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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682.

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Mitten ein hängendes Fluß-Bette/ da das
Wasser mit grosser Gewalt und Schwäl-
lung durch lieff/ und viel Räder nacheinan-
der treiben kunt/ wie man sonst mit grossem
Kosten die Wasser Währ schlagen muß:
das Concept war gut/ der Effect war gut/
und that viel Monath seine Prob/ niemand
aber wolte helffen/ der gute Mann hat kein
Geld/ das Werck zu secundiren/ also wurd
sein Machina leck und sunck/ und ist nichts
mehr darvon übrig zur Gedächtnus/ als dz
mans zu Mayntz deß Joachim Göhnholtz
Archa Noe nennt. Er war von Cölln/ und
doch sonsten ein ingenioser Mann/ der zwar
nichts studirt hat: er banete die Schiff bruck
zu: Mayntz auf ein sonderliche Weiß/ er
machte eine Ochsen-Mühl/ und lehrete die
Ochsen in einem Cran Rad gehen/ that
darmit grossen Gewalt/ und er inventirte
tausend Malter/ deß allerfeinsten Meels/ in
24. Stunden ohne einig Mühlwerck zu ma-
chen/ hierzu gehört die also genannte Schot-
tische
Follou oder Narrheit/ welche vor et-
lichen Jahren hier auf der Tembs gestan-
den/ war ein Lust Hauß schön gebauet/
stunde auf etlichen Schiffen/ war wie ein Pa-
latiun
an zuschauen/ hat schöne Zimmer/ und

Cam-

Mitten ein haͤngendes Fluß-Bette/ da das
Waſſer mit groſſer Gewalt und Schwaͤl-
lung durch lieff/ und viel Raͤder nacheinan-
der treiben kunt/ wie man ſonſt mit groſſem
Koſten die Waſſer Waͤhr ſchlagen muß:
das Concept war gut/ der Effect war gut/
und that viel Monath ſeine Prob/ niemand
aber wolte helffen/ der gute Mann hat kein
Geld/ das Werck zu ſecundiren/ alſo wurd
ſein Machina leck und ſunck/ und iſt nichts
mehr darvon uͤbrig zur Gedaͤchtnus/ als dz
mans zu Mayntz deß Joachim Goͤhnholtz
Archa Noe nennt. Er war von Coͤlln/ und
doch ſonſten ein ingenioſer Mann/ der zwar
nichts ſtudirt hat: er banete die Schiff bruck
zu: Mayntz auf ein ſonderliche Weiß/ er
machte eine Ochſen-Muͤhl/ und lehrete die
Ochſen in einem Cran Rad gehen/ that
darmit groſſen Gewalt/ und er inventirte
tauſend Malter/ deß allerfeinſten Meels/ in
24. Stunden ohne einig Muͤhlwerck zu ma-
chen/ hierzu gehoͤrt die alſo genañte Schot-
tiſche
Follou oder Narrheit/ welche vor et-
lichen Jahren hier auf der Tembs geſtan-
den/ war ein Luſt Hauß ſchoͤn gebauet/
ſtunde auf etlichen Schiffen/ war wie ein Pa-
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[153[152]/0175] Mitten ein haͤngendes Fluß-Bette/ da das Waſſer mit groſſer Gewalt und Schwaͤl- lung durch lieff/ und viel Raͤder nacheinan- der treiben kunt/ wie man ſonſt mit groſſem Koſten die Waſſer Waͤhr ſchlagen muß: das Concept war gut/ der Effect war gut/ und that viel Monath ſeine Prob/ niemand aber wolte helffen/ der gute Mann hat kein Geld/ das Werck zu ſecundiren/ alſo wurd ſein Machina leck und ſunck/ und iſt nichts mehr darvon uͤbrig zur Gedaͤchtnus/ als dz mans zu Mayntz deß Joachim Goͤhnholtz Archa Noe nennt. Er war von Coͤlln/ und doch ſonſten ein ingenioſer Mann/ der zwar nichts ſtudirt hat: er banete die Schiff bruck zu: Mayntz auf ein ſonderliche Weiß/ er machte eine Ochſen-Muͤhl/ und lehrete die Ochſen in einem Cran Rad gehen/ that darmit groſſen Gewalt/ und er inventirte tauſend Malter/ deß allerfeinſten Meels/ in 24. Stunden ohne einig Muͤhlwerck zu ma- chen/ hierzu gehoͤrt die alſo genañte Schot- tiſche Follou oder Narrheit/ welche vor et- lichen Jahren hier auf der Tembs geſtan- den/ war ein Luſt Hauß ſchoͤn gebauet/ ſtunde auf etlichen Schiffen/ war wie ein Pa- latiũ an zuſchauen/ hat ſchoͤne Zimmer/ und Cam-

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 153[152]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/175>, abgerufen am 20.04.2024.