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Allgemeine Zeitung. Nr. 181. Augsburg, 29. Juni 1840.

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Halbbrigade mit unter seinem Commando hat, und jetzt zur Inspection unseres Contingents hier ist, dort logirt. Als kurz darauf noch mehrere russische Herrschaften ankamen, die man für das Gefolge des Kaisers hielt, glaubte man gewiß er sey da; das Gedränge wurde so groß, daß Polizei herbeigerufen werden mußte. Bald darauf ging der Graf aus und wurde von vielen Menschen gefolgt, unter welchen auch einige waren, die den Kaiser kennen; diese versicherten nun, daß er das nicht sey, worauf sich die Menge zerstreute und nur noch einzelne Gruppen blieben, welche die Ankunft Sr. Maj. erwarten wollten; andere glaubten, daß er in einer Kutsche, die bald nach ihrer Ankunft weiter gefahren war, sich befunden habe. Heute flaggen alle Schiffe im Hafen, der jetzt sehr voll ist, und sind viele Neugierige dort, weil er von Harburg kommt.

Der Kaiser von Rußland ist immer noch nicht angekommen; der Graf Orloff reiste schon gestern nach Kiel ab, man glaubt, daß er von dort nach Kopenhagen zur Krönung des Königs gehen werde.

Oesterreich.
*

Der Frhr. v. Bockelberg, Rath der hiesigen preußischen Legation, hat einen Urlaub erhalten, den er benützen wird, um die Bäder von Gastein zu gebrauchen. - Man hegt hier die Hoffnung, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland den kaiserlichen Hof mit einem Besuch überraschen dürfte. Se. Durchl. der Fürst Staatskanzler v. Metternich beabsichtigt diesen Sommer eine Reise nach Böhmen zur Besichtigung der Eisenwerke, die Se. Durchl. in jener Provinz besitzt. Der Zeitpunkt der Abreise ist jedoch noch nicht bestimmt. - Nachrichten ans Kirchberg besagen, daß der Herzog Levis daselbst angekommen war. Es scheint, daß letzterer vollkommen mit dem Herzog von Angouleme ausgesöhnt ist.

Nachrichten aus Carlsbad zufolge war der russische Botschafter, Bailli v. Tatitscheff, daselbst angekommen. Zugleich befand sich daselbst auf ihrer Durchreise nach Marienbad die Gemahlin des russischen Ministers des Aeußern, Grafen v. Nesselrode.

Es ist nun als gewiß anzunehmen, daß Fürst Milosch, auf seiner vorhabenden Reise, Wien besuchen und schon binnen kurzem hier eintreffen wird. Er hat in diesen Tagen den förmlichen Auftrag hieher ertheilt, eine Wohnung für ihn in Bereitschaft zu setzen.

Daß die Pest in Bulgarien völlig aufgehört habe, scheint eine vom Siebenbürger Wochenblatte mitgetheilte officielle Kundmachung aus Bucharest vom 20 Mai noch weiter zu bestätigen. Mit derselben ist eine Herabsetzung der Contumaz-Zeit in den wallachischen Quarantäneanstalten von Neuseverin bis Turnal für die aus Serbien und Bulgarien anlangenden Reisenden auf sieben Tage angeordnet, wobei zugleich bemerkt wird, daß alle in letzterer Zeit vorgenommenen strengen Reinigungsmaaßregeln bei den aus türkischen Provinzen kommenden Waaren aufhören, und in Zukunft bloß die im Regierungsjournal d. d. 11 April 1838 ertheilten Reinigungsvorschriften gehandhabt werden sollen.

Griechenland.

Die letzte Post aus Griechenland bringt die Nachricht, daß die von Hrn. Zographos eingereichte Dimission von Sr. Maj. dem Könige Otto angenommen, und an seiner Stelle Hr. Paikos zum Minister des Aeußern ernannt worden ist. Zugleich wird die definitive Verwerfung des von Hrn. Zographos mit der Pforte abgeschlossenen Handelstractats gemeldet. Der neuernannte griechische Gesandte bei der hohen Pforte, Hr. Christidis, erhält nur den Charakter eines Charge d'Affaires, während Hr. Mussurus, der als türkischer Gesandter bereits in Athen angekommen war, den Charakter eines Ministers hat.

Türkei.

Nachrichten aus Bucharest melden, daß Hr. v. Titoff, russischer Generalconsul in den Fürstenthümern, die Geschäfte der russischen Mission zu Konstantinopel während der Abwesenheit des Hrn. v. Butenieff übernehmen werde.

Weitere Berichte aus Konstantinopel bringen einige nähere Andeutungen über die nächsten Folgen der Absetzung Chosrew Pascha's. Gegen Ahmed Fethi Pascha, welchen man unter dem neuen Titel eines Conseilspräsidenten an Chosrews Stelle haben wollte, hatten sich einige Bedenken erhoben, und es wurde demgemäß Rauf Pascha, der gegenwärtige Präsident des Staatsraths, ausersehen, die Würde eines Großwessiers zum drittenmal wieder einzunehmen. Ob der Staat durch diesen Wechsel gewonnen, steht dahin. Chosrew war ein geschickter, äußerst verschmitzter, allein eben so eigensinniger und unversöhnlicher Mann; Rauf Pascha ist in den Regierungsgeschäften erfahren, redlich, gut und friedliebend, allein er ist gebeugt vom Alter und schwach an Geist und Körper. Reschid Pascha, der Minister des Aeußern, ist nun offenbar das Factotum der Regierung. Ich kann die excentrischen Hoffnungen, welche man auf diesen Wechsel hinsichtlich eines Arrangements mit Mehemed Ali baut, nicht ganz theilen, da ja Reschid Pascha als England ergeben geschildert und dieses allein es ist, was eine Ausgleichung hindert, indem es dagegen protestirt, daß die Pforte zu diesem Zwecke Syrien zum Opfer bringe, wozu sie schon seit einiger Zeit bereit ist. Freilich hat der französische Botschafter bei Reschid Pascha in neuester Zeit einen bedeutenden Stein im Brett gewonnen, und wenn das Verständniß zwischen diesen aufrichtig, dann dürfte allerdings ein baldiger Frieden zu hoffen seyn. Oesterreich ist sowohl in Wien als in Konstantinopel angelegentlichst bemüht, ein Ende der türkisch-ägyptischen Händel um jeden Preis zu beschleunigen. - Aus Alexandrien meldet man, daß sich Mehemed Ali in einer vertraulichen Unterredung, auf die vorläufige Kunde von Chosrews Sturz, geäußert habe, daß dieses Ereigniß seine Plane mehr fördern werde, als die Schlacht bei Nisib. Dieselben Briefe sagen, daß Alexandrien nach den vom Marschall Marmont entworfenen Planen befestigt werde. - In Rumelien dauert das Unwesen durch Räuberbanden fort. Jede Post bringt Anzeige von mehreren Raub- und Mordfällen in verschiedenen Gegenden.

Vor etwa vier Wochen ist der Pforte eine schriftliche Abhandlung in französischer Sprache über den gegenwärtigen Zustand des osmanischen Reichs und über die besten Mittel, zum Nutzen der Pforte die Verwicklungen zu entwirren, in die sie gerathen ist, von unbekannter Hand zugekommen. Die Abhandlung ist sehr gut geschrieben, und mit großem Aufwand von rhetorischen und sophistischen Mitteln verfaßt. Ihr Hauptinhalt geht dahin, einen Beweis aufzustellen, erstens daß das wahre Glück der Pforte darin bestehe, dem Vicekönig von Aegypten alle möglichen Concessionen zu machen, und zwar in formeller sowohl als materieller Hinsicht, dann aber, daß abgesehen davon es kaum der Mühe werth sey, sich gegen Mehemed Ali difficil zu zeigen, da die Länder, die er gegenwärtig im Besitze hätte, auch wenn sie ihm förmlich zuerkannt würden, auf jeden Fall binnen weniger Jahren an die Pforte zurückfallen müssen. Mehemed Ali sey alt, seine Kinder ihm nicht gleich, was er geschaffen, könne ohne seinen Geist nicht erhalten werden. Kein Mitglied der viceköniglichen

Halbbrigade mit unter seinem Commando hat, und jetzt zur Inspection unseres Contingents hier ist, dort logirt. Als kurz darauf noch mehrere russische Herrschaften ankamen, die man für das Gefolge des Kaisers hielt, glaubte man gewiß er sey da; das Gedränge wurde so groß, daß Polizei herbeigerufen werden mußte. Bald darauf ging der Graf aus und wurde von vielen Menschen gefolgt, unter welchen auch einige waren, die den Kaiser kennen; diese versicherten nun, daß er das nicht sey, worauf sich die Menge zerstreute und nur noch einzelne Gruppen blieben, welche die Ankunft Sr. Maj. erwarten wollten; andere glaubten, daß er in einer Kutsche, die bald nach ihrer Ankunft weiter gefahren war, sich befunden habe. Heute flaggen alle Schiffe im Hafen, der jetzt sehr voll ist, und sind viele Neugierige dort, weil er von Harburg kommt.

Der Kaiser von Rußland ist immer noch nicht angekommen; der Graf Orloff reiste schon gestern nach Kiel ab, man glaubt, daß er von dort nach Kopenhagen zur Krönung des Königs gehen werde.

Oesterreich.
*✝

Der Frhr. v. Bockelberg, Rath der hiesigen preußischen Legation, hat einen Urlaub erhalten, den er benützen wird, um die Bäder von Gastein zu gebrauchen. – Man hegt hier die Hoffnung, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland den kaiserlichen Hof mit einem Besuch überraschen dürfte. Se. Durchl. der Fürst Staatskanzler v. Metternich beabsichtigt diesen Sommer eine Reise nach Böhmen zur Besichtigung der Eisenwerke, die Se. Durchl. in jener Provinz besitzt. Der Zeitpunkt der Abreise ist jedoch noch nicht bestimmt. – Nachrichten ans Kirchberg besagen, daß der Herzog Levis daselbst angekommen war. Es scheint, daß letzterer vollkommen mit dem Herzog von Angouléme ausgesöhnt ist.

Nachrichten aus Carlsbad zufolge war der russische Botschafter, Bailli v. Tatitscheff, daselbst angekommen. Zugleich befand sich daselbst auf ihrer Durchreise nach Marienbad die Gemahlin des russischen Ministers des Aeußern, Grafen v. Nesselrode.

Es ist nun als gewiß anzunehmen, daß Fürst Milosch, auf seiner vorhabenden Reise, Wien besuchen und schon binnen kurzem hier eintreffen wird. Er hat in diesen Tagen den förmlichen Auftrag hieher ertheilt, eine Wohnung für ihn in Bereitschaft zu setzen.

Daß die Pest in Bulgarien völlig aufgehört habe, scheint eine vom Siebenbürger Wochenblatte mitgetheilte officielle Kundmachung aus Bucharest vom 20 Mai noch weiter zu bestätigen. Mit derselben ist eine Herabsetzung der Contumaz-Zeit in den wallachischen Quarantäneanstalten von Neuseverin bis Turnal für die aus Serbien und Bulgarien anlangenden Reisenden auf sieben Tage angeordnet, wobei zugleich bemerkt wird, daß alle in letzterer Zeit vorgenommenen strengen Reinigungsmaaßregeln bei den aus türkischen Provinzen kommenden Waaren aufhören, und in Zukunft bloß die im Regierungsjournal d. d. 11 April 1838 ertheilten Reinigungsvorschriften gehandhabt werden sollen.

Griechenland.

Die letzte Post aus Griechenland bringt die Nachricht, daß die von Hrn. Zographos eingereichte Dimission von Sr. Maj. dem Könige Otto angenommen, und an seiner Stelle Hr. Paikos zum Minister des Aeußern ernannt worden ist. Zugleich wird die definitive Verwerfung des von Hrn. Zographos mit der Pforte abgeschlossenen Handelstractats gemeldet. Der neuernannte griechische Gesandte bei der hohen Pforte, Hr. Christidis, erhält nur den Charakter eines Chargé d'Affaires, während Hr. Mussurus, der als türkischer Gesandter bereits in Athen angekommen war, den Charakter eines Ministers hat.

Türkei.

Nachrichten aus Bucharest melden, daß Hr. v. Titoff, russischer Generalconsul in den Fürstenthümern, die Geschäfte der russischen Mission zu Konstantinopel während der Abwesenheit des Hrn. v. Butenieff übernehmen werde.

Weitere Berichte aus Konstantinopel bringen einige nähere Andeutungen über die nächsten Folgen der Absetzung Chosrew Pascha's. Gegen Ahmed Fethi Pascha, welchen man unter dem neuen Titel eines Conseilspräsidenten an Chosrews Stelle haben wollte, hatten sich einige Bedenken erhoben, und es wurde demgemäß Rauf Pascha, der gegenwärtige Präsident des Staatsraths, ausersehen, die Würde eines Großwessiers zum drittenmal wieder einzunehmen. Ob der Staat durch diesen Wechsel gewonnen, steht dahin. Chosrew war ein geschickter, äußerst verschmitzter, allein eben so eigensinniger und unversöhnlicher Mann; Rauf Pascha ist in den Regierungsgeschäften erfahren, redlich, gut und friedliebend, allein er ist gebeugt vom Alter und schwach an Geist und Körper. Reschid Pascha, der Minister des Aeußern, ist nun offenbar das Factotum der Regierung. Ich kann die excentrischen Hoffnungen, welche man auf diesen Wechsel hinsichtlich eines Arrangements mit Mehemed Ali baut, nicht ganz theilen, da ja Reschid Pascha als England ergeben geschildert und dieses allein es ist, was eine Ausgleichung hindert, indem es dagegen protestirt, daß die Pforte zu diesem Zwecke Syrien zum Opfer bringe, wozu sie schon seit einiger Zeit bereit ist. Freilich hat der französische Botschafter bei Reschid Pascha in neuester Zeit einen bedeutenden Stein im Brett gewonnen, und wenn das Verständniß zwischen diesen aufrichtig, dann dürfte allerdings ein baldiger Frieden zu hoffen seyn. Oesterreich ist sowohl in Wien als in Konstantinopel angelegentlichst bemüht, ein Ende der türkisch-ägyptischen Händel um jeden Preis zu beschleunigen. – Aus Alexandrien meldet man, daß sich Mehemed Ali in einer vertraulichen Unterredung, auf die vorläufige Kunde von Chosrews Sturz, geäußert habe, daß dieses Ereigniß seine Plane mehr fördern werde, als die Schlacht bei Nisib. Dieselben Briefe sagen, daß Alexandrien nach den vom Marschall Marmont entworfenen Planen befestigt werde. – In Rumelien dauert das Unwesen durch Räuberbanden fort. Jede Post bringt Anzeige von mehreren Raub- und Mordfällen in verschiedenen Gegenden.

Vor etwa vier Wochen ist der Pforte eine schriftliche Abhandlung in französischer Sprache über den gegenwärtigen Zustand des osmanischen Reichs und über die besten Mittel, zum Nutzen der Pforte die Verwicklungen zu entwirren, in die sie gerathen ist, von unbekannter Hand zugekommen. Die Abhandlung ist sehr gut geschrieben, und mit großem Aufwand von rhetorischen und sophistischen Mitteln verfaßt. Ihr Hauptinhalt geht dahin, einen Beweis aufzustellen, erstens daß das wahre Glück der Pforte darin bestehe, dem Vicekönig von Aegypten alle möglichen Concessionen zu machen, und zwar in formeller sowohl als materieller Hinsicht, dann aber, daß abgesehen davon es kaum der Mühe werth sey, sich gegen Mehemed Ali difficil zu zeigen, da die Länder, die er gegenwärtig im Besitze hätte, auch wenn sie ihm förmlich zuerkannt würden, auf jeden Fall binnen weniger Jahren an die Pforte zurückfallen müssen. Mehemed Ali sey alt, seine Kinder ihm nicht gleich, was er geschaffen, könne ohne seinen Geist nicht erhalten werden. Kein Mitglied der viceköniglichen

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Halbbrigade mit unter seinem Commando hat, und jetzt zur Inspection unseres Contingents hier ist, dort logirt. Als kurz darauf noch mehrere russische Herrschaften ankamen, die man für das Gefolge des Kaisers hielt, glaubte man gewiß er sey da; das Gedränge wurde so groß, daß Polizei herbeigerufen werden mußte. Bald darauf ging der Graf aus und wurde von vielen Menschen gefolgt, unter welchen auch einige waren, die den Kaiser kennen; diese versicherten nun, daß er das nicht sey, worauf sich die Menge zerstreute und nur noch einzelne Gruppen blieben, welche die Ankunft Sr. Maj. erwarten wollten; andere glaubten, daß er in einer Kutsche, die bald nach ihrer Ankunft weiter gefahren war, sich befunden habe. Heute flaggen alle Schiffe im Hafen, der jetzt sehr voll ist, und sind viele Neugierige dort, weil er von Harburg kommt.</p>
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[1447/0007] Halbbrigade mit unter seinem Commando hat, und jetzt zur Inspection unseres Contingents hier ist, dort logirt. Als kurz darauf noch mehrere russische Herrschaften ankamen, die man für das Gefolge des Kaisers hielt, glaubte man gewiß er sey da; das Gedränge wurde so groß, daß Polizei herbeigerufen werden mußte. Bald darauf ging der Graf aus und wurde von vielen Menschen gefolgt, unter welchen auch einige waren, die den Kaiser kennen; diese versicherten nun, daß er das nicht sey, worauf sich die Menge zerstreute und nur noch einzelne Gruppen blieben, welche die Ankunft Sr. Maj. erwarten wollten; andere glaubten, daß er in einer Kutsche, die bald nach ihrer Ankunft weiter gefahren war, sich befunden habe. Heute flaggen alle Schiffe im Hafen, der jetzt sehr voll ist, und sind viele Neugierige dort, weil er von Harburg kommt. _ Hamburg, 23 Jun. Der Kaiser von Rußland ist immer noch nicht angekommen; der Graf Orloff reiste schon gestern nach Kiel ab, man glaubt, daß er von dort nach Kopenhagen zur Krönung des Königs gehen werde. Oesterreich. *✝Wien, 22 Jun. Der Frhr. v. Bockelberg, Rath der hiesigen preußischen Legation, hat einen Urlaub erhalten, den er benützen wird, um die Bäder von Gastein zu gebrauchen. – Man hegt hier die Hoffnung, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland den kaiserlichen Hof mit einem Besuch überraschen dürfte. Se. Durchl. der Fürst Staatskanzler v. Metternich beabsichtigt diesen Sommer eine Reise nach Böhmen zur Besichtigung der Eisenwerke, die Se. Durchl. in jener Provinz besitzt. Der Zeitpunkt der Abreise ist jedoch noch nicht bestimmt. – Nachrichten ans Kirchberg besagen, daß der Herzog Levis daselbst angekommen war. Es scheint, daß letzterer vollkommen mit dem Herzog von Angouléme ausgesöhnt ist. *✝ Berlin, 21 Jun. Nachrichten aus Carlsbad zufolge war der russische Botschafter, Bailli v. Tatitscheff, daselbst angekommen. Zugleich befand sich daselbst auf ihrer Durchreise nach Marienbad die Gemahlin des russischen Ministers des Aeußern, Grafen v. Nesselrode. * Wien, 23 Jun. Es ist nun als gewiß anzunehmen, daß Fürst Milosch, auf seiner vorhabenden Reise, Wien besuchen und schon binnen kurzem hier eintreffen wird. Er hat in diesen Tagen den förmlichen Auftrag hieher ertheilt, eine Wohnung für ihn in Bereitschaft zu setzen. ✝* Wien, 23 Jun. Daß die Pest in Bulgarien völlig aufgehört habe, scheint eine vom Siebenbürger Wochenblatte mitgetheilte officielle Kundmachung aus Bucharest vom 20 Mai noch weiter zu bestätigen. Mit derselben ist eine Herabsetzung der Contumaz-Zeit in den wallachischen Quarantäneanstalten von Neuseverin bis Turnal für die aus Serbien und Bulgarien anlangenden Reisenden auf sieben Tage angeordnet, wobei zugleich bemerkt wird, daß alle in letzterer Zeit vorgenommenen strengen Reinigungsmaaßregeln bei den aus türkischen Provinzen kommenden Waaren aufhören, und in Zukunft bloß die im Regierungsjournal d. d. 11 April 1838 ertheilten Reinigungsvorschriften gehandhabt werden sollen. Griechenland. ***Ancona, 17 Jun. Die letzte Post aus Griechenland bringt die Nachricht, daß die von Hrn. Zographos eingereichte Dimission von Sr. Maj. dem Könige Otto angenommen, und an seiner Stelle Hr. Paikos zum Minister des Aeußern ernannt worden ist. Zugleich wird die definitive Verwerfung des von Hrn. Zographos mit der Pforte abgeschlossenen Handelstractats gemeldet. Der neuernannte griechische Gesandte bei der hohen Pforte, Hr. Christidis, erhält nur den Charakter eines Chargé d'Affaires, während Hr. Mussurus, der als türkischer Gesandter bereits in Athen angekommen war, den Charakter eines Ministers hat. Türkei. *✝Semlin, 15 Jun. Nachrichten aus Bucharest melden, daß Hr. v. Titoff, russischer Generalconsul in den Fürstenthümern, die Geschäfte der russischen Mission zu Konstantinopel während der Abwesenheit des Hrn. v. Butenieff übernehmen werde. * Von der türkischen Gränze, 18 Jun. Weitere Berichte aus Konstantinopel bringen einige nähere Andeutungen über die nächsten Folgen der Absetzung Chosrew Pascha's. Gegen Ahmed Fethi Pascha, welchen man unter dem neuen Titel eines Conseilspräsidenten an Chosrews Stelle haben wollte, hatten sich einige Bedenken erhoben, und es wurde demgemäß Rauf Pascha, der gegenwärtige Präsident des Staatsraths, ausersehen, die Würde eines Großwessiers zum drittenmal wieder einzunehmen. Ob der Staat durch diesen Wechsel gewonnen, steht dahin. Chosrew war ein geschickter, äußerst verschmitzter, allein eben so eigensinniger und unversöhnlicher Mann; Rauf Pascha ist in den Regierungsgeschäften erfahren, redlich, gut und friedliebend, allein er ist gebeugt vom Alter und schwach an Geist und Körper. Reschid Pascha, der Minister des Aeußern, ist nun offenbar das Factotum der Regierung. Ich kann die excentrischen Hoffnungen, welche man auf diesen Wechsel hinsichtlich eines Arrangements mit Mehemed Ali baut, nicht ganz theilen, da ja Reschid Pascha als England ergeben geschildert und dieses allein es ist, was eine Ausgleichung hindert, indem es dagegen protestirt, daß die Pforte zu diesem Zwecke Syrien zum Opfer bringe, wozu sie schon seit einiger Zeit bereit ist. Freilich hat der französische Botschafter bei Reschid Pascha in neuester Zeit einen bedeutenden Stein im Brett gewonnen, und wenn das Verständniß zwischen diesen aufrichtig, dann dürfte allerdings ein baldiger Frieden zu hoffen seyn. Oesterreich ist sowohl in Wien als in Konstantinopel angelegentlichst bemüht, ein Ende der türkisch-ägyptischen Händel um jeden Preis zu beschleunigen. – Aus Alexandrien meldet man, daß sich Mehemed Ali in einer vertraulichen Unterredung, auf die vorläufige Kunde von Chosrews Sturz, geäußert habe, daß dieses Ereigniß seine Plane mehr fördern werde, als die Schlacht bei Nisib. Dieselben Briefe sagen, daß Alexandrien nach den vom Marschall Marmont entworfenen Planen befestigt werde. – In Rumelien dauert das Unwesen durch Räuberbanden fort. Jede Post bringt Anzeige von mehreren Raub- und Mordfällen in verschiedenen Gegenden. _ Konstantinopel, 10 Jun. Vor etwa vier Wochen ist der Pforte eine schriftliche Abhandlung in französischer Sprache über den gegenwärtigen Zustand des osmanischen Reichs und über die besten Mittel, zum Nutzen der Pforte die Verwicklungen zu entwirren, in die sie gerathen ist, von unbekannter Hand zugekommen. Die Abhandlung ist sehr gut geschrieben, und mit großem Aufwand von rhetorischen und sophistischen Mitteln verfaßt. Ihr Hauptinhalt geht dahin, einen Beweis aufzustellen, erstens daß das wahre Glück der Pforte darin bestehe, dem Vicekönig von Aegypten alle möglichen Concessionen zu machen, und zwar in formeller sowohl als materieller Hinsicht, dann aber, daß abgesehen davon es kaum der Mühe werth sey, sich gegen Mehemed Ali difficil zu zeigen, da die Länder, die er gegenwärtig im Besitze hätte, auch wenn sie ihm förmlich zuerkannt würden, auf jeden Fall binnen weniger Jahren an die Pforte zurückfallen müssen. Mehemed Ali sey alt, seine Kinder ihm nicht gleich, was er geschaffen, könne ohne seinen Geist nicht erhalten werden. Kein Mitglied der viceköniglichen

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 181. Augsburg, 29. Juni 1840, S. 1447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_181_18400629/7>, abgerufen am 28.03.2024.