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Allgemeine Zeitung. Nr. 148. Augsburg, 27. Mai 1840.

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Dieß sind die Resultate des eilf Monate langen Landtages. Das Vertrauen zwischen Land und Regierung ist wieder befestigt, die Agitation im Lande beschwichtigt, wichtige Gesetze beurkunden den Fortschritt, und ausgesandte Deputationen zeigen, daß wir auf der eingeschlagenen gesetzlichen Bahn ruhiger Reformen fortschreiten wollen; dieser Bewegung aber bleibt keine Classe mehr im Lande fremd, denn selbst jene, die, im Besitz aller Privilegien, kaum noch etwas gewinnen können, entziehen sich nicht mehr dem Volke. Bei diesen Resultaten des Landtags kann die ungarische Aristokratie stolz auf ihn zurückblicken, so wie auf die Männer, denen dieser Ausgang zu verdanken ist. Hier ist zuvörderst der Erzherzog Palatin zu nennen, der beste Patriot Ungarns, dann Graf Anton Majlath der Kanzler, und Georg Majlath der Judex curiae, deren Name in der Geschichte Ungarns gleichbedeutend mit Reform und Fortschritt seyn wird. Bei der Ständetafel, wo der Personal Stephan Szerencsy mit einer Unparteilichkeit, welche die Hochachtung des ganzen Landtags ihm erwarb, präsidirte, überragte ein Mann alle übrigen an Talent, Beredsamkeit und Patriotismus, Deak, dessen Superiorität Jeder anerkannte, ohne daß sie Jemanden gedrückt hätte, zu dessen Lobe sich alle Parteien vereinigten. Neben ihm standen vorzüglich Klauzal, Beöthy, Pazmandy, Luka Zarka, Bezeredy und Szent Ivany, deren Beredsamkeit und Einsicht den Stolz der Opposition ausmachten; ihnen gegenüber Andrafy, Zsedeny und Uermeny, alles Männer von unbestreitbarem Talent, die jedem gesetzgebenden Körper Ehre machen würden. Unter den Städtedeputirten machten sich besonders Vaghy, Tretter und Toperczer bemerkbar. Noch sind die Notärs zu erwähnen: bei den Ständen der greise Paloczy, ebenso gewandt mit der Schrift wie mit der Rede, von ausgedehntem historischem Wissen, den der Landtag unter dem Namen des "alten Puritaners" kannte, und der unermüdliche Szent-Kiraly, bei der Magnatentafel vor Allem Protonotar Szügyeny. Unter den Rednern der obern Tafel zeichnete sich von den Würdenträgern nach dem Judex curiae besonders Bischof Lonovics und der Kronhüter Graf Teleky aus, dann Graf Aurel Dessewssy, das eminenteste Talent der Regierungspartei, dessen rastlose Thätigkeit viel zu der günstigen Wendung des Landtags beitrug, neben ihm B. Josika (nicht der Romanschreiber). Bei der Opposition, wo wir den Namen Esterhazy, Erdody, Zichy, Palsy, Szapary, Karoly, Andrassy und Andere mehr vielfach begegnen, waren es vorzüglich drei Männer, die zu nennen sind: der berühmte Graf Szecheny, der geistvolle Schriftsteller B. Joseph Cötvös und Graf Louis Batthyany, eine Römerseele. Doch wozu da vieler Namen erwähnen, wo jeder, welcher Partei er auch angehört, seine Pflicht gethan.

Die Asche Napoleons.

Die Commission der Deputirtenkammer hat, nachdem sie für das Grab Napoleons die Invalidenkirche gewählt, in ihrer Sitzung am 21 beschlossen, daß der ganze unter der Kuppel gelegene Theil der Kirche sammt seinen vier Capellen für das dem Kaiser zu errichtende Mausoleum bestimmt werden soll. Die Gräber Turenne's und Vaubans bleiben dort, aber ein besonderes Gesetz soll bestimmen, daß künftighin die Asche keines Andern mehr in diesem Gebäude beigesetzt werden dürfe. Die Commission hat auch beantragt, daß eine Reiterstatue des Kaisers errichtet und daß die kaiserliche Krone auf den Sarg niedergelegt werde. Der Ort ist hiezu noch nicht bestimmt. Die Commission wird am 22 der Kammer ihren Bericht abstatten.

Pariser Nachrichten von neuestem Datum und aus der zuverlässigsten Quelle schildern den Eindruck, welchen der Entschluß des Gouvernements, die sterblichen Reste des Kaisers nach Frankreich zu bringen, bei allen politischen Parteien hervorgebracht hat. Am interessantesten ist offenbar die Situation, in welche die sogenannte Bonapartistische Partei sich versetzt sieht. Der Regierung galt es darum ein Schisma in dieselbe zu bringen. Dieser Plan ist ihr vollkommen gelungen. Der Name des Kaisers ist eine Zauberformel, der nur wenige Personen widerstehen. In diesem Sinne sind die meisten Franzosen Bonapartisten. Dieser immensen Majorität wird genug gethan; der Flecken, welcher auf der Nationalehre haftete, weil Frankreich den Herrscher seiner Wahl nicht zu beschirmen wußte, scheint getilgt, die Pforten seines Gefängnisses sind gesprengt: er wird in seinem Reiche ruhen. Die Regierung gibt den Franzosen den Körper des Mannes, und ruft ihnen zu: "da habt ihr Alles, was außer dem Ruhme von ihm übrig ist!" Damit empfängt die Prätendentenpartei den Todesstreich. Die Gefangenschaft des Kaisers, sein Tod in dem großen Kerker, dessen Mauer das Weltmeer war, sein Grab in fremder Erde, die Verjagung seiner Familie um ihres Namens willen - das waren Gedanken, die Tausende von Franzosen gewiß des Tages einmal dachten und die gar viele Sympathien für die Personen erweckten, welche der Glanz des großen Mannes umgeben, und die sein Untergang ins Mißgeschick gestürzt hatte. Die Apotheose, welche das französische Volk dem vergötterten Namen jetzt zu bereiten im Begriffe steht, zerstört jene Sympathien. Man kann das Andenken an den großen Herrscher jetzt in anderer Weise feiern, als durch Ergebenheit und Anhänglichkeit an seine Verwandten. Die ganze Nation darf und soll jetzt Napoleonistisch seyn: eben darum ist die Partei, welche die Ansprüche der Familie Bonaparte vertritt, bestürzt, muthlos, und sieht ihr Spiel verloren. - Indem die jetzige Regierung Napoleon ganz als der Geschichte angehörig behandelt, und ohne Neid und Eifersucht alle Ruhmesstrahlen um sein Haupt sammelt, concentrirt sich Größe, moralische Gewalt, Anspruch, Alles in seiner Person, und es bleibt auch ganz und gar nichts für seine Familie übrig. - Der Grund, weßhalb das Hotel der Invaliden zu seiner Ruhestätte gewählt worden, ist durchaus politisch. Bekanntlich hatte Napoleon die Gruft von St. Denis, welche von der Revolution profanirt worden war, wieder herstellen, und für sich und die kaiserliche Familie die letzte Wohnung allda bereiten lassen. Der erste und einzige von den Seinen, dessen Leiche dort beigesetzt wurde, war der 1807 verstorbene älteste Sohn des Königs Louis von Holland, lange Zeit der präsumtive Nachfolger in der französischen Krone. Die Restauration hat dem Napoleonischen Prinzen diese Ruhestätte nicht gegönnt, sondern seine Gebeine auf dem Kirchhof verscharren lassen. - Welche Grabstätte dem Kaiser nach seiner Ansicht gebührt haben würde, darüber ist also wohl kein Zweifel: keine andere, als diejenige, die er sich selbst bereiten ließ. Aber eine Herrschergruft, worin ganze Dynastien liegen, erinnert an Erblichkeit, an Familienherrschaft, und der jetzige Throninhaber hat nicht vergessen, daß Napoleon 1815 nur zu Gunsten seines Sohnes entsagt hat, und daß das kaiserliche Familiengesetz vom 31 März 1806 auch für den Fall Vorsorge getroffen hatte, daß keine directe Nachkommenschaft vorhanden war. - Der Platz im Dome der Invaliden erinnert nur an den großen Feldherrn: neben diesem zu ruhen, darauf hat Niemand ein Recht; seine Größe ist ganz persönlich. Ein Platz neben dem Kaiser in St. Denis hätte der Leiche des Königs von Rom, Napoleon II, zunächst gebührt,

Dieß sind die Resultate des eilf Monate langen Landtages. Das Vertrauen zwischen Land und Regierung ist wieder befestigt, die Agitation im Lande beschwichtigt, wichtige Gesetze beurkunden den Fortschritt, und ausgesandte Deputationen zeigen, daß wir auf der eingeschlagenen gesetzlichen Bahn ruhiger Reformen fortschreiten wollen; dieser Bewegung aber bleibt keine Classe mehr im Lande fremd, denn selbst jene, die, im Besitz aller Privilegien, kaum noch etwas gewinnen können, entziehen sich nicht mehr dem Volke. Bei diesen Resultaten des Landtags kann die ungarische Aristokratie stolz auf ihn zurückblicken, so wie auf die Männer, denen dieser Ausgang zu verdanken ist. Hier ist zuvörderst der Erzherzog Palatin zu nennen, der beste Patriot Ungarns, dann Graf Anton Majláth der Kanzler, und Georg Majláth der Judex curiae, deren Name in der Geschichte Ungarns gleichbedeutend mit Reform und Fortschritt seyn wird. Bei der Ständetafel, wo der Personal Stephan Szerencsy mit einer Unparteilichkeit, welche die Hochachtung des ganzen Landtags ihm erwarb, präsidirte, überragte ein Mann alle übrigen an Talent, Beredsamkeit und Patriotismus, Deák, dessen Superiorität Jeder anerkannte, ohne daß sie Jemanden gedrückt hätte, zu dessen Lobe sich alle Parteien vereinigten. Neben ihm standen vorzüglich Klauzál, Beöthy, Pázmándy, Luka Zarka, Bezeredy und Szent Ivány, deren Beredsamkeit und Einsicht den Stolz der Opposition ausmachten; ihnen gegenüber Andráfy, Zsedény und Uermény, alles Männer von unbestreitbarem Talent, die jedem gesetzgebenden Körper Ehre machen würden. Unter den Städtedeputirten machten sich besonders Vághy, Tretter und Toperczer bemerkbar. Noch sind die Notärs zu erwähnen: bei den Ständen der greise Palóczy, ebenso gewandt mit der Schrift wie mit der Rede, von ausgedehntem historischem Wissen, den der Landtag unter dem Namen des „alten Puritaners“ kannte, und der unermüdliche Szent-Király, bei der Magnatentafel vor Allem Protonotar Szügyény. Unter den Rednern der obern Tafel zeichnete sich von den Würdenträgern nach dem Judex curiae besonders Bischof Lonovics und der Kronhüter Graf Teleky aus, dann Graf Aurel Dessewssy, das eminenteste Talent der Regierungspartei, dessen rastlose Thätigkeit viel zu der günstigen Wendung des Landtags beitrug, neben ihm B. Jósika (nicht der Romanschreiber). Bei der Opposition, wo wir den Namen Esterházy, Erdódy, Zichy, Pálsy, Szapáry, Károly, Andrássy und Andere mehr vielfach begegnen, waren es vorzüglich drei Männer, die zu nennen sind: der berühmte Graf Szécheny, der geistvolle Schriftsteller B. Joseph Cötvös und Graf Louis Batthyány, eine Römerseele. Doch wozu da vieler Namen erwähnen, wo jeder, welcher Partei er auch angehört, seine Pflicht gethan.

Die Asche Napoleons.

Die Commission der Deputirtenkammer hat, nachdem sie für das Grab Napoleons die Invalidenkirche gewählt, in ihrer Sitzung am 21 beschlossen, daß der ganze unter der Kuppel gelegene Theil der Kirche sammt seinen vier Capellen für das dem Kaiser zu errichtende Mausoleum bestimmt werden soll. Die Gräber Turenne's und Vaubans bleiben dort, aber ein besonderes Gesetz soll bestimmen, daß künftighin die Asche keines Andern mehr in diesem Gebäude beigesetzt werden dürfe. Die Commission hat auch beantragt, daß eine Reiterstatue des Kaisers errichtet und daß die kaiserliche Krone auf den Sarg niedergelegt werde. Der Ort ist hiezu noch nicht bestimmt. Die Commission wird am 22 der Kammer ihren Bericht abstatten.

Pariser Nachrichten von neuestem Datum und aus der zuverlässigsten Quelle schildern den Eindruck, welchen der Entschluß des Gouvernements, die sterblichen Reste des Kaisers nach Frankreich zu bringen, bei allen politischen Parteien hervorgebracht hat. Am interessantesten ist offenbar die Situation, in welche die sogenannte Bonapartistische Partei sich versetzt sieht. Der Regierung galt es darum ein Schisma in dieselbe zu bringen. Dieser Plan ist ihr vollkommen gelungen. Der Name des Kaisers ist eine Zauberformel, der nur wenige Personen widerstehen. In diesem Sinne sind die meisten Franzosen Bonapartisten. Dieser immensen Majorität wird genug gethan; der Flecken, welcher auf der Nationalehre haftete, weil Frankreich den Herrscher seiner Wahl nicht zu beschirmen wußte, scheint getilgt, die Pforten seines Gefängnisses sind gesprengt: er wird in seinem Reiche ruhen. Die Regierung gibt den Franzosen den Körper des Mannes, und ruft ihnen zu: „da habt ihr Alles, was außer dem Ruhme von ihm übrig ist!“ Damit empfängt die Prätendentenpartei den Todesstreich. Die Gefangenschaft des Kaisers, sein Tod in dem großen Kerker, dessen Mauer das Weltmeer war, sein Grab in fremder Erde, die Verjagung seiner Familie um ihres Namens willen – das waren Gedanken, die Tausende von Franzosen gewiß des Tages einmal dachten und die gar viele Sympathien für die Personen erweckten, welche der Glanz des großen Mannes umgeben, und die sein Untergang ins Mißgeschick gestürzt hatte. Die Apotheose, welche das französische Volk dem vergötterten Namen jetzt zu bereiten im Begriffe steht, zerstört jene Sympathien. Man kann das Andenken an den großen Herrscher jetzt in anderer Weise feiern, als durch Ergebenheit und Anhänglichkeit an seine Verwandten. Die ganze Nation darf und soll jetzt Napoleonistisch seyn: eben darum ist die Partei, welche die Ansprüche der Familie Bonaparte vertritt, bestürzt, muthlos, und sieht ihr Spiel verloren. – Indem die jetzige Regierung Napoleon ganz als der Geschichte angehörig behandelt, und ohne Neid und Eifersucht alle Ruhmesstrahlen um sein Haupt sammelt, concentrirt sich Größe, moralische Gewalt, Anspruch, Alles in seiner Person, und es bleibt auch ganz und gar nichts für seine Familie übrig. – Der Grund, weßhalb das Hotel der Invaliden zu seiner Ruhestätte gewählt worden, ist durchaus politisch. Bekanntlich hatte Napoleon die Gruft von St. Denis, welche von der Revolution profanirt worden war, wieder herstellen, und für sich und die kaiserliche Familie die letzte Wohnung allda bereiten lassen. Der erste und einzige von den Seinen, dessen Leiche dort beigesetzt wurde, war der 1807 verstorbene älteste Sohn des Königs Louis von Holland, lange Zeit der präsumtive Nachfolger in der französischen Krone. Die Restauration hat dem Napoleonischen Prinzen diese Ruhestätte nicht gegönnt, sondern seine Gebeine auf dem Kirchhof verscharren lassen. – Welche Grabstätte dem Kaiser nach seiner Ansicht gebührt haben würde, darüber ist also wohl kein Zweifel: keine andere, als diejenige, die er sich selbst bereiten ließ. Aber eine Herrschergruft, worin ganze Dynastien liegen, erinnert an Erblichkeit, an Familienherrschaft, und der jetzige Throninhaber hat nicht vergessen, daß Napoleon 1815 nur zu Gunsten seines Sohnes entsagt hat, und daß das kaiserliche Familiengesetz vom 31 März 1806 auch für den Fall Vorsorge getroffen hatte, daß keine directe Nachkommenschaft vorhanden war. – Der Platz im Dome der Invaliden erinnert nur an den großen Feldherrn: neben diesem zu ruhen, darauf hat Niemand ein Recht; seine Größe ist ganz persönlich. Ein Platz neben dem Kaiser in St. Denis hätte der Leiche des Königs von Rom, Napoleon II, zunächst gebührt,

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[1179/0011] Dieß sind die Resultate des eilf Monate langen Landtages. Das Vertrauen zwischen Land und Regierung ist wieder befestigt, die Agitation im Lande beschwichtigt, wichtige Gesetze beurkunden den Fortschritt, und ausgesandte Deputationen zeigen, daß wir auf der eingeschlagenen gesetzlichen Bahn ruhiger Reformen fortschreiten wollen; dieser Bewegung aber bleibt keine Classe mehr im Lande fremd, denn selbst jene, die, im Besitz aller Privilegien, kaum noch etwas gewinnen können, entziehen sich nicht mehr dem Volke. Bei diesen Resultaten des Landtags kann die ungarische Aristokratie stolz auf ihn zurückblicken, so wie auf die Männer, denen dieser Ausgang zu verdanken ist. Hier ist zuvörderst der Erzherzog Palatin zu nennen, der beste Patriot Ungarns, dann Graf Anton Majláth der Kanzler, und Georg Majláth der Judex curiae, deren Name in der Geschichte Ungarns gleichbedeutend mit Reform und Fortschritt seyn wird. Bei der Ständetafel, wo der Personal Stephan Szerencsy mit einer Unparteilichkeit, welche die Hochachtung des ganzen Landtags ihm erwarb, präsidirte, überragte ein Mann alle übrigen an Talent, Beredsamkeit und Patriotismus, Deák, dessen Superiorität Jeder anerkannte, ohne daß sie Jemanden gedrückt hätte, zu dessen Lobe sich alle Parteien vereinigten. Neben ihm standen vorzüglich Klauzál, Beöthy, Pázmándy, Luka Zarka, Bezeredy und Szent Ivány, deren Beredsamkeit und Einsicht den Stolz der Opposition ausmachten; ihnen gegenüber Andráfy, Zsedény und Uermény, alles Männer von unbestreitbarem Talent, die jedem gesetzgebenden Körper Ehre machen würden. Unter den Städtedeputirten machten sich besonders Vághy, Tretter und Toperczer bemerkbar. Noch sind die Notärs zu erwähnen: bei den Ständen der greise Palóczy, ebenso gewandt mit der Schrift wie mit der Rede, von ausgedehntem historischem Wissen, den der Landtag unter dem Namen des „alten Puritaners“ kannte, und der unermüdliche Szent-Király, bei der Magnatentafel vor Allem Protonotar Szügyény. Unter den Rednern der obern Tafel zeichnete sich von den Würdenträgern nach dem Judex curiae besonders Bischof Lonovics und der Kronhüter Graf Teleky aus, dann Graf Aurel Dessewssy, das eminenteste Talent der Regierungspartei, dessen rastlose Thätigkeit viel zu der günstigen Wendung des Landtags beitrug, neben ihm B. Jósika (nicht der Romanschreiber). Bei der Opposition, wo wir den Namen Esterházy, Erdódy, Zichy, Pálsy, Szapáry, Károly, Andrássy und Andere mehr vielfach begegnen, waren es vorzüglich drei Männer, die zu nennen sind: der berühmte Graf Szécheny, der geistvolle Schriftsteller B. Joseph Cötvös und Graf Louis Batthyány, eine Römerseele. Doch wozu da vieler Namen erwähnen, wo jeder, welcher Partei er auch angehört, seine Pflicht gethan. Die Asche Napoleons. Die Commission der Deputirtenkammer hat, nachdem sie für das Grab Napoleons die Invalidenkirche gewählt, in ihrer Sitzung am 21 beschlossen, daß der ganze unter der Kuppel gelegene Theil der Kirche sammt seinen vier Capellen für das dem Kaiser zu errichtende Mausoleum bestimmt werden soll. Die Gräber Turenne's und Vaubans bleiben dort, aber ein besonderes Gesetz soll bestimmen, daß künftighin die Asche keines Andern mehr in diesem Gebäude beigesetzt werden dürfe. Die Commission hat auch beantragt, daß eine Reiterstatue des Kaisers errichtet und daß die kaiserliche Krone auf den Sarg niedergelegt werde. Der Ort ist hiezu noch nicht bestimmt. Die Commission wird am 22 der Kammer ihren Bericht abstatten. _ Frankfurt a. M., 20 Mai. Pariser Nachrichten von neuestem Datum und aus der zuverlässigsten Quelle schildern den Eindruck, welchen der Entschluß des Gouvernements, die sterblichen Reste des Kaisers nach Frankreich zu bringen, bei allen politischen Parteien hervorgebracht hat. Am interessantesten ist offenbar die Situation, in welche die sogenannte Bonapartistische Partei sich versetzt sieht. Der Regierung galt es darum ein Schisma in dieselbe zu bringen. Dieser Plan ist ihr vollkommen gelungen. Der Name des Kaisers ist eine Zauberformel, der nur wenige Personen widerstehen. In diesem Sinne sind die meisten Franzosen Bonapartisten. Dieser immensen Majorität wird genug gethan; der Flecken, welcher auf der Nationalehre haftete, weil Frankreich den Herrscher seiner Wahl nicht zu beschirmen wußte, scheint getilgt, die Pforten seines Gefängnisses sind gesprengt: er wird in seinem Reiche ruhen. Die Regierung gibt den Franzosen den Körper des Mannes, und ruft ihnen zu: „da habt ihr Alles, was außer dem Ruhme von ihm übrig ist!“ Damit empfängt die Prätendentenpartei den Todesstreich. Die Gefangenschaft des Kaisers, sein Tod in dem großen Kerker, dessen Mauer das Weltmeer war, sein Grab in fremder Erde, die Verjagung seiner Familie um ihres Namens willen – das waren Gedanken, die Tausende von Franzosen gewiß des Tages einmal dachten und die gar viele Sympathien für die Personen erweckten, welche der Glanz des großen Mannes umgeben, und die sein Untergang ins Mißgeschick gestürzt hatte. Die Apotheose, welche das französische Volk dem vergötterten Namen jetzt zu bereiten im Begriffe steht, zerstört jene Sympathien. Man kann das Andenken an den großen Herrscher jetzt in anderer Weise feiern, als durch Ergebenheit und Anhänglichkeit an seine Verwandten. Die ganze Nation darf und soll jetzt Napoleonistisch seyn: eben darum ist die Partei, welche die Ansprüche der Familie Bonaparte vertritt, bestürzt, muthlos, und sieht ihr Spiel verloren. – Indem die jetzige Regierung Napoleon ganz als der Geschichte angehörig behandelt, und ohne Neid und Eifersucht alle Ruhmesstrahlen um sein Haupt sammelt, concentrirt sich Größe, moralische Gewalt, Anspruch, Alles in seiner Person, und es bleibt auch ganz und gar nichts für seine Familie übrig. – Der Grund, weßhalb das Hotel der Invaliden zu seiner Ruhestätte gewählt worden, ist durchaus politisch. Bekanntlich hatte Napoleon die Gruft von St. Denis, welche von der Revolution profanirt worden war, wieder herstellen, und für sich und die kaiserliche Familie die letzte Wohnung allda bereiten lassen. Der erste und einzige von den Seinen, dessen Leiche dort beigesetzt wurde, war der 1807 verstorbene älteste Sohn des Königs Louis von Holland, lange Zeit der präsumtive Nachfolger in der französischen Krone. Die Restauration hat dem Napoleonischen Prinzen diese Ruhestätte nicht gegönnt, sondern seine Gebeine auf dem Kirchhof verscharren lassen. – Welche Grabstätte dem Kaiser nach seiner Ansicht gebührt haben würde, darüber ist also wohl kein Zweifel: keine andere, als diejenige, die er sich selbst bereiten ließ. Aber eine Herrschergruft, worin ganze Dynastien liegen, erinnert an Erblichkeit, an Familienherrschaft, und der jetzige Throninhaber hat nicht vergessen, daß Napoleon 1815 nur zu Gunsten seines Sohnes entsagt hat, und daß das kaiserliche Familiengesetz vom 31 März 1806 auch für den Fall Vorsorge getroffen hatte, daß keine directe Nachkommenschaft vorhanden war. – Der Platz im Dome der Invaliden erinnert nur an den großen Feldherrn: neben diesem zu ruhen, darauf hat Niemand ein Recht; seine Größe ist ganz persönlich. Ein Platz neben dem Kaiser in St. Denis hätte der Leiche des Königs von Rom, Napoleon II, zunächst gebührt,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 148. Augsburg, 27. Mai 1840, S. 1179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_148_18400527/11>, abgerufen am 28.04.2024.