse, und insofern wird er nicht ganz dem zweiten Artikel entgegen seyn; er wird die Vorlegung eines Gesetzesentwurfs in diesem letzten Sinne versprechen, und ich habe Ursache zu glauben, daß auf den Grund dieses Versprechens die Motion keine weitere Wirkung haben, sondern entweder im Laufe der Debatten zurückgenommen oder am Schlusse derselben verworfen werden wird.

Belgien.

(Commerce.) Briefe aus Brüssel vom 7 April bestätigen, daß König Leopold am Tage zuvor Hrn. Lebeau zu sich berufen. Er rieth dem König, sich bei den HH. Devaux und d'Huart Raths zu erholen, welche an der Discussion, in Folge deren das Ministerium sich zurückziehen mußte, den größten Antheil genommen, während Hr. Lebeau sich begnügte, bloß sein

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[0834/0002] Seewesen verliert an ihm einen seiner ausgezeichnetsten Officiere, und das Land einen seiner eifrigsten Vertheidiger. Die glorreiche Waffenthat von Ancona, welche Gegenadmiral Gallois im Verein mit dem Obristen Combes vollführte, ist einer der zahlreichen Ansprüche dieses tapfern Seemanns auf die öffentliche Theilnahme. Hr. Martin (von Straßburg) hat wegen seiner angegriffenen Gesundheit Urlaub von der Kammer erhalten, und ist am 8 April nach dem südlichen Frankreich abgereist. (Presse.) Wir können versichern, daß das Ministerium unverzüglich einen neuen Supplementarcredit von 30 Millionen verlangen wird. Der größte Theil davon wird für die Expeditionen in Afrika bestimmt, welche bereits 20 Millionen verschlungen haben, die der Kammer demnächst zur Bewilligung vorgelegt werden. Der Rest des verlangten Credits wird für die Blokade von Buenos-Ayres und für die Vollendung verschiedener Heerstraßen verwendet werden. (Journal des Débats.) Der vom Ministerium in der Deputirtenkammer vorgelegte Gesetzesentwurf ist eine offene Demonstration zu Gunsten der Eisenbahnen. Er zeugt von dem festen Wunsch, das Land mit jenen schönen Communicationswegen auszustatten, so wie durch entschiedene Aufmunterung den Geist der Association zu wecken, damit er dem Staat einen Theil der schweren Last, die ihm die öffentlichen Arbeiten auferlegen, mittragen helfe. Ein guter Wille, der durch ein neues Unternehmen, das 24 Millionen kostet, und durch einen Zuschuß von 32 Millionen für begonnene Unternehmungen sich bethätigt, kann nicht wohl mehr in Zweifel gezogen werden. Bei diesem Charakter hat der Gesetzesentwurf Anspruch auf gute Aufnahme. Wenn wir uns in dieser Weise aussprechen, wollen wir uns übrigens keineswegs zu Vertheidigern aller Verfügungen jenes Gesetzesentwurfs aufwerfen. Derselbe besteht hauptsächlich und wesentlich in einer völligen Abänderung der den Eisenbahncompagnien im Jahre 1838 auferlegten verderblichen Bedingungen und in dem Antrag, eine Summe von nahe an sechzig Millionen für die Eisenbahnen zu verwenden. Hierin liegt in unsern Augen der Grund des Entwurfs, ja der ganze Entwurf, und in diesem Sinne geben wir demselben Beifall. Indessen theilen wir über einen Punkt von Wichtigkeit die Ansicht des Ministeriums keineswegs, nämlich über die beste Art, jene Millionen zu verwenden und besonders über die Bedingungen, unter welchen der Schatz den Eisenbahngesellschaften Zuschüsse machen sollte. In dieser Beziehung läßt der ministerielle Plan Manches zu wünschen übrig. Es wäre daher gut, denselben einer Revision zu unterwerfen, welche mehr als je im Recht der Kammern liegt, da man uns so oft sagt, das goldene Zeitalter des parlamentarischen Systems leuchte endlich über dem Lande. Ein anderes Journal sagt, daß der von Hrn. v. Jaubert eingereichte Entwurf noch nicht den ganzen Gedanken des Cabinets über die Eisenbahnen, selbst nicht für die gegenwärtige Session, enthalte. Das Ministerium wolle eifrig Unterhandlungen fortsetzen, wodurch das Land mit großen und wichtigen Linien ausgestattet werden soll, und es lasse sich hoffen, daß diese noch vor dem Auseinandergehen der Kammern zum Abschluß kommen werden. (Commerce.) Die Bonapartistische Verschwörung hat eine Entwickelung erhalten, die das Publicum nicht mehr überraschen wird. Nach einer höchst ausgedehnten Instruction, nach zahllosen Verhören und Hausdurchsuchungen in allen Theilen des Königreichs, ist nun zu Gunsten der Angeschuldigten ein Erkenntniß der Einstellung weiterer gerichtlicher Einschreitung erfolgt, und alle Angeschuldigten wurden, wenn wir gut unterrichtet sind, seit gestern (7) in Freiheit gesetzt. Man erzählt bereits befremdliche Umstände über diese mysteriöse Angelegenheit, und spricht von merkwürdigen Enthüllungen, die wohl nicht lange mehr auf sich warten lassen werden. Die Zuchtpolizei von Versailles fällte am 7 April ein Urtheil in zwei Duellgeschichten. In ersterer ward Hr. Desrenaudes, Postinspector, zu einmonatlichem Gefängniß und 100 Fr. Geldbuße, Hr. Audry, Bureauchef bei den Finanzen, zu viermonatlichem Gefängniß und 200 Fr. Geldbuße, und ihre Zeugen Dubost, Choquet, Defossés Chaumel und Verdier jeder zu sechstägigem Gefängniß und 50 Fr. Geldbuße, und alle solidarisch in die Kosten verurtheilt. Bei der zweiten Duellsache zwischen den HH. v. St. Pierre und dem Marquis v. Rovigo ward der letztere zu achtmonatlicher Haft und 500 Fr. Geldbuße, Hr. Alberic von St. Pierre zu einmonatlicher Haft und 50 Fr. Geldbuße, und von den Zeugen der Baron v. Bazancourt zu sechsmonatlicher Haft und 400 Fr. Geldbuße, Hr. St. Pierre Bruver und Macarthy-Macteig zu sechstätiger Haft und 50 Fr. Geldbuße, so wie alle Angeklagten solidarisch in die Kosten verurtheilt. _ Paris, 9 April. Das Cabinet hat gestern mit Beistand seiner Alliirten verschiedener Farben wieder einen Sieg davon getragen durch die Wahl des Hrn. Berger zum Secretär an die Stelle des Hrn. v. Maleville. Der Candidat des Restes der 221, Hr. Quesnault, ist zu unbeliebt in den andern Theilen der Kammer; sonst würden die vorgestern getheilten Stimmen sich nicht auf Hrn. Berger vereinigt haben, der mit den frühern Ministerien nie auf feindseligem Fuße stand. – Heute ließen sich die verschiedenen Redner für und wider die Motion des Hrn. v. Remilly einschreiben: einige Deputirte hatten sich schon um 5 Uhr Morgens eingefunden, damit sie vor 6 Uhr anwesend seyen. Vier Redner sind für die Motion eingeschrieben: sie gehören alle der Opposition an, mit Ausnahme des Hrn. v. Janvier. Gegen den Entwurf sind eingeschrieben: Hr. Liadieres (Adjutant des Königs), Latournelle, Generalprocurator am Appellhofe zu Orleans und de l'Espée (auch Beamter). Je weiter die Verhandlungen über diesen Punkt vorangehen, desto mehr zeigt sich, daß die Linke keineswegs ganz für die Motion stimmen wird, sie zählt zu viele Mitglieder, die ihren Weg noch zu machen haben: andere besitzen durch die Zahl ihrer Dienstjahre wirklich Rechte auf Beförderung, und wollen auf diese Rechte nicht verzichten; mehrere derselben beabsichtigen Amendements vorzuschlagen, um im neuen Gesetze Ausnahmen für Fälle wie die ihrigen aufstellen zu lassen. Hr. Thiers ist gegen die Motion; er wird alle Kraft anwenden, um den ersten Artikel zu beseitigen, dagegen ist er mit dem Grundsatz einverstanden, daß die Zahl der Fälle einer Incompatibilität zwischen dem Amte der Deputirten und andern Aemtern vermehrt werden müsse, und insofern wird er nicht ganz dem zweiten Artikel entgegen seyn; er wird die Vorlegung eines Gesetzesentwurfs in diesem letzten Sinne versprechen, und ich habe Ursache zu glauben, daß auf den Grund dieses Versprechens die Motion keine weitere Wirkung haben, sondern entweder im Laufe der Debatten zurückgenommen oder am Schlusse derselben verworfen werden wird. Belgien. (Commerce.) Briefe aus Brüssel vom 7 April bestätigen, daß König Leopold am Tage zuvor Hrn. Lebeau zu sich berufen. Er rieth dem König, sich bei den HH. Devaux und d'Huart Raths zu erholen, welche an der Discussion, in Folge deren das Ministerium sich zurückziehen mußte, den größten Antheil genommen, während Hr. Lebeau sich begnügte, bloß sein

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 105. Augsburg, 14. April 1840, S. 0834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_105_18400414/2>, abgerufen am 29.03.2024.