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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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Il est bon de se choisir dans le passe des amis, qui
ne changent ni avec les annees ni avec les revolutions, ni
avec le malheur (s. Laboulaye), in den Büchern der Biblio-
philen oder (s. Wins) der Bibliomanen, und so lebt der Ge-
lehrte in seinem Studio mit den Edelsten der Geister, die
vor ihm auf der Erde erschienen, im trauten) Verkehr. Doch
wie viele ihrer auch zählen mögen in den Bänden an den
Wänden, wie verschwimmen diese Individuen in der Fluth
der Geschichte, die des Menschengeschlecht's Entwickelung
trägt! In den Wogen seiner Gedanken, wenn ringsum in
der Völkerkunde entfaltet, wird ein neues Leben schwellend
emportreiben, schwellend und erstarkend, je mehr die aus allen
Zonengürteln des Erdballs herbeiströmende Geistesnahrung
jeden Einzelnen mit durchwallt, in dem das Gesammte um-
schlingendem Bande.


In Nachstehendem noch einige Ergänzungen betreffs der Eheverhält-
nisse (und Anschliessendes) zu den früheren Behandlungen dieses Thema's
z. B. Zeitschrift für Ethnologie Bd. VI, S. 380; Bd. X, S. 43. Rechts-
verhältnisse (Berlin 1881) u. A. m.

abgeschieden seien, "the life of the inhabitants of which extends over
84,000 great Kalpas" (s. Beal), jede Mahakalpa (nach Remusat) zu 100 Qua-
drillionen Jahren gerechnet (obwohl dies bereits für ein Asankhya zu niedrig
gilt, und von solcher erst noch viere zu rechnen wären). Kraft seiner
so eben erlangten Allwissenheit erkannte Buddha weiter, dass nach Ab-
solvirung dieser Seeligkeitsperiode Udraka Ramaputra als Flederhund
(Pteropus javanicus) wiedergeboren werden würde, und, wenn diese Existenz
vorbei, in der Hölle, wogegen Alara Kalama, nachdem er 63,000 Maha-
kalpas die Seeligkeit der Arupa-Welten genossen, als König zur Erde
zurückzukehren habe, um nach Beendigung dieser Laufbahn, gleichfalls in
die Hölle zu stürzen. "Alas! alas! would that Alara had survived that he
might have heard the saving words of my law! alas! alas!" So ist mit
jeder Minute hauszuhalten, da der Unterschied zwischen heute und morgen
der einer Ewigkeit sein möchte. Das, in Ersparung rhetorischen Com-
mentar's, demonstriren ad oculos in den Sammlungen der Ethnologie einige
der im letzten Augenblick geglückten Rettungen, die freilich, so erfreulich
sie ihrerseits auch sind, gleichzeitig doch mit tiefstem Bedauern füllen
über das Viele, was unwiederbringlich bereits verloren gegangen und nie
wieder gewonnen werden kann, so lange diesmal die Erde sich dreht.

Il est bon de se choisir dans le passé des amis, qui
ne changent ni avec les années ni avec les revolutions, ni
avec le malheur (s. Laboulaye), in den Büchern der Biblio-
philen oder (s. Wins) der Bibliomanen, und so lebt der Ge-
lehrte in seinem Studio mit den Edelsten der Geister, die
vor ihm auf der Erde erschienen, im trauten) Verkehr. Doch
wie viele ihrer auch zählen mögen in den Bänden an den
Wänden, wie verschwimmen diese Individuen in der Fluth
der Geschichte, die des Menschengeschlecht’s Entwickelung
trägt! In den Wogen seiner Gedanken, wenn ringsum in
der Völkerkunde entfaltet, wird ein neues Leben schwellend
emportreiben, schwellend und erstarkend, je mehr die aus allen
Zonengürteln des Erdballs herbeiströmende Geistesnahrung
jeden Einzelnen mit durchwallt, in dem das Gesammte um-
schlingendem Bande.


In Nachstehendem noch einige Ergänzungen betreffs der Eheverhält-
nisse (und Anschliessendes) zu den früheren Behandlungen dieses Thema’s
z. B. Zeitschrift für Ethnologie Bd. VI, S. 380; Bd. X, S. 43. Rechts-
verhältnisse (Berlin 1881) u. A. m.

abgeschieden seien, „the life of the inhabitants of which extends over
84,000 great Kalpas“ (s. Beal), jede Mahakalpa (nach Remusat) zu 100 Qua-
drillionen Jahren gerechnet (obwohl dies bereits für ein Asankhya zu niedrig
gilt, und von solcher erst noch viere zu rechnen wären). Kraft seiner
so eben erlangten Allwissenheit erkannte Buddha weiter, dass nach Ab-
solvirung dieser Seeligkeitsperiode Udraka Ramaputra als Flederhund
(Pteropus javanicus) wiedergeboren werden würde, und, wenn diese Existenz
vorbei, in der Hölle, wogegen Alara Kalama, nachdem er 63,000 Maha-
kalpas die Seeligkeit der Arupa-Welten genossen, als König zur Erde
zurückzukehren habe, um nach Beendigung dieser Laufbahn, gleichfalls in
die Hölle zu stürzen. „Alas! alas! would that Alara had survived that he
might have heard the saving words of my law! alas! alas!“ So ist mit
jeder Minute hauszuhalten, da der Unterschied zwischen heute und morgen
der einer Ewigkeit sein möchte. Das, in Ersparung rhetorischen Com-
mentar’s, demonstriren ad oculos in den Sammlungen der Ethnologie einige
der im letzten Augenblick geglückten Rettungen, die freilich, so erfreulich
sie ihrerseits auch sind, gleichzeitig doch mit tiefstem Bedauern füllen
über das Viele, was unwiederbringlich bereits verloren gegangen und nie
wieder gewonnen werden kann, so lange diesmal die Erde sich dreht.
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[140/0174] Il est bon de se choisir dans le passé des amis, qui ne changent ni avec les années ni avec les revolutions, ni avec le malheur (s. Laboulaye), in den Büchern der Biblio- philen oder (s. Wins) der Bibliomanen, und so lebt der Ge- lehrte in seinem Studio mit den Edelsten der Geister, die vor ihm auf der Erde erschienen, im trauten) Verkehr. Doch wie viele ihrer auch zählen mögen in den Bänden an den Wänden, wie verschwimmen diese Individuen in der Fluth der Geschichte, die des Menschengeschlecht’s Entwickelung trägt! In den Wogen seiner Gedanken, wenn ringsum in der Völkerkunde entfaltet, wird ein neues Leben schwellend emportreiben, schwellend und erstarkend, je mehr die aus allen Zonengürteln des Erdballs herbeiströmende Geistesnahrung jeden Einzelnen mit durchwallt, in dem das Gesammte um- schlingendem Bande. **) In Nachstehendem noch einige Ergänzungen betreffs der Eheverhält- nisse (und Anschliessendes) zu den früheren Behandlungen dieses Thema’s z. B. Zeitschrift für Ethnologie Bd. VI, S. 380; Bd. X, S. 43. Rechts- verhältnisse (Berlin 1881) u. A. m. **) abgeschieden seien, „the life of the inhabitants of which extends over 84,000 great Kalpas“ (s. Beal), jede Mahakalpa (nach Remusat) zu 100 Qua- drillionen Jahren gerechnet (obwohl dies bereits für ein Asankhya zu niedrig gilt, und von solcher erst noch viere zu rechnen wären). Kraft seiner so eben erlangten Allwissenheit erkannte Buddha weiter, dass nach Ab- solvirung dieser Seeligkeitsperiode Udraka Ramaputra als Flederhund (Pteropus javanicus) wiedergeboren werden würde, und, wenn diese Existenz vorbei, in der Hölle, wogegen Alara Kalama, nachdem er 63,000 Maha- kalpas die Seeligkeit der Arupa-Welten genossen, als König zur Erde zurückzukehren habe, um nach Beendigung dieser Laufbahn, gleichfalls in die Hölle zu stürzen. „Alas! alas! would that Alara had survived that he might have heard the saving words of my law! alas! alas!“ So ist mit jeder Minute hauszuhalten, da der Unterschied zwischen heute und morgen der einer Ewigkeit sein möchte. Das, in Ersparung rhetorischen Com- mentar’s, demonstriren ad oculos in den Sammlungen der Ethnologie einige der im letzten Augenblick geglückten Rettungen, die freilich, so erfreulich sie ihrerseits auch sind, gleichzeitig doch mit tiefstem Bedauern füllen über das Viele, was unwiederbringlich bereits verloren gegangen und nie wieder gewonnen werden kann, so lange diesmal die Erde sich dreht.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/174>, abgerufen am 29.03.2024.