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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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ernten, den Ihre aufopfernde Treue verdient. Und ich selbst werde Sie Beide geleiten, so weit es mir irgend möglich ist. -- Alles Gold, was der Prinz bei sich trug, vertheilte er an Sophie und an Anges; jubelnd empfing das Kind die blanken Bilder vieler geharnischter Ritter, nagelneu aus der Münze zu Amsterdam hervorgegangen, als angenehmes Spielzeug. Anges fand keine Gründe, das Erbieten des Prinzen zurückzuweisen, dasselbe kam ihren Wünschen ganz entgegen, denn nach der Heimath, der schönen, gemüthvollen, geliebten deutschen Heimath sehnte sich ihr ganzes Herz.

Die Kriegshelden hatten mittlerweile den gegen sie durch Windt aufgefahrenen Flaschen-Batterien sehr bedeutende Niederlagen beigebracht. Die meisten der Geschosse waren vorläufig völlig unbrauchbar gemacht und viele insofern vernagelt worden, als ihr Inhalt bis zur Nagelprobe ausgeleert war, so daß es ganz unmöglich war, aus ihnen in dem Zustande, in welchem sie sich gegenwärtig befanden, noch einmal Feuer zu geben. Windt hatte sich glänzend bewährt, auch in diesen Stücken, und allerseits ward ihm das freudige Anerkenntniß, daß er zum Siege des heutigen Tages das Meiste, ja eigentlich Alles, beigetragen habe. Er empfing daher das volle Lob nicht nur eines, sondern aller Chefs, die hier versammelt waren, und wenn er weder an diesem Tage, wie auch an keinem sonstigen einen Orden empfing, so fehlte es doch nicht an Ordres, lauten und geheimen, und er konnte seelenvergnügt und aufathmend seine drei Kreuze schlagen, als der letzte der fürstlichen und prinzlichen Gäste aus dem Thor des Kastells geritten und über die Zugbrücke hinüber war.

Es war angeordnet, daß eine bedeutende Schutzmannschaft im Kastell Doorwerth verbleibe, welcher aus guten und freundlichen Gründen der Erbherr auch einen Theil seiner Leute zugesellte und sie unter die Befehle von Ludwig und Leonardus stellte. Diesen Freunden stand nach dem, was vorgegangen war, die Trennung von Anges aufs Neue, ja vielleicht auf immer bevor, wenn nicht Anges die Nachrichten empfing, auf die sie hoffte, oder ihre Liebe zu Leonardus so mächtig war, daß sie jedes Hinderniß ohne Rücksicht brach.

Jener Prinz, Sophiens erlauchter Vater, dem Alles daran gelegen war, sein Kind zu sichern und dasselbe vom bedrohlichen Schauplatz des Krieges zu entfernen, führte für die drei in Liebe und Freundschaft

ernten, den Ihre aufopfernde Treue verdient. Und ich selbst werde Sie Beide geleiten, so weit es mir irgend möglich ist. — Alles Gold, was der Prinz bei sich trug, vertheilte er an Sophie und an Angés; jubelnd empfing das Kind die blanken Bilder vieler geharnischter Ritter, nagelneu aus der Münze zu Amsterdam hervorgegangen, als angenehmes Spielzeug. Angés fand keine Gründe, das Erbieten des Prinzen zurückzuweisen, dasselbe kam ihren Wünschen ganz entgegen, denn nach der Heimath, der schönen, gemüthvollen, geliebten deutschen Heimath sehnte sich ihr ganzes Herz.

Die Kriegshelden hatten mittlerweile den gegen sie durch Windt aufgefahrenen Flaschen-Batterien sehr bedeutende Niederlagen beigebracht. Die meisten der Geschosse waren vorläufig völlig unbrauchbar gemacht und viele insofern vernagelt worden, als ihr Inhalt bis zur Nagelprobe ausgeleert war, so daß es ganz unmöglich war, aus ihnen in dem Zustande, in welchem sie sich gegenwärtig befanden, noch einmal Feuer zu geben. Windt hatte sich glänzend bewährt, auch in diesen Stücken, und allerseits ward ihm das freudige Anerkenntniß, daß er zum Siege des heutigen Tages das Meiste, ja eigentlich Alles, beigetragen habe. Er empfing daher das volle Lob nicht nur eines, sondern aller Chefs, die hier versammelt waren, und wenn er weder an diesem Tage, wie auch an keinem sonstigen einen Orden empfing, so fehlte es doch nicht an Ordres, lauten und geheimen, und er konnte seelenvergnügt und aufathmend seine drei Kreuze schlagen, als der letzte der fürstlichen und prinzlichen Gäste aus dem Thor des Kastells geritten und über die Zugbrücke hinüber war.

Es war angeordnet, daß eine bedeutende Schutzmannschaft im Kastell Doorwerth verbleibe, welcher aus guten und freundlichen Gründen der Erbherr auch einen Theil seiner Leute zugesellte und sie unter die Befehle von Ludwig und Leonardus stellte. Diesen Freunden stand nach dem, was vorgegangen war, die Trennung von Angés aufs Neue, ja vielleicht auf immer bevor, wenn nicht Angés die Nachrichten empfing, auf die sie hoffte, oder ihre Liebe zu Leonardus so mächtig war, daß sie jedes Hinderniß ohne Rücksicht brach.

Jener Prinz, Sophiens erlauchter Vater, dem Alles daran gelegen war, sein Kind zu sichern und dasselbe vom bedrohlichen Schauplatz des Krieges zu entfernen, führte für die drei in Liebe und Freundschaft

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[198/0202] ernten, den Ihre aufopfernde Treue verdient. Und ich selbst werde Sie Beide geleiten, so weit es mir irgend möglich ist. — Alles Gold, was der Prinz bei sich trug, vertheilte er an Sophie und an Angés; jubelnd empfing das Kind die blanken Bilder vieler geharnischter Ritter, nagelneu aus der Münze zu Amsterdam hervorgegangen, als angenehmes Spielzeug. Angés fand keine Gründe, das Erbieten des Prinzen zurückzuweisen, dasselbe kam ihren Wünschen ganz entgegen, denn nach der Heimath, der schönen, gemüthvollen, geliebten deutschen Heimath sehnte sich ihr ganzes Herz. Die Kriegshelden hatten mittlerweile den gegen sie durch Windt aufgefahrenen Flaschen-Batterien sehr bedeutende Niederlagen beigebracht. Die meisten der Geschosse waren vorläufig völlig unbrauchbar gemacht und viele insofern vernagelt worden, als ihr Inhalt bis zur Nagelprobe ausgeleert war, so daß es ganz unmöglich war, aus ihnen in dem Zustande, in welchem sie sich gegenwärtig befanden, noch einmal Feuer zu geben. Windt hatte sich glänzend bewährt, auch in diesen Stücken, und allerseits ward ihm das freudige Anerkenntniß, daß er zum Siege des heutigen Tages das Meiste, ja eigentlich Alles, beigetragen habe. Er empfing daher das volle Lob nicht nur eines, sondern aller Chefs, die hier versammelt waren, und wenn er weder an diesem Tage, wie auch an keinem sonstigen einen Orden empfing, so fehlte es doch nicht an Ordres, lauten und geheimen, und er konnte seelenvergnügt und aufathmend seine drei Kreuze schlagen, als der letzte der fürstlichen und prinzlichen Gäste aus dem Thor des Kastells geritten und über die Zugbrücke hinüber war. Es war angeordnet, daß eine bedeutende Schutzmannschaft im Kastell Doorwerth verbleibe, welcher aus guten und freundlichen Gründen der Erbherr auch einen Theil seiner Leute zugesellte und sie unter die Befehle von Ludwig und Leonardus stellte. Diesen Freunden stand nach dem, was vorgegangen war, die Trennung von Angés aufs Neue, ja vielleicht auf immer bevor, wenn nicht Angés die Nachrichten empfing, auf die sie hoffte, oder ihre Liebe zu Leonardus so mächtig war, daß sie jedes Hinderniß ohne Rücksicht brach. Jener Prinz, Sophiens erlauchter Vater, dem Alles daran gelegen war, sein Kind zu sichern und dasselbe vom bedrohlichen Schauplatz des Krieges zu entfernen, führte für die drei in Liebe und Freundschaft

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/202>, abgerufen am 29.03.2024.