Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das dritte Buch.
ganes entdecket/ wie er diese an sich erkauffet; vnd
linderte seinen Schmertzen mit vngeschewten Kla-
gen gegen jhm/ nebenst vielen Bedröwungen gegen
Meleandern vnd die Argenis. Ich förchte/ sagte er/
mein Freundt Virtiganes/ man möchte einen Arg-
wohn deß Betrugs halben gewinnen/ wann ich mit
Selenissen so offt vmbgehe. Ihr könnet sicherlich
an statt meiner die Sach fördern. Wann ich zur
Argenis gehe/ so werdet jhr leichtlich zu der Alten
kommen/ vnd jhr diesen Zettel vberantivorten/ dar-
innen ich mich wegen verlohrner Hoffnung/ die sie
mir gemacht hatte/ vnd daß Argenis mich nur
höhne/ beklage. Vber diß schreibe ich/ sie solle euch
alles vertrawen/ was sie bey so wichtiger Sache zu-
thun vonnöthen zuseyn vermeinet. Dann ich mich
ewers Raths in allem/ sonderlich aber in dieser An-
gelegenheit gebrauchte. Nach annehmung dieser
Verrichtung besuchte Radirobanes die Argenis
zum schleunigsten/ vnd Birtiganes vberantwor-
tete Selenissen heimlich voriges Schreiben; wel-
ches als sie mit abtrettung auff eine Seitte gele-
sen hatte/ kam sie wider zu jhm; wol wissendt/
wann die Heyrath jhren Fortgang nicht erlan-
gete/ daß es auff einer wie auff der andern Seiten
vmb sie würde geschehen seyn/ vnd/ meldet dem Kö-
nige an/ sagte sie/ daß sich meine Verheissung in
Warheit also verhalte; aber es wolte die Zeit nun-
mehr keinen langsamen vnnd trägen Liebhaber
nicht leyden. Er ist ein König; ist gewaffnet;

hat
Nn iiij

Das dritte Buch.
ganes entdecket/ wie er dieſe an ſich erkauffet; vnd
linderte ſeinen Schmertzen mit vngeſchewten Kla-
gen gegen jhm/ nebenſt vielen Bedroͤwungen gegen
Meleandern vnd die Argenis. Ich foͤrchte/ ſagte er/
mein Freundt Virtiganes/ man moͤchte einen Arg-
wohn deß Betrugs halben gewinnen/ wann ich mit
Seleniſſen ſo offt vmbgehe. Ihr koͤnnet ſicherlich
an ſtatt meiner die Sach foͤrdern. Wann ich zur
Argenis gehe/ ſo werdet jhr leichtlich zu der Alten
kommen/ vnd jhr dieſen Zettel vberantivorten/ dar-
innen ich mich wegen verlohrner Hoffnung/ die ſie
mir gemacht hatte/ vnd daß Argenis mich nur
hoͤhne/ beklage. Vber diß ſchreibe ich/ ſie ſolle euch
alles vertrawen/ was ſie bey ſo wichtiger Sache zu-
thun vonnoͤthen zuſeyn vermeinet. Dann ich mich
ewers Raths in allem/ ſonderlich aber in dieſer An-
gelegenheit gebrauchte. Nach annehmung dieſer
Verꝛichtung beſuchte Radirobanes die Argenis
zum ſchleunigſten/ vnd Birtiganes vberantwor-
tete Seleniſſen heimlich voriges Schreiben; wel-
ches als ſie mit abtrettung auff eine Seitte gele-
ſen hatte/ kam ſie wider zu jhm; wol wiſſendt/
wann die Heyrath jhren Fortgang nicht erlan-
gete/ daß es auff einer wie auff der andern Seiten
vmb ſie wuͤrde geſchehen ſeyn/ vnd/ meldet dem Koͤ-
nige an/ ſagte ſie/ daß ſich meine Verheiſſung in
Warheit alſo verhalte; aber es wolte die Zeit nun-
mehr keinen langſamen vnnd traͤgen Liebhaber
nicht leyden. Er iſt ein Koͤnig; iſt gewaffnet;

hat
Nn iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0611" n="567"/><fw place="top" type="header">Das dritte Buch.</fw><lb/>
ganes entdecket/ wie er die&#x017F;e an &#x017F;ich erkauffet; vnd<lb/>
linderte &#x017F;einen Schmertzen mit vnge&#x017F;chewten Kla-<lb/>
gen gegen jhm/ neben&#x017F;t vielen Bedro&#x0364;wungen gegen<lb/>
Meleandern vnd die Argenis. Ich fo&#x0364;rchte/ &#x017F;agte er/<lb/>
mein Freundt Virtiganes/ man mo&#x0364;chte einen Arg-<lb/>
wohn deß Betrugs halben gewinnen/ wann ich mit<lb/>
Seleni&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o offt vmbgehe. Ihr ko&#x0364;nnet &#x017F;icherlich<lb/>
an &#x017F;tatt meiner die Sach fo&#x0364;rdern. Wann ich zur<lb/>
Argenis gehe/ &#x017F;o werdet jhr leichtlich zu der Alten<lb/>
kommen/ vnd jhr die&#x017F;en Zettel vberantivorten/ dar-<lb/>
innen ich mich wegen verlohrner Hoffnung/ die &#x017F;ie<lb/>
mir gemacht hatte/ vnd daß Argenis mich nur<lb/>
ho&#x0364;hne/ beklage. Vber diß &#x017F;chreibe ich/ &#x017F;ie &#x017F;olle euch<lb/>
alles vertrawen/ was &#x017F;ie bey &#x017F;o wichtiger Sache zu-<lb/>
thun vonno&#x0364;then zu&#x017F;eyn vermeinet. Dann ich mich<lb/>
ewers Raths in allem/ &#x017F;onderlich aber in die&#x017F;er An-<lb/>
gelegenheit gebrauchte. Nach annehmung die&#x017F;er<lb/>
Ver&#xA75B;ichtung be&#x017F;uchte Radirobanes die Argenis<lb/>
zum &#x017F;chleunig&#x017F;ten/ vnd Birtiganes vberantwor-<lb/>
tete Seleni&#x017F;&#x017F;en heimlich voriges Schreiben; wel-<lb/>
ches als &#x017F;ie mit abtrettung auff eine Seitte gele-<lb/>
&#x017F;en hatte/ kam &#x017F;ie wider zu jhm; wol wi&#x017F;&#x017F;endt/<lb/>
wann die Heyrath jhren Fortgang nicht erlan-<lb/>
gete/ daß es auff einer wie auff der andern Seiten<lb/>
vmb &#x017F;ie wu&#x0364;rde ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn/ vnd/ meldet dem Ko&#x0364;-<lb/>
nige an/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ daß &#x017F;ich meine Verhei&#x017F;&#x017F;ung in<lb/>
Warheit al&#x017F;o verhalte; aber es wolte die Zeit nun-<lb/>
mehr keinen lang&#x017F;amen vnnd tra&#x0364;gen Liebhaber<lb/>
nicht leyden. Er i&#x017F;t ein Ko&#x0364;nig; i&#x017F;t gewaffnet;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Nn iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[567/0611] Das dritte Buch. ganes entdecket/ wie er dieſe an ſich erkauffet; vnd linderte ſeinen Schmertzen mit vngeſchewten Kla- gen gegen jhm/ nebenſt vielen Bedroͤwungen gegen Meleandern vnd die Argenis. Ich foͤrchte/ ſagte er/ mein Freundt Virtiganes/ man moͤchte einen Arg- wohn deß Betrugs halben gewinnen/ wann ich mit Seleniſſen ſo offt vmbgehe. Ihr koͤnnet ſicherlich an ſtatt meiner die Sach foͤrdern. Wann ich zur Argenis gehe/ ſo werdet jhr leichtlich zu der Alten kommen/ vnd jhr dieſen Zettel vberantivorten/ dar- innen ich mich wegen verlohrner Hoffnung/ die ſie mir gemacht hatte/ vnd daß Argenis mich nur hoͤhne/ beklage. Vber diß ſchreibe ich/ ſie ſolle euch alles vertrawen/ was ſie bey ſo wichtiger Sache zu- thun vonnoͤthen zuſeyn vermeinet. Dann ich mich ewers Raths in allem/ ſonderlich aber in dieſer An- gelegenheit gebrauchte. Nach annehmung dieſer Verꝛichtung beſuchte Radirobanes die Argenis zum ſchleunigſten/ vnd Birtiganes vberantwor- tete Seleniſſen heimlich voriges Schreiben; wel- ches als ſie mit abtrettung auff eine Seitte gele- ſen hatte/ kam ſie wider zu jhm; wol wiſſendt/ wann die Heyrath jhren Fortgang nicht erlan- gete/ daß es auff einer wie auff der andern Seiten vmb ſie wuͤrde geſchehen ſeyn/ vnd/ meldet dem Koͤ- nige an/ ſagte ſie/ daß ſich meine Verheiſſung in Warheit alſo verhalte; aber es wolte die Zeit nun- mehr keinen langſamen vnnd traͤgen Liebhaber nicht leyden. Er iſt ein Koͤnig; iſt gewaffnet; hat Nn iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/611
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/611>, abgerufen am 29.04.2024.