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Allgemeine Zeitung. Nr. 158. Augsburg, 6. Juni 1840.

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Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Der Gränzstreit und das Verhältniß zu England.

Der Indianerkrieg.

(Beschluß.) In Bezug auf unsere Stellung zu England ist außer der veröffentlichten diplomatischen Correspondenz zwischen den HH. Fox und Forsyth noch nichts Erhebliches vorgefallen. Beide Theile rüsten sich zum Streit, ohne ernstliche Anstalten zu einem Kriege treffen zu wollen, und es scheint, daß die in Frage stehenden Länder nur von einer oder der andern Partei schnell besetzt zu werden brauchen, um der andern die Lust auf ihre Wiederbesitznahme zu benehmen. Der Präsident ist sehr für den Frieden, weil die südlichen Staaten nur im directen Handel mit Großbritannien eine den nördlichen Staaten trotzbietende mercantilische Stellung gewinnen können; die Partei Harrison - die der Ultra Whigs, Democratic Whigs oder Democratic Republicans, welche immer noch von den alten Föderalisten angeführt waren, ist gänzlich verschwunden oder machtlos - ist für den Krieg, weil in diesem Falle Van Buren endlich einmal gezwungen würde, statt des bloßen Federkriegs, welchen seine Freunde mit vieler Gewandtheit für ihn zu führen verstehen, zum Handeln und selbstständigen Eingreifen in die Politik seine Zuflucht zu nehmen, und weil, wie man ziemlich allgemein glaubt, Van Buren mehr Tact und Klugheit als die zu Thaten unumgänglich nöthige Charakterstärke, wie sie z. B. General Jackson besessen, entwickeln würde. Alles dieß ist jedoch nur in den Wind gesprochen, und der Friede bis jetzt noch nicht in mindester Gefahr. Die Engländer dürfen die jugendliche Kraft des amerikanischen Volks nicht neuerdings zum Kampf herausrufen, wenn sie nicht wollen, daß sich die Macht der jungen Freistaaten noch schneller entwickle, als bisher geschehen, und wenn sie dieser Entwicklung nicht eine ihren eigenen Institutionen höchst gefährliche Richtung geben wollen; denn wie auch das Kriegsglück den Amerikanern günstig oder ungünstig seyn mag, so viel ist gewiß, daß jeder neue Kampf mit dem Mutterlande der im Frieden immer mehr oder weniger sinkenden Nationalität eines handeltreibenden, bis jetzt von wenigen historischen Erinnerungen angeregten Volks einen neuen mächtigen Aufschwung, und dem Familienhaß, der zwischen zwei durch Aufruhr getrennten Völkern nie ganz erlischt, neue, kräftige Nahrung geben würde. Den Gedanken, Amerika zu erobern oder selbst nur zu demüthigen, hat England gewiß schon längst aufgegeben, denn auf dieser Seite hat England von Amerika nichts zu hoffen, wohl aber kann es im tiefsten Frieden durch seinen Handel, durch den Einfluß seiner hohen Bildung und durch seine verwandte Gesittung Sympathien erwecken, welche für unsern Staatenverband von den wichtigsten Folgen seyn können. Dazu befindet sich auch England jetzt gewiß nicht in einem Zustande, der einen Krieg mit den Vereinigten Staaten wünschen ließe, denn nicht nur würde ein solcher Krieg jetzt keinen Anklang beim Volk erwecken, sondern auch so nachtheilig auf den englischen Handel wirken, daß es gerade hiedurch unfähig würde, seine bei weitem wichtigeren Plane in Asien zu verfolgen. Amerika ist die einzige Seemacht, die mit der englischen im indischen Ocean concurrirt, so wie unser Chinahandel der einzige war, der den Engländern in Canton den Rang ablief. Aber bis jetzt liefen die amerikanischen Interessen mit den englischen im ganzen stillen und indischen Ocean parallel; und was könnte England gewinnen, wenn es diesen Parallelismus in einen Gegensatz umwandeln wollte?

Unser Indianerkrieg scheint eine grausenhafte Wendung genommen zu haben, denn seitdem die Indianer mit Bluthunden gehetzt werden, scheint der Eifer der Truppen einigermaßen zu erkalten. Auch taugen die Hunde noch so lange nichts, bis man sie mit Fleisch füttert und, um Ihnen Alles zu sagen, müssen sie Menschenfleisch fressen, um den Geruch desselben im Gedächtniß zu behalten und seiner Spur zu folgen. Bis dahin verirrten sich die Officiere der Armee noch nicht; aber der Vorschlag, wie ich aus sicherer Quelle weiß, ist bereits gemacht worden. In New-York erschien vor kurzem eine excellente Carricatur, ein amerikanisches Lager vorstellend, in welchem die Officiere Karten spielen, trinken und mit Squaws (Indianerweibern) sich unterhalten, während ein Regiment uniformirter Bullenbeißer in Reih' und Glied aufgestellt zur Fahne schwört, die der Kriegsminister, Hr. Poinsett, mit einer patriotischen Rede "seinen jungen Kriegscameraden" überreicht. Das ruhmbekränzte Sternenbanner der Republik führt statt des Adlers einen Bluthund mit einem zerrissenen Indianerschädel im Schilde, und die sanften Thiere wedeln während der Anrede des Kriegsministers freundlich mit den Schwänzen. Aehnliche Carricaturen sind in Philadelphia, Baltimore und Washington erschienen; aber die herannahende Präsidentenwahl, welche heißer zu werden droht, als alle vorangegangenen, und wobei sich beide Parteien in Triumph und Spottliedern, in Anekdoten, Satyren, Epigrammen und Schmähschriften überbieten, verhindert, daß man ihnen die gehörige Aufmerksamkeit zollt.

Ueber den Zustand der Finanzen werde ich Ihnen in meinem Nächsten ausführlichen Bericht erstatten. Der Gegenstand ist wichtig und höchst belehrend für die europäischen Staaten. Einstweilen will ich bloß bemerken, daß der Staat Pennsylvanien so gut als bankerott ist, und seine Schulden nur durch Auflegung einer directen Taxe, mit welcher dieser Staat bis jetzt verschont geblieben, wird bezahlen können. Wie aber dieß auf die bei weitem größere Anzahl deutscher Ackerbauer wirken wird, ist nicht vorauszusehen. Die Locofocos erhalten hiedurch in jedem Fall einen großen Stoß.

Frankreich.

Toujours lui! Napoleon und wieder Napoleon! Er ist das unaufhörliche Tagsgespräch, seit der Verkündigung seiner posthumen Rückkehr, und gar besonders seit die Kammer, in Betreff der nothwendigen Kosten, einen so kläglichen Beschluß gefaßt. Letzteres war wieder eine Unbesonnenheit, die dem Verwerfen der Nemours'schen Dotation an die Seite gesetzt werden darf. Die Kammer ist durch jenen Beschluß mit den Sympathien des französischen Volks in eine bedenkliche Opposition gerathen. Gott weiß, es geschah aus Kleinmuth mehr denn aus Böswilligkeit. Die Majorität in der Kammer war im Anfang für die Translation der Napoleonischen Asche eben so begeistert wie das übrige Volk; aber allmählich kam sie zu einer entgegengesetzten Besinnung, als sie die eventuellen Gefahren berechnete und als sie jenes bedrohliche Jauchzen der Bonapartisten vernahm, das in der That weder erfreulich noch beruhigend klang. Jetzt lieh man auch den Feinden des Kaisers ein geneigteres Ohr, und sowohl die eigentlichen Legitimisten als auch die Royalisten von der laxen Observanz benutzten diese Mißstimmung, indem sie gegen Napoleon mit ihrer alten eingewurzelten Erbitterung mehr oder minder geschickt hervortraten. So gab uns namentlich die

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Der Gränzstreit und das Verhältniß zu England.

Der Indianerkrieg.

(Beschluß.) In Bezug auf unsere Stellung zu England ist außer der veröffentlichten diplomatischen Correspondenz zwischen den HH. Fox und Forsyth noch nichts Erhebliches vorgefallen. Beide Theile rüsten sich zum Streit, ohne ernstliche Anstalten zu einem Kriege treffen zu wollen, und es scheint, daß die in Frage stehenden Länder nur von einer oder der andern Partei schnell besetzt zu werden brauchen, um der andern die Lust auf ihre Wiederbesitznahme zu benehmen. Der Präsident ist sehr für den Frieden, weil die südlichen Staaten nur im directen Handel mit Großbritannien eine den nördlichen Staaten trotzbietende mercantilische Stellung gewinnen können; die Partei Harrison – die der Ultra Whigs, Democratic Whigs oder Democratic Republicans, welche immer noch von den alten Föderalisten angeführt waren, ist gänzlich verschwunden oder machtlos – ist für den Krieg, weil in diesem Falle Van Buren endlich einmal gezwungen würde, statt des bloßen Federkriegs, welchen seine Freunde mit vieler Gewandtheit für ihn zu führen verstehen, zum Handeln und selbstständigen Eingreifen in die Politik seine Zuflucht zu nehmen, und weil, wie man ziemlich allgemein glaubt, Van Buren mehr Tact und Klugheit als die zu Thaten unumgänglich nöthige Charakterstärke, wie sie z. B. General Jackson besessen, entwickeln würde. Alles dieß ist jedoch nur in den Wind gesprochen, und der Friede bis jetzt noch nicht in mindester Gefahr. Die Engländer dürfen die jugendliche Kraft des amerikanischen Volks nicht neuerdings zum Kampf herausrufen, wenn sie nicht wollen, daß sich die Macht der jungen Freistaaten noch schneller entwickle, als bisher geschehen, und wenn sie dieser Entwicklung nicht eine ihren eigenen Institutionen höchst gefährliche Richtung geben wollen; denn wie auch das Kriegsglück den Amerikanern günstig oder ungünstig seyn mag, so viel ist gewiß, daß jeder neue Kampf mit dem Mutterlande der im Frieden immer mehr oder weniger sinkenden Nationalität eines handeltreibenden, bis jetzt von wenigen historischen Erinnerungen angeregten Volks einen neuen mächtigen Aufschwung, und dem Familienhaß, der zwischen zwei durch Aufruhr getrennten Völkern nie ganz erlischt, neue, kräftige Nahrung geben würde. Den Gedanken, Amerika zu erobern oder selbst nur zu demüthigen, hat England gewiß schon längst aufgegeben, denn auf dieser Seite hat England von Amerika nichts zu hoffen, wohl aber kann es im tiefsten Frieden durch seinen Handel, durch den Einfluß seiner hohen Bildung und durch seine verwandte Gesittung Sympathien erwecken, welche für unsern Staatenverband von den wichtigsten Folgen seyn können. Dazu befindet sich auch England jetzt gewiß nicht in einem Zustande, der einen Krieg mit den Vereinigten Staaten wünschen ließe, denn nicht nur würde ein solcher Krieg jetzt keinen Anklang beim Volk erwecken, sondern auch so nachtheilig auf den englischen Handel wirken, daß es gerade hiedurch unfähig würde, seine bei weitem wichtigeren Plane in Asien zu verfolgen. Amerika ist die einzige Seemacht, die mit der englischen im indischen Ocean concurrirt, so wie unser Chinahandel der einzige war, der den Engländern in Canton den Rang ablief. Aber bis jetzt liefen die amerikanischen Interessen mit den englischen im ganzen stillen und indischen Ocean parallel; und was könnte England gewinnen, wenn es diesen Parallelismus in einen Gegensatz umwandeln wollte?

Unser Indianerkrieg scheint eine grausenhafte Wendung genommen zu haben, denn seitdem die Indianer mit Bluthunden gehetzt werden, scheint der Eifer der Truppen einigermaßen zu erkalten. Auch taugen die Hunde noch so lange nichts, bis man sie mit Fleisch füttert und, um Ihnen Alles zu sagen, müssen sie Menschenfleisch fressen, um den Geruch desselben im Gedächtniß zu behalten und seiner Spur zu folgen. Bis dahin verirrten sich die Officiere der Armee noch nicht; aber der Vorschlag, wie ich aus sicherer Quelle weiß, ist bereits gemacht worden. In New-York erschien vor kurzem eine excellente Carricatur, ein amerikanisches Lager vorstellend, in welchem die Officiere Karten spielen, trinken und mit Squaws (Indianerweibern) sich unterhalten, während ein Regiment uniformirter Bullenbeißer in Reih' und Glied aufgestellt zur Fahne schwört, die der Kriegsminister, Hr. Poinsett, mit einer patriotischen Rede „seinen jungen Kriegscameraden“ überreicht. Das ruhmbekränzte Sternenbanner der Republik führt statt des Adlers einen Bluthund mit einem zerrissenen Indianerschädel im Schilde, und die sanften Thiere wedeln während der Anrede des Kriegsministers freundlich mit den Schwänzen. Aehnliche Carricaturen sind in Philadelphia, Baltimore und Washington erschienen; aber die herannahende Präsidentenwahl, welche heißer zu werden droht, als alle vorangegangenen, und wobei sich beide Parteien in Triumph und Spottliedern, in Anekdoten, Satyren, Epigrammen und Schmähschriften überbieten, verhindert, daß man ihnen die gehörige Aufmerksamkeit zollt.

Ueber den Zustand der Finanzen werde ich Ihnen in meinem Nächsten ausführlichen Bericht erstatten. Der Gegenstand ist wichtig und höchst belehrend für die europäischen Staaten. Einstweilen will ich bloß bemerken, daß der Staat Pennsylvanien so gut als bankerott ist, und seine Schulden nur durch Auflegung einer directen Taxe, mit welcher dieser Staat bis jetzt verschont geblieben, wird bezahlen können. Wie aber dieß auf die bei weitem größere Anzahl deutscher Ackerbauer wirken wird, ist nicht vorauszusehen. Die Locofocos erhalten hiedurch in jedem Fall einen großen Stoß.

Frankreich.

Toujours lui! Napoleon und wieder Napoleon! Er ist das unaufhörliche Tagsgespräch, seit der Verkündigung seiner posthumen Rückkehr, und gar besonders seit die Kammer, in Betreff der nothwendigen Kosten, einen so kläglichen Beschluß gefaßt. Letzteres war wieder eine Unbesonnenheit, die dem Verwerfen der Nemours'schen Dotation an die Seite gesetzt werden darf. Die Kammer ist durch jenen Beschluß mit den Sympathien des französischen Volks in eine bedenkliche Opposition gerathen. Gott weiß, es geschah aus Kleinmuth mehr denn aus Böswilligkeit. Die Majorität in der Kammer war im Anfang für die Translation der Napoleonischen Asche eben so begeistert wie das übrige Volk; aber allmählich kam sie zu einer entgegengesetzten Besinnung, als sie die eventuellen Gefahren berechnete und als sie jenes bedrohliche Jauchzen der Bonapartisten vernahm, das in der That weder erfreulich noch beruhigend klang. Jetzt lieh man auch den Feinden des Kaisers ein geneigteres Ohr, und sowohl die eigentlichen Legitimisten als auch die Royalisten von der laxen Observanz benutzten diese Mißstimmung, indem sie gegen Napoleon mit ihrer alten eingewurzelten Erbitterung mehr oder minder geschickt hervortraten. So gab uns namentlich die

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[1257/0009] Vereinigte Staaten von Nordamerika. Der Gränzstreit und das Verhältniß zu England. Der Indianerkrieg. _ Washington, 24 April. (Beschluß.) In Bezug auf unsere Stellung zu England ist außer der veröffentlichten diplomatischen Correspondenz zwischen den HH. Fox und Forsyth noch nichts Erhebliches vorgefallen. Beide Theile rüsten sich zum Streit, ohne ernstliche Anstalten zu einem Kriege treffen zu wollen, und es scheint, daß die in Frage stehenden Länder nur von einer oder der andern Partei schnell besetzt zu werden brauchen, um der andern die Lust auf ihre Wiederbesitznahme zu benehmen. 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Die Engländer dürfen die jugendliche Kraft des amerikanischen Volks nicht neuerdings zum Kampf herausrufen, wenn sie nicht wollen, daß sich die Macht der jungen Freistaaten noch schneller entwickle, als bisher geschehen, und wenn sie dieser Entwicklung nicht eine ihren eigenen Institutionen höchst gefährliche Richtung geben wollen; denn wie auch das Kriegsglück den Amerikanern günstig oder ungünstig seyn mag, so viel ist gewiß, daß jeder neue Kampf mit dem Mutterlande der im Frieden immer mehr oder weniger sinkenden Nationalität eines handeltreibenden, bis jetzt von wenigen historischen Erinnerungen angeregten Volks einen neuen mächtigen Aufschwung, und dem Familienhaß, der zwischen zwei durch Aufruhr getrennten Völkern nie ganz erlischt, neue, kräftige Nahrung geben würde. Den Gedanken, Amerika zu erobern oder selbst nur zu demüthigen, hat England gewiß schon längst aufgegeben, denn auf dieser Seite hat England von Amerika nichts zu hoffen, wohl aber kann es im tiefsten Frieden durch seinen Handel, durch den Einfluß seiner hohen Bildung und durch seine verwandte Gesittung Sympathien erwecken, welche für unsern Staatenverband von den wichtigsten Folgen seyn können. Dazu befindet sich auch England jetzt gewiß nicht in einem Zustande, der einen Krieg mit den Vereinigten Staaten wünschen ließe, denn nicht nur würde ein solcher Krieg jetzt keinen Anklang beim Volk erwecken, sondern auch so nachtheilig auf den englischen Handel wirken, daß es gerade hiedurch unfähig würde, seine bei weitem wichtigeren Plane in Asien zu verfolgen. Amerika ist die einzige Seemacht, die mit der englischen im indischen Ocean concurrirt, so wie unser Chinahandel der einzige war, der den Engländern in Canton den Rang ablief. Aber bis jetzt liefen die amerikanischen Interessen mit den englischen im ganzen stillen und indischen Ocean parallel; und was könnte England gewinnen, wenn es diesen Parallelismus in einen Gegensatz umwandeln wollte? Unser Indianerkrieg scheint eine grausenhafte Wendung genommen zu haben, denn seitdem die Indianer mit Bluthunden gehetzt werden, scheint der Eifer der Truppen einigermaßen zu erkalten. Auch taugen die Hunde noch so lange nichts, bis man sie mit Fleisch füttert und, um Ihnen Alles zu sagen, müssen sie Menschenfleisch fressen, um den Geruch desselben im Gedächtniß zu behalten und seiner Spur zu folgen. Bis dahin verirrten sich die Officiere der Armee noch nicht; aber der Vorschlag, wie ich aus sicherer Quelle weiß, ist bereits gemacht worden. In New-York erschien vor kurzem eine excellente Carricatur, ein amerikanisches Lager vorstellend, in welchem die Officiere Karten spielen, trinken und mit Squaws (Indianerweibern) sich unterhalten, während ein Regiment uniformirter Bullenbeißer in Reih' und Glied aufgestellt zur Fahne schwört, die der Kriegsminister, Hr. Poinsett, mit einer patriotischen Rede „seinen jungen Kriegscameraden“ überreicht. Das ruhmbekränzte Sternenbanner der Republik führt statt des Adlers einen Bluthund mit einem zerrissenen Indianerschädel im Schilde, und die sanften Thiere wedeln während der Anrede des Kriegsministers freundlich mit den Schwänzen. Aehnliche Carricaturen sind in Philadelphia, Baltimore und Washington erschienen; aber die herannahende Präsidentenwahl, welche heißer zu werden droht, als alle vorangegangenen, und wobei sich beide Parteien in Triumph und Spottliedern, in Anekdoten, Satyren, Epigrammen und Schmähschriften überbieten, verhindert, daß man ihnen die gehörige Aufmerksamkeit zollt. Ueber den Zustand der Finanzen werde ich Ihnen in meinem Nächsten ausführlichen Bericht erstatten. Der Gegenstand ist wichtig und höchst belehrend für die europäischen Staaten. Einstweilen will ich bloß bemerken, daß der Staat Pennsylvanien so gut als bankerott ist, und seine Schulden nur durch Auflegung einer directen Taxe, mit welcher dieser Staat bis jetzt verschont geblieben, wird bezahlen können. Wie aber dieß auf die bei weitem größere Anzahl deutscher Ackerbauer wirken wird, ist nicht vorauszusehen. Die Locofocos erhalten hiedurch in jedem Fall einen großen Stoß. Frankreich. _ Paris, 30 Mai. Toujours lui! Napoleon und wieder Napoleon! Er ist das unaufhörliche Tagsgespräch, seit der Verkündigung seiner posthumen Rückkehr, und gar besonders seit die Kammer, in Betreff der nothwendigen Kosten, einen so kläglichen Beschluß gefaßt. Letzteres war wieder eine Unbesonnenheit, die dem Verwerfen der Nemours'schen Dotation an die Seite gesetzt werden darf. Die Kammer ist durch jenen Beschluß mit den Sympathien des französischen Volks in eine bedenkliche Opposition gerathen. Gott weiß, es geschah aus Kleinmuth mehr denn aus Böswilligkeit. Die Majorität in der Kammer war im Anfang für die Translation der Napoleonischen Asche eben so begeistert wie das übrige Volk; aber allmählich kam sie zu einer entgegengesetzten Besinnung, als sie die eventuellen Gefahren berechnete und als sie jenes bedrohliche Jauchzen der Bonapartisten vernahm, das in der That weder erfreulich noch beruhigend klang. Jetzt lieh man auch den Feinden des Kaisers ein geneigteres Ohr, und sowohl die eigentlichen Legitimisten als auch die Royalisten von der laxen Observanz benutzten diese Mißstimmung, indem sie gegen Napoleon mit ihrer alten eingewurzelten Erbitterung mehr oder minder geschickt hervortraten. So gab uns namentlich die

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 158. Augsburg, 6. Juni 1840, S. 1257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_158_18400606/9>, abgerufen am 03.10.2024.