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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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anzunehmen -- nur deshalb: um im Kreise der vor¬
trefflichen Mimen der königlichen Bühne den Namen
Künstlerin zu erringen.

Wir heißen daher das junge, strebsame Talent
herzlich willkommen und stimmen freudigst dem herzlichen
Empfang, Beifall, Hervorruf bei ..."

Ich hatte zwei bescheidene Rollen gewählt: die Julia
in der "beschämten Eifersucht" und Rosine in "Jurist
und Bauer". Die kleinen Lustspiele wurden im über¬
füllten Opernhaus gegeben; die Annonce, daß der pen¬
sionirte Komiker Unzelmann, erster Gatte Friederike
Bethmann's und in Berlin wegen seiner launigen,
witzigen Einfälle sehr beliebt, den Rechenmeister Grübler
ausnahmsweise spielen würde, hatte das Interesse erhöht.

Nach dem Schluß der Vorstellung führte mich, auf
den Hervorruf, der schon 71jährige Liebling der Berliner
an der Hand vor. Gar hübsch beurtheilte ein Kritiker
andern Tags unser Danken ohne Worte: "Die liebliche
Rosine bot mit dem verehrten Veteranen das anschaulichste
Bild der auf- und untergehenden Künstlerlaufbahn.
Beide blieben stumm. Die junge Debütantin nahm wohl
aus Bescheidenheit nicht das Wort, und Unzelmann ver¬
mochte vor Rührung nicht zu sprechen ..."

In den "Quälgeistern" trat ich zunächst auf;
"Preziosa" war mein drittes Debüt! -- Alexander Wolff
spendete gleich seiner Gattin (Viarda) erfreuliches Lob,
und ich blieb auch im Besitz der geliebten Rolle; Preziosa
war der Glanzpunkt in meiner neuen Stellung.

anzunehmen — nur deshalb: um im Kreiſe der vor¬
trefflichen Mimen der königlichen Bühne den Namen
Künſtlerin zu erringen.

Wir heißen daher das junge, ſtrebſame Talent
herzlich willkommen und ſtimmen freudigſt dem herzlichen
Empfang, Beifall, Hervorruf bei …«

Ich hatte zwei beſcheidene Rollen gewählt: die Julia
in der »beſchämten Eiferſucht« und Roſine in »Juriſt
und Bauer«. Die kleinen Luſtſpiele wurden im über¬
füllten Opernhaus gegeben; die Annonce, daß der pen¬
ſionirte Komiker Unzelmann, erſter Gatte Friederike
Bethmann's und in Berlin wegen ſeiner launigen,
witzigen Einfälle ſehr beliebt, den Rechenmeiſter Grübler
ausnahmsweiſe ſpielen würde, hatte das Intereſſe erhöht.

Nach dem Schluß der Vorſtellung führte mich, auf
den Hervorruf, der ſchon 71jährige Liebling der Berliner
an der Hand vor. Gar hübſch beurtheilte ein Kritiker
andern Tags unſer Danken ohne Worte: »Die liebliche
Roſine bot mit dem verehrten Veteranen das anſchaulichſte
Bild der auf- und untergehenden Künſtlerlaufbahn.
Beide blieben ſtumm. Die junge Debütantin nahm wohl
aus Beſcheidenheit nicht das Wort, und Unzelmann ver¬
mochte vor Rührung nicht zu ſprechen …«

In den »Quälgeiſtern« trat ich zunächſt auf;
»Prezioſa« war mein drittes Debüt! — Alexander Wolff
ſpendete gleich ſeiner Gattin (Viarda) erfreuliches Lob,
und ich blieb auch im Beſitz der geliebten Rolle; Prezioſa
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[107/0135] anzunehmen — nur deshalb: um im Kreiſe der vor¬ trefflichen Mimen der königlichen Bühne den Namen Künſtlerin zu erringen. Wir heißen daher das junge, ſtrebſame Talent herzlich willkommen und ſtimmen freudigſt dem herzlichen Empfang, Beifall, Hervorruf bei …« Ich hatte zwei beſcheidene Rollen gewählt: die Julia in der »beſchämten Eiferſucht« und Roſine in »Juriſt und Bauer«. Die kleinen Luſtſpiele wurden im über¬ füllten Opernhaus gegeben; die Annonce, daß der pen¬ ſionirte Komiker Unzelmann, erſter Gatte Friederike Bethmann's und in Berlin wegen ſeiner launigen, witzigen Einfälle ſehr beliebt, den Rechenmeiſter Grübler ausnahmsweiſe ſpielen würde, hatte das Intereſſe erhöht. Nach dem Schluß der Vorſtellung führte mich, auf den Hervorruf, der ſchon 71jährige Liebling der Berliner an der Hand vor. Gar hübſch beurtheilte ein Kritiker andern Tags unſer Danken ohne Worte: »Die liebliche Roſine bot mit dem verehrten Veteranen das anſchaulichſte Bild der auf- und untergehenden Künſtlerlaufbahn. Beide blieben ſtumm. Die junge Debütantin nahm wohl aus Beſcheidenheit nicht das Wort, und Unzelmann ver¬ mochte vor Rührung nicht zu ſprechen …« In den »Quälgeiſtern« trat ich zunächſt auf; »Prezioſa« war mein drittes Debüt! — Alexander Wolff ſpendete gleich ſeiner Gattin (Viarda) erfreuliches Lob, und ich blieb auch im Beſitz der geliebten Rolle; Prezioſa war der Glanzpunkt in meiner neuen Stellung.

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/135>, abgerufen am 23.04.2024.