Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd sein sehnliches Bitten vnd Flehen bey jhm verfangen vnd fruchten wolte / wurd er bey sich schlüssig / daß er sich seiner List vnd Kunst gebrauchen vnd seinen Herrn / so viel jhm jmmer müglich / vermittels deroselben dahin bringen vnd vervrsachen wolte / daß er mit seinem Fürnehmen biß zu anbrechung des Tages würde warten vnnd inhalten müssen. Diesem nun zufolg / in dem er dem Pferde den Gurt anmachte / bunde er gar leise vnd sachte / also / daß mans nicht gewahr wurde / mit seines Esels Halffter dem Rossübrall beyde Füsse zusammen / solcher massen / daß / als Don Kichote vermeinte vffzuseyn / konte er nicht / weiln das Pferd nicht anders / als nur mit gleichen Sprüngen vnd Vffhüpffen / sich zu regen oder zu bewegen vermochte. Da nun Santscho Panssa den glücklichen Fortgang seiner List vnd Verschlagenheit vermerckte / sprach er: Wolan / Herr / der Himmel selbs / als durch meine Thränen vnd sehnliches Bitten bewogen / hat versehen vnd gewolt / daß Rossübrall sich nicht bewegen kan. Vnnd daferrn jhr noch ferrner in ewrer Halßstarrigkeit fortfahren / jhm die Spohren geben vnd vff jhn zu schlagen werdet wollen / so werdet jhr nichts anders hierdurch außrichten / als nur dem Glück euch widerspenstig erzeigen / vnd / wie man zu sagen pflegt / wider den Stachel lecken. Don Kichote wurde hierdurch gantz verzagt / vnd je mehr er dem Pferde die Hacken in die Seiten setzte / je weniger es sich zu bewegen vermochte. Vnd derohalben / ohn einiges nachdencken vnd muthmassung dieses beschehenen zusammenbindens / hielte ers vor rathsam / vor dißmahl still- vnnd inne zuhalten / vnd zuerwarten / biß entweder der Tag anbrechen / oder Rossübrall sich endlichen bewegen möchte. Vnd hielte gäntzlichen dafür / es rührte dieses auß einer andern Vrsach / als eben von des

vnd sein sehnliches Bitten vnd Flehen bey jhm verfangen vnd fruchten wolte / wurd er bey sich schlüssig / daß er sich seiner List vnd Kunst gebrauchen vnd seinen Herrn / so viel jhm jmmer müglich / vermittels deroselben dahin bringen vnd vervrsachen wolte / daß er mit seinem Fürnehmen biß zu anbrechung des Tages würde warten vnnd inhalten müssen. Diesem nun zufolg / in dem er dem Pferde den Gurt anmachte / bunde er gar leise vnd sachte / also / daß mans nicht gewahr wurde / mit seines Esels Halffter dem Rossübrall beyde Füsse zusammen / solcher massen / daß / als Don Kichote vermeinte vffzuseyn / konte er nicht / weiln das Pferd nicht anders / als nur mit gleichen Sprüngen vnd Vffhüpffen / sich zu regen oder zu bewegen vermochte. Da nun Santscho Panssa den glücklichen Fortgang seiner List vnd Verschlagenheit vermerckte / sprach er: Wolan / Herr / der Himmel selbs / als durch meine Thränen vnd sehnliches Bitten bewogen / hat versehen vnd gewolt / daß Rossübrall sich nicht bewegen kan. Vnnd daferrn jhr noch ferrner in ewrer Halßstarrigkeit fortfahren / jhm die Spohren geben vnd vff jhn zu schlagen werdet wollen / so werdet jhr nichts anders hierdurch außrichten / als nur dem Glück euch widerspenstig erzeigen / vnd / wie man zu sagen pflegt / wider den Stachel lecken. Don Kichote wurde hierdurch gantz verzagt / vnd je mehr er dem Pferde die Hacken in die Seiten setzte / je weniger es sich zu bewegen vermochte. Vnd derohalben / ohn einiges nachdencken vnd muthmassung dieses beschehenen zusammenbindens / hielte ers vor rathsam / vor dißmahl still- vnnd inne zuhalten / vnd zuerwarten / biß entweder der Tag anbrechen / oder Rossübrall sich endlichen bewegen möchte. Vnd hielte gäntzlichen dafür / es rührte dieses auß einer andern Vrsach / als eben von des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0233" n="233"/>
vnd sein sehnliches Bitten vnd Flehen bey jhm verfangen vnd fruchten wolte / wurd er bey sich schlüssig / daß er sich seiner List vnd Kunst gebrauchen vnd seinen Herrn / so viel jhm jmmer müglich / vermittels deroselben dahin bringen vnd vervrsachen wolte / daß er mit seinem Fürnehmen biß zu anbrechung des Tages würde warten vnnd inhalten müssen. Diesem nun zufolg / in dem er dem Pferde den Gurt anmachte / bunde er gar leise vnd sachte / also / daß mans nicht gewahr wurde / mit seines Esels Halffter dem Rossübrall beyde Füsse zusammen / solcher massen / daß / als <hi rendition="#aq">Don Kichote</hi> vermeinte vffzuseyn / konte er nicht / weiln das Pferd nicht anders / als nur mit gleichen Sprüngen vnd Vffhüpffen / sich zu regen oder zu bewegen vermochte. Da nun <hi rendition="#aq">Santscho Panssa</hi> den glücklichen Fortgang seiner List vnd Verschlagenheit vermerckte / sprach er: Wolan / Herr / der Himmel selbs / als durch meine Thränen vnd sehnliches Bitten bewogen / hat versehen vnd gewolt / daß Rossübrall sich nicht bewegen kan. Vnnd daferrn jhr noch ferrner in ewrer Halßstarrigkeit fortfahren / jhm die Spohren geben vnd vff jhn zu schlagen werdet wollen / so werdet jhr nichts anders hierdurch außrichten / als nur dem Glück euch widerspenstig erzeigen / vnd / wie man zu sagen pflegt / wider den Stachel lecken. <hi rendition="#aq">Don Kichote</hi> wurde hierdurch gantz verzagt / vnd je mehr er dem Pferde die Hacken in die Seiten setzte / je weniger es sich zu bewegen vermochte. Vnd derohalben / ohn einiges nachdencken vnd muthmassung dieses beschehenen zusammenbindens / hielte ers vor rathsam / vor dißmahl still- vnnd inne zuhalten / vnd zuerwarten / biß entweder der Tag anbrechen / oder Rossübrall sich endlichen bewegen möchte. Vnd hielte gäntzlichen dafür / es rührte dieses auß einer andern Vrsach / als eben von des
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0233] vnd sein sehnliches Bitten vnd Flehen bey jhm verfangen vnd fruchten wolte / wurd er bey sich schlüssig / daß er sich seiner List vnd Kunst gebrauchen vnd seinen Herrn / so viel jhm jmmer müglich / vermittels deroselben dahin bringen vnd vervrsachen wolte / daß er mit seinem Fürnehmen biß zu anbrechung des Tages würde warten vnnd inhalten müssen. Diesem nun zufolg / in dem er dem Pferde den Gurt anmachte / bunde er gar leise vnd sachte / also / daß mans nicht gewahr wurde / mit seines Esels Halffter dem Rossübrall beyde Füsse zusammen / solcher massen / daß / als Don Kichote vermeinte vffzuseyn / konte er nicht / weiln das Pferd nicht anders / als nur mit gleichen Sprüngen vnd Vffhüpffen / sich zu regen oder zu bewegen vermochte. Da nun Santscho Panssa den glücklichen Fortgang seiner List vnd Verschlagenheit vermerckte / sprach er: Wolan / Herr / der Himmel selbs / als durch meine Thränen vnd sehnliches Bitten bewogen / hat versehen vnd gewolt / daß Rossübrall sich nicht bewegen kan. Vnnd daferrn jhr noch ferrner in ewrer Halßstarrigkeit fortfahren / jhm die Spohren geben vnd vff jhn zu schlagen werdet wollen / so werdet jhr nichts anders hierdurch außrichten / als nur dem Glück euch widerspenstig erzeigen / vnd / wie man zu sagen pflegt / wider den Stachel lecken. Don Kichote wurde hierdurch gantz verzagt / vnd je mehr er dem Pferde die Hacken in die Seiten setzte / je weniger es sich zu bewegen vermochte. Vnd derohalben / ohn einiges nachdencken vnd muthmassung dieses beschehenen zusammenbindens / hielte ers vor rathsam / vor dißmahl still- vnnd inne zuhalten / vnd zuerwarten / biß entweder der Tag anbrechen / oder Rossübrall sich endlichen bewegen möchte. Vnd hielte gäntzlichen dafür / es rührte dieses auß einer andern Vrsach / als eben von des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-08-21T09:01:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-08-21T09:01:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/233
Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/233>, abgerufen am 19.04.2024.