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Allgemeine Zeitung. Nr. 111. Augsburg, 20. April 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 111.
20 April 1840.

Spanien.

Der Winter hat sich hier von neuem eingestellt, noch mehr aber auf dem Schauplatz der Operationen, welche dadurch verzögert werden. Man weiß noch nicht, was Espartero nun weiter machen wird; einige vermuthen die Belagerung von Mora de Ebro, welche freilich wegen der Communicationen mit Catalonien nothwendig wäre; mir scheint aber, die Truppen werden sich einige Zeit in ihren Cantonnirungen in Castellote, Ejulve u. s. w. halten und die Bewegungen Cabrera's beobachten, während O'Donnell das Fort von Aliaga angreift. Dieß sollte zu Ende März geschehen, aber es ist viel Schnee gefallen, und man muß bessere Zeit abwarten. Nach der Wegnahme von Aliaga, wozu wenige Tage hinreichen, wird wahrscheinlich die Reihe an Cantavieja kommen. Die Carlisten, welchen die Leitung ihres gefürchteten Chefs fehlt, sind demoralisirt und argwöhnisch aufeinander; man sagt Langostera sey in Aliaga in Gefahr gewesen, sein Leben zu verlieren, und Polo habe den Befehl in Aragonien übernommen. Forcadell und Balmaseda, mit sieben Bataillonen und einigen hundert Pferden, halten sich immer in dem Cirkel von Cannete und Beteta; die Christinische Division Hoyos hat diese Provinzen verlassen und ist in Eilmärschen bei Chiwa, fünf Meilen westlich von Valencia, angelangt. Aspiroz ist zum Commandanten eines Militärdistricts, welcher die Provinzen Albazete, Cuenca und Guadalarara begreift, ernannt, aber er hat zu wenige Truppen, um den Carlisten, welche in dieser Gegend hausen, und denjenigen, welche vom Collado de Alpuente her über Utiel und Castielfollit einbrechen, einen kräftigen Krieg zu machen. In Castellote hat man 300 Mann, wovon der sechste Theil verwundet, und etwa 15 Officiere gefangen genommen und zwei kleine Stücke, nämlich eine Haubitze und einen Mörser, erbeutet. Die Gefangenen sind nach Saragossa gebracht worden, wo der Anblick des Commandanten Marco, der ehemals einen Laden in Saragossa hatte, und anderer Individuen, welche Grausamkeiten verübt hatten, einige Unruhe verursachte, welche sich jedoch bald wieder stillte.

Ein hiesiges Blatt, welches für das Organ des Ministeriums gilt, der "Mensagero", hat es übernommen, die von dem General Maroto gegen jenes erhobenen Anklagen zu widerlegen. Es wird ihm zuerst vorgehalten, daß gerade er für seine Bemühungen, die Uebereinkunft von Vergara herbeizuführen, am glänzendsten belohnt worden sey, und daß er daher am wenigsten berechtigt wäre, im Tone der Bitterkeit und des Verdrusses zu sprechen. Dann wird behauptet, die übergetretenen Officiere seyen ihrem Range nach als überzählig in der Nationalarmee angestellt worden, wodurch sich nicht selten der Fall ergebe, daß Subalternofficiere, die als solche aus den Reihen der Truppen der Königin in die des Prätendenten übergegangen wären, nun als Stabsofficiere zurückkämen, und über diejenigen gestellt würden, unter deren Befehlen sie früherhin dienten, ohne daß letztere über diese Zurücksetzung eine Klage verlauten ließen. Außerdem wird nachgewiesen, daß Maroto vielen Officieren in ihren Ausfertigungen einen höheren Rang beilegte, als sie im Dienste wirklich bekleidet hatten, und endlich die Großmuth der Provincialdeputationen der baskischen Provinzen und Navarra's in Anspruch genommen, um für den Unterhalt der aus ihnen herrührenden Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee wenigstens auf so lange zu sorgen, bis die Regierung die nöthigen Hülfsmittel aufgetrieben haben werde. Maroto, der schon so viele Rollen gespielt hat, sehnt sich darnach, aufs neue die politische Bühne zu betreten, und es scheint, daß er bei diesem Bestreben von der ausländischen Diplomatie, unter deren Vormundschaft nun einmal dieses unglückliche Land gestellt ist, unterstützt wird. Der dabei beabsichtigte Zweck, die Auflösung des jetzigen Ministeriums, scheint seiner Verwirklichung in der That nahe gebracht zu seyn. *)*) Der Finanzminister San Millan besteht auf seiner Entlassung, und erscheint nicht mehr in seinem Bureau. Während aber die übrigen Minister sich bemühten, von der Königin-Regentin die Ernennung eines Nachfolgers für ihn zu erlangen, und sich mit einem Theile der Majorität des Congresses über die Mittel, das Fortbestehen des Cabinets zu führen, berathschlagten, traten neue Verwicklungen ein, indem vorgestern früh ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs de la Victoria hier anlangte. Anstatt neuer Siegesnachrichten überbrachte er Depeschen, in welchen der Herzog für seine Truppen

*) Wir haben nach einer telegraphischen Depesche die theilweise Aenderung des Ministeriums schon vorgestern angezeigt.
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 111.
20 April 1840.

Spanien.

Der Winter hat sich hier von neuem eingestellt, noch mehr aber auf dem Schauplatz der Operationen, welche dadurch verzögert werden. Man weiß noch nicht, was Espartero nun weiter machen wird; einige vermuthen die Belagerung von Mora de Ebro, welche freilich wegen der Communicationen mit Catalonien nothwendig wäre; mir scheint aber, die Truppen werden sich einige Zeit in ihren Cantonnirungen in Castellote, Ejulve u. s. w. halten und die Bewegungen Cabrera's beobachten, während O'Donnell das Fort von Aliaga angreift. Dieß sollte zu Ende März geschehen, aber es ist viel Schnee gefallen, und man muß bessere Zeit abwarten. Nach der Wegnahme von Aliaga, wozu wenige Tage hinreichen, wird wahrscheinlich die Reihe an Cantavieja kommen. Die Carlisten, welchen die Leitung ihres gefürchteten Chefs fehlt, sind demoralisirt und argwöhnisch aufeinander; man sagt Langostera sey in Aliaga in Gefahr gewesen, sein Leben zu verlieren, und Polo habe den Befehl in Aragonien übernommen. Forcadell und Balmaseda, mit sieben Bataillonen und einigen hundert Pferden, halten sich immer in dem Cirkel von Cañete und Beteta; die Christinische Division Hoyos hat diese Provinzen verlassen und ist in Eilmärschen bei Chiwa, fünf Meilen westlich von Valencia, angelangt. Aspiroz ist zum Commandanten eines Militärdistricts, welcher die Provinzen Albazete, Cuenca und Guadalarara begreift, ernannt, aber er hat zu wenige Truppen, um den Carlisten, welche in dieser Gegend hausen, und denjenigen, welche vom Collado de Alpuente her über Utiel und Castielfollit einbrechen, einen kräftigen Krieg zu machen. In Castellote hat man 300 Mann, wovon der sechste Theil verwundet, und etwa 15 Officiere gefangen genommen und zwei kleine Stücke, nämlich eine Haubitze und einen Mörser, erbeutet. Die Gefangenen sind nach Saragossa gebracht worden, wo der Anblick des Commandanten Marco, der ehemals einen Laden in Saragossa hatte, und anderer Individuen, welche Grausamkeiten verübt hatten, einige Unruhe verursachte, welche sich jedoch bald wieder stillte.

Ein hiesiges Blatt, welches für das Organ des Ministeriums gilt, der „Mensagero“, hat es übernommen, die von dem General Maroto gegen jenes erhobenen Anklagen zu widerlegen. Es wird ihm zuerst vorgehalten, daß gerade er für seine Bemühungen, die Uebereinkunft von Vergara herbeizuführen, am glänzendsten belohnt worden sey, und daß er daher am wenigsten berechtigt wäre, im Tone der Bitterkeit und des Verdrusses zu sprechen. Dann wird behauptet, die übergetretenen Officiere seyen ihrem Range nach als überzählig in der Nationalarmee angestellt worden, wodurch sich nicht selten der Fall ergebe, daß Subalternofficiere, die als solche aus den Reihen der Truppen der Königin in die des Prätendenten übergegangen wären, nun als Stabsofficiere zurückkämen, und über diejenigen gestellt würden, unter deren Befehlen sie früherhin dienten, ohne daß letztere über diese Zurücksetzung eine Klage verlauten ließen. Außerdem wird nachgewiesen, daß Maroto vielen Officieren in ihren Ausfertigungen einen höheren Rang beilegte, als sie im Dienste wirklich bekleidet hatten, und endlich die Großmuth der Provincialdeputationen der baskischen Provinzen und Navarra's in Anspruch genommen, um für den Unterhalt der aus ihnen herrührenden Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee wenigstens auf so lange zu sorgen, bis die Regierung die nöthigen Hülfsmittel aufgetrieben haben werde. Maroto, der schon so viele Rollen gespielt hat, sehnt sich darnach, aufs neue die politische Bühne zu betreten, und es scheint, daß er bei diesem Bestreben von der ausländischen Diplomatie, unter deren Vormundschaft nun einmal dieses unglückliche Land gestellt ist, unterstützt wird. Der dabei beabsichtigte Zweck, die Auflösung des jetzigen Ministeriums, scheint seiner Verwirklichung in der That nahe gebracht zu seyn. *)*) Der Finanzminister San Millan besteht auf seiner Entlassung, und erscheint nicht mehr in seinem Bureau. Während aber die übrigen Minister sich bemühten, von der Königin-Regentin die Ernennung eines Nachfolgers für ihn zu erlangen, und sich mit einem Theile der Majorität des Congresses über die Mittel, das Fortbestehen des Cabinets zu führen, berathschlagten, traten neue Verwicklungen ein, indem vorgestern früh ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs de la Victoria hier anlangte. Anstatt neuer Siegesnachrichten überbrachte er Depeschen, in welchen der Herzog für seine Truppen

*) Wir haben nach einer telegraphischen Depesche die theilweise Aenderung des Ministeriums schon vorgestern angezeigt.
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[0881/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Montag Nr. 111. 20 April 1840. Spanien. _ Madrid, 6 April. Der Winter hat sich hier von neuem eingestellt, noch mehr aber auf dem Schauplatz der Operationen, welche dadurch verzögert werden. Man weiß noch nicht, was Espartero nun weiter machen wird; einige vermuthen die Belagerung von Mora de Ebro, welche freilich wegen der Communicationen mit Catalonien nothwendig wäre; mir scheint aber, die Truppen werden sich einige Zeit in ihren Cantonnirungen in Castellote, Ejulve u. s. w. halten und die Bewegungen Cabrera's beobachten, während O'Donnell das Fort von Aliaga angreift. Dieß sollte zu Ende März geschehen, aber es ist viel Schnee gefallen, und man muß bessere Zeit abwarten. Nach der Wegnahme von Aliaga, wozu wenige Tage hinreichen, wird wahrscheinlich die Reihe an Cantavieja kommen. Die Carlisten, welchen die Leitung ihres gefürchteten Chefs fehlt, sind demoralisirt und argwöhnisch aufeinander; man sagt Langostera sey in Aliaga in Gefahr gewesen, sein Leben zu verlieren, und Polo habe den Befehl in Aragonien übernommen. Forcadell und Balmaseda, mit sieben Bataillonen und einigen hundert Pferden, halten sich immer in dem Cirkel von Cañete und Beteta; die Christinische Division Hoyos hat diese Provinzen verlassen und ist in Eilmärschen bei Chiwa, fünf Meilen westlich von Valencia, angelangt. Aspiroz ist zum Commandanten eines Militärdistricts, welcher die Provinzen Albazete, Cuenca und Guadalarara begreift, ernannt, aber er hat zu wenige Truppen, um den Carlisten, welche in dieser Gegend hausen, und denjenigen, welche vom Collado de Alpuente her über Utiel und Castielfollit einbrechen, einen kräftigen Krieg zu machen. In Castellote hat man 300 Mann, wovon der sechste Theil verwundet, und etwa 15 Officiere gefangen genommen und zwei kleine Stücke, nämlich eine Haubitze und einen Mörser, erbeutet. Die Gefangenen sind nach Saragossa gebracht worden, wo der Anblick des Commandanten Marco, der ehemals einen Laden in Saragossa hatte, und anderer Individuen, welche Grausamkeiten verübt hatten, einige Unruhe verursachte, welche sich jedoch bald wieder stillte. _ Madrid, 7 April. Ein hiesiges Blatt, welches für das Organ des Ministeriums gilt, der „Mensagero“, hat es übernommen, die von dem General Maroto gegen jenes erhobenen Anklagen zu widerlegen. Es wird ihm zuerst vorgehalten, daß gerade er für seine Bemühungen, die Uebereinkunft von Vergara herbeizuführen, am glänzendsten belohnt worden sey, und daß er daher am wenigsten berechtigt wäre, im Tone der Bitterkeit und des Verdrusses zu sprechen. Dann wird behauptet, die übergetretenen Officiere seyen ihrem Range nach als überzählig in der Nationalarmee angestellt worden, wodurch sich nicht selten der Fall ergebe, daß Subalternofficiere, die als solche aus den Reihen der Truppen der Königin in die des Prätendenten übergegangen wären, nun als Stabsofficiere zurückkämen, und über diejenigen gestellt würden, unter deren Befehlen sie früherhin dienten, ohne daß letztere über diese Zurücksetzung eine Klage verlauten ließen. Außerdem wird nachgewiesen, daß Maroto vielen Officieren in ihren Ausfertigungen einen höheren Rang beilegte, als sie im Dienste wirklich bekleidet hatten, und endlich die Großmuth der Provincialdeputationen der baskischen Provinzen und Navarra's in Anspruch genommen, um für den Unterhalt der aus ihnen herrührenden Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee wenigstens auf so lange zu sorgen, bis die Regierung die nöthigen Hülfsmittel aufgetrieben haben werde. Maroto, der schon so viele Rollen gespielt hat, sehnt sich darnach, aufs neue die politische Bühne zu betreten, und es scheint, daß er bei diesem Bestreben von der ausländischen Diplomatie, unter deren Vormundschaft nun einmal dieses unglückliche Land gestellt ist, unterstützt wird. Der dabei beabsichtigte Zweck, die Auflösung des jetzigen Ministeriums, scheint seiner Verwirklichung in der That nahe gebracht zu seyn. *) *) Der Finanzminister San Millan besteht auf seiner Entlassung, und erscheint nicht mehr in seinem Bureau. Während aber die übrigen Minister sich bemühten, von der Königin-Regentin die Ernennung eines Nachfolgers für ihn zu erlangen, und sich mit einem Theile der Majorität des Congresses über die Mittel, das Fortbestehen des Cabinets zu führen, berathschlagten, traten neue Verwicklungen ein, indem vorgestern früh ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs de la Victoria hier anlangte. Anstatt neuer Siegesnachrichten überbrachte er Depeschen, in welchen der Herzog für seine Truppen *) Wir haben nach einer telegraphischen Depesche die theilweise Aenderung des Ministeriums schon vorgestern angezeigt.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 111. Augsburg, 20. April 1840, S. 0881. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_111_18400420/1>, abgerufen am 28.03.2024.