Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das dritte Buch. verbleiben köndte/ (dann Dunalbius begehrte auchjhn bey sich zuhaben) hieß Poliarchus sich beyde zu Frieden geben. Sie solten hin gehen/ vnd wol abessen/ damit Dunalbius nicht merckete/ daß sie durch etwas Geheimes von jhrer Fröligkeit abge- halten würden. Er liesse sich durch den Nicopom- pus auff eine seiten der Taffelstuben führen/ da er d Gäste Gespräche vernemmen kundte. Vnter dem Essen lieffen allerley/ aber doch nur gemeine Reden für/ welche nichts zubedeuten hatten/ wann sie gleich von jhren Auffwärtern auffgefangen würden. Als sie aber nach Abnemung der Speisen allein waren/ fieng Nicopompus mit Fleisse an deß Poliarchus zuerwehnen; daß er/ der in der Nähe stackte/ gar wol hören kundte/ in was für Ehren er bey männiglich were; weil sie sämptlich/ vnwissend daß er zur Stel- le war/ von jhm sagten was jhnen vmbs Hertze war. Sonderlich vnterließ Dunalbius nicht den stattlichen jungen Menschen zuloben/ vnd wuste seine gantze Tugendt zu erzehlen. Antenor vnd Hieroleander ingleichen rühmten einer vmb den andern baldt seine Stärcke/ bald seine Höffligkeit; wie ferner in dem frölichen jungen Gemüte so eine grosse Leb- hafftigkeit deß Geistes vnd scharffer Verstandt/ ja alles das zufinden were/ was man andem Alter zu- loben pfleget. Arsidas aber/ weil er wuste daß Poli- archus wieder den Radirobanes eyferte/ so brach- te er die Rede auff den Bürgerlichen Kriege wieder den Lycogenes/ zu welchem Poliarchus dem
Das dritte Buch. verbleiben koͤndte/ (dann Dunalbius begehrte auchjhn bey ſich zuhaben) hieß Poliarchus ſich beyde zu Frieden geben. Sie ſolten hin gehen/ vnd wol abeſſen/ damit Dunalbius nicht merckete/ daß ſie durch etwas Geheimes von jhrer Froͤligkeit abge- halten wuͤrden. Er lieſſe ſich durch den Nicopom- pus auff eine ſeiten der Taffelſtuben fuͤhren/ da er d̕ Gaͤſte Geſpraͤche vernemmen kundte. Vnter dem Eſſen lieffen allerley/ aber doch nur gemeine Reden fuͤr/ welche nichts zubedeuten hatten/ wañ ſie gleich von jhren Auffwaͤrtern auffgefangen wuͤrden. Als ſie aber nach Abnemung der Speiſen allein waren/ fieng Nicopompus mit Fleiſſe an deß Poliarchus zuerwehnen; daß er/ der in der Naͤhe ſtackte/ gar wol hoͤren kundte/ in was fuͤr Ehren er bey maͤnniglich were; weil ſie ſaͤmptlich/ vnwiſſend daß er zur Stel- le war/ von jhm ſagten was jhnen vmbs Hertze war. Sõderlich vnterließ Dunalbius nicht dẽ ſtattlichẽ jungen Menſchen zuloben/ vnd wuſte ſeine gantze Tugendt zu erzehlen. Antenor vnd Hieroleander ingleichen ruͤhmten einer vmb den andern baldt ſeine Staͤrcke/ bald ſeine Hoͤffligkeit; wie ferner in dem froͤlichen jungen Gemuͤte ſo eine groſſe Leb- hafftigkeit deß Geiſtes vnd ſcharffer Verſtandt/ ja alles das zufinden were/ was man andem Alter zu- loben pfleget. Arſidas aber/ weil er wuſte daß Poli- archus wieder den Radirobanes eyferte/ ſo brach- te er die Rede auff den Buͤrgerlichen Kriege wieder den Lycogenes/ zu welchem Poliarchus dem
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Das dritte Buch.
verbleiben koͤndte/ (dann Dunalbius begehrte auch
jhn bey ſich zuhaben) hieß Poliarchus ſich beyde
zu Frieden geben. Sie ſolten hin gehen/ vnd wol
abeſſen/ damit Dunalbius nicht merckete/ daß ſie
durch etwas Geheimes von jhrer Froͤligkeit abge-
halten wuͤrden. Er lieſſe ſich durch den Nicopom-
pus auff eine ſeiten der Taffelſtuben fuͤhren/ da er d̕
Gaͤſte Geſpraͤche vernemmen kundte. Vnter dem
Eſſen lieffen allerley/ aber doch nur gemeine Reden
fuͤr/ welche nichts zubedeuten hatten/ wañ ſie gleich
von jhren Auffwaͤrtern auffgefangen wuͤrden. Als
ſie aber nach Abnemung der Speiſen allein waren/
fieng Nicopompus mit Fleiſſe an deß Poliarchus
zuerwehnen; daß er/ der in der Naͤhe ſtackte/ gar wol
hoͤren kundte/ in was fuͤr Ehren er bey maͤnniglich
were; weil ſie ſaͤmptlich/ vnwiſſend daß er zur Stel-
le war/ von jhm ſagten was jhnen vmbs Hertze war.
Sõderlich vnterließ Dunalbius nicht dẽ ſtattlichẽ
jungen Menſchen zuloben/ vnd wuſte ſeine gantze
Tugendt zu erzehlen. Antenor vnd Hieroleander
ingleichen ruͤhmten einer vmb den andern baldt
ſeine Staͤrcke/ bald ſeine Hoͤffligkeit; wie ferner
in dem froͤlichen jungen Gemuͤte ſo eine groſſe Leb-
hafftigkeit deß Geiſtes vnd ſcharffer Verſtandt/ ja
alles das zufinden were/ was man andem Alter zu-
loben pfleget. Arſidas aber/ weil er wuſte daß Poli-
archus wieder den Radirobanes eyferte/ ſo brach-
te er die Rede auff den Buͤrgerlichen Kriege
wieder den Lycogenes/ zu welchem Poliarchus
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Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/555>, abgerufen am 17.06.2024. |