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Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

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vnrechts vnd vnbilligkeit / vnnd hiermit Ade / Gott befohlen: vnd last euch nur nicht entfallen / was jhr zugesagt vnd geschworen habt / bey straff gesprochenen Vrtheils.

Vnd in dem er diß sagte / gab er seinem Rossübral die Spohren vnd in geschwinder Eil kam er jhnen auß dem Gesicht. Der Bawer sah jhm wol vnd eben nach / so weit er vermochte / vnd als er merckte / daß er zum Holtze hinauß / vnnd schon nicht mehr zu sehen war / wendete er sich zu seinem Diener Andres vnnd sprach zu jhm: Kompt her / mein Sohn / denn ich wil euch zahlen / was ich euch schuldig bin / zufolge dem / als mir der Recher des Vnrechts befohlen hat. Diß schwer ich euch / sagt Andres / vnnd wie woltet jhr sonst dem Befehl des frommen Ritters nachkommen / welchem ich wünsche / daß er tausend Jahr leben möge / weil er so ein mannhaffter Ritter vnnd gewissenhaffter Richter ist. Vnd so wahr / als der heilige Kochus lebt / wo jhr mich nicht zahlt / sol er widerkommen / vnd vber euch außüben / was er gesagt hat. Ich schwere gleichsfalls auch / sprach der Bawer: aber vmb der Gunst vnd Liebe willen / so ich zu euch trage / wil ich die schuld steigern / auff daß auch die bezahlung euch zu gut wachse. Drauff fasset er jhn bey dem Arm / bund jhn wider an die Eiche / vnd gab jhm so viel Streiche / daß er jhn für todt liegen ließ. Rufft jetzo / sagt der Bawr / rufft nun / Herr Andres / dem Recher des Vnrechts. Jetzo werdet jhr sehen / wie so gar er das Vnrecht nicht reche / daß er vielmehr dessen Vrsach sey / vnd zu weiterer Vnbilligkeit anlaß gebe. Dann gleich deßwegen kompt mich eine Lust an / euch lebendig zu schinden / wie jhr euch befürchtet habt. Gleichwol band er jhn endlich wider loß / vnnd ließ jhm zu / daß er seinen Richter suchen möchte / das von jhm gesprochene Vrtheil ins werck zu setzen.

vnrechts vnd vnbilligkeit / vnnd hiermit Ade / Gott befohlen: vnd last euch nur nicht entfallen / was jhr zugesagt vnd geschworen habt / bey straff gesprochenen Vrtheils.

Vnd in dem er diß sagte / gab er seinem Rossübral die Spohren vnd in geschwinder Eil kam er jhnen auß dem Gesicht. Der Bawer sah jhm wol vnd eben nach / so weit er vermochte / vnd als er merckte / daß er zum Holtze hinauß / vnnd schon nicht mehr zu sehen war / wendete er sich zu seinem Diener Andres vnnd sprach zu jhm: Kompt her / mein Sohn / denn ich wil euch zahlen / was ich euch schuldig bin / zufolge dem / als mir der Recher des Vnrechts befohlen hat. Diß schwer ich euch / sagt Andres / vnnd wie woltet jhr sonst dem Befehl des frommen Ritters nachkommen / welchem ich wünsche / daß er tausend Jahr leben möge / weil er so ein mannhaffter Ritter vnnd gewissenhaffter Richter ist. Vnd so wahr / als der heilige Kochus lebt / wo jhr mich nicht zahlt / sol er widerkommen / vnd vber euch außüben / was er gesagt hat. Ich schwere gleichsfalls auch / sprach der Bawer: aber vmb der Gunst vnd Liebe willen / so ich zu euch trage / wil ich die schuld steigern / auff daß auch die bezahlung euch zu gut wachse. Drauff fasset er jhn bey dem Arm / bund jhn wider an die Eiche / vnd gab jhm so viel Streiche / daß er jhn für todt liegen ließ. Rufft jetzo / sagt der Bawr / rufft nun / Herr Andres / dem Recher des Vnrechts. Jetzo werdet jhr sehen / wie so gar er das Vnrecht nicht reche / daß er vielmehr dessen Vrsach sey / vnd zu weiterer Vnbilligkeit anlaß gebe. Dann gleich deßwegen kompt mich eine Lust an / euch lebendig zu schinden / wie jhr euch befürchtet habt. Gleichwol band er jhn endlich wider loß / vnnd ließ jhm zu / daß er seinen Richter suchen möchte / das von jhm gesprochene Vrtheil ins werck zu setzen.

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[52/0052] vnrechts vnd vnbilligkeit / vnnd hiermit Ade / Gott befohlen: vnd last euch nur nicht entfallen / was jhr zugesagt vnd geschworen habt / bey straff gesprochenen Vrtheils. Vnd in dem er diß sagte / gab er seinem Rossübral die Spohren vnd in geschwinder Eil kam er jhnen auß dem Gesicht. Der Bawer sah jhm wol vnd eben nach / so weit er vermochte / vnd als er merckte / daß er zum Holtze hinauß / vnnd schon nicht mehr zu sehen war / wendete er sich zu seinem Diener Andres vnnd sprach zu jhm: Kompt her / mein Sohn / denn ich wil euch zahlen / was ich euch schuldig bin / zufolge dem / als mir der Recher des Vnrechts befohlen hat. Diß schwer ich euch / sagt Andres / vnnd wie woltet jhr sonst dem Befehl des frommen Ritters nachkommen / welchem ich wünsche / daß er tausend Jahr leben möge / weil er so ein mannhaffter Ritter vnnd gewissenhaffter Richter ist. Vnd so wahr / als der heilige Kochus lebt / wo jhr mich nicht zahlt / sol er widerkommen / vnd vber euch außüben / was er gesagt hat. Ich schwere gleichsfalls auch / sprach der Bawer: aber vmb der Gunst vnd Liebe willen / so ich zu euch trage / wil ich die schuld steigern / auff daß auch die bezahlung euch zu gut wachse. Drauff fasset er jhn bey dem Arm / bund jhn wider an die Eiche / vnd gab jhm so viel Streiche / daß er jhn für todt liegen ließ. Rufft jetzo / sagt der Bawr / rufft nun / Herr Andres / dem Recher des Vnrechts. Jetzo werdet jhr sehen / wie so gar er das Vnrecht nicht reche / daß er vielmehr dessen Vrsach sey / vnd zu weiterer Vnbilligkeit anlaß gebe. Dann gleich deßwegen kompt mich eine Lust an / euch lebendig zu schinden / wie jhr euch befürchtet habt. Gleichwol band er jhn endlich wider loß / vnnd ließ jhm zu / daß er seinen Richter suchen möchte / das von jhm gesprochene Vrtheil ins werck zu setzen.

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  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



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Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/52>, abgerufen am 16.04.2024.