Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840.

Bild:
erste Seite
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 117.
26 April 1840.

Spanien.

Eine telegraphische Depesche im Moniteur aus Bayonne vom 20 April meldet, daß am 15 April das Fort Aliaga nach einem kräftigen Widerstand in die Hände der Truppen der Königin gefallen sey.

Großbritannien.

Das Gerücht, daß Königin Victoria in gesegneten Umständen sey, erneuert sich. Die Age, sagt, freilich nicht ohne torystische Nebenbeziehung: "Sir J. Clark Med. Dr. befindet sich auf dem Windsor-Schloß. Unseres Dafürhaltens ist er der letzte Mann, der unter den jetzigen Umständen, welche für die Nation höchst interessant zu werden versprechen, zu Rathe gezogen werden sollte." In demselben Sinne meldet der Argus, daß in dieser Saison keine Hofbälle im Palast mehr stattfinden sollen, weil Ihre Maj. für jetzt alle heftige Leibesbewegung zu vermeiden habe.

Frankreich.

(Constitutionnel.) Eine höchst wichtige Nachricht hat sich diesen Abend (20) verbreitet; sie kam von London. Das französische Cabinet hat, in Würdigung des bedeutenden zwischen den Höfen von Neapel und London erhobenen Conflicts, seine Vermittelung angeboten, die sogleich von England angenommen ward. Frankreich ist durch diesen Act des Vertrauens von Seite seines Verbündeten zum Vermittler und Schiedsrichter dieser ernsten Differenz eingesetzt. Auf seinen Wunsch willigt England ein, die Feindseligkeiten zu suspendiren, so wie die Unterhandlungen begonnen haben werden, und während ihrer ganzen Dauer. Ein Dampfboot ist von Toulon abgegangen, um diese wichtige Kunde dem Hofe von Neapel zu überbringen, und auch ihm die Vermittelung Frankreichs anzubieten.

Der in der Sitzung der Deputirtenkammer am 20 April von dem Minister des öffentlichen Unterrichts für das Budget von 1841 verlangte Zuschußcredit für Errichtung eines Lehrstuhls der slavischen Sprache und Litteratur bei dem College de France beträgt 5000 Fr., der für Errichtung einer medicinischen Facultät in der Stadt Rennes 58,200 Fr, und der für Errichtung einer Facultät der Wissenschaften in derselben Stadt 25,000 Fr. Von der Rede des Hrn. Delaborde aus Anlaß der Discussion der Rentenconversion haben wir schon gestern den Inhalt kurz angeführt. Hr. Pelet (de la Lozere) folgte ihm auf der Tribune. Er hielt es nicht für nöthig, seinen Vorgänger zu widerlegen, sondern beschränkte sich auf eine genaue Darstellung des Stands der Frage, deren Lösung dringend sey; nur eine schnelle Lösung könne den unglücklichen Schwankungen im Steigen und Fallen der Staatsfonds, die immer dem Einflusse von Debatten, die kein Ende nehmen wollen, unterliegen, ein Ziel setzen. Doch müsse, wenn wirklich Umstände einträten, welche die Maaßregel unvollziehbar machten, dem Ministerium die ihm von dem Gesetze übertragene Befugniß bleiben, das Gesetz zu vollziehen oder nicht, mit der Verpflichtung, der Kammer die Beweggründe, die es dazu bestimmt, auseinander zu setzen. Hr. Liadieres sprach gegen den Entwurf. Seine Aeußerungen erregten mehrmals heftiges Murren in der Kammer. Er beschuldigte nämlich die Anhänger der Conversion, daß sie auf die Kleinmüthigkeit, den Mangel an Einheit und die Schwäche der Rentiers bei ihrem Vorhaben rechneten. Er erließ zugleich eine Art von Aufruf an die Rentenbesitzer, die Notarien, Wechselagenten u. s. w., ihre Stimme gegen diese Maaßregel zu erheben, um die gesetzgebenden Körper zum Stillstand zu bewegen. Hr. Bechard sprach für den Entwurf, und suchte durch umständliche Berechnungen zu zeigen, wie vortheilhaft die durch das Gesetz vom 1 Mai 1825 eingeführte Maaßregel des Rückkaufs der 3proc. Rente, die im Durchschnitt zu 72 Fr. 79 C. geschehen, gewesen sey. Er schlägt den Gewinn dabei für den Staat auf 112,427,352 Fr. an, wie aus einem Auszug der Operationen der Tilgungscasse mit Evidenz hervorgehe. Hr. Fould sprach sich gegen den Entwurf aus, ohne sich dabei in financielle Gründe einzulassen. Er stützte sich hauptsächlich auf politische Motive. Auch glaubt Hr. Fould, der Staat werde in den indirecten Steuern, wegen Verminderung der Consumtion der Rentiers, das verlieren, was die Maaßregel etwa eintrage.

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 117.
26 April 1840.

Spanien.

Eine telegraphische Depesche im Moniteur aus Bayonne vom 20 April meldet, daß am 15 April das Fort Aliaga nach einem kräftigen Widerstand in die Hände der Truppen der Königin gefallen sey.

Großbritannien.

Das Gerücht, daß Königin Victoria in gesegneten Umständen sey, erneuert sich. Die Age, sagt, freilich nicht ohne torystische Nebenbeziehung: „Sir J. Clark Med. Dr. befindet sich auf dem Windsor-Schloß. Unseres Dafürhaltens ist er der letzte Mann, der unter den jetzigen Umständen, welche für die Nation höchst interessant zu werden versprechen, zu Rathe gezogen werden sollte.“ In demselben Sinne meldet der Argus, daß in dieser Saison keine Hofbälle im Palast mehr stattfinden sollen, weil Ihre Maj. für jetzt alle heftige Leibesbewegung zu vermeiden habe.

Frankreich.

(Constitutionnel.) Eine höchst wichtige Nachricht hat sich diesen Abend (20) verbreitet; sie kam von London. Das französische Cabinet hat, in Würdigung des bedeutenden zwischen den Höfen von Neapel und London erhobenen Conflicts, seine Vermittelung angeboten, die sogleich von England angenommen ward. Frankreich ist durch diesen Act des Vertrauens von Seite seines Verbündeten zum Vermittler und Schiedsrichter dieser ernsten Differenz eingesetzt. Auf seinen Wunsch willigt England ein, die Feindseligkeiten zu suspendiren, so wie die Unterhandlungen begonnen haben werden, und während ihrer ganzen Dauer. Ein Dampfboot ist von Toulon abgegangen, um diese wichtige Kunde dem Hofe von Neapel zu überbringen, und auch ihm die Vermittelung Frankreichs anzubieten.

Der in der Sitzung der Deputirtenkammer am 20 April von dem Minister des öffentlichen Unterrichts für das Budget von 1841 verlangte Zuschußcredit für Errichtung eines Lehrstuhls der slavischen Sprache und Litteratur bei dem Collège de France beträgt 5000 Fr., der für Errichtung einer medicinischen Facultät in der Stadt Rennes 58,200 Fr, und der für Errichtung einer Facultät der Wissenschaften in derselben Stadt 25,000 Fr. Von der Rede des Hrn. Delaborde aus Anlaß der Discussion der Rentenconversion haben wir schon gestern den Inhalt kurz angeführt. Hr. Pelet (de la Lozère) folgte ihm auf der Tribune. Er hielt es nicht für nöthig, seinen Vorgänger zu widerlegen, sondern beschränkte sich auf eine genaue Darstellung des Stands der Frage, deren Lösung dringend sey; nur eine schnelle Lösung könne den unglücklichen Schwankungen im Steigen und Fallen der Staatsfonds, die immer dem Einflusse von Debatten, die kein Ende nehmen wollen, unterliegen, ein Ziel setzen. Doch müsse, wenn wirklich Umstände einträten, welche die Maaßregel unvollziehbar machten, dem Ministerium die ihm von dem Gesetze übertragene Befugniß bleiben, das Gesetz zu vollziehen oder nicht, mit der Verpflichtung, der Kammer die Beweggründe, die es dazu bestimmt, auseinander zu setzen. Hr. Liadières sprach gegen den Entwurf. Seine Aeußerungen erregten mehrmals heftiges Murren in der Kammer. Er beschuldigte nämlich die Anhänger der Conversion, daß sie auf die Kleinmüthigkeit, den Mangel an Einheit und die Schwäche der Rentiers bei ihrem Vorhaben rechneten. Er erließ zugleich eine Art von Aufruf an die Rentenbesitzer, die Notarien, Wechselagenten u. s. w., ihre Stimme gegen diese Maaßregel zu erheben, um die gesetzgebenden Körper zum Stillstand zu bewegen. Hr. Béchard sprach für den Entwurf, und suchte durch umständliche Berechnungen zu zeigen, wie vortheilhaft die durch das Gesetz vom 1 Mai 1825 eingeführte Maaßregel des Rückkaufs der 3proc. Rente, die im Durchschnitt zu 72 Fr. 79 C. geschehen, gewesen sey. Er schlägt den Gewinn dabei für den Staat auf 112,427,352 Fr. an, wie aus einem Auszug der Operationen der Tilgungscasse mit Evidenz hervorgehe. Hr. Fould sprach sich gegen den Entwurf aus, ohne sich dabei in financielle Gründe einzulassen. Er stützte sich hauptsächlich auf politische Motive. Auch glaubt Hr. Fould, der Staat werde in den indirecten Steuern, wegen Verminderung der Consumtion der Rentiers, das verlieren, was die Maaßregel etwa eintrage.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="0929"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Sonntag</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 117.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>26 April 1840.</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/>
        <p>Eine telegraphische Depesche im <hi rendition="#g">Moniteur</hi> aus Bayonne vom 20 April meldet, daß am 15 April das Fort Aliaga nach einem kräftigen Widerstand in die Hände der Truppen der Königin gefallen sey.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/>
        <p>Das Gerücht, daß Königin Victoria in gesegneten Umständen sey, erneuert sich. Die <hi rendition="#g">Age</hi>, sagt, freilich nicht ohne torystische Nebenbeziehung: &#x201E;Sir J. Clark Med. Dr. befindet sich auf dem Windsor-Schloß. Unseres Dafürhaltens ist er der letzte Mann, der unter den jetzigen Umständen, welche für die Nation höchst interessant zu werden versprechen, zu Rathe gezogen werden sollte.&#x201C; In demselben Sinne meldet der <hi rendition="#g">Argus</hi>, daß in dieser Saison keine Hofbälle im Palast mehr stattfinden sollen, weil Ihre Maj. <hi rendition="#g">für jetzt</hi> alle heftige Leibesbewegung zu vermeiden habe.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 21 April.</dateline><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Constitutionnel</hi>.) Eine höchst wichtige Nachricht hat sich diesen Abend (20) verbreitet; sie kam von London. Das französische Cabinet hat, in Würdigung des bedeutenden zwischen den Höfen von Neapel und London erhobenen Conflicts, seine Vermittelung angeboten, die sogleich von England angenommen ward. Frankreich ist durch diesen Act des Vertrauens von Seite seines Verbündeten zum Vermittler und Schiedsrichter dieser ernsten Differenz eingesetzt. Auf seinen Wunsch willigt England ein, die Feindseligkeiten zu suspendiren, so wie die Unterhandlungen begonnen haben werden, und während ihrer ganzen Dauer. Ein Dampfboot ist von Toulon abgegangen, um diese wichtige Kunde dem Hofe von Neapel zu überbringen, und auch ihm die Vermittelung Frankreichs anzubieten.</p><lb/>
          <p>Der in der Sitzung der <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> am 20 April von dem Minister des öffentlichen Unterrichts für das Budget von 1841 verlangte Zuschußcredit für Errichtung eines Lehrstuhls der slavischen Sprache und Litteratur bei dem Collège de France beträgt 5000 Fr., der für Errichtung einer medicinischen Facultät in der Stadt Rennes 58,200 Fr, und der für Errichtung einer Facultät der Wissenschaften in derselben Stadt 25,000 Fr. Von der Rede des Hrn. Delaborde aus Anlaß der Discussion der Rentenconversion haben wir schon gestern den Inhalt kurz angeführt. Hr. <hi rendition="#g">Pelet</hi> (de la Lozère) folgte ihm auf der Tribune. Er hielt es nicht für nöthig, seinen Vorgänger zu widerlegen, sondern beschränkte sich auf eine genaue Darstellung des Stands der Frage, deren Lösung dringend sey; nur eine schnelle Lösung könne den unglücklichen Schwankungen im Steigen und Fallen der Staatsfonds, die immer dem Einflusse von Debatten, die kein Ende nehmen wollen, unterliegen, ein Ziel setzen. Doch müsse, wenn wirklich Umstände einträten, welche die Maaßregel unvollziehbar machten, dem Ministerium die ihm von dem Gesetze übertragene Befugniß bleiben, das Gesetz zu vollziehen oder nicht, mit der Verpflichtung, der Kammer die Beweggründe, die es dazu bestimmt, auseinander zu setzen. Hr. <hi rendition="#g">Liadières</hi> sprach gegen den Entwurf. Seine Aeußerungen erregten mehrmals heftiges Murren in der Kammer. Er beschuldigte nämlich die Anhänger der Conversion, daß sie auf die Kleinmüthigkeit, den Mangel an Einheit und die Schwäche der Rentiers bei ihrem Vorhaben rechneten. Er erließ zugleich eine Art von Aufruf an die Rentenbesitzer, die Notarien, Wechselagenten u. s. w., ihre Stimme gegen diese Maaßregel zu erheben, um die gesetzgebenden Körper zum Stillstand zu bewegen. Hr. <hi rendition="#g">Béchard</hi> sprach für den Entwurf, und suchte durch umständliche Berechnungen zu zeigen, wie vortheilhaft die durch das Gesetz vom 1 Mai 1825 eingeführte Maaßregel des Rückkaufs der 3proc. Rente, die im Durchschnitt zu 72 Fr. 79 C. geschehen, gewesen sey. Er schlägt den Gewinn dabei für den Staat auf 112,427,352 Fr. an, wie aus einem Auszug der Operationen der Tilgungscasse mit Evidenz hervorgehe. Hr. <hi rendition="#g">Fould</hi> sprach sich gegen den Entwurf aus, ohne sich dabei in financielle Gründe einzulassen. Er stützte sich hauptsächlich auf politische Motive. Auch glaubt Hr. Fould, der Staat werde in den indirecten Steuern, wegen Verminderung der Consumtion der Rentiers, das verlieren, was die Maaßregel etwa eintrage.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0929/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nr. 117. 26 April 1840. Spanien. Eine telegraphische Depesche im Moniteur aus Bayonne vom 20 April meldet, daß am 15 April das Fort Aliaga nach einem kräftigen Widerstand in die Hände der Truppen der Königin gefallen sey. Großbritannien. Das Gerücht, daß Königin Victoria in gesegneten Umständen sey, erneuert sich. Die Age, sagt, freilich nicht ohne torystische Nebenbeziehung: „Sir J. Clark Med. Dr. befindet sich auf dem Windsor-Schloß. Unseres Dafürhaltens ist er der letzte Mann, der unter den jetzigen Umständen, welche für die Nation höchst interessant zu werden versprechen, zu Rathe gezogen werden sollte.“ In demselben Sinne meldet der Argus, daß in dieser Saison keine Hofbälle im Palast mehr stattfinden sollen, weil Ihre Maj. für jetzt alle heftige Leibesbewegung zu vermeiden habe. Frankreich. _ Paris, 21 April. (Constitutionnel.) Eine höchst wichtige Nachricht hat sich diesen Abend (20) verbreitet; sie kam von London. Das französische Cabinet hat, in Würdigung des bedeutenden zwischen den Höfen von Neapel und London erhobenen Conflicts, seine Vermittelung angeboten, die sogleich von England angenommen ward. Frankreich ist durch diesen Act des Vertrauens von Seite seines Verbündeten zum Vermittler und Schiedsrichter dieser ernsten Differenz eingesetzt. Auf seinen Wunsch willigt England ein, die Feindseligkeiten zu suspendiren, so wie die Unterhandlungen begonnen haben werden, und während ihrer ganzen Dauer. Ein Dampfboot ist von Toulon abgegangen, um diese wichtige Kunde dem Hofe von Neapel zu überbringen, und auch ihm die Vermittelung Frankreichs anzubieten. Der in der Sitzung der Deputirtenkammer am 20 April von dem Minister des öffentlichen Unterrichts für das Budget von 1841 verlangte Zuschußcredit für Errichtung eines Lehrstuhls der slavischen Sprache und Litteratur bei dem Collège de France beträgt 5000 Fr., der für Errichtung einer medicinischen Facultät in der Stadt Rennes 58,200 Fr, und der für Errichtung einer Facultät der Wissenschaften in derselben Stadt 25,000 Fr. Von der Rede des Hrn. Delaborde aus Anlaß der Discussion der Rentenconversion haben wir schon gestern den Inhalt kurz angeführt. Hr. Pelet (de la Lozère) folgte ihm auf der Tribune. Er hielt es nicht für nöthig, seinen Vorgänger zu widerlegen, sondern beschränkte sich auf eine genaue Darstellung des Stands der Frage, deren Lösung dringend sey; nur eine schnelle Lösung könne den unglücklichen Schwankungen im Steigen und Fallen der Staatsfonds, die immer dem Einflusse von Debatten, die kein Ende nehmen wollen, unterliegen, ein Ziel setzen. Doch müsse, wenn wirklich Umstände einträten, welche die Maaßregel unvollziehbar machten, dem Ministerium die ihm von dem Gesetze übertragene Befugniß bleiben, das Gesetz zu vollziehen oder nicht, mit der Verpflichtung, der Kammer die Beweggründe, die es dazu bestimmt, auseinander zu setzen. Hr. Liadières sprach gegen den Entwurf. Seine Aeußerungen erregten mehrmals heftiges Murren in der Kammer. Er beschuldigte nämlich die Anhänger der Conversion, daß sie auf die Kleinmüthigkeit, den Mangel an Einheit und die Schwäche der Rentiers bei ihrem Vorhaben rechneten. Er erließ zugleich eine Art von Aufruf an die Rentenbesitzer, die Notarien, Wechselagenten u. s. w., ihre Stimme gegen diese Maaßregel zu erheben, um die gesetzgebenden Körper zum Stillstand zu bewegen. Hr. Béchard sprach für den Entwurf, und suchte durch umständliche Berechnungen zu zeigen, wie vortheilhaft die durch das Gesetz vom 1 Mai 1825 eingeführte Maaßregel des Rückkaufs der 3proc. Rente, die im Durchschnitt zu 72 Fr. 79 C. geschehen, gewesen sey. Er schlägt den Gewinn dabei für den Staat auf 112,427,352 Fr. an, wie aus einem Auszug der Operationen der Tilgungscasse mit Evidenz hervorgehe. Hr. Fould sprach sich gegen den Entwurf aus, ohne sich dabei in financielle Gründe einzulassen. Er stützte sich hauptsächlich auf politische Motive. Auch glaubt Hr. Fould, der Staat werde in den indirecten Steuern, wegen Verminderung der Consumtion der Rentiers, das verlieren, was die Maaßregel etwa eintrage.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_117_18400426
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_117_18400426/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 117. Augsburg, 26. April 1840, S. 0929. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_117_18400426/1>, abgerufen am 29.03.2024.