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Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.

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CAPUT XXV.
der auch einmal gedencket Meister zu werden/
thuts/ sondern nur Holluncken/ die hernach im
Land herumb bettlen lauffen/ und nichts im
Maul/ und Beutel haben/ als ihre Handwercks
privilegia, und höchstschädliche Freyheiten/ sol-
chen Muthwillen nun/ solte man billig durch an-
dere Ordnungen abschaffen/ und die Ubertretter
ins Zuchthauß setzen/ ich sage nicht/ daß die Ge-
selleu nicht reisen/ noch wandern sollen/ sondern
daß sie nicht Macht haben ihrem Belieben nach
auf zuhüpfen/ und dem Meister alsobald den
Stuel vor die Thür setzen/ welches sie wol
würden bleiben lassen/ wann sie nicht ein
heimlicher propolat darzu animirte, das ist/
wann sie nicht wüsten alsobald anderwerts
Arbeit zu bekommen/ wann sie nur umbschi-
cken; dann das Abspannen deß Gesinds wider
das zehende Gebot/ ist leyder gar zu gemein
unter den Handwercksleuten/ in deme der
eine das gantze Hauß vol mit Gesellen hat/
der andere kaum einen bekommen kan/ wie-
wol nun etliche Handwercke selbsten gesehen/
daß es also nicht gut thut/ und dieser gestalt
ein Meister dem andern zu Trutz und Ver-
derben alle Gesellen durch Uberbiettung an
sich allein ziehen werde/ derhalben in ihren
Handwercks-Reguln gewisse Gesetze ge-
macht/ wieviel ein/ oder ander Meister Ge-
sellen fördern/ und halten darff/ so ist doch
diesem Werck und incommodo dardurch

noch

CAPUT XXV.
der auch einmal gedencket Meiſter zu werden/
thuts/ ſondern nur Holluncken/ die hernach im
Land herumb bettlen lauffen/ und nichts im
Maul/ und Beutel haben/ als ihre Handwercks
privilegia, und hoͤchſtſchaͤdliche Freyheiten/ ſol-
chẽ Muthwillen nun/ ſolte man billig durch an-
dere Ordnungen abſchaffen/ und die Ubertretter
ins Zuchthauß ſetzen/ ich ſage nicht/ daß die Ge-
ſelleu nicht reiſen/ noch wandern ſollen/ ſondern
daß ſie nicht Macht haben ihrem Belieben nach
auf zuhuͤpfen/ und dem Meiſter alſobald den
Stuel vor die Thuͤr ſetzen/ welches ſie wol
wuͤrden bleiben laſſen/ wann ſie nicht ein
heimlicher propolat darzu animirte, das iſt/
wann ſie nicht wuͤſten alſobald anderwerts
Arbeit zu bekommen/ wann ſie nur umbſchi-
cken; dann das Abſpannen deß Geſinds wider
das zehende Gebot/ iſt leyder gar zu gemein
unter den Handwercksleuten/ in deme der
eine das gantze Hauß vol mit Geſellen hat/
der andere kaum einen bekommen kan/ wie-
wol nun etliche Handwercke ſelbſten geſehen/
daß es alſo nicht gut thut/ und dieſer geſtalt
ein Meiſter dem andern zu Trutz und Ver-
derben alle Geſellen durch Uberbiettung an
ſich allein ziehen werde/ derhalben in ihren
Handwercks-Reguln gewiſſe Geſetze ge-
macht/ wieviel ein/ oder ander Meiſter Ge-
ſellen foͤrdern/ und halten darff/ ſo iſt doch
dieſem Werck und incommodo dardurch

noch
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[170/0196] CAPUT XXV. der auch einmal gedencket Meiſter zu werden/ thuts/ ſondern nur Holluncken/ die hernach im Land herumb bettlen lauffen/ und nichts im Maul/ und Beutel haben/ als ihre Handwercks privilegia, und hoͤchſtſchaͤdliche Freyheiten/ ſol- chẽ Muthwillen nun/ ſolte man billig durch an- dere Ordnungen abſchaffen/ und die Ubertretter ins Zuchthauß ſetzen/ ich ſage nicht/ daß die Ge- ſelleu nicht reiſen/ noch wandern ſollen/ ſondern daß ſie nicht Macht haben ihrem Belieben nach auf zuhuͤpfen/ und dem Meiſter alſobald den Stuel vor die Thuͤr ſetzen/ welches ſie wol wuͤrden bleiben laſſen/ wann ſie nicht ein heimlicher propolat darzu animirte, das iſt/ wann ſie nicht wuͤſten alſobald anderwerts Arbeit zu bekommen/ wann ſie nur umbſchi- cken; dann das Abſpannen deß Geſinds wider das zehende Gebot/ iſt leyder gar zu gemein unter den Handwercksleuten/ in deme der eine das gantze Hauß vol mit Geſellen hat/ der andere kaum einen bekommen kan/ wie- wol nun etliche Handwercke ſelbſten geſehen/ daß es alſo nicht gut thut/ und dieſer geſtalt ein Meiſter dem andern zu Trutz und Ver- derben alle Geſellen durch Uberbiettung an ſich allein ziehen werde/ derhalben in ihren Handwercks-Reguln gewiſſe Geſetze ge- macht/ wieviel ein/ oder ander Meiſter Ge- ſellen foͤrdern/ und halten darff/ ſo iſt doch dieſem Werck und incommodo dardurch noch

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/196>, abgerufen am 28.03.2024.