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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünf und dreyßigstes Capitel.
§. 3.

Wenn ein Unisonus einfällt, so kann man die Auf-
lösung der Dissonanzen abbrechen, indem man diesen Unisonum
sogleich mit beyden Händen ergreifet. Ein geübtes Ohr ersetzet
diese Auflösung in der Einbildung.

§. 4.

Es ist zwar ziemlich gewöhnlich, aber eben nicht noth-
wendig, daß die Ausführung eines Stückes bey dem Anfange
unordentlich gehet. Es pflegen daher auch die geübtesten Ausführer,
der guten Ordnung und des gleichen Vortrages wegen, die Art
von Noten, die jeder bey dem Anfange vorzutragen hat, vorher
gerne einander zu zeigen. Folglich würde es sehr gut seyn, weil
zu diesem Durchsehen zuweilen keine Zeit da ist, und ein einziges
Stück oft vielerley Tempo annimmt, daß wenigstens der Anfang
der Hauptstimme in kleinen Noten über die anfangenden Grund-
noten gesetzet würde. Diese Vorsicht würde auch nach General-
pausen und nach Fermaten von sehr gutem Nutzen seyn, besonders
wenn der Baß nachher mit der hauptstimme nicht zugleich wieder
anfänget.



Fünf und dreyßigstes Capitel.
Von der Nothwendigkeit der Bezifferung.
§. 1.

Wir sehen allenthalben aus dem Inhalte unserer Anleitung, daß zu
einem guten Accompagnement noch sehr viel gehöre, wenn
auch die Bezifferung so ist, wie sie seyn soll. Es erhellet hieraus das
Lächerliche der Anforderung, unbezifferte Bässe zu accompagniren,
und man siehet zugleich die Unmöglichkeit ein, die letztern dergestallt
abzufertigen, daß man nur einigermassen zufrieden seyn könnte. Man

hat
Fünf und dreyßigſtes Capitel.
§. 3.

Wenn ein Uniſonus einfällt, ſo kann man die Auf-
löſung der Diſſonanzen abbrechen, indem man dieſen Uniſonum
ſogleich mit beyden Händen ergreifet. Ein geübtes Ohr erſetzet
dieſe Auflöſung in der Einbildung.

§. 4.

Es iſt zwar ziemlich gewöhnlich, aber eben nicht noth-
wendig, daß die Ausführung eines Stückes bey dem Anfange
unordentlich gehet. Es pflegen daher auch die geübteſten Ausführer,
der guten Ordnung und des gleichen Vortrages wegen, die Art
von Noten, die jeder bey dem Anfange vorzutragen hat, vorher
gerne einander zu zeigen. Folglich würde es ſehr gut ſeyn, weil
zu dieſem Durchſehen zuweilen keine Zeit da iſt, und ein einziges
Stück oft vielerley Tempo annimmt, daß wenigſtens der Anfang
der Hauptſtimme in kleinen Noten über die anfangenden Grund-
noten geſetzet würde. Dieſe Vorſicht würde auch nach General-
pauſen und nach Fermaten von ſehr gutem Nutzen ſeyn, beſonders
wenn der Baß nachher mit der hauptſtimme nicht zugleich wieder
anfänget.



Fünf und dreyßigſtes Capitel.
Von der Nothwendigkeit der Bezifferung.
§. 1.

Wir ſehen allenthalben aus dem Inhalte unſerer Anleitung, daß zu
einem guten Accompagnement noch ſehr viel gehöre, wenn
auch die Bezifferung ſo iſt, wie ſie ſeyn ſoll. Es erhellet hieraus das
Lächerliche der Anforderung, unbezifferte Bäſſe zu accompagniren,
und man ſiehet zugleich die Unmöglichkeit ein, die letztern dergeſtallt
abzufertigen, daß man nur einigermaſſen zufrieden ſeyn könnte. Man

hat
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[298/0308] Fünf und dreyßigſtes Capitel. §. 3. Wenn ein Uniſonus einfällt, ſo kann man die Auf- löſung der Diſſonanzen abbrechen, indem man dieſen Uniſonum ſogleich mit beyden Händen ergreifet. Ein geübtes Ohr erſetzet dieſe Auflöſung in der Einbildung. §. 4. Es iſt zwar ziemlich gewöhnlich, aber eben nicht noth- wendig, daß die Ausführung eines Stückes bey dem Anfange unordentlich gehet. Es pflegen daher auch die geübteſten Ausführer, der guten Ordnung und des gleichen Vortrages wegen, die Art von Noten, die jeder bey dem Anfange vorzutragen hat, vorher gerne einander zu zeigen. Folglich würde es ſehr gut ſeyn, weil zu dieſem Durchſehen zuweilen keine Zeit da iſt, und ein einziges Stück oft vielerley Tempo annimmt, daß wenigſtens der Anfang der Hauptſtimme in kleinen Noten über die anfangenden Grund- noten geſetzet würde. Dieſe Vorſicht würde auch nach General- pauſen und nach Fermaten von ſehr gutem Nutzen ſeyn, beſonders wenn der Baß nachher mit der hauptſtimme nicht zugleich wieder anfänget. Fünf und dreyßigſtes Capitel. Von der Nothwendigkeit der Bezifferung. §. 1. Wir ſehen allenthalben aus dem Inhalte unſerer Anleitung, daß zu einem guten Accompagnement noch ſehr viel gehöre, wenn auch die Bezifferung ſo iſt, wie ſie ſeyn ſoll. Es erhellet hieraus das Lächerliche der Anforderung, unbezifferte Bäſſe zu accompagniren, und man ſiehet zugleich die Unmöglichkeit ein, die letztern dergeſtallt abzufertigen, daß man nur einigermaſſen zufrieden ſeyn könnte. Man hat

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/308>, abgerufen am 28.03.2024.