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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Zwey und zwanzigstes Capitel.
tung mit dem Einklange zu gebrauchen. Die Begleitung mit
dem Einklange
ist: wenn man die Baßnoten mit beyden
Händen in Octaven spielet.

§. 5.

Der erste Fall betrifft gewisse Stellen, welche ein-
stimmig gesetzet sind. Wenn also alle Stimmen eines Stückes
im Einklange fortgehen: so ist nichts natürlicher, als daß auch
der Accompagnist diesem Einklange folget, und die Harmonie
weglässet. Dieser Fall pfleget durch die Wörter unisoni, all'
unisono
angedeutet zu werden.

§. 6.

Wir merken hierbey einige besondere Fälle mit an,
welche von dem vorigen etwas abgehen. Wenn bey einem
Stücke nur die Ripienstimmen mit dem Basse den Einklang ha-
ben, die Hauptstimme aber zu dieser einstimmigen Begleitung
entweder eine lange Aushaltung oder einen besondern Gesang
vorträget: so giebet man auf die Melodie der Ripienstimmen
genau Acht, ob sie so beschaffen ist, daß die nöthigsten Inter-
vallen der Grundharmonie, besonders die Dissonanzen mit ihrer
Auflösung, in der gebrochnen Harmonie darinnen berühret wer-
den; ist dieses letztere, so bleibet man auch bey der Begleitung
im Einklange (a). Wenn aber der die Hauptstimme begleitende
Gedanke simpel ist, und nicht allein Harmonie verträget, son-
dern dadurch wohl gar einen besondern Glanz erhält: so wählt
man die mehrstimmige Begleitung (b). Weil zu dieser Wahl
eine gute Einsicht gehört, welche im Stande ist zu urtheilen, ob,
und wenn man durch die Harmonie der Hauptstimme schade,
oder helfe, und weil der in diesem § festgesetzte Fall beyde
Arten von Begleitungen, nachdem die Umstände sind, verträget:
so ist deswegen eine genaue Andeutung besonders nöthig.

Z. E.

Zwey und zwanzigſtes Capitel.
tung mit dem Einklange zu gebrauchen. Die Begleitung mit
dem Einklange
iſt: wenn man die Baßnoten mit beyden
Händen in Octaven ſpielet.

§. 5.

Der erſte Fall betrifft gewiſſe Stellen, welche ein-
ſtimmig geſetzet ſind. Wenn alſo alle Stimmen eines Stückes
im Einklange fortgehen: ſo iſt nichts natürlicher, als daß auch
der Accompagniſt dieſem Einklange folget, und die Harmonie
wegläſſet. Dieſer Fall pfleget durch die Wörter uniſoni, all’
uniſono
angedeutet zu werden.

§. 6.

Wir merken hierbey einige beſondere Fälle mit an,
welche von dem vorigen etwas abgehen. Wenn bey einem
Stücke nur die Ripienſtimmen mit dem Baſſe den Einklang ha-
ben, die Hauptſtimme aber zu dieſer einſtimmigen Begleitung
entweder eine lange Aushaltung oder einen beſondern Geſang
vorträget: ſo giebet man auf die Melodie der Ripienſtimmen
genau Acht, ob ſie ſo beſchaffen iſt, daß die nöthigſten Inter-
vallen der Grundharmonie, beſonders die Diſſonanzen mit ihrer
Auflöſung, in der gebrochnen Harmonie darinnen berühret wer-
den; iſt dieſes letztere, ſo bleibet man auch bey der Begleitung
im Einklange (a). Wenn aber der die Hauptſtimme begleitende
Gedanke ſimpel iſt, und nicht allein Harmonie verträget, ſon-
dern dadurch wohl gar einen beſondern Glanz erhält: ſo wählt
man die mehrſtimmige Begleitung (b). Weil zu dieſer Wahl
eine gute Einſicht gehört, welche im Stande iſt zu urtheilen, ob,
und wenn man durch die Harmonie der Hauptſtimme ſchade,
oder helfe, und weil der in dieſem § feſtgeſetzte Fall beyde
Arten von Begleitungen, nachdem die Umſtände ſind, verträget:
ſo iſt deswegen eine genaue Andeutung beſonders nöthig.

Z. E.
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[174/0184] Zwey und zwanzigſtes Capitel. tung mit dem Einklange zu gebrauchen. Die Begleitung mit dem Einklange iſt: wenn man die Baßnoten mit beyden Händen in Octaven ſpielet. §. 5. Der erſte Fall betrifft gewiſſe Stellen, welche ein- ſtimmig geſetzet ſind. Wenn alſo alle Stimmen eines Stückes im Einklange fortgehen: ſo iſt nichts natürlicher, als daß auch der Accompagniſt dieſem Einklange folget, und die Harmonie wegläſſet. Dieſer Fall pfleget durch die Wörter uniſoni, all’ uniſono angedeutet zu werden. §. 6. Wir merken hierbey einige beſondere Fälle mit an, welche von dem vorigen etwas abgehen. Wenn bey einem Stücke nur die Ripienſtimmen mit dem Baſſe den Einklang ha- ben, die Hauptſtimme aber zu dieſer einſtimmigen Begleitung entweder eine lange Aushaltung oder einen beſondern Geſang vorträget: ſo giebet man auf die Melodie der Ripienſtimmen genau Acht, ob ſie ſo beſchaffen iſt, daß die nöthigſten Inter- vallen der Grundharmonie, beſonders die Diſſonanzen mit ihrer Auflöſung, in der gebrochnen Harmonie darinnen berühret wer- den; iſt dieſes letztere, ſo bleibet man auch bey der Begleitung im Einklange (a). Wenn aber der die Hauptſtimme begleitende Gedanke ſimpel iſt, und nicht allein Harmonie verträget, ſon- dern dadurch wohl gar einen beſondern Glanz erhält: ſo wählt man die mehrſtimmige Begleitung (b). Weil zu dieſer Wahl eine gute Einſicht gehört, welche im Stande iſt zu urtheilen, ob, und wenn man durch die Harmonie der Hauptſtimme ſchade, oder helfe, und weil der in dieſem § feſtgeſetzte Fall beyde Arten von Begleitungen, nachdem die Umſtände ſind, verträget: ſo iſt deswegen eine genaue Andeutung beſonders nöthig. Z. E.

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/184>, abgerufen am 28.03.2024.