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Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742.

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Vielleicht wird man mir sagen, daß meine Er-
findung, da man sich des Korkholzes schon vorher
zu Barquen und Brücken bedienet, weder erheb-
lich, noch neu sey, immassen ich eben die Materie
brauchte, deren sich andere vor langer Zeit bedienet.
Allein gleichwie meine Erfindung sonderlich auf
See-Leute bei Schiffbruchs-Fällen ihr Absehen
hat, so würde es gar schwer seyn, die Wienerische
Barque alsdenn in See zu bringen, und diese könte
auch nachher von den Wellen wohl 1000. mahl
umgestürzet werden. Andern theils würden auch
nur wenig Leute darinnen Platz haben, anstat daß
nach meiner Manier 120. Menschen, die nur eben
so viel Korkholz bei sich haben, ihre Barque auf
dem Leibe tragen, ohne daß sie dieselbe in der Un-
ordnung und Verwirrung, worin sie sich befinden,
lange suchen dürfen, sintemahl weiter nichts erfor-
dert wird, als daß sie von der Stelle ab, wo der
Schiffbruch sie überfället, ins Wasser springen.

Jch gestehe annoch, daß die Alten sich dieses
Korkholzes bei nahe auf eben die Manier, wie obge-
dachter Knabe von Amsterdam, bedienet. Es
könte auch diese Manier in einem Schiffbruche viel-
leicht von einigem Nutzen seyn. Allein weil da-
bei, um nicht, wenn man von einem gewaltigen
Sturm hin und her getrieben wird, umgeworfen
zu werden, oder das Gleich-Gewicht zu verliehren,
viele Ubung nöthig ist, so hat mein Küraß vor die-
ser Erfindungnoch vieles voraus. Denn bei dem-
selben braucht es gar keiner Ubung.

Ein

Vielleicht wird man mir ſagen, daß meine Er-
findung, da man ſich des Korkholzes ſchon vorher
zu Barquen und Bruͤcken bedienet, weder erheb-
lich, noch neu ſey, immaſſen ich eben die Materie
brauchte, deren ſich andere vor langer Zeit bedienet.
Allein gleichwie meine Erfindung ſonderlich auf
See-Leute bei Schiffbruchs-Faͤllen ihr Abſehen
hat, ſo wuͤrde es gar ſchwer ſeyn, die Wieneriſche
Barque alsdenn in See zu bringen, und dieſe koͤnte
auch nachher von den Wellen wohl 1000. mahl
umgeſtuͤrzet werden. Andern theils wuͤrden auch
nur wenig Leute darinnen Platz haben, anſtat daß
nach meiner Manier 120. Menſchen, die nur eben
ſo viel Korkholz bei ſich haben, ihre Barque auf
dem Leibe tragen, ohne daß ſie dieſelbe in der Un-
ordnung und Verwirrung, worin ſie ſich befinden,
lange ſuchen duͤrfen, ſintemahl weiter nichts erfor-
dert wird, als daß ſie von der Stelle ab, wo der
Schiffbruch ſie uͤberfaͤllet, ins Waſſer ſpringen.

Jch geſtehe annoch, daß die Alten ſich dieſes
Korkholzes bei nahe auf eben die Manier, wie obge-
dachter Knabe von Amſterdam, bedienet. Es
koͤnte auch dieſe Manier in einem Schiffbruche viel-
leicht von einigem Nutzen ſeyn. Allein weil da-
bei, um nicht, wenn man von einem gewaltigen
Sturm hin und her getrieben wird, umgeworfen
zu werden, oder das Gleich-Gewicht zu verliehren,
viele Ubung noͤthig iſt, ſo hat mein Kuͤraß vor die-
ſer Erfindungnoch vieles voraus. Denn bei dem-
ſelben braucht es gar keiner Ubung.

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[45[43]/0049] Vielleicht wird man mir ſagen, daß meine Er- findung, da man ſich des Korkholzes ſchon vorher zu Barquen und Bruͤcken bedienet, weder erheb- lich, noch neu ſey, immaſſen ich eben die Materie brauchte, deren ſich andere vor langer Zeit bedienet. Allein gleichwie meine Erfindung ſonderlich auf See-Leute bei Schiffbruchs-Faͤllen ihr Abſehen hat, ſo wuͤrde es gar ſchwer ſeyn, die Wieneriſche Barque alsdenn in See zu bringen, und dieſe koͤnte auch nachher von den Wellen wohl 1000. mahl umgeſtuͤrzet werden. Andern theils wuͤrden auch nur wenig Leute darinnen Platz haben, anſtat daß nach meiner Manier 120. Menſchen, die nur eben ſo viel Korkholz bei ſich haben, ihre Barque auf dem Leibe tragen, ohne daß ſie dieſelbe in der Un- ordnung und Verwirrung, worin ſie ſich befinden, lange ſuchen duͤrfen, ſintemahl weiter nichts erfor- dert wird, als daß ſie von der Stelle ab, wo der Schiffbruch ſie uͤberfaͤllet, ins Waſſer ſpringen. Jch geſtehe annoch, daß die Alten ſich dieſes Korkholzes bei nahe auf eben die Manier, wie obge- dachter Knabe von Amſterdam, bedienet. Es koͤnte auch dieſe Manier in einem Schiffbruche viel- leicht von einigem Nutzen ſeyn. Allein weil da- bei, um nicht, wenn man von einem gewaltigen Sturm hin und her getrieben wird, umgeworfen zu werden, oder das Gleich-Gewicht zu verliehren, viele Ubung noͤthig iſt, ſo hat mein Kuͤraß vor die- ſer Erfindungnoch vieles voraus. Denn bei dem- ſelben braucht es gar keiner Ubung. Ein

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Zitationshilfe: Bachstrom, Johann Friedrich: Die Kunst zu Schwimmen. Berlin, 1742, S. 45[43]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bachstrom_schwimmen_1742/49>, abgerufen am 18.04.2024.