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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das dritte Buch.
fangen auffs Betthe gedruckt/ vnd der eine hat jhn/
als ob er es mit Willen nicht thete (ich glaube aber
daß er ein Gefallen hierzu getragen/ vnd jhme durch
diese ehrlose That einen Nahmen hierdurch habe
machen wöllen) mit dem Knopffe deß auffgehabe-
nen Degens in das Gesichte gestossen. Die Hände
waren schon gebunden/ vnd führten jhn mit verdeck-
tem Haupte als einen Vbelthäter/ beklagten sich
auch freventlich/ daß die jenigen/ welche die Argenis
fangen solten/ mit jhrem Raub noch nicht vorhan-
den weren. Da kam Theocrine/ gantz frölich wegen
deß Sieges/ vnd deß Kampffs vnd Wunden hal-
ben entzündet/ traff den König an/ vnd als sie sahe/
daß er gefangen war/ ruffte sie mit vnsinnigem Ge-
schrey auff die Räuber: Ihr Verräther vnd Vat-
termörder/ sagte sie/ versucht diesen Degen auch/ der
von ewrer Mitgehülffen Blut noch warm ist. Ihr
seyd meiner Hand nicht werth; aber jhr sollet nicht
alle so sterben: ich wil etliche zu einer schmählichern
Straffe fürbehalten. Die stärcke jhrer Streiche a-
ber war nicht geringer als jhr dröwen. In demselben
Tumult fiel das Kleydt herunter/ mit welchem die
Räuber deß Meleanders Haupt verhüllet hatten.
Also ward er seiner Hülff jnnen/ vnd sahe daß Theo-
crine so vielen Mördern gewachsen were/ weil sie all-
bereit durch deß einen Todt den andern gezeigt hat-
te/ daß jhre Vbelthat ohne Fortgang hinauß lieffe.
Ihr hettet euch verwundert vber der Theocrine/ wel-
che mitten vnter den Schwerdtern/ mitten vnter so

vielen
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Das dritte Buch.
fangen auffs Betthe gedruckt/ vnd der eine hat jhn/
als ob er es mit Willen nicht thete (ich glaube aber
daß er ein Gefallen hierzu getragen/ vnd jhme durch
dieſe ehrloſe That einen Nahmen hierdurch habe
machen woͤllen) mit dem Knopffe deß auffgehabe-
nen Degens in das Geſichte geſtoſſen. Die Haͤnde
waren ſchon gebunden/ vnd fuͤhrten jhn mit verdeck-
tem Haupte als einen Vbelthaͤter/ beklagten ſich
auch freventlich/ daß die jenigen/ welche die Argenis
fangen ſolten/ mit jhrem Raub noch nicht vorhan-
den weren. Da kam Theocrine/ gantz froͤlich wegen
deß Sieges/ vnd deß Kampffs vnd Wunden hal-
ben entzuͤndet/ traff den Koͤnig an/ vnd als ſie ſahe/
daß er gefangen war/ ruffte ſie mit vnſinnigem Ge-
ſchrey auff die Raͤuber: Ihr Verꝛaͤther vnd Vat-
termoͤrder/ ſagte ſie/ verſucht dieſen Degen auch/ der
von ewrer Mitgehuͤlffen Blut noch warm iſt. Ihr
ſeyd meiner Hand nicht werth; aber jhr ſollet nicht
alle ſo ſterben: ich wil etliche zu einer ſchmaͤhlichern
Straffe fuͤrbehalten. Die ſtaͤrcke jhrer Streiche a-
ber war nicht geringer als jhr droͤwen. In demſelben
Tumult fiel das Kleydt herunter/ mit welchem die
Raͤuber deß Meleanders Haupt verhuͤllet hatten.
Alſo ward er ſeiner Huͤlff jnnen/ vnd ſahe daß Theo-
crine ſo vielen Moͤrdern gewachſen were/ weil ſie all-
bereit durch deß einen Todt den andern gezeigt hat-
te/ daß jhre Vbelthat ohne Fortgang hinauß lieffe.
Ihr hettet euch verwundert vber der Theocrine/ wel-
che mitten vnter den Schwerdtern/ mitten vnter ſo

vielen
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[533/0577] Das dritte Buch. fangen auffs Betthe gedruckt/ vnd der eine hat jhn/ als ob er es mit Willen nicht thete (ich glaube aber daß er ein Gefallen hierzu getragen/ vnd jhme durch dieſe ehrloſe That einen Nahmen hierdurch habe machen woͤllen) mit dem Knopffe deß auffgehabe- nen Degens in das Geſichte geſtoſſen. Die Haͤnde waren ſchon gebunden/ vnd fuͤhrten jhn mit verdeck- tem Haupte als einen Vbelthaͤter/ beklagten ſich auch freventlich/ daß die jenigen/ welche die Argenis fangen ſolten/ mit jhrem Raub noch nicht vorhan- den weren. Da kam Theocrine/ gantz froͤlich wegen deß Sieges/ vnd deß Kampffs vnd Wunden hal- ben entzuͤndet/ traff den Koͤnig an/ vnd als ſie ſahe/ daß er gefangen war/ ruffte ſie mit vnſinnigem Ge- ſchrey auff die Raͤuber: Ihr Verꝛaͤther vnd Vat- termoͤrder/ ſagte ſie/ verſucht dieſen Degen auch/ der von ewrer Mitgehuͤlffen Blut noch warm iſt. Ihr ſeyd meiner Hand nicht werth; aber jhr ſollet nicht alle ſo ſterben: ich wil etliche zu einer ſchmaͤhlichern Straffe fuͤrbehalten. Die ſtaͤrcke jhrer Streiche a- ber war nicht geringer als jhr droͤwen. In demſelben Tumult fiel das Kleydt herunter/ mit welchem die Raͤuber deß Meleanders Haupt verhuͤllet hatten. Alſo ward er ſeiner Huͤlff jnnen/ vnd ſahe daß Theo- crine ſo vielen Moͤrdern gewachſen were/ weil ſie all- bereit durch deß einen Todt den andern gezeigt hat- te/ daß jhre Vbelthat ohne Fortgang hinauß lieffe. Ihr hettet euch verwundert vber der Theocrine/ wel- che mitten vnter den Schwerdtern/ mitten vnter ſo vielen l l iij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/577>, abgerufen am 29.04.2024.