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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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33) Grau und blau -- Oesterreich.
34) Grau und gelb -- Ungarn.
35) Grau und grün -- österreichisches Polen.
b) Verticale (linke und rechte) Abtheilung:
36) Weiß und roth -- österreichische Niederlande.
37) Weiß und blau -- österreichisches Jtalien.
38) Weiß und gelb -- Mähren.
39) Weiß und grün -- Tirol.
40) Weiß und grau -- Vorderösterreich.

Die Einfassung des Billets war nun in hohem Grade
wichtig. Zunächst deutete sie auf äußere Merkmale und Verhält-
nisse des Jnhabers.

Das Alter des Jnhabers wurde so angedeutet: bis zu 25
Jahren war die Einfassung zirkelförmig; bis zu 30 Jahren oval;
bis zu 45 Jahren achteckig; bis zu 55 Jahren sechseckig; bis zu
60 Jahren viereckig; über 60 Jahre ein längliches Viereck.

Der Wuchs des Jnhabers wurde durch gerade oder wellen-
förmige Linien angedeutet, wobei die Nähe und Entfernung der
Linien voneinander von besonderer Bedeutung waren. Die große
und schöne Person wurde durch weit voneinander stehende und
wellenförmige Linien bezeichnet; groß allein durch ebensolche,
jedoch gerade Linien; die Mittelstatur und schöner Wuchs
ward durch eng aneinander gesetzte wellenförmige Linien, die Mit-
telstatur mit schlechtem Wuchs
durch enge gerade Linien, die
kleine und wohlgewachsene Statur durch ganz eng anein-
ander gesetzte wellenförmige Linien, klein mit schlechtem Wuchs
durch ganz enge gerade Linien. Buckelig wurde durch einen
willkürlichen Zug an den Seiten; krumm oder schief aber unten
an der Einfassung, und endlich lahm durch ein beliebiges Zeichen
oberhalb in der Mitte der Einfassung bezeichnet.

Die Gesichtszüge wurden jedesmal mitten im Obertheil
der Einfassung ausgedrückt. Eine Rose bedeutete schön und freund-
lich; eine Tulpe schön und ernsthaft; eine Sonnenblume leidlich
schön, aber freundlich; eine Narcisse mittelmäßig schön und ernst-
haft; ein Satirkopf garstig, aber freundlich; ein gehörnter Widder-

33) Grau und blau — Oeſterreich.
34) Grau und gelb — Ungarn.
35) Grau und grün — öſterreichiſches Polen.
β) Verticale (linke und rechte) Abtheilung:
36) Weiß und roth — öſterreichiſche Niederlande.
37) Weiß und blau — öſterreichiſches Jtalien.
38) Weiß und gelb — Mähren.
39) Weiß und grün — Tirol.
40) Weiß und grau — Vorderöſterreich.

Die Einfaſſung des Billets war nun in hohem Grade
wichtig. Zunächſt deutete ſie auf äußere Merkmale und Verhält-
niſſe des Jnhabers.

Das Alter des Jnhabers wurde ſo angedeutet: bis zu 25
Jahren war die Einfaſſung zirkelförmig; bis zu 30 Jahren oval;
bis zu 45 Jahren achteckig; bis zu 55 Jahren ſechseckig; bis zu
60 Jahren viereckig; über 60 Jahre ein längliches Viereck.

Der Wuchs des Jnhabers wurde durch gerade oder wellen-
förmige Linien angedeutet, wobei die Nähe und Entfernung der
Linien voneinander von beſonderer Bedeutung waren. Die große
und ſchöne Perſon wurde durch weit voneinander ſtehende und
wellenförmige Linien bezeichnet; groß allein durch ebenſolche,
jedoch gerade Linien; die Mittelſtatur und ſchöner Wuchs
ward durch eng aneinander geſetzte wellenförmige Linien, die Mit-
telſtatur mit ſchlechtem Wuchs
durch enge gerade Linien, die
kleine und wohlgewachſene Statur durch ganz eng anein-
ander geſetzte wellenförmige Linien, klein mit ſchlechtem Wuchs
durch ganz enge gerade Linien. Buckelig wurde durch einen
willkürlichen Zug an den Seiten; krumm oder ſchief aber unten
an der Einfaſſung, und endlich lahm durch ein beliebiges Zeichen
oberhalb in der Mitte der Einfaſſung bezeichnet.

Die Geſichtszüge wurden jedesmal mitten im Obertheil
der Einfaſſung ausgedrückt. Eine Roſe bedeutete ſchön und freund-
lich; eine Tulpe ſchön und ernſthaft; eine Sonnenblume leidlich
ſchön, aber freundlich; eine Narciſſe mittelmäßig ſchön und ernſt-
haft; ein Satirkopf garſtig, aber freundlich; ein gehörnter Widder-

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[21/0033] 33) Grau und blau — Oeſterreich. 34) Grau und gelb — Ungarn. 35) Grau und grün — öſterreichiſches Polen. β) Verticale (linke und rechte) Abtheilung: 36) Weiß und roth — öſterreichiſche Niederlande. 37) Weiß und blau — öſterreichiſches Jtalien. 38) Weiß und gelb — Mähren. 39) Weiß und grün — Tirol. 40) Weiß und grau — Vorderöſterreich. Die Einfaſſung des Billets war nun in hohem Grade wichtig. Zunächſt deutete ſie auf äußere Merkmale und Verhält- niſſe des Jnhabers. Das Alter des Jnhabers wurde ſo angedeutet: bis zu 25 Jahren war die Einfaſſung zirkelförmig; bis zu 30 Jahren oval; bis zu 45 Jahren achteckig; bis zu 55 Jahren ſechseckig; bis zu 60 Jahren viereckig; über 60 Jahre ein längliches Viereck. Der Wuchs des Jnhabers wurde durch gerade oder wellen- förmige Linien angedeutet, wobei die Nähe und Entfernung der Linien voneinander von beſonderer Bedeutung waren. Die große und ſchöne Perſon wurde durch weit voneinander ſtehende und wellenförmige Linien bezeichnet; groß allein durch ebenſolche, jedoch gerade Linien; die Mittelſtatur und ſchöner Wuchs ward durch eng aneinander geſetzte wellenförmige Linien, die Mit- telſtatur mit ſchlechtem Wuchs durch enge gerade Linien, die kleine und wohlgewachſene Statur durch ganz eng anein- ander geſetzte wellenförmige Linien, klein mit ſchlechtem Wuchs durch ganz enge gerade Linien. Buckelig wurde durch einen willkürlichen Zug an den Seiten; krumm oder ſchief aber unten an der Einfaſſung, und endlich lahm durch ein beliebiges Zeichen oberhalb in der Mitte der Einfaſſung bezeichnet. Die Geſichtszüge wurden jedesmal mitten im Obertheil der Einfaſſung ausgedrückt. Eine Roſe bedeutete ſchön und freund- lich; eine Tulpe ſchön und ernſthaft; eine Sonnenblume leidlich ſchön, aber freundlich; eine Narciſſe mittelmäßig ſchön und ernſt- haft; ein Satirkopf garſtig, aber freundlich; ein gehörnter Widder-

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/33>, abgerufen am 23.04.2024.