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Allgemeine Zeitung. Nr. 152. Augsburg, 31. Mai 1840.

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Zeit einen totalen Umschwung aller socialen Verhältnisse vorbereiten, nämlich Dampfschifffahrt und Eisenbahnen, nicht unbeachtet bleiben konnten, ist in einem Lande, wo die Intelligenz sich zu einem so hohen Grade entwickelt hat, natürlich. Schon lange besteht zwischen Venedig und Triest eine regelmäßige Dampfschifffahrtslinie.

Die feurigen Pferde Fultons befahren die herrlichen lombardischen und venezianischen Seen, und vielleicht wird auch bald der majestätische Po, des Königreichs mächtigster Fluß, von den Schaufelrädern der Dampfschiffe gefurcht seyn. Durch die Bewilligung zur Ausführung einer Eisenbahn von Venedig nach Mailand errichtete sich die Fürsorge der Regierung das großartigste Denkmal zur Belebung des Handels und des Gewerbsfleißes, und gesegnet wird das Andenken eines Monarchen bleiben, durch dessen Schutz und Gnade ein Unternehmen begründet ward, durch welches den Bewohnern eines von der Natur so reich ausgestatteten Landes dauernde Wohlthaten zufließen werden.

Angeregt von der einleuchtenden Wichtigkeit der Eisenbahnen, vereinigten sich einige der vorzüglichsten Kaufleute Venedigs und Mailands zur Gründung einer Gesellschaft für den Bau einer die beiden Hauptstädte des Königreichs, Venedig und Mailand, verbindenden Eisenbahn, und Se. k. k. Majestät Ferdinand I geruhten mit Allerhöchster Entschließung vom 25 Februar 1837 die Bildung dieser Gesellschaft zu genehmigen. Die Anregung, durch diese Art von Straßen den Verkehr allseitig zu beleben und zu steigern, gab sich sofort mehrfältig kund. Schon im Julius 1837 erhielten die HH. Bruschetti und Volta ein Privilegium auf eine Eisenbahn von Mailand nach Como. Durch eine zweite Gesellschaft ward die Anlegung einer Eisenbahn von Mailand nach Monza beantragt und nach erhaltener Bewilligung der Bau so thätig betrieben, daß diese Bahn vor allen andern sich der Vollendung erfreute und demnächst der Benützung eröffnet werden wird.

Eine sich der ebenerwähnten anschließende Gesellschaft hat bereits die Ausdehnung dieser Bahn von Monza bis Bergamo höchsten Orts nachgesucht und sieht der Ertheilung des Bauconsenses demnächst entgegen, so wie sie auch neuerlichst bei den Localbehörden in Mailand schon wegen abermaliger Verlängerung von Bergamo gegen Brescia eingeschritten ist, um sich mit der Venezianer-Mailänder Bahn zu vereinigen. Daß die obenerwähnte Eisenbahn von Mailand nach Como bis jetzt noch nicht zur Ausführung kam, ist etwas unerklärlich, mag aber seinen Aufschluß vielleicht darin finden, daß die Inconvenienz, ein Drittheil der ganzen Bahnstrecke fast parallel in geringer Entfernung von der Monzabahn führen zu müssen, so einleuchtend ist, daß mit Recht zu vermuthen steht, der Besitzer dieses Privilegiums werde sich an die Monzabahn anschließen. Die Ansicht, daß die Comerbahn von Monza aus fortzusetzen sey, zeigt sich nach allen Schlüssen und Vordersätzen als die gerechtfertigtste.

Beachten wir die Lage Como's als Sammelplatz des Verkehrs zwischen der Lombardei, der Schweiz und dem südwestlichen Deutschland, die Verbindung, in welche Como und Monza mittelst der oberwähnten schönen Straße von Lecco über den Splügen treten, und die vielfachen wichtigen industriellen und geselligen Beziehungen, welche dem nördlichen Theile der Lombardei und dem so beachtenswerthen Hügellande der Brianza durch diese Eisenbahn zuwachsen; so erscheint diese Unternehmung in dem günstigsten Lichte, insofern sich die obengedachte Verbindung realisirt. Daß die Richtung der Bahn von Mailand nach Como über Monza diejenige sey, auf welche allein die ganze Bedeutsamkeit und der Einfluß derselben geltend gemacht werden kann, scheint nach der Oertlichkeit außer allem Zweifel, und es steht daher diese Vereinigung in der größten Wahrscheinlichkeit. Eine fernere Eisenbahn wurde durch Hrn. Giacomelli proponirt, welche Treviso mit Mestre verbinden soll, und ein Seitenflügel von Verona nach Mantua wurde seit längerer Zeit von der Venezianer Mailänder-Gesellschaft höchsten Orts nachgesucht. Man ersieht aus diesem Allem, wie lebhaft die Idee der Führung von Eisenbahnen Raum gewann, und wie sich die Anlage eines Netzes solcher Bahnen über den Boden der Lombardie vorbereitet.

Ich kehre nun zu dem Ueberblick der großartigsten dieser Unternehmungen, der Riesenbahn von Venedig nach Mailand, zurück.

Diese durchaus als Doppelbahn zu führende Straße durchzieht in 22 geraden Linien, das heißt in 22 Abtheilungen, deren jede in möglichst gerader Linie geführt ist, die fruchtbarsten und volkreichsten Gegenden von Oberitalien, nämlich die Delegationen (Venedig), das alte Dogado, Padua, Vicenza, Verona, Mantua, Brescia, Bergamo und Mailand; also acht von den siebzehn Delegationen, Provinzen, Kreisen des Königreichs - Provinzen, allwo Agricultur, Industrie und Gewerbfleiß, Künste und Wissenschaften in kräftigster Blüthe stehen, wo der gesegnete Boden der Lombardei dem Fleiße seiner Cultur die üppigsten Gaben spendet, und die Attractionskraft italienischer Natur und Kunst die Reisenden aus allen Ländern Europa's fesselt. Sie berührt auf ihrem Zuge mehrere der größten und merkwürdigsten Städte des Königreichs, das an Kunstschätzen so überreiche, durch nationelle Eigenthümlichkeit so ausgezeichnete, von dem Strahlenglanze historischer Erinnerungen verklärte Venedig, das classische Padua, schon Strabo bekannt, mit seiner berühmten, über ein halbes Jahrtausend zählenden Hochschule und St. Antons berühmtem Tempel, dem Ziele zahlloser frommer Pilger, Vicenza, der Geburtsort Palladio's und mit den herrlichsten Bauwerken dieses großen Künstlers geschmückt, Verona, wo Marius gegen die Cimbern kämpfte, welches Attila geschaut, die Helden des Nibelungenliedes und die longobardischen Könige, wo das kolossale Amphitheater, der Glanz der Antiken und der Schauplatz von Romeo's und Juliens Liebe den Zauber der romantischen Erinnerung weckt u. s. w. Durch regen Verkehr belebte wichtige Hauptverbindungen treffen dort zusammen: die Seitendoppelbahn von Treviglio nach Bergamo führt durch einen der bevölkertsten Landstriche Italiens zu der gewerbsthätigen reichen Fabriks- und Handelsstadt Bergamo, deren lebhafter Verkehr nach allen Richtungen, besonders aber mit Seide, allgemein bekannt ist.

Die ganze Linie von Venedig bis Mailand nebst der Flügelbahn von Treviglio nach Bergamo beträgt 157 geographische Miglien oder 39 1/4 deutsche Meilen. Der Auslaufspunkt der Eisenbahn ist in Venedig selbst, auf jener großen Insel der Stadt, welche zwischen der Lagune, dem Canal Grande und dem Canal Reggio, der auch dem Sestiere Canareggio den Namen gibt, im Angesichte der Kirche San Simeone Piccolo, zwischen den Kirchen Scalze und St. Luzia. Dort beginnt eines der bewundernswerthesten Bauobjecte dieser Bahn, die Riesenbrücke über die Lagunen, durch welche die Stadt mit dem Festlande in unmittelbare Verbindung gesetzt wird. Diese großartige Steinbrücke wird 3547 Metres oder 1870 1/4 Fuß lang seyn, und aus 252 Bogen bestehen. Diese Brücke wird zu vierfacher Bestimmung dienen.

In der Mitte derselben ist nämlich die Eisenbahn geführt, und auf den Seiten befindet sich der Weg für die Fußgänger, und die beiden Leitungen für das süße Wasser von dem Continente nach Venedig, und für das Gas zur Beleuchtung der Brücke oder zum Bedarf in Venedig oder auf dem Continent.

Die Baukosten dieser Brücke werden auf 5,800,000 Lire angeschlagen. Dieser Betrag ist aber in der allgemeinen Kostenberechnung für den Bau der ganzen Bahn mitbegriffen, und seine Kante wird größtentheils durch die Fußgänger und die Beiträge für die Wasserleitung hereingebracht werden.

Der fortan von keinerlei Elementarereignissen mehr abhängige ununterbrochene Verkehr sämmtlicher Volksclassen der Stadt und der Terra ferma mittelst dieser Brücke, und der Umstand, daß durch die damit in Verbindung gesetzte Wasserleitung die Stadt in Zukunft mit gutem Trinkwasser versehen werden kann, sind Wohlthaten so dauernder und wichtiger Art, daß die dankbare Erinnerung der Bevölkerung an jene Behörden, welche zur Ausführung eines in jeder Beziehung so großartigen und nützlichen Unternehmens mitgewirkt haben, auf alle kommenden Geschlechter übergehen wird. Diese kolossale Brücke nun wird in der obengedachten Insel bei Sacca di St. Luzia beginnen, und in gerader Richtung im Bereiche der Batterien von San Secondo und San Giugliano vorüberziehen, und sich bei dem Fort von Malghera mit dem Festlande vereinigen. Die gesammte Bahnstrecke ist in 12 Abschnitte geschieden, welche der vielen bedeutenden Ortschaften wegen, die in der Bahn liegen, gleich nach Vollendung einzelner Strecken für die Unternehmung nutzbringend gemacht werden können. Diese Abschnitte sind folgende:

[Tabelle]

Zeit einen totalen Umschwung aller socialen Verhältnisse vorbereiten, nämlich Dampfschifffahrt und Eisenbahnen, nicht unbeachtet bleiben konnten, ist in einem Lande, wo die Intelligenz sich zu einem so hohen Grade entwickelt hat, natürlich. Schon lange besteht zwischen Venedig und Triest eine regelmäßige Dampfschifffahrtslinie.

Die feurigen Pferde Fultons befahren die herrlichen lombardischen und venezianischen Seen, und vielleicht wird auch bald der majestätische Po, des Königreichs mächtigster Fluß, von den Schaufelrädern der Dampfschiffe gefurcht seyn. Durch die Bewilligung zur Ausführung einer Eisenbahn von Venedig nach Mailand errichtete sich die Fürsorge der Regierung das großartigste Denkmal zur Belebung des Handels und des Gewerbsfleißes, und gesegnet wird das Andenken eines Monarchen bleiben, durch dessen Schutz und Gnade ein Unternehmen begründet ward, durch welches den Bewohnern eines von der Natur so reich ausgestatteten Landes dauernde Wohlthaten zufließen werden.

Angeregt von der einleuchtenden Wichtigkeit der Eisenbahnen, vereinigten sich einige der vorzüglichsten Kaufleute Venedigs und Mailands zur Gründung einer Gesellschaft für den Bau einer die beiden Hauptstädte des Königreichs, Venedig und Mailand, verbindenden Eisenbahn, und Se. k. k. Majestät Ferdinand I geruhten mit Allerhöchster Entschließung vom 25 Februar 1837 die Bildung dieser Gesellschaft zu genehmigen. Die Anregung, durch diese Art von Straßen den Verkehr allseitig zu beleben und zu steigern, gab sich sofort mehrfältig kund. Schon im Julius 1837 erhielten die HH. Bruschetti und Volta ein Privilegium auf eine Eisenbahn von Mailand nach Como. Durch eine zweite Gesellschaft ward die Anlegung einer Eisenbahn von Mailand nach Monza beantragt und nach erhaltener Bewilligung der Bau so thätig betrieben, daß diese Bahn vor allen andern sich der Vollendung erfreute und demnächst der Benützung eröffnet werden wird.

Eine sich der ebenerwähnten anschließende Gesellschaft hat bereits die Ausdehnung dieser Bahn von Monza bis Bergamo höchsten Orts nachgesucht und sieht der Ertheilung des Bauconsenses demnächst entgegen, so wie sie auch neuerlichst bei den Localbehörden in Mailand schon wegen abermaliger Verlängerung von Bergamo gegen Brescia eingeschritten ist, um sich mit der Venezianer-Mailänder Bahn zu vereinigen. Daß die obenerwähnte Eisenbahn von Mailand nach Como bis jetzt noch nicht zur Ausführung kam, ist etwas unerklärlich, mag aber seinen Aufschluß vielleicht darin finden, daß die Inconvenienz, ein Drittheil der ganzen Bahnstrecke fast parallel in geringer Entfernung von der Monzabahn führen zu müssen, so einleuchtend ist, daß mit Recht zu vermuthen steht, der Besitzer dieses Privilegiums werde sich an die Monzabahn anschließen. Die Ansicht, daß die Comerbahn von Monza aus fortzusetzen sey, zeigt sich nach allen Schlüssen und Vordersätzen als die gerechtfertigtste.

Beachten wir die Lage Como's als Sammelplatz des Verkehrs zwischen der Lombardei, der Schweiz und dem südwestlichen Deutschland, die Verbindung, in welche Como und Monza mittelst der oberwähnten schönen Straße von Lecco über den Splügen treten, und die vielfachen wichtigen industriellen und geselligen Beziehungen, welche dem nördlichen Theile der Lombardei und dem so beachtenswerthen Hügellande der Brianza durch diese Eisenbahn zuwachsen; so erscheint diese Unternehmung in dem günstigsten Lichte, insofern sich die obengedachte Verbindung realisirt. Daß die Richtung der Bahn von Mailand nach Como über Monza diejenige sey, auf welche allein die ganze Bedeutsamkeit und der Einfluß derselben geltend gemacht werden kann, scheint nach der Oertlichkeit außer allem Zweifel, und es steht daher diese Vereinigung in der größten Wahrscheinlichkeit. Eine fernere Eisenbahn wurde durch Hrn. Giacomelli proponirt, welche Treviso mit Mestre verbinden soll, und ein Seitenflügel von Verona nach Mantua wurde seit längerer Zeit von der Venezianer Mailänder-Gesellschaft höchsten Orts nachgesucht. Man ersieht aus diesem Allem, wie lebhaft die Idee der Führung von Eisenbahnen Raum gewann, und wie sich die Anlage eines Netzes solcher Bahnen über den Boden der Lombardie vorbereitet.

Ich kehre nun zu dem Ueberblick der großartigsten dieser Unternehmungen, der Riesenbahn von Venedig nach Mailand, zurück.

Diese durchaus als Doppelbahn zu führende Straße durchzieht in 22 geraden Linien, das heißt in 22 Abtheilungen, deren jede in möglichst gerader Linie geführt ist, die fruchtbarsten und volkreichsten Gegenden von Oberitalien, nämlich die Delegationen (Venedig), das alte Dogado, Padua, Vicenza, Verona, Mantua, Brescia, Bergamo und Mailand; also acht von den siebzehn Delegationen, Provinzen, Kreisen des Königreichs – Provinzen, allwo Agricultur, Industrie und Gewerbfleiß, Künste und Wissenschaften in kräftigster Blüthe stehen, wo der gesegnete Boden der Lombardei dem Fleiße seiner Cultur die üppigsten Gaben spendet, und die Attractionskraft italienischer Natur und Kunst die Reisenden aus allen Ländern Europa's fesselt. Sie berührt auf ihrem Zuge mehrere der größten und merkwürdigsten Städte des Königreichs, das an Kunstschätzen so überreiche, durch nationelle Eigenthümlichkeit so ausgezeichnete, von dem Strahlenglanze historischer Erinnerungen verklärte Venedig, das classische Padua, schon Strabo bekannt, mit seiner berühmten, über ein halbes Jahrtausend zählenden Hochschule und St. Antons berühmtem Tempel, dem Ziele zahlloser frommer Pilger, Vicenza, der Geburtsort Palladio's und mit den herrlichsten Bauwerken dieses großen Künstlers geschmückt, Verona, wo Marius gegen die Cimbern kämpfte, welches Attila geschaut, die Helden des Nibelungenliedes und die longobardischen Könige, wo das kolossale Amphitheater, der Glanz der Antiken und der Schauplatz von Romeo's und Juliens Liebe den Zauber der romantischen Erinnerung weckt u. s. w. Durch regen Verkehr belebte wichtige Hauptverbindungen treffen dort zusammen: die Seitendoppelbahn von Treviglio nach Bergamo führt durch einen der bevölkertsten Landstriche Italiens zu der gewerbsthätigen reichen Fabriks- und Handelsstadt Bergamo, deren lebhafter Verkehr nach allen Richtungen, besonders aber mit Seide, allgemein bekannt ist.

Die ganze Linie von Venedig bis Mailand nebst der Flügelbahn von Treviglio nach Bergamo beträgt 157 geographische Miglien oder 39 1/4 deutsche Meilen. Der Auslaufspunkt der Eisenbahn ist in Venedig selbst, auf jener großen Insel der Stadt, welche zwischen der Lagune, dem Canal Grande und dem Canal Reggio, der auch dem Sestiere Canareggio den Namen gibt, im Angesichte der Kirche San Simeone Piccolo, zwischen den Kirchen Scalze und St. Luzia. Dort beginnt eines der bewundernswerthesten Bauobjecte dieser Bahn, die Riesenbrücke über die Lagunen, durch welche die Stadt mit dem Festlande in unmittelbare Verbindung gesetzt wird. Diese großartige Steinbrücke wird 3547 Metres oder 1870 1/4 Fuß lang seyn, und aus 252 Bogen bestehen. Diese Brücke wird zu vierfacher Bestimmung dienen.

In der Mitte derselben ist nämlich die Eisenbahn geführt, und auf den Seiten befindet sich der Weg für die Fußgänger, und die beiden Leitungen für das süße Wasser von dem Continente nach Venedig, und für das Gas zur Beleuchtung der Brücke oder zum Bedarf in Venedig oder auf dem Continent.

Die Baukosten dieser Brücke werden auf 5,800,000 Lire angeschlagen. Dieser Betrag ist aber in der allgemeinen Kostenberechnung für den Bau der ganzen Bahn mitbegriffen, und seine Kante wird größtentheils durch die Fußgänger und die Beiträge für die Wasserleitung hereingebracht werden.

Der fortan von keinerlei Elementarereignissen mehr abhängige ununterbrochene Verkehr sämmtlicher Volksclassen der Stadt und der Terra ferma mittelst dieser Brücke, und der Umstand, daß durch die damit in Verbindung gesetzte Wasserleitung die Stadt in Zukunft mit gutem Trinkwasser versehen werden kann, sind Wohlthaten so dauernder und wichtiger Art, daß die dankbare Erinnerung der Bevölkerung an jene Behörden, welche zur Ausführung eines in jeder Beziehung so großartigen und nützlichen Unternehmens mitgewirkt haben, auf alle kommenden Geschlechter übergehen wird. Diese kolossale Brücke nun wird in der obengedachten Insel bei Sacca di St. Luzia beginnen, und in gerader Richtung im Bereiche der Batterien von San Secondo und San Giugliano vorüberziehen, und sich bei dem Fort von Malghera mit dem Festlande vereinigen. Die gesammte Bahnstrecke ist in 12 Abschnitte geschieden, welche der vielen bedeutenden Ortschaften wegen, die in der Bahn liegen, gleich nach Vollendung einzelner Strecken für die Unternehmung nutzbringend gemacht werden können. Diese Abschnitte sind folgende:

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Zeit einen totalen Umschwung aller socialen Verhältnisse vorbereiten, nämlich Dampfschifffahrt und Eisenbahnen, nicht unbeachtet bleiben konnten, ist in einem Lande, wo die Intelligenz sich zu einem so hohen Grade entwickelt hat, natürlich. Schon lange besteht zwischen Venedig und Triest eine regelmäßige Dampfschifffahrtslinie.</p><lb/>
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[1213/0013] Zeit einen totalen Umschwung aller socialen Verhältnisse vorbereiten, nämlich Dampfschifffahrt und Eisenbahnen, nicht unbeachtet bleiben konnten, ist in einem Lande, wo die Intelligenz sich zu einem so hohen Grade entwickelt hat, natürlich. Schon lange besteht zwischen Venedig und Triest eine regelmäßige Dampfschifffahrtslinie. Die feurigen Pferde Fultons befahren die herrlichen lombardischen und venezianischen Seen, und vielleicht wird auch bald der majestätische Po, des Königreichs mächtigster Fluß, von den Schaufelrädern der Dampfschiffe gefurcht seyn. Durch die Bewilligung zur Ausführung einer Eisenbahn von Venedig nach Mailand errichtete sich die Fürsorge der Regierung das großartigste Denkmal zur Belebung des Handels und des Gewerbsfleißes, und gesegnet wird das Andenken eines Monarchen bleiben, durch dessen Schutz und Gnade ein Unternehmen begründet ward, durch welches den Bewohnern eines von der Natur so reich ausgestatteten Landes dauernde Wohlthaten zufließen werden. Angeregt von der einleuchtenden Wichtigkeit der Eisenbahnen, vereinigten sich einige der vorzüglichsten Kaufleute Venedigs und Mailands zur Gründung einer Gesellschaft für den Bau einer die beiden Hauptstädte des Königreichs, Venedig und Mailand, verbindenden Eisenbahn, und Se. k. k. Majestät Ferdinand I geruhten mit Allerhöchster Entschließung vom 25 Februar 1837 die Bildung dieser Gesellschaft zu genehmigen. Die Anregung, durch diese Art von Straßen den Verkehr allseitig zu beleben und zu steigern, gab sich sofort mehrfältig kund. Schon im Julius 1837 erhielten die HH. Bruschetti und Volta ein Privilegium auf eine Eisenbahn von Mailand nach Como. Durch eine zweite Gesellschaft ward die Anlegung einer Eisenbahn von Mailand nach Monza beantragt und nach erhaltener Bewilligung der Bau so thätig betrieben, daß diese Bahn vor allen andern sich der Vollendung erfreute und demnächst der Benützung eröffnet werden wird. Eine sich der ebenerwähnten anschließende Gesellschaft hat bereits die Ausdehnung dieser Bahn von Monza bis Bergamo höchsten Orts nachgesucht und sieht der Ertheilung des Bauconsenses demnächst entgegen, so wie sie auch neuerlichst bei den Localbehörden in Mailand schon wegen abermaliger Verlängerung von Bergamo gegen Brescia eingeschritten ist, um sich mit der Venezianer-Mailänder Bahn zu vereinigen. Daß die obenerwähnte Eisenbahn von Mailand nach Como bis jetzt noch nicht zur Ausführung kam, ist etwas unerklärlich, mag aber seinen Aufschluß vielleicht darin finden, daß die Inconvenienz, ein Drittheil der ganzen Bahnstrecke fast parallel in geringer Entfernung von der Monzabahn führen zu müssen, so einleuchtend ist, daß mit Recht zu vermuthen steht, der Besitzer dieses Privilegiums werde sich an die Monzabahn anschließen. Die Ansicht, daß die Comerbahn von Monza aus fortzusetzen sey, zeigt sich nach allen Schlüssen und Vordersätzen als die gerechtfertigtste. Beachten wir die Lage Como's als Sammelplatz des Verkehrs zwischen der Lombardei, der Schweiz und dem südwestlichen Deutschland, die Verbindung, in welche Como und Monza mittelst der oberwähnten schönen Straße von Lecco über den Splügen treten, und die vielfachen wichtigen industriellen und geselligen Beziehungen, welche dem nördlichen Theile der Lombardei und dem so beachtenswerthen Hügellande der Brianza durch diese Eisenbahn zuwachsen; so erscheint diese Unternehmung in dem günstigsten Lichte, insofern sich die obengedachte Verbindung realisirt. Daß die Richtung der Bahn von Mailand nach Como über Monza diejenige sey, auf welche allein die ganze Bedeutsamkeit und der Einfluß derselben geltend gemacht werden kann, scheint nach der Oertlichkeit außer allem Zweifel, und es steht daher diese Vereinigung in der größten Wahrscheinlichkeit. Eine fernere Eisenbahn wurde durch Hrn. Giacomelli proponirt, welche Treviso mit Mestre verbinden soll, und ein Seitenflügel von Verona nach Mantua wurde seit längerer Zeit von der Venezianer Mailänder-Gesellschaft höchsten Orts nachgesucht. Man ersieht aus diesem Allem, wie lebhaft die Idee der Führung von Eisenbahnen Raum gewann, und wie sich die Anlage eines Netzes solcher Bahnen über den Boden der Lombardie vorbereitet. Ich kehre nun zu dem Ueberblick der großartigsten dieser Unternehmungen, der Riesenbahn von Venedig nach Mailand, zurück. Diese durchaus als Doppelbahn zu führende Straße durchzieht in 22 geraden Linien, das heißt in 22 Abtheilungen, deren jede in möglichst gerader Linie geführt ist, die fruchtbarsten und volkreichsten Gegenden von Oberitalien, nämlich die Delegationen (Venedig), das alte Dogado, Padua, Vicenza, Verona, Mantua, Brescia, Bergamo und Mailand; also acht von den siebzehn Delegationen, Provinzen, Kreisen des Königreichs – Provinzen, allwo Agricultur, Industrie und Gewerbfleiß, Künste und Wissenschaften in kräftigster Blüthe stehen, wo der gesegnete Boden der Lombardei dem Fleiße seiner Cultur die üppigsten Gaben spendet, und die Attractionskraft italienischer Natur und Kunst die Reisenden aus allen Ländern Europa's fesselt. Sie berührt auf ihrem Zuge mehrere der größten und merkwürdigsten Städte des Königreichs, das an Kunstschätzen so überreiche, durch nationelle Eigenthümlichkeit so ausgezeichnete, von dem Strahlenglanze historischer Erinnerungen verklärte Venedig, das classische Padua, schon Strabo bekannt, mit seiner berühmten, über ein halbes Jahrtausend zählenden Hochschule und St. Antons berühmtem Tempel, dem Ziele zahlloser frommer Pilger, Vicenza, der Geburtsort Palladio's und mit den herrlichsten Bauwerken dieses großen Künstlers geschmückt, Verona, wo Marius gegen die Cimbern kämpfte, welches Attila geschaut, die Helden des Nibelungenliedes und die longobardischen Könige, wo das kolossale Amphitheater, der Glanz der Antiken und der Schauplatz von Romeo's und Juliens Liebe den Zauber der romantischen Erinnerung weckt u. s. w. Durch regen Verkehr belebte wichtige Hauptverbindungen treffen dort zusammen: die Seitendoppelbahn von Treviglio nach Bergamo führt durch einen der bevölkertsten Landstriche Italiens zu der gewerbsthätigen reichen Fabriks- und Handelsstadt Bergamo, deren lebhafter Verkehr nach allen Richtungen, besonders aber mit Seide, allgemein bekannt ist. Die ganze Linie von Venedig bis Mailand nebst der Flügelbahn von Treviglio nach Bergamo beträgt 157 geographische Miglien oder 39 1/4 deutsche Meilen. Der Auslaufspunkt der Eisenbahn ist in Venedig selbst, auf jener großen Insel der Stadt, welche zwischen der Lagune, dem Canal Grande und dem Canal Reggio, der auch dem Sestiere Canareggio den Namen gibt, im Angesichte der Kirche San Simeone Piccolo, zwischen den Kirchen Scalze und St. Luzia. Dort beginnt eines der bewundernswerthesten Bauobjecte dieser Bahn, die Riesenbrücke über die Lagunen, durch welche die Stadt mit dem Festlande in unmittelbare Verbindung gesetzt wird. Diese großartige Steinbrücke wird 3547 Metres oder 1870 1/4 Fuß lang seyn, und aus 252 Bogen bestehen. Diese Brücke wird zu vierfacher Bestimmung dienen. In der Mitte derselben ist nämlich die Eisenbahn geführt, und auf den Seiten befindet sich der Weg für die Fußgänger, und die beiden Leitungen für das süße Wasser von dem Continente nach Venedig, und für das Gas zur Beleuchtung der Brücke oder zum Bedarf in Venedig oder auf dem Continent. Die Baukosten dieser Brücke werden auf 5,800,000 Lire angeschlagen. Dieser Betrag ist aber in der allgemeinen Kostenberechnung für den Bau der ganzen Bahn mitbegriffen, und seine Kante wird größtentheils durch die Fußgänger und die Beiträge für die Wasserleitung hereingebracht werden. Der fortan von keinerlei Elementarereignissen mehr abhängige ununterbrochene Verkehr sämmtlicher Volksclassen der Stadt und der Terra ferma mittelst dieser Brücke, und der Umstand, daß durch die damit in Verbindung gesetzte Wasserleitung die Stadt in Zukunft mit gutem Trinkwasser versehen werden kann, sind Wohlthaten so dauernder und wichtiger Art, daß die dankbare Erinnerung der Bevölkerung an jene Behörden, welche zur Ausführung eines in jeder Beziehung so großartigen und nützlichen Unternehmens mitgewirkt haben, auf alle kommenden Geschlechter übergehen wird. Diese kolossale Brücke nun wird in der obengedachten Insel bei Sacca di St. Luzia beginnen, und in gerader Richtung im Bereiche der Batterien von San Secondo und San Giugliano vorüberziehen, und sich bei dem Fort von Malghera mit dem Festlande vereinigen. Die gesammte Bahnstrecke ist in 12 Abschnitte geschieden, welche der vielen bedeutenden Ortschaften wegen, die in der Bahn liegen, gleich nach Vollendung einzelner Strecken für die Unternehmung nutzbringend gemacht werden können. Diese Abschnitte sind folgende:

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 152. Augsburg, 31. Mai 1840, S. 1213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_152_18400531/13>, abgerufen am 28.04.2024.