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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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Beschreibung deß Tempels der Göttin Dianae zu Articomae, da ein Warsagung war.

ES war in der Statt Articomae ein Tempel gar herrlich vnnd scheinbar/ der Jäger Göttin Dianae geheiliget/ in welchem in der mitten jhr Bildnuß vom allerbesten Gold gemacht oder gegossen war/ welche Figur einen bogen außspannet/ vnd vnter jren Füssen war ein klarer Agstein auß der Erden gesprungen/ die fast weit schienen zu fliessen/ daß sie ein Bächlein machten/ in welchem sich die Wunderwerck erregten. Jhre Tugendt aber war das / wo jrgendt eine war/ stunde die gülden Figur still/ vnd also regt sich auch das Wasser oder Loch nicht/ vnd die Jungfraw schwebet oben auff dem Wasserloch/ gleich als Gallenäpffel/ wo aber eine war/ welche die Göttin schmähen oder spotten wolte/ von dem Stral Cupidinis, oder der Gunst Veneris vberwunden/ vnnd also vor der Einfältigkeit deß Volcks jhre Scham mit dieser probierung bedecken wolte/ solcher Sünde kondte Diana kein Deckel seyn/ (dann sie ein Göttin der Jungfrawschafft ist) sondern als bald in einem Grimm erzitterte diese güldene Figur/ vnd erzeigte sich mit dem Boltz/ welcher auff dem Bogen stehet/ das Mägdlein vmbzubringen/ dessen sich dann das Mägdlein entsetzet/ vnd als bald im hindersich weichen sammt dem Krantz ins Wasser fällt / welchen sie nachmals nicht ereylen mag/ an welchem Zeichen alle Vmbständer eigentlich merckten/ daß diese mit Betrug die Menschen vberwunden het/ wo nicht die Göttin solches vernichtete/ Eustachius Philosophus in der Historien von stätter Lieb deß Ismenij vnd Ismene im achten Buch.

Ferrner von der Diana wirdt registriere im Canonischen Rechten/ in Decretis 26. quaest. 5. can. Episcopi, also: Non est omittendum quod quaedam sceleratae mulieres retro post Satanam conuersae demonum illusionibus & phantasmatibus seductae credant, & confitentur se cum Diana nocturnis horis Dea paganorun vel cum Herodiade, vel cun innumera multitudine mulierun equitare super quasdam bestias & multarun terrarum spacia intempestae noctis silentio pertransire, eiusque iussionibus obedire velut dominae, &c. das ist/ Es ist nicht zu verbergen/ dz etliche böse vnd schändliche Weiber/ in verkehrten Sinn durch den Sathan gesetzet/ durch deß Teuffels List vnnd Trug verführet/ glauben vnnd bekennen/ daß sie zu nächtlicher weil mit der Heydnischen Göttin Diana, oder mit der Herodiade/ sampt einer grossen menge Weiber/ auff etlichen Thieren reitendt/ vnnd in der finstere stille Nacht viel Länder durchreysen/ vnd jhrem Geheiß/ als einer Frauwen vnd Herrin obediren vnnd Gehorsamleisten/ sc. Dann sie sagen/ daß die Heerführe-

Beschreibung deß Tempels der Göttin Dianae zu Articomae, da ein Warsagung war.

ES war in der Statt Articomae ein Tempel gar herrlich vnnd scheinbar/ der Jäger Göttin Dianae geheiliget/ in welchem in der mitten jhr Bildnuß vom allerbesten Gold gemacht oder gegossen war/ welche Figur einen bogen außspannet/ vnd vnter jren Füssen war ein klarer Agstein auß der Erden gesprungen/ die fast weit schienen zu fliessen/ daß sie ein Bächlein machten/ in welchem sich die Wunderwerck erregten. Jhre Tugendt aber war das / wo jrgendt eine war/ stunde die gülden Figur still/ vnd also regt sich auch das Wasser oder Loch nicht/ vnd die Jungfraw schwebet oben auff dem Wasserloch/ gleich als Gallenäpffel/ wo aber eine war/ welche die Göttin schmähen oder spotten wolte/ von dem Stral Cupidinis, oder der Gunst Veneris vberwunden/ vnnd also vor der Einfältigkeit deß Volcks jhre Scham mit dieser probierung bedecken wolte/ solcher Sünde kondte Diana kein Deckel seyn/ (dann sie ein Göttin der Jungfrawschafft ist) sondern als bald in einem Grim̃ erzitterte diese güldene Figur/ vnd erzeigte sich mit dem Boltz/ welcher auff dem Bogen stehet/ das Mägdlein vmbzubringen/ dessen sich dann das Mägdlein entsetzet/ vnd als bald im hindersich weichen sam̃t dem Krantz ins Wasser fällt / welchen sie nachmals nicht ereylen mag/ an welchem Zeichen alle Vmbständer eigentlich merckten/ daß diese mit Betrug die Menschen vberwunden het/ wo nicht die Göttin solches vernichtete/ Eustachius Philosophus in der Historien von stätter Lieb deß Ismenij vnd Ismene im achten Buch.

Ferrner von der Diana wirdt registriere im Canonischen Rechten/ in Decretis 26. quaest. 5. can. Episcopi, also: Non est omittẽdum quod quaedam sceleratae mulieres retro post Satanam conuersae dęmonum illusionibus & phantasmatibus seductae credant, & confitentur se cum Diana nocturnis horis Dea paganorũ vel cum Herodiade, vel cũ innumera multitudine mulierũ equitare super quasdam bestias & multarũ terrarum spacia intempestae noctis silentio pertransire, eiusque iussionibus obedire velut dominae, &c. das ist/ Es ist nicht zu verbergen/ dz etliche böse vnd schändliche Weiber/ in verkehrten Sinn durch den Sathan gesetzet/ durch deß Teuffels List vnnd Trug verführet/ glauben vnnd bekennen/ daß sie zu nächtlicher weil mit der Heydnischen Göttin Diana, oder mit der Herodiade/ sampt einer grossen menge Weiber/ auff etlichen Thieren reitendt/ vnnd in der finstere stille Nacht viel Länder durchreysen/ vnd jhrem Geheiß/ als einer Frauwen vnd Herrin obediren vnnd Gehorsamleisten/ sc. Dann sie sagen/ daß die Heerführe-

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[569/0589] Beschreibung deß Tempels der Göttin Dianae zu Articomae, da ein Warsagung war. ES war in der Statt Articomae ein Tempel gar herrlich vnnd scheinbar/ der Jäger Göttin Dianae geheiliget/ in welchem in der mitten jhr Bildnuß vom allerbesten Gold gemacht oder gegossen war/ welche Figur einen bogen außspannet/ vnd vnter jren Füssen war ein klarer Agstein auß der Erden gesprungen/ die fast weit schienen zu fliessen/ daß sie ein Bächlein machten/ in welchem sich die Wunderwerck erregten. Jhre Tugendt aber war das / wo jrgendt eine war/ stunde die gülden Figur still/ vnd also regt sich auch das Wasser oder Loch nicht/ vnd die Jungfraw schwebet oben auff dem Wasserloch/ gleich als Gallenäpffel/ wo aber eine war/ welche die Göttin schmähen oder spotten wolte/ von dem Stral Cupidinis, oder der Gunst Veneris vberwunden/ vnnd also vor der Einfältigkeit deß Volcks jhre Scham mit dieser probierung bedecken wolte/ solcher Sünde kondte Diana kein Deckel seyn/ (dann sie ein Göttin der Jungfrawschafft ist) sondern als bald in einem Grim̃ erzitterte diese güldene Figur/ vnd erzeigte sich mit dem Boltz/ welcher auff dem Bogen stehet/ das Mägdlein vmbzubringen/ dessen sich dann das Mägdlein entsetzet/ vnd als bald im hindersich weichen sam̃t dem Krantz ins Wasser fällt / welchen sie nachmals nicht ereylen mag/ an welchem Zeichen alle Vmbständer eigentlich merckten/ daß diese mit Betrug die Menschen vberwunden het/ wo nicht die Göttin solches vernichtete/ Eustachius Philosophus in der Historien von stätter Lieb deß Ismenij vnd Ismene im achten Buch. Ferrner von der Diana wirdt registriere im Canonischen Rechten/ in Decretis 26. quaest. 5. can. Episcopi, also: Non est omittẽdum quod quaedam sceleratae mulieres retro post Satanam conuersae dęmonum illusionibus & phantasmatibus seductae credant, & confitentur se cum Diana nocturnis horis Dea paganorũ vel cum Herodiade, vel cũ innumera multitudine mulierũ equitare super quasdam bestias & multarũ terrarum spacia intempestae noctis silentio pertransire, eiusque iussionibus obedire velut dominae, &c. das ist/ Es ist nicht zu verbergen/ dz etliche böse vnd schändliche Weiber/ in verkehrten Sinn durch den Sathan gesetzet/ durch deß Teuffels List vnnd Trug verführet/ glauben vnnd bekennen/ daß sie zu nächtlicher weil mit der Heydnischen Göttin Diana, oder mit der Herodiade/ sampt einer grossen menge Weiber/ auff etlichen Thieren reitendt/ vnnd in der finstere stille Nacht viel Länder durchreysen/ vnd jhrem Geheiß/ als einer Frauwen vnd Herrin obediren vnnd Gehorsamleisten/ sc. Dann sie sagen/ daß die Heerführe-

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/589>, abgerufen am 24.04.2024.